Gracie | Das Geheimnis der schönen Catherine | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical

Gracie Das Geheimnis der schönen Catherine


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-7538-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical

ISBN: 978-3-7337-7538-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dass Catherine Singleton die reiche Erbin einer australischen Diamantmine sei, ist nicht das einzige Gerücht, das über die Herkunft der schönen Lady kursiert. Aufgewachsen in Indonesien, ist sie erst kürzlich nach London gekommen - und verdreht den Männern dort reihenweise den Kopf! Auch Hugo Devenish, vermögender Kaufmann aus Adelskreisen, gehört zu ihren Verehrern. Und für ihn hätte Catherine nur zu gern das Geheimnis gelüftet, das ihre Vergangenheit umgibt. Denn so spontan wie er hat auch sie ihr Herz verloren. Doch ein Versprechen an ihren verstorbenen Vater zwingt sie zu schweigen. Und so riskiert Catherine in ihrem gefährlichen Spiel womöglich zu viel ...



Schon als junges Mädchen begeisterte sich Anne Gracie für die Romane von Georgette Heyer - für sie die perfekte Mischung aus Geschichte, Romantik und Humor. Geschichte generell, aber auch die Geschichte ihrer eigenen Familie ist Inspirationsquelle für Anne, deren erster Roman für den RITA Award in der Kategorie beste Erstveröffentlichung nominiert war. Ihr Urgroßvater, ein Seemann, ging Ende des 19. Jahrhunderts in Australien an Land und blieb dann für immer weil er sich dort in ein Mädchen verliebt hatte, das er später heiratete. Anne selbst lebt in Melbourne in einem kleinen Holzhaus und widmet sich in ihrer Freizeit der Imkerei. Zudem unterrichtet sie an einem College Englisch um so ihre Liebe zur englischen Literatur weiterzugeben und in einem Programm zur Bekämpfung des Analphabetentums erteilt sie Erwachsenen Unterricht. Das Faszinierendste am Schreiben ist für Anne die Entstehung der Charaktere und die Entwicklung ihrer Leben. Oft wacht sie mitten in der Nacht auf und hat eine bestimmte Szene im Kopf, die dann häufig der Beginn des nächsten Romans ist.

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PROLOG

Batavia auf der Insel Java, 1815

Versprich es!“ Der Sterbende packte sie am Unterarm. „Verdammt, nun versprich es mir schon endlich, Mädchen!“

Catherine Smith zuckte zusammen und sah hinab auf die dünnen, eleganten Finger, die sich unerwartet schmerzhaft in ihr Fleisch gruben. Ihr Vater hatte immer noch Hände wie ein Gentleman: weiß, weich und aristokratisch. Selbst der schlichte Ring wirkte schon zu schwer für sie. Es waren vornehme Hände, wie geschaffen dazu, die Hand einer Dame zum Kuss an die Lippen zu führen oder galante Geschichten mit amüsanten Gesten zu untermalen. Blau geäderte, feine Hände, denen harte Arbeit erspart geblieben war. Hände, die ungemein geschickt Karten mischen und austeilen konnten …

Catherine biss sich auf die Lippen und versuchte, ihm den Arm zu entwinden.

„Versprich es mir!“

Catherine schwieg. Mit der anderen Hand nahm sie ein Leinentuch und wischte ihm den dünnen Blutfaden vom Mundwinkel.

„Herrgott, nun stell dich nicht so an!“ Forschend sah er ihr ins Gesicht. „Du hast das doch schon Hunderte von Malen gemacht. Was verlange ich denn groß von dir?“

Die junge Frau schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht, Papa.“

Mit einem angewiderten Schnauben ließ er ihren Arm los. „Pah, warum frag ich dich überhaupt? Meine Tochter!“ Sein verächtlicher Ton ging Catherine durch Mark und Bein. „Das einzige Kind, das mir noch geblieben ist! Und das will mir nicht helfen!“

„Schsch, Papa, rede nicht so viel. Schone deine Kräfte.“

„Warum zum Teufel sollte ich das tun? Ich sterbe … und ich werde mir von dir … nicht den Mund verbieten lassen. Bei Sonnenuntergang …“ Von einem krampfartigen Hustenanfall geschüttelt, bäumte er sich plötzlich im Bett auf. Dann fiel er mit fahlem Gesicht zurück, rang nach Atem und keuchte: „So sterben zu müssen … und keinen Sohn zu haben …“ Er wandte den Blick von Catherine ab, starrte die Wand an und stöhnte: „Nur eine Tochter, eine nutzlose Tochter …“

Catherine blieb stumm; sie sagte sich, dass sie seine Tirade über ihre Undankbarkeit und die Schwachheit des weiblichen Geschlechts nicht mehr treffen könne. Schließlich hatte sie sich das ein Leben lang anhören müssen. Nein, er kann mich nicht verletzen, sagte sie sich immer wieder vor, bis Maggie Bone mit frischen Tüchern und einer Schüssel Wasser zurückkam. Dankbar nickte sie ihrer Kammerzofe zu.

Auf ihr Zeichen hin wickelte Maggie den durchweichten Verband vom Oberkörper ihres Vaters. Catherine presste eine frische Kompresse auf die immer noch heftig blutende Wunde.

Ihr Vater stöhnte auf. „Mit mir ist es aus … verflucht. Im Duell einem … Lumpen … aus den Kolonien … unterlegen. Ich! Ein … Engländer …“

Catherine drückte den Verband so fest auf die Wunde, dass der Blutstrom für einen Moment versiegte.

„Nicht so fest, Mädchen!“

Vorsichtig linderte sie den Druck, während Maggie versuchte, die Kompresse zu befestigen. Es dauerte nur einen Augenblick, da war das frische Bündel Leinen wieder von warmem, süßlich riechendem Blut durchtränkt. Dem Blut ihres Vaters, rotem Blut, mit dem sich sein Leben unaufhaltsam verströmte. Der Arzt hatte angesichts der Verletzung nur den Kopf geschüttelt, denn es gab keine Hoffnung mehr für den Verwundeten.

„Dieser verfluchte … Holländer. Wie konnte er … es wagen … zu behaupten … dass ich … falsch spiele! Ich! Jer…!“ Ein Hustenanfall würgte ihn.

„Schsch, Papa. Du machst es nur schlimmer, wenn du dich so aufregst. Und du bist nicht mehr Jeremy Smythe-Parker. Nicht hier. Der warst du in New South Wales. Hier bist du als Sir Humphrey Weatherby bekannt.“

Nicht dass dies jetzt noch eine Rolle gespielt hätte. Der niederländische Doktor hatte sich verabschiedet, die malaiischen Diener verstanden kein Englisch, und Maggies Loyalität stand außer Frage. Es war überhaupt niemand da, dem sie etwas hätten vorspielen müssen. Sie hatte ihren Vater schlicht aus Gewohnheit daran erinnert, nicht aus der Rolle zu fallen. So wie sie es immer getan hatte.

Ihr Vater hatte die Augen geschlossen. Einige Minuten lag er schwer atmend auf dem Bett, doch es dauerte nicht lang, da hob er wieder an: „Von einem dummen … in einem … ausländischen … Kaff … im Nirgendwo. Wenn nur … wenn nur das verdammte Gnadenbrot … pünktlich da gewesen wäre …“

Das Gnadenbrot war das Geld, das von Zeit zu Zeit geheimnisvollerweise in den größeren fremden Häfen für sie eintraf. Es kam immer an, wohin sie auch reisten. Selbst wenn es meist zu spät kam. Catherine wusste nicht, woher das Geld stammte oder warum es geschickt wurde. Ihr Vater weigerte sich, darüber zu reden. Diesbezüglich war er immer ungewöhnlich schweigsam gewesen.

Wehmütig sah sie aus dem Fenster. Ihr Vater hatte natürlich auch Batavia nichts abgewinnen können. An jedem Ort, an dem sie sich aufgehalten hatten, egal, wie schön oder exotisch er auch sein mochte, hatte ihr Vater etwas auszusetzen gehabt. England war für ihn das Maß aller Dinge geblieben, das Land, an dem sein Herz hing und mit dem sich nichts sonst messen konnte. Zeit seines Lebens war er ein verbitterter, der Welt überdrüssiger Exilant geblieben.

Wieder quoll Blut aus seinem Mund. „Warum … hat mir Mary … keinen Sohn geboren … Söhne …“

Sie versuchte, die Worte des Sterbenden zu ignorieren. Schweigend presste sie das Tuch gegen seine Wunde. Bildete sie sich das nur ein, oder wurde der Blutstrom allmählich schwächer?

„Ein Sohn wüsste … was … Ehre … bedeutet!“

„Ich weiß sehr wohl, was Ehre ist, Vater“, gab Catherine müde zurück. „Auch wenn ich nur deine Tochter bin!“

Welche Ironie, dachte Catherine. Mein Vater, ein notorischer Falschspieler und Hochstapler, glaubt, er könne mir beibringen, was Ehre ist!

„Ich verbitte mir diesen … Ton, Catherine! Wenn du von Ehre etwas verstündest, würdest du nicht zögern, mir das Versprechen zu geben!“ Vor Anstrengung begann er zu keuchen. „Ihr Frauen habt überhaupt keine Ahnung, was Ehre ist. Euer Verstand wird von euren Gefühlen in Mitleidenschaft gezogen … Wenn nur mein Sohn noch am Leben wäre …“

Catherines Mutter hatte einen toten Knaben zur Welt gebracht, als Catherine sechs Jahre alt gewesen war.

„Wenn er nicht gestorben … wäre …“ Voll Bitterkeit sah er sie an. „Ein Sohn würde mir am Sterbebett nicht die Gewissheit verweigern, dass das Unrecht, das mir angetan wurde, gerächt wird.“

Nicht zum ersten Mal in ihrem Leben fragte sich Catherine, was wohl in England passiert war, das ihren Vater so verbittert hatte, damals, noch bevor sie selbst geboren war. Immer hatte er von Rache gesprochen, doch wem die Rache gelten sollte und wofür, das wusste sie nicht. Sie wusste nur, dass die Verbannung ihn nicht zur Ruhe hatte kommen lassen. Immer wieder hatte er davon gesprochen – meist, wenn er betrunken war –, dass er ein bedeutender Mann gewesen sei, ein Mann der Gesellschaft, dass er einen wunderschönen Landsitz in England geerbt hätte, wenn ihm nicht das große Unrecht zugefügt worden wäre.

So ganz hatte sie ihm das nie glauben wollen. Doch jetzt kamen ihr Zweifel. Handelte es sich vielleicht doch nicht nur um einen Wunschtraum? Wenn ihm auf seinem Sterbebett so viel daran lag, dass sie ihn rächte … war ihm da nicht möglicherweise wirklich Unrecht widerfahren? War er gezwungen gewesen, dieses Leben zu führen – ein Leben, das darin bestand, von einem Ort zum nächsten zu ziehen, sich von Kartenpartie zu Kartenpartie zu hangeln, in obskuren Orten am Rande der zivilisierten Welt als Sir Humphrey Soundso oder der ehrenwerte Mr X aufzutreten.

Erst vor ein paar Wochen hatten sie aus Sydney in New South Wales verschwinden müssen. Es war ein überstürzter Aufbruch gewesen: Mit dem nächstbesten Schiff waren sie nach Batavia ausgelaufen.

Wenn ihm das große Unrecht nicht zugefügt worden wäre, hätte er dann ein anständiges, zufriedenes Leben in England geführt?

Wer konnte das schon mit Sicherheit sagen? Aber er war ihr Vater. Catherine biss sich auf die Lippen. Ihr einziger Anverwandter. Wie konnte sie ihm nur auf seinem Sterbebett seinen letzten Wunsch abschlagen? Plötzlich kamen ihr ihre Skrupel ziemlich selbstsüchtig vor.

Sie blickte auf ihn hinunter. Sein Gesicht war grau und eingefallen, die Lippen hatten sich trotz der Hitze bläulich verfärbt. Die Augen hatte er geschlossen, aber er schlief nicht – sein Körper war aufs Äußerste angespannt.

Er sah aus wie jemand, der keine Hoffnung mehr hatte.

Ihr Vater – hoffnungslos ? Stets hatte er neue verwegene Pläne geschmiedet, hatte Träumen nachgehangen … Nein, ich habe kein Recht, ihm seinen letzten Wunsch abzuschlagen, dachte Catherine.

Seufzend beugte sie sich zu ihrem Vater hinunter und nahm sanft seine Hand. „Ich werde versuchen, deine Ehre wiederherzustellen. Sag mir, was ich tun soll.“

Langsam öffnete er die Augen. Ein triumphierendes Lächeln spielte um seine Lippen. Er umklammerte die Hand seiner Tochter und zog sie zu sich hinunter. Flüsternd erläuterte er ihr, was sie zu tun hatte. Dann schloss er erschöpft die Augen und sank mit rasselndem Atem zurück in die Kissen.

Die Luft im Zimmer war heiß und stickig. Unvermittelt öffnete er noch einmal die Augen. Seine Stimme war erstaunlich klar, als er sagte: „Ich habe Rose aus Sydney geschrieben.“ Dann keuchte er und wurde erneut von einem...



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