Gradinari / Müller / Pause | Versteckt – Verirrt – Verschollen | Buch | 978-3-95490-125-8 | www2.sack.de

Buch, Deutsch, Band 18, 448 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 895 g

Reihe: Trierer Beiträge zu den Historischen Kulturwissenschaften

Gradinari / Müller / Pause

Versteckt – Verirrt – Verschollen

Reisen und Nicht-Wissen
Erscheinungsjahr 2016
ISBN: 978-3-95490-125-8
Verlag: Reichert Verlag

Reisen und Nicht-Wissen

Buch, Deutsch, Band 18, 448 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 895 g

Reihe: Trierer Beiträge zu den Historischen Kulturwissenschaften

ISBN: 978-3-95490-125-8
Verlag: Reichert Verlag


Der vorliegende Sammelband widmet sich dem Zusammenhang von Reisen und Nicht-Wissen in Reisedokumentationen sowie in Reisefiktionen der Literatur, des Films und der Bildenden Kunst. Spätestens seit der Frühen Neuzeit wurden Reisen nicht nur zu einer wichtigen Strategie der Aneignung, Legitimation und Reflexion neuen Wissens oder der Revision etablierter Wissensbestände, sondern auch zum zentralen Einfallstor und Generator des Nicht-Wissens. Denn die theoretische oder praktische Grenzüberschreitung ins Unbekannte konfrontiert die Reisenden mit Erscheinungen und Erfahrungen, die nicht in vorhandene Wissensregister integriert werden können. Die Umgangsformen mit dem erfahrenen Nicht-Wissen sind dabei vielfältig. Es kann als eigenes Unwissen identifiziert oder als fremdes‚ unverständliches ‚anderes’ Wissen bewusst ausgeschlossen werden, es kann als ästhetische oder mystische Erfahrung in Werken der Kunst und Literatur Gestaltung finden oder aber als unfassbares und traumatisches Ereignis zwischen den Zeilen der Reiseberichte persistieren.
Die Inszenierung des Nicht-Wissens hängt in hohem Maße von der Art der thematisierten Reise und den gewählten Medien, Gattungen und Ästhetiken der Reisedarstellung ab. Die Beiträge des Bandes versuchen diesem Zusammenhang durch die Analyse eines breiten Spektrums von Präsentationsformen Raum zu geben. Untersuchungsgegenstände sind sowohl Reiseberichte und literarische Reisefiktionen als auch Karten und Expeditionsfilme, Spielfilme und Bilder sowie Werke der Videokunst und Postkarten von Reisenden. Darüber hinaus wenden sich die Artikel verschiedenen Formen von Reisen und damit differierenden Inszenierungsweisen des Nicht-Wissens zu: Sie untersuchen Entdeckungsreisen, deren Protagonisten auf der Suche nach der Neuen Welt, nach Schätzen, Abenteuern oder nach Bestätigung ihrer wissenschaftlichen Annahmen sind und dabei unvermutet ‚anderem’ Wissen begegnen, sich verirren oder verschollen bleiben. Sie beschäftigen sich aber auch mit der Figur des Vagabunden, dem das Reisen zum Selbstzweck oder Experiment zum Gewinn neuer Erfahrungen wird und der ästhetische Verfahren erprobt, in denen das Nicht-Wissen zur Anschauung gelangen kann. Weitere Beiträge befassen sich mit Spurensuchern, welche aus der Entfernung einen neuen Blick auf das Bekannte werfen, um bislang versteckte Zusammenhänge aufzuspüren oder die wider Willen in kriminologische Ermittlungen und kriegsbedingtes Unterwegssein verwickelt werden.
Indem die Studien des Bandes die Reise gleichermaßen als Medium und ästhetische Figur der Reflexion epistemischer Prozesse konzeptualisieren, bereichern sie nicht nur die Reiseforschung, sondern liefern auch einen Beitrag zur Debatte über den Begriff des Nicht-Wissens.
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Weitere Infos & Material


Irina Gradinari ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität Berlin. Von 2010 bis 2013 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Germanistischen Institut der Universität Trier. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt sie sich mit der Erinnerungspolitik west- und ostdeutscher sowie russischer Kriegsfilme über den Zweiten Weltkrieg.
Ausgewählte Publikationen: Gradinari, Irina: Genre, Gender und Lustmord. Mörderische Geschlechterfantasien in der deutschsprachigen Gegenwartsprosa, Bielefeld 2011; Dies. u.a. (Hgg.): Geschlechter-Szene. Repräsentation von Gender in Literatur, Film, Performance und Theater, Freiburg 2010; Dies. u.a. (Hgg.): Verbrechen – Fiktion – Vermarktung. Gewalt in den zeitgenössischen slavischen Literaturen, Potsdam 2013; Dies./Höltgen, Stefan (Hgg.): Heiße Drähte. Medien im Kalten Krieg, Bochum 2014. Dies./Müller, Dorit/Pause, Johannes (Hgg.): Wissensraum Film, Wiesbaden 2014.

Dorit Müller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe ‚Bauformen der Imagination. Literatur und Architektur in der Moderne‘ an der Freien Universität Berlin. Von 2011–2013 war sie Postdoc-Stipendiatin am Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum Trier (HKFZ). Ihr aktuelles Forschungsprojekt beschäftigt sich mit Bauformen des Wissens in literarischen und visuellen Darstellungen von Polarreisen.
Ausgewählte Publikationen: Müller, Dorit: Gefährliche Fahrten. Das Automobil in Literatur und Film um 1900, Würzburg 2004; Dies./Boden, Petra (Hgg.): Populäres Wissen im medialen Wandel, Berlin 2009; Dies./Scholz, Sebastian (Hgg.): Raum, Wissen, Medien. Zur raumtheoretischen Reformulierung des Medienbegriffs, Bielefeld 2012; Dies./Weber, Julia (Hgg.): Die Räume der Literatur. Exemplarische Zugänge zu Kafkas Erzählung „Der Bau“, Berlin 2013; Dies,/Gradinari, Irina/Pause, Johannes (Hgg.): Wissensraum Film, Wiesbaden 2014.

Johannes Pause ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des ERC-Projekts „The Principle of Disruption“ an der Technischen Universität Dresden. Von 2009 -2014 war er als Postdoc-Stipendiat am Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum (HKFZ) Trier tätig. In seinem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt er sich mit dem politischen Kino der 1960er- bis 2000er-Jahre.
Ausgewählte Publikationen: Pause, Johannes: Texturen der Zeit. Zum Wandel ästhetischer Zeitkonzepte in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, Köln 2012; Ders./ Nanz, Tobias (Hgg.): Das Undenkbare filmen. Atomkrieg im Kino, Bielefeld 2013; Ders./Gradinari, Irina/Müller, Dorit (Hgg.): Wissensraum Film, Wiesbaden 2014; Ders./Nanz, Tobias (Hgg.): Politiken des Ereignisses. Mediale Formierungen von Vergangenheit und Zukunft, Bielefeld 2015.




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