Gracie | Im Herzen ein Earl | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2

Reihe: Duke's Angels-Reihe

Gracie Im Herzen ein Earl


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-98637-136-4
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 2

Reihe: Duke's Angels-Reihe

ISBN: 978-3-98637-136-4
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein Ex-Offizier, der die adlige Gesellschaft meidet, und eine schöne Lady, die glaubt, alles verloren zu haben …
Band 2 der prickelnden Regency Romance-Reihe von Erfolgsautorin Anne Gracie

England, 1817: Für den attraktiven Harry Morant haben viele Ladys der feinen Gesellschaft mehr als nur einen zweiten Blick übrig, doch als unehelicher Sohn eines Earls kommt er für sie nur für das Schlafzimmer – nicht aber für die Ehe – infrage. Frustriert von dieser Scheinheiligkeit wendet Harry sich von der Gesellschaft ab. Nach acht Jahren im Krieg will er sich ganz auf die Pferdezucht konzentrieren und erwirbt dafür das Anwesen eines verstorbenen Earls.

Doch all seine vernünftigen Pläne werden auf den Kopf gestellt, als er die schöne Lady Nell Freymore, die Tochter des verstorbenen Earls, kennenlernt. In Harry entbrennt eine bisher ungekannte Leidenschaft, doch Nell hält ihn auf Abstand. Wird auch sie als Adelige von seiner Herkunft abgestoßen oder wahrt sie etwa ein gefährliches Geheimnis?

Weitere Titel dieser Reihe
(ISBN: 9783986371340)

Erste Leser:innenstimmen
„Die Regency Reihe geht genauso fesselnd weiter wie sie begonnen hat.“
„Romantischer, historischer Liebesroman mit starken Protagonisten.“
„Humor und Spannung sind ebenso vorhanden wie die richtige Portion Erotik, toll!“
„Knisternde Leidenschaft, angenehmer Schreibstil … große Empfehlung!“



Anne Gracie ist die preisgekrönte Autorin von 19 Werken, die bei Berkley USA, Penguin Australia und Harlequin International veröffentlicht wurden. Sie ist eine nationale Bestsellerautorin in den USA und ihre Regency-Liebesromane wurden in mehr als 18 Sprachen übersetzt, inklusive japanischer Manga-Editionen (was sie ziemlich cool findet). Als lebenslange Verfechterin weltumfassender Alphabetisierung schreibt sie auch Lese-Lern-Bücher für Erwachsene.
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1. Kapitel


Hampshire, England

November 1817

Sie sah aus wie eine ertrinkende Madonna. Harry Morant konnte nicht anders, er musste sie einfach anstarren. Sie hielt das Gesicht dem Himmel zugewandt wie eine Blume, die den Regen begrüßt. Dunkles Haar klebte nass an ihren Wangen und fiel in dicken feuchten Strähnen über das Ölzeug, in das sie eingehüllt war. Ihr makelloser, zarter Teint schimmerte wie Perlen im feuchten, trüben Dunkel des Waldes, blass, beinahe übernatürlich.

Harry zügelte Sabre und ritt näher an das Fuhrwerk heran, das sich schwerfällig durch den New Forest kämpfte. Er hielt das Pferd am äußersten Wegesrand, um den von Kutschen und Karren aufgewühlten Morast zu vermeiden.

Sein Begleiter Ethan Delaney warf ihm einen überraschten Blick zu und ritt ebenfalls langsamer. Harry bemerkte es nicht. Er hatte nur Augen für die Frau.

Ihr Gesicht war fein geschnitten und schmal mit hohen Wangenknochen. Die Nase war etwas länger, als es dem Schönheitsideal entsprach, aber der Mund wirkte sinnlich, weich und verletzlich. Harry starrte auf diesen Mund und schluckte.

Sie saß hinten auf dem Karren. Hockte zwischen Fässern und Kisten wie ein in letzter Minute dazwischen gequetschtes Gepäckstück. Ihre Füße baumelten über der Straße, ihre Schuhe und der Saum ihrer Röcke waren voller Schlammspritzer. Neben ihr stand eine kleine Reisetasche.

Harry nahm eine leichte Bewegung wahr; halb versteckt durch die Plane des Fuhrwerks und dicht an die Frau geschmiegt lag ein schmutziger Spaniel. Er beobachtete Harry wachsam, gab aber keinen Laut von sich.

Die Frau schenkte der Straße kaum Beachtung, während die vier großen Zugpferde verbissen durch den Morast stampften und sich mit dem Karren abmühten. Unbewusst passte sie sich den schwankenden Bewegungen des Gefährts an. Den endlosen Schwall von Flüchen, die der Kutscher von sich gab, schien sie gar nicht zu hören, zuckte nur ab und zu zusammen, wenn die Peitsche wieder mal allzu laut knallte.

Sie wandte den Blick nicht vom Himmel. Nicht ein einziges Mal.

Ein Milchmädchen vielleicht oder eine junge Bedienstete auf dem Weg zu ihrer neuen Anstellung. Vielleicht auch die Tochter des Kutschers. Nein, den Gedanken verwarf er gleich wieder. Dafür wirkte sie zu vernachlässigt. Es sei denn, der Kutscher war ein Grobian.

Sie sah erschöpft aus. Unter den Augen, die in dem blassen Gesicht übergroß wirkten, hatte sie tiefe Ränder. Mit den bloßen Händen zog sie die Ölhaut fest um sich, um sich wenigstens etwas vor dem Regen zu schützen. Sie trug keinen Ring.

Harry verlangsamte Sabres Tempo, bis er seine Geschwindigkeit der des Fuhrwerks angepasst hatte. Ethan seufzte resigniert auf und trieb sein Pferd an.

Sabre tänzelte anmutig durch den aufgewühlten Matsch, so nah neben dem Karren, dass Harry das Mädchen hätte berühren können. Nein, kein Mädchen, erkannte er, eine Frau. Vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt.

Als sie den Kopf senkte und ihre Blicke sich trafen, befanden ihre Gesichter sich beinahe auf gleicher Höhe.

Harry konnte sich nicht von ihrem Anblick losreißen. Ihre Augen hatten die Farbe von dunklem Bernstein und waren dabei so ruhig und klar wie ein tiefer Waldsee. Ihr zartes Gesicht schimmerte vor Nässe. Die blassen weichen Lippen waren leicht geöffnet. Er war ihr jetzt so nahe, dass er die einzelnen Regentropfen an ihren langen dunklen Wimpern erkennen konnte. Was sie wohl tun würde, wenn er die Hand ausstreckte und einen dieser Tropfen mit dem Finger auffing? Doch noch während er das dachte, blinzelte sie und die Gelegenheit war verstrichen.

Auch gut. Es war ohnehin ein verrückter Einfall gewesen.

Durch die Nässe wirkte ihr Haar ganz dunkel. Er fragte sich, welche Farbe es wohl im Sonnenschein haben mochte. Feuchte Strähnen umrahmten das schmale Gesicht; sie klebten an ihrer Stirn, den Schläfen und den Wangen.

Harry verspürte das unwiderstehliche Bedürfnis, eine Strähne zurückzustreichen, die ihr beinahe in die Augen hing und sich in ihren Wimpern zu verfangen drohte. Ob die Strähne sich um seine Finger wickeln würde, wenn er das tat? Wie ein lebendes Wesen?

Gott, die junge Frau war wirklich vollkommen durchnässt. Sie hatte den Blick nicht abgewandt und Harry wurde es plötzlich heiß. Um seine Verwirrung zu kaschieren, hob er den Hut wie zum Gruß. Statt ihn wieder aufzusetzen, ertappte er sich jedoch dabei, wie er den Arm ausstreckte und ihr seinen Hut sanft auf die nassen Locken drückte.

Er saß so tief, dass er den Großteil ihres Gesichts verdeckte. Sie sagte kein Wort, legte nur den Kopf in den Nacken und sah Harry unter der Krempe hervor nachdenklich an.

„Sie sollten unter die Plane schlüpfen.“ Er nickte zu dem schweren Sackleinen, das über die Ladung des Fuhrwerks gespannt war. Zwischen den Kisten würde es eng und dunkel sein, und sie würde auch nicht nach draußen sehen können, aber das war mit Sicherheit besser, als im strömenden Regen zu sitzen.

Sie folgte seinem Blick und schüttelte leicht den Kopf. Harry konnte ihre Augen nicht mehr richtig sehen, aber ihre Lippen bewegten sich und er betrachtete sie wie gebannt. Wieder wurde ihm heiß.

Sabre tänzelte unruhig unter dem ungewohnt festen Schenkeldruck seines Reiters, und einen Moment lang war Harry damit beschäftigt, sein Pferd wieder unter Kontrolle zu bringen – und dankbar für die Ablenkung. Er nutzte die Gelegenheit, auch seine eigene Fassung wiederzugewinnen.

Er hätte eigentlich weiterreiten sollen. Bestimmt wartete Ethan weiter vorn schon ungeduldig auf ihn, außerdem wurde Harry zum Abendessen in Bath erwartet. Davon abgesehen war diese Frau ein Milchmädchen oder eine Bedienstete. Das konnte zu nichts führen und zudem traf Tante Maude bereits Vorkehrungen.

Aber irgendwie ... Er verschlang sie förmlich mit den Blicken.

So hatte er sich schon seit ... Jahren nicht mehr gefühlt.

Der Wald lichtete sich. Harry sah nach vorn. Sie näherten sich einer Weggabelung. Die eine Abzweigung führte nach Shaftesbury und weiter nach Bath, die andere, schmalere bog nach rechts ab. Er würde es dem Schicksal überlassen, ob er die Bekanntschaft mit dieser Frau vertiefen sollte oder nicht.

Schweigend ritt er neben dem Gefährt her, bis sie die Gabelung erreichten. Das Fuhrwerk bog nach rechts ab.

Dann soll es wohl so sein, dachte Harry. Das Schicksal hatte gesprochen.

Er wollte schon weiterreiten, aber sein Blick fiel auf die kleinen, vor Kälte geröteten Hände, mit denen sie sich am Karren festhielt. Ohne nachzudenken, zog er seine Lederhandschuhe aus und warf sie ihr in den Schoß.

Sie fing sie auf und sah ihn fragend an.

„Ziehen Sie sie an“, murmelte er. „Ihre Hände sehen eiskalt aus.“

Einen Moment lang bewegte sie sich nicht, dann zog sie erst den einen, dann den anderen Handschuh an. Es ging ganz leicht, weil sie ihr viel zu groß waren. Und dann schob sie den Hut etwas nach hinten und schenkte Harry ein Lächeln.

Harry starrte sie an, nickte ihr ruckartig zu und trieb sein Pferd Richtung Westen.

Erst viel später fiel ihm auf, dass er gar nicht hatte, wie sie ‚Danke‘ gesagt hatte. Er erinnerte sich nur noch daran, dass ihre Lippen das Wort geformt hatten. Er hatte nur töricht genickt und war an dem sperrigen Fuhrwerk vorbeigeritten, ohne sich dessen bewusst zu sein. Er konnte nichts anderes um sich herum wahrnehmen als dieses Lächeln.

„Na, das war ja mal etwas ganz Neues“, spottete Ethan, als Harry zu ihm aufschloss. „Jetzt werden wohl Hüte verschenkt, wie? War das nicht sogar dein Lieblingshut?“ Sein Blick fiel auf Harrys bloße Hände. „Und ... nein, sag bloß nicht, auch noch deine polnischen pelzgefütterten Handschuhe! Um diese Handschuhe habe ich dich jahrelang beneidet!“

Harry zuckte mit den Schultern. „Sie hat so gefroren und war völlig durchnässt.“ Er konnte sich selbst nicht so recht erklären, was in ihn gefahren war.

Ethan schnaubte. „Ich friere auch und bin durchnässt, verdammt. Und zwar durch und durch, wegen des Schneckentempos, in dem du plötzlich neben diesem Fuhrwerk hergeritten bist. Ich habe übrigens schon oft erbärmlich gefroren, seit ich dich kenne, und bin dein Freund! Wenn du diese Handschuhe unbedingt loswerden wolltest, hättest du sie auch mir schenken können!“

Harry schwieg. Ethan machte die absurde Situation ohnehin schon viel zu viel Spaß, da brauchte er nicht auch noch Öl ins Feuer zu gießen, indem er versuchte, ihm das Unerklärliche zu erklären.

Doch Ethan ließ nicht locker. Sein wissendes Lächeln war wirklich ärgerlich. „Harry Morant, wir sind jahrelang kreuz und quer über die Iberische Halbinsel gereist, bei Eis und Schnee, im Kampfgetümmel und bei sengender Hitze, doch noch nie hast du ein gutes Paar Handschuhe oder gar deinen Lieblingshut verschenkt.“

„Das war etwas anderes. Damals brauchte ich sie.“

Ethan warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Und jetzt brauchst du sie etwa nicht? Mann, es gießt in Strömen, falls du das noch nicht bemerkt hast!“

Harry hatte es bemerkt. Er schlug seinen Kragen hoch und ritt weiter.

„Also“, fragte Ethan nach einer Weile, „wie heißt sie?“

Harry zuckte erneut mit den Schultern.

„Wollte sie es dir nicht sagen?“

Harry schüttelte den Kopf. „Ich habe sie gar nicht gefragt.“

„Und wo wohnt sie?“

„Das hat sie mir auch nicht gesagt.“

„Was sie denn gesagt?“

„Nichts.“

„Nichts.“

„Gott stehe mir bei. Und was hast du gesagt – nein, erzähl es mir nicht, wahrscheinlich auch...



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