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Graeber | Die ultimative heimliche Wahrheit der Welt ... | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Graeber Die ultimative heimliche Wahrheit der Welt ...


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-608-12482-8
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-608-12482-8
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



David Graebers Vermächtnis »Die ultimative heimliche Wahrheit der Welt besteht darin, dass wir selbst die Welt gestalten und sie genauso gut anders gestalten könnten.« Kaum jemand dachte so frei, kaum jemand schrieb so geistreich gegen den Kapitalismus und die aus ihm erwachsene Unfreiheit an: David Graeber gehört zu den radikalsten Denkern der letzten Jahrzehnte. Dieser Band versammelt 18 so überraschende wie intellektuell anregende Texte zu seinen wichtigsten Themen - die Essenz seines Schaffens und sein geistiges Vermächtnis. Warum akzeptieren wir Ungleichheit? Wieso sehen wir gesellschaftliche Hierarchien als gegeben an? Und warum nehmen wir die Ausbeutung durch den Kapitalismus einfach so hin? Der international anerkannte Anthropologe und Bestsellerautor David Graeber machte es sich zur Lebensaufgabe, die Widersprüche unserer Gesellschaft und deren Wurzeln schonungslos zu offenbaren. Durch seine scharfsinnig verfassten und gegen den Strich gebürsteten Publikationen hat er ein ganz neues Denken in die Mitte der Diskussionen getragen und unzählige Debatten befeuert. Diese Sammlung seiner bedeutendsten und teils bislang unveröffentlichten Essays sprüht förmlich vom Geist, der unwiderstehlichen Suggestion und dem überraschenden Witz Graebers. Die Auswahl, ergänzt um Interviews mit Thomas Piketty und Hannah Appel, umfasst alle Themen seines bedeutenden Werks: Antikapitalismus, soziale Ungleichheit, radikale Demokratie, Anarchie und grenzenlose Freiheitsliebe.

David Graeber  (1961-2020) war Professor für Anthropologie an der London School of Economics und Autor der Weltbestseller »Schulden«, »Bullshit Jobs« und »Bürokratie« und Vordenker von »Occupy Wall Street«. Völlig überraschend starb David Graeber am 2. September 2020 in Venedig.    Sein letztes großes Werk »Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit« erschien postum im Frühjahr 2022 bei Klett-Cotta.
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Vorwort: Mit wilder Freude


von Rebecca Solnit

David Graebers Temperament und seine Neigungen waren in seinen Schriften genauso spürbar wie im persönlichen Kontakt. Das heißt, die Prosa in diesem Buch galoppiert förmlich, und sie ist einladend. Graeber war ein begeisterungsfähiger Mensch, der gern feierte, ein Enthusiast, redselig und Feuer und Flamme für die Möglichkeiten, die die Ideen und Ideologien bargen, mit denen er rang. Immer, wenn wir uns trafen, von New Haven in den frühen Zweitausenderjahren bis London einige Jahre vor seinem Tod, war er im Grund derselbe geblieben: strahlend und zerzaust, mit einer rastlosen Energie, die der permanenten Bewegung seines Geistes zu entsprechen schien; Wörter entströmten ihm, als würden sie in ihrer unaufhaltsamen Fülle überlaufen. Dennoch genoss er in aktivistischen Zirkeln großen Respekt, denn er war ein guter Zuhörer, und er lebte seinen radikalen Egalitarismus durch die Art, wie er sich auf die Menschen in seinem Umfeld bezog.

Er war immer ein Anthropologe. Nachdem er bei traditionellen Völkern in Madagaskar Feldforschung betrieben hatte, hörte er nicht mehr damit auf, konzentrierte sich jedoch auf seine eigene Gesellschaft. Er fand sie sowohl interessant als auch analysierbar, weil sie auf spezifischen (oft auch sonderbaren) Überzeugungen und Gewohnheiten beruhte. Aufsätze wie »Tote Zonen der Fantasie. Über Gewalt, Bürokratie und Interpretationsarbeit« und sein Buch Bullshit Jobs beruhten darauf, dass er mit seinem Werkzeug als Anthropologe etwas analysierte, das man normalerweise für langweilig hält oder überhaupt nicht beachtet, nämlich die Funktion und den Einfluss der Bürokratie. Sein Bestseller Schulden erinnert uns daran, dass Geld und Finanzen zu den sozialen Arrangements gehören, die man zum Wohl der Allgemeinheit neu arrangieren müsste.

Er bestand hartnäckig darauf, dass die industrialisierte euro-amerikanische Kultur wie auch andere Gesellschaften der Vergangenheit und der Gegenwart nur eine von zahllosen Möglichkeiten ist, Dinge zu erledigen. Er kam immer wieder auf historische Augenblicke zurück, in denen Gesellschaften den Ackerbau oder technologische Errungenschaften oder soziale Hierarchien verwarfen und sich, weil es ihnen mehr Freiheit brachte, für Alternativen entschieden, die oft als primitiv verworfen werden. Diese Arbeit kündigte sich in dem Essay »Einen Westen hat es nie gegeben« an und kulminierte in dem Buch Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit aus dem Jahr 2021 (deutsche Ausgabe 2022), das er mit David Wengrow schrieb. Auch verwarf er all die linearen Narrative, die den heutigen Menschen entweder als ein Wesen beschreiben, das eine ursprüngliche Unschuld verloren hat, oder als eines, das einer ursprünglichen primitiven Barbarei entwachsen ist. Statt einem einzigen Narrativ entwickelte er viele Versionen und Variationen: eine Vision von Gesellschaften als fortlaufenden Experimenten und Menschen als endlos und rastlos kreativen Wesen. Diese schiere Vielfalt war eine Quelle der Hoffnung für ihn, eine Grundlage dafür, dass er immer wieder darauf bestand, dass die Verhältnisse nicht so sein müssen, wie sie sind.

Wie Marcus Rediker in seiner Rezension von Davids postum erschienenem Werk Piraten. Auf der Suche nach der wahren Freiheit richtig erkannte, war »alles, was Graeber schrieb […] zugleich eine Genealogie der Gegenwart und eine Darstellung, wie eine gerechte Gesellschaft aussehen könnte«. Er war, wie in allen Essays dieser Sammlung und in all seinen Büchern zu sehen ist, besorgt über jede Art von Ungleichheit, auch über die Ungleichheit der Geschlechter in dieser und anderen Gesellschaften, und über die Gewalt, mit der Ungleichheit und Unfreiheit durchgesetzt werden. Und er machte sich Gedanken darüber, wie sie delegitimiert werden konnten und wo und wann ihnen Gesellschaften zuvor schon entronnen waren. Sein Fokus war, kurz gesagt, die Freiheit und wie sie eingeschränkt wird.

Oft wurde ihm das Verdienst zugeschrieben, den Slogan »Wir sind die 99 Prozent« geprägt zu haben, doch er bestand darauf, dass er nur die »99 Prozent« beigetragen hatte. Der Spruch wurde eine so überzeugende Parole von Occupy Wall Street, dass »das eine Prozent« bis heute eine weit verbreitete Bezeichnung für die höchste Elite ist. Der Begriff »99 Prozent« ist im Vergleich zu dem alten Schichtenmodell von Arbeiter-, Mittel- und Oberklasse eine hoffnungsvolle Bezeichnung. Sie bedeutet, dass die große Mehrheit von uns arbeitet, und das oft in prekären Jobs oder in finanzieller Not, und dass die meisten von uns sehr viel gemeinsam haben – und jede Menge Gründe, gegen die Superreichen zu sein.

Die hier gesammelten Essays sind eine Erinnerung daran, dass David weit über das Feld der Anthropologie hinaus auch historische, ökonomische, archäologische und politologische Literatur verschlang. Seine Schriften sind eine Synthese der darin behandelten materiellen und kulturellen Ereignisse, wie er sie mit seiner eigenen aufrührerischen Imagination verdaute. Er liebte Ideen. Er hatte Freude an seiner Arbeit und daran, wie sie sich mit den aktuellen Ereignissen an der gesellschaftlichen Basis und insbesondere mit den radikalen Bewegungen der Neunzigerjahre und des neuen Jahrtausends überschnitt. So etwa mit der Bewegung gegen die von den Konzernen gesteuerte Globalisierung, die mit der Blockade der Konferenz der Wirtschafts- und Handelsminister der Welthandelsorganisation in Seattle ihren Höhepunkt erreichte, mit dem 1994 begonnenen Aufstand der Zapatistas in Mexiko und mit den vielen Formen eines radikalen Egalitarismus, der sich in Experimenten mit direkter Demokratie und im Widerstand gegen ungerechte Institutionen und Regierungen manifestierte – insbesondere auch 2011 in der Bewegung Occupy Wall Street, an der er stark beteiligt war.

Freude. Vielleicht sollte angesichts von Ideen, die Möglichkeiten eröffnen oder verschließen, jeder dieses Gefühl empfinden, oder um den Satz, dem der Titel dieses Buches entstammt, zu zitieren: »Die ultimative heimliche Wahrheit der Welt besteht darin, dass wir selbst die Welt gestalten und sie genauso gut anders gestalten könnten.« Wer das wirklich glaubt und die Welt als etwas wahrnimmt, das in Übereinstimmung mit bestimmten Annahmen und Werten konstruiert ist, der erkennt, dass sie verändert werden kann, und das nicht zuletzt dadurch, dass man Annahmen und Werte ändert.

Wir erkennen, dass Ideen wichtig sind und wir eine gewisse Rolle bei der Auswahl der Ideen spielen, die die Realitäten unseres Lebens bestimmen, und wir erkennen, dass die Tätigkeit von Wissenschaftlern und Denkern ungeheuer wichtig ist. Zu viele Intellektuelle messen Ideen überhaupt keinen Wert mehr bei, und selbst wenn sie beruflich mit Ideen zu tun haben, glauben sie nicht mehr an ihre Macht, die Welt zu verändern. Wenn Sie es doch können, haben wir als Menschen, die mit Ideen arbeiten, die Pflicht, die Welt zu verändern, oder andere in die Lage zu versetzen, dies zu tun. Wir müssen ihnen dabei helfen, Ideen zu demontieren, die versklaven und erniedrigen. Und wir müssen erkennen, dass Ideen Werkzeuge sind, mit denen wir arbeiten und die uns eine gewisse Macht verleihen.

David wollte diese Werkzeuge allen Menschen in die Hand geben oder sie daran erinnern, dass sie bereits vorhanden sind. Deshalb arbeitete er hart daran und schaffte es auch, in einem Stil zu schreiben, der angesichts seiner Themen nicht immer einfach, aber immer so klar und zugänglich wie möglich war. Egalitarismus muss sich auch im Stil niederschlagen. Unsere gemeinsame Freundin, die Schriftstellerin, Filmemacherin und Schulden-Abolitionistin Astra Taylor schrieb ihm einen Monat vor seinem Tod am 2. September 2020 folgende Textnachricht: »Lese gerade Schulden noch einmal. Du bist so ein verdammt guter Schriftsteller. Ein seltenes Talent bei einem Linken.« Und er schrieb zurück: »Oh, danke! Wenigstens versuche ich einer zu sein. Ich nenne es, ›nett zum Leser sein‹, eine Erweiterung der Politik gewissermaßen.«

Um daran zu glauben, dass Menschen sich ohne Institutionen und Hierarchien, die Zwang ausüben, selbst regieren können, muss ein Anarchist großes Vertrauen in normale Menschen haben, und das traf auf David zu. Ein Satz, den Lyndsey Stonebridge über Hannah Arendt schrieb, würde auch auf ihn gut passen: »Es überrascht nicht, dass Hannah Arendt schon in sehr jungen Jahren unglaublich klug war, aber wenn man sich zu...


Graeber, David
David Graeber (1961–2020) war Professor für Anthropologie an der London School of Economics und Autor der Weltbestseller 'Schulden', 'Bullshit Jobs' und 'Bürokratie' und Vordenker von 'Occupy Wall Street'. Völlig überraschend starb David Graeber am 2. September 2020 in Venedig. Sein letztes großes Werk 'Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit' erschien postum im Frühjahr 2022 bei Klett-Cotta.

David Graeber (1961–2020) war Professor für Anthropologie an der London School of Economics und Autor der Weltbestseller 'Schulden', 'Bullshit Jobs' und 'Bürokratie' und Vordenker von 'Occupy Wall Street'. Völlig überraschend starb David Graeber am 2. September 2020 in Venedig. Sein letztes großes Werk 'Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit' erschien postum im Frühjahr 2022 bei Klett-Cotta.

David Graeber (1961–2020) war Professor für Anthropologie an der London School of Economics und Autor der Weltbestseller »Schulden«, »Bullshit Jobs« und »Bürokratie« und Vordenker von »Occupy Wall Street«. Völlig überraschend starb David Graeber am 2. September 2020 in Venedig.  Sein letztes großes Werk »Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit« erschien postum im Frühjahr 2022 bei Klett-Cotta.



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