E-Book, Deutsch, 125 Seiten
Reihe: Digital Edition
Graff www.lovergesucht.de
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7337-8810-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 125 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-8810-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Oliver ist ein Traummann! Beim dritten Date landet Eva mit ihm im Bett - das muss sie unbedingt ihrem geheimnisvollen Chatpartner berichten, der in den letzten Wochen ihr engster Vertrauter geworden ist. Sie ahnt nicht, wem sie da ihr Herz im Internet ausschüttet ...
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Chat-Mail an Baby27 von Froggy32: Hey, süße Maus. Habe noch lange an dich gedacht gestern. Was hältst du von Tom Jones? Gehen wir zusammen aufs Konzert? Oder machst du wieder einen Rückzieher? Meld dich mal nach der Arbeit. Kuss, Frog.
Eva drückte „Delete“ und loggte sich aus. Dieser Froggy32 war ihr zu aufdringlich. Aber immerhin hatten seine E-Mails schon einen guten Abschnitt ihrer Reportage über Single-Börsen im Internet gefüllt. Der einsame Froggy, der sie zu allen Ü30-Partys der letzten vier Wochen in Frankfurt und Umgebung mitschleppen wollte. Immer das Gleiche. Wenn der Artikel der Redaktion gefallen und hoffentlich veröffentlicht würde, müsste Eva wahrscheinlich auswandern. Bei all dem, was sie über die einsamen Männer im Internet bereits herausgefunden hatte.
Sie ließ den Mauszeiger über den Bildschirm wandern und klappte ihr Favoriten-Menu auf. Von den insgesamt sechzehn Singlebörsen, bei denen sie sich angemeldet hatte, musste sie noch vier abarbeiten. Meistens fand sie in jedem ihrer Postfächer über zehn Nachrichten am Tag. Eine höllische Arbeit.
Chat-Mail von Osterhasi: Hatte gestern keine Zeit, Dir zu antworten. Musste meine CD-Sammlung sortieren, weil ich nächste Woche ein Date mit einer interessanten Frau habe. Da sollte ich die einschlägigen Scheiben griffbereit halten. Neidisch? :-) Liebe Grüße, Osterhasi
Ja, in der Tat. Eva war neidisch. Im Gegensatz zu ihr schien Osterhasi bei den Singlebörsen tatsächlich ab und zu nette Leute zu treffen. Okay, immerhin hatte sie auch ihn vor ein paar Monaten im Internet getroffen. Sie hatten sich auf Anhieb prächtig verstanden, und seitdem pflegten sie ihre Freundschaft durch regelmäßigen E-Mail-Kontakt. Allerdings waren sie sich schnell einig gewesen: Sie wollten sich niemals persönlich gegenüberstehen. Und auch keine Bilder tauschen. Osterhasi war der Meinung, dass man sich nie mit einer Frau verabreden sollte, mit der man auf die Entfernung so blendend auskam. Sonst würde sie womöglich tags darauf gar nicht mehr aus dem Bett verschwinden, man hätte zwei Wochen lang noch richtig Spaß, und dann käme das große Erwachen mit Sprüchen wie: „Schatz, was bist du denn so komisch?“ oder „Schatz, warum willst du nicht zum dritten Mal mit mir den neuen Film mit Brad Pitt im Kino ansehen?“. Das fand Eva auch. Es quatschte sich einfach besser über Intimitäten und Blödsinn, wenn man den anderen nie zu Gesicht bekam. Deshalb verabredete Osterhasi sich niemals mit ihr, sondern nur mit anderen Frauen aus dem Internet, die zwar „interessant“ waren, aber niemals den Status von Baby27 erreichen konnten. Eva grinste.
„Na, Schneckchen, was tut sich bei Baby27?“ Evas Mitbewohner Bernd beugte sich über ihre Schulter und glotzte auf den Bildschirm. „Ah, hier! Klick den mal an, der sieht doch super aus“, kommentierte er übertrieben fachmännisch, um gleich darauf in schallendes Gelächter auszubrechen.
Eva amüsierte sich. „Ja, tatsächlich. Hübsche Nase hat der Kleine“, sagte sie schmunzelnd. Sie klickte auf das Foto, das sich sofort über den ganzen Bildschirm ausbreitete.
„Oh, wohl eine Nummer zu groß für dich“, hustete Bernd, der sich vor Lachen an seinem Apfel verschluckt hatte. „Was schreibt er denn?“
Eva setzte sich aufrecht hin und las theatralisch die Botschaft von Hungry_Boy21 vor: „Die Beschreibung von dir klingt richtig süß, Baby27. Wenn es dir nichts ausmacht, dass ich etwas jünger bin als du, zeige ich dir, was Liebe alles bedeuten kann.“ Sie drehte sich grinsend zu Bernd um. Der hatte das Gesicht zu einer übertrieben ernsten Miene verzogen und zog anerkennend die Augenbrauen hoch. „Wie hast du dich denn beschrieben? Scheint ja gut anzukommen.“
„Das Übliche eben. Blonde Haare, sportlich, humorvoll.“
„Ist ja nicht gerade sehr aussagekräftig“, schmunzelte Bernd.
„Ja, ich habe natürlich noch ein paar Kleinigkeiten dabei stehen. Braune Augen, eins siebzig groß. Vorliebe für Johnny Cash, Lieblingsfarbe grün und so weiter.“
Bernd lachte. „Du hast aber nicht reingeschrieben, dass du Sonnenbrillen sammelst und die ganze Wohnung mit Tierpostern tapezierst, oder?“
„Natürlich nicht! Was soll ich dem Typen jetzt schreiben?“, fragte Eva und schlug mit der flachen Hand auf Bernds Schenkel, der breitbeinig neben ihr stand.
„Hey Hungry_Boy21“, begann Bernd zu diktieren. „Nein, es macht mir überhaupt nichts aus, dass du jünger bist als ich. Schließlich bin ich in einem Alter, in dem man durchaus auch mal die jugendliche Frische von standhaften jungen Männern zu schätzen weiß“, säuselte er mit spitzem Mund.
Eva ballte die Hand zur Faust und gab ihrem Mitbewohner einen heftigen Knuff. „Ach, du Idiot“, antwortete sie lachend. „Ich werde den armen Kerl aus der Liste kicken. Ist nicht meine Preisklasse.“
Bernd wurde ernst. „Ja, Herzchen, übernimmst du dich nicht mit dem Job? Such dir doch lieber was Richtiges. Ich meine, so einen feurigen Lover für zwischendurch oder wenigstens was Bodenständiges. Du hebst total ab, seit du an dieser Single-Reportage arbeitest.“
Eva sah ihn böse an. „Wieso abheben? Du hast doch hier auch schon seit Wochen deinen Spaß.“
„Klar hab ich den. Ich meine nur, dein letztes Date war ja nicht gerade ergiebig. Wenn du mit diesem Cyber-Kram aufhören würdest und einen stinkreichen Milliardärssohn an Land ziehen könntest, dann würdest du dir diese langweiligen Typen sparen und könntest für den Rest deines Lebens Caipirinha trinkend auf einer weißen Yacht über die Weltmeere schippern oder wenigstens zur Entspannung Nackt-Yoga-Kurse besuchen oder so.“
„Du hörst Dich an wie meine Mutter“, meinte Eva. „Abgesehen vom Nackt-Yoga. Hör auf mich abzulenken. Ich muss mich hier noch eine Weile durchklicken. Vergiss nicht, ich verdiene damit unsere halbe Miete! Was macht eigentlich Hamsterbacke?“
Bernds Miene verfinsterte sich augenblicklich so schrecklich, dass Eva vermutete, gleich könne ein vernichtender Blitz sie auf ihrem Schreibtischstuhl treffen und zu einem krümeligen Aschehaufen verbrennen.
„Nenn sie nicht Hamsterbacke!“, befahl er streng.
„Wieso? Du hast sie anfangs auch immer so genannt“, gab Eva beleidigt zurück. „Außerdem hast du selbst gesagt: Männer denken nur an das Eine. Wer kann denn da ahnen, dass du ausgerechnet diese Hamsterbacke für eine dauerhafte Geschichte auswählen würdest?“ Sie lächelte, um die akut gewittrige Atmosphäre zu lockern.
Eigentlich war Bernd gar nicht so spießig. Der Anblick eines panierten Schnitzels erinnerte Bernd zum Beispiel irgendwie an Sex. Alles erinnerte ihn an Sex. Immer. Ein Gummibaum, ein Wollknäuel, ein weißer Strand, ein Hochhaus. Ganz klar: Das war Sex.
Als Eva ihn darauf hingewiesen hatte, dass nicht jeder Gegenstand dieses Planeten zwingend etwas mit Sex zu tun haben musste, hatte er sich verteidigt: „Jeder Mann denkt so!“ Und sie sei weltfremd und hysterisch.
Eva hatte versucht, den Sex in Gummibäumen und Fahrrädern zu erkennen. Sie suchte die Erotik an Computertastaturen und Kugelschreibern. Ihre Kartoffeln schälte sie aufmerksam und sinnlich. Aber sie konnte den Sex nicht entdecken.
Mit der Zeit wurde ihr klar, warum sie nie einen Mann finden würde. Aber Bernd hatte sie beruhigt und versichert, es sei ja eine Ausnahme, dass Männer so offen gegenüber Frauen seien. Sicherlich würde ihr kein Mann jemals so direkt sagen, was ihn alles an Sex erinnere. Sie solle sich einfach nicht so anstellen, dann würde sie bald den Passenden finden.
Das war vor zwei Jahren gewesen. Inzwischen war Eva überzeugte Single-Frau. Nicht auszudenken, jeden Morgen neben demselben zerknautschten Mann mit demselben widerlichen Mundgeruch aufzuwachen. Und gemeinsame Aktivitäten beschränkten sich bei solchen zerknautschten Männern dann schnell nur noch auf Kino – einmal im Jahr. Alle sechs Monate oder so würde man gemeinsam zu einem befreundeten Paar gehen, um sich dort gegenseitig langweilige Fotos von langweiligen Urlauben zu zeigen. Darin war Eva leider nur zu erfahren. Ihre letzte Beziehung hatte alle diese Phasen durchlaufen. Sie hatte der Zweisamkeit abgeschworen und genoss es, sich beruflich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. In mehreren Klatschspalten verschiedener Magazine hatte sie inzwischen nette Geschichten untergebracht. Nach und nach konnte sie von den paar Cent pro Zeile sogar leben. Ihr Mitbewohner Bernd hatte sich daran gewöhnt, dass Evas Meinung über Männer stetig immer weiter gegen null tendierte. Eigentlich waren sie ein gutes Team. Nur jetzt schien Bernd tödlich beleidigt zu sein.
„Ich bin immer noch ein richtiger Mann und denke immer noch dauernd an Sex. Aber wenn der Sex mit einer Frau gut ist, dann wird man sie ja mal öfter treffen können als für einen One-Night-Stand, oder?“ Er drehte sich um und schnappte seine Ledertasche, die aussah, als wären in den letzten zwei Jahren mindestens vierundzwanzig LKW darüber gefahren.
„Wo gehst du hin?“, fragte Eva.
„Zur Hamsterbacke“, warf Bernd ihr entgegen.
„Ich kann dir meinen Keith-Rowling-Rucksack ausleihen“, bemerkte Eva spitz. „Deine Ledertasche weckt zwar nostalgische Gefühle, aber ich befürchte, dass sie jeden erotischen Ansatz im Keime ersticken wird.“
„Sie will ja mit mir ins Bett, und nicht mit meiner Tasche“, fauchte Bernd, der bereits die Türklinke in der Hand hatte.
„Dein Problem. Du...