E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Grabe Post aus Äthiopien
1. Auflage 2007
ISBN: 978-3-86827-858-3
Verlag: Francke-Buch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Brautbriefe einer Afrikamissionarin
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
ISBN: 978-3-86827-858-3
Verlag: Francke-Buch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Elisabeth Peters (1903 – 1936) war eine begeisterte und begeisternde Frau. In ihren Briefen erleben wir mit, wie sie schon im Teenageralter ihre Berufung für die Mission entdeckt und wie sie ihre neue Aufgabe in Äthiopien findet. Untrennbar verbunden ist das mit einer merkwürdigen und gleichzeitig sehr glücklichen Liebesgeschichte.
Schon mit 32 Jahren stirbt Elisabeth an den Folgen einer Tropeninfektion. Sie ahnt noch nicht, welcher Segen durch die Arbeit des kleinen Missionsteams in Gang gesetzt wurde, dem sie angehören durfte. Es entstand die Mekane Yesus-Kirche, zu der heute über 3.6 Millionen Christen gehören.
Dieses Buch ermutigt zur Klarheit im Leben und weckt neue Freude am Glauben.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Was ihr Vater erzählt Die Eltern unserer Else sind noch am Leben.2 Der Vater war seiner Zeit Lehrer in Bargen, dann in Tielen bei Erfde, wo Else den größten Teil ihrer Kindheit verlebt hat. Die Mutter, welche mehrere Jahre in einer Diakonissenanstalt in Berlin als Schwester tätig gewesen war, folgte nach dem Tode ihrer Schwester der Bitte des Schwagers, ihm eine Lebensgefährtin und Gehilfin an seinen mutterlosen Kindlein zu werden. Wie schwer es ihr auch wurde, den so lieb gewordenen Beruf aufzugeben, so ging sie dennoch diesen Weg und durfte durch Gottes Gnade unserer geliebten Else das Leben schenken. Über sein Kind schreibt uns der Vater Folgendes: Unser achtes Kind ist die Else, geb. am 28. September 1903 in Bargen. In ihrem Äußeren war sie anfangs ihrer Schwester Anna sehr ähnlich; dieselbe kleine runde Figur, dasselbe volle, blonde, rasch nachdunkelnde Haar, aber ihr Charakter zeigte bald entschiedene Abweichungen. Aus ihren großen Augen sprühte Leben und Geist, verbunden mit einem warmen Interesse für das Wohl ihrer Umgebung. Bei ihrem lebhaften Temperament war sie eine fröhliche Spielgefährtin. Sie war unerschöpflich im Erfinden neuer Spiele. Auch besaß sie Annas Organisationstalent, überließ aber die besten Posten stets anderen, wodurch sie sich bald viele Freundinnen erwarb. Bei ihrer hohen Begabung war sie bald ihren Altersgenossen in der Schule weit überlegen und in Treue, Fleiß und Betragen ihnen ein leuchtendes Vorbild. Obwohl sie ein offenes Auge für Putz und schöne Kleider hatte, lehnte sie diese schon früh ab in dem Gedanken: „Rein und ganz gibt schlichtem Kleide Glanz.“ Etwas peinlich war es allerdings doch, als sie mit den gut gekleideten Bauerntöchtern zusammen im Winter 1917 den Konfirmandenunterricht in Erfde notgedrungen auf Stiefeln mit Holzsohlen besuchen musste, es jedoch tapfer durchsetzte. Mit gutem Erfolg nahm sie teil an meinen Privatstunden in Stenographie, Algebra und Geigenspiel und nebenbei lernte sie auch das Klavierspiel von ihrem Mütterchen insoweit, dass ihr später das Harmonium- und sogar das Orgelspielen nicht schwerfiel. Am meisten gefiel ihr das Spiel der Laute, mit dem sie uns und anderen manche Stunde verschönte und worin sie auch andere Mädchen unterrichtete. Es fehlte ihr auch nicht an Mut, sich einmal öffentlich hören zu lassen. Da ihre älteren Schwestern vom Hause waren, blieb Else zur Pflege ihrer Eltern und als Stütze ihrer Mutter manches Jahr nach ihrer Konfirmation willig zu Hause und wenn wir wünschten, sie möge sich auch wie ihre Schwestern irgendeinen Beruf erwählen, wehrte sie ab: „Und wenn ich auch 50 Jahre warten muss, so will ich Euch nicht verlassen!“ Mit der ihr eigenen Energie stand sie bald dem ganzen Haustand vor, nahm bei ihrer Gesundheit und Kraft auch die schwersten Arbeiten auf sich und lernte rasch das Kochen, Einmachen und Schlachten. Nur mit Stallarbeiten konnte sie sich nicht befreunden, doch im Notfall übernahm sie die auch. Es war für sie eine wirkliche Freude, wenn sie ihren Nachbarn hin und wieder an freien Nachmittagen in der Landwirtschaft helfen durfte beim Pflanzen und Aufnehmen der Kartoffeln, beim Abladen von Torf und Heu, und sie war wegen ihrer Kraft und Gewandtheit sowie ihres immer gleich bleibenden Frohsinns eine geschätzte Helferin. Als Anerkennung ihrer Freundschaftsdienste überließ ihr unsere nächste Nachbarin, Fräulein Wiebke Bunger, eine Ecke ihres Gartens, die noch in ihrem Urzustande lag. Mit großem Eifer rodete und kultivierte Else jetzt darin, umzäunte ihr Gebiet mit einem Drahtgitter, hob die Grasboden heraus, düngte und säte und bald überstrahlte die Blumenpracht ihres Gartens die aller anderen. Mit keinem geringen Stolz schmückte sie nun unsere Zimmer mit Sträußen ihrer eigenen Züchtung. Selbst ein kleines Frühbeet mit einem „billig“ erworbenen Fenster legte sie an, um möglichst frühe Pflanzen zu ziehen. In einem Kursus in Erfde erlernte sie auch das Nähen und Zuschneiden von Wäsche und Kleidern und von da an hatten wir nur in Ausnahmefällen eine andere Schneiderin nötig. In den Nachmittags- und nicht selten in späten Abendstunden, hörten wir im Wohnzimmer oder in ihrem Stübchen noch unsere alte Nähmaschine klappern. Sie nähte nicht nur für unseren Haushalt, sondern oft auch für einige unbemittelte oder kinderreiche Familien. Da sie die Kühnheit und Geschicklichkeit hatte, sogar Mäntel und Hosen für kleine Jungen zu nähen, wurde sie bald mit Schneiderarbeit so überlaufen, dass ihr Mütterchen ernstlich bremsen musste, zumal die Else unentgeltlich arbeitete und manches Material zutat. War unsere Dorfschneiderin einmal mit Arbeit überbürdet, so rief sie Else mit ihren sicheren, geschickten Händen zur Hilfe. Dass sie auch in Sticken und Häkeln eine Künstlerin war, erwähne ich nur nebenbei; dass sie aber auch im Pappen und Basteln etwas Hervorragendes leistete, hat mir viel Freude gemacht. Ihre Fertigwaren stiftete sie meist einer Verlosung für die Mission in Breklum, das sie in den letzten Jahren regelmäßig zum Fest besuchte. Da meine Frau und ich uns sorgten, es sei besser, dass unsere Tochter auch einmal in fremdem Hause tätig sei und andere Weisen kennen lerne, und wir uns eine Zeit lang gut mit einer Wochenfrau behelfen konnten, ging Else auch gleich auf unseren Vorschlag ein. So ging sie im Frühling 1922 in Stellung nach Boldixum auf Föhr in ein Pastorat. Dort gab es nun Arbeit in Fülle, in Haus und Garten. Herr Pastor Höber hatte mehrere Gymnasiasten des Wyker Pädagogiums in Pension, von denen sich der 12-jährige Helmut R. besonders an Else anschloss und mit ihr an den Sonntagen weite Fußtouren auf der Insel machte. Diese Freundschaft hatte jahrelang angehalten und noch 1923 setzte es der Junge bei seinen Eltern durch, seine Sommerferien bei uns in Tielen zu verleben, nur um sich wieder von Else betreuen zu lassen. Else, welche mit Schmerz und Scham das weltliche Treiben und Tun der Badegäste auf Föhr, die sich doch auch Christen nannten, aus der Nähe beobachtete, schloss sich hier ganz der christlichen Gemeinschaft an. Die Richtung dahin hatte sie wohl schon durch meinen ev.-luth. Religionsunterricht in der Schule und später durch ernste Gespräche mit ihrer wohlunterrichteten Mutter gewonnen. In den Gemeinschaftsstunden wurde zu Gottes Ehre auch der Chorgesang gepflegt. In einer der Übungsstunden war eines Abends der erste Bass zu schwach besetzt. Da trat Else ganz unbefangen, wie sie Männern gegenüber immer war, an einen jungen Mann heran mit der Frage: „Darf ich Ihnen helfen?“, und als er froh bejahte, unterstützte sie mit ihrer tiefen Altstimme kräftig den Bass. Nach sechs langen Jahren hat aber dieser junge Mann ihre Hilfe ganz für sich beansprucht. – Wir beiden Alten freuten uns natürlich sehr, uns vom 1. Oktober an wieder der Pflege unserer guten Tochter unterstellen zu können. Mit dem Frohsinn von früher übernahm sie wieder ihre alten Aufgaben im Elternhause, war ihren beiden Brüdern Theo und Hans, die noch beide studierten, in ihren Ferien eine echte Kameradin und eine willige Helferin in ihren häufigen Kleidungsnöten. Anfänglich erhielt sie von mir monatlich 10 Mark – bald aber 20 Mark – Taschengeld, d.h. als 1923 die Inflation aufhörte. Später erhielt sie 50 Mark im Monat mit der Bedingung, sich auch davon selbst zu kleiden. Es war ihr eine sichtbare Freude, einmal unabhängig leben und handeln zu dürfen. Nach ihrer Heimkehr schloss sie sich offen dem christlichen Gemeinschaftsverein in Erfde an, der im Hause des Kaufmanns Wienchenbach wöchentlich seine Andachtsstunden hielt, in denen sie sich bald durch ihr Lautenspiel und Solosingen fast unentbehrlich machte. Um sich in Gottes Walten immer tiefer hineinzufühlen, stellte sie sich täglich unter Gottes Wort und forschte mit der Feder in der Hand fleißig in der Bibel. Der Missionsbefehl des Heilandes ließ ihr keine Ruhe und sie bezog ihn auf die innere wie auf die äußere Mission. Auf ihren Besuchen zu den Breklumer Missionsfesten entwickelte sich unter ihrem Einfluss ein Jugendmissionsbund, dessen Mitglieder gelobten, christlich zu leben und nach Kräften für die Entwicklung des Reiches Gottes tätig zu sein. Else wurde Schriftleiterin und später eine andere Lehrerstochter Kassiererin des Bundes, dem bald nach und nach über 100 Mädchen beitraten. Else nahm ihr neues Amt sehr ernst. Um die Gemeinschaft zu vertiefen und zu erwärmen, stellte sie ein Arbeitsprogramm in Form von Aufgaben auf, die ihre Bundesgenossinnen schriftlich zu lösen und ihre Ansicht möglichst aus der Bibel zu beweisen hatten. Die Lösungen kamen dann im Laufe eines Jahres in Gestalt eines Rundschreibens an sie zurück. Da nun die Bundesschwestern sie auch oft um Rat und Trost ansprachen, hatte sie eine Riesenkorrespondenz zu erledigen, wobei sie eine fabelhafte Schreibgewandtheit entfaltete. Die Breklumer Mission unterstützte sie durch kleine Geldspenden und wie schon erwähnt, durch Handarbeit. Hin und wieder leistete sie ihren verheirateten Schwestern längere Wochenpflege und bei all ihren vielseitigen Dienstleistungen bewahrte sie einen Frohsinn, der überall, wo sie erschien, wie ein Sonnenschein wirkte. Erst nur leise, später aber immer deutlicher trat ihr innerster Herzenswunsch hervor, dass sie, wenn wir ihrer nicht mehr benötigten, in die Arbeit der äußeren Mission in China oder Indien aktiv eintreten möchte. Und Gott erfüllte ihren Wunsch, wenn auch anders, als sie und wir vermutet hatten. Im Herbst des Jahres 1928 erhielt sie einen Brief aus Abessinien3 von einem jungen Missionar, in dem dieser bat, ihm ihre Hand zum Ehebunde zu reichen. Es war derselbe junge Mann, dem sie vor sechs Jahren beim...