Gotthardt | Die Kinder des Königs  - ein Märchen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 230 Seiten

Reihe: Kongebørn

Gotthardt Die Kinder des Königs - ein Märchen


1. Auflage 2022
ISBN: 978-87-28-11298-4
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 1, 230 Seiten

Reihe: Kongebørn

ISBN: 978-87-28-11298-4
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als Herwulf und seine Männer König Alrik töten und dessen Land einnehmen, begeben sich die Königskinder Signy, Regin und Buri auf eine halsbrecherische Flucht. Weit im Osten, jenseits eines hohen Gebirges, liegt ein fremdes Reich. Dort hoffen sie Hilfe zu erhalten, um den Tod ihres Vaters zu rächen und ihr Heimatland zurückzuerobern. Die Geschwister müssen all ihren Mut zusammennehmen, denn auf ihrem Weg durchqueren sie eine Welt voller Gespenster, Elfen, Riesen, Trollen und Zauberinnen. Werden sie gemeinsam allen Gefahren trotzen und das Abenteuer bestehen?'Spannende und gut erzählte Wikingergeschichte mit vielen Fäden über Kreaturen der nordischen Mythologie. [...] Äußerst empfehlenswert!' - DBC-

Gotthardt Die Kinder des Königs - ein Märchen jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Regin, Buri und Signy standen am Rande einer tiefen Schlucht, hinter ihnen eine Gruppe bewaffneter Häscher. „Wenn ich nur mein Schwert hätte!“, sagte Regin verbissen. „Dann würde ich wenigstens ehrenhaft im Kampf fallen.“ Buri schüttelte verzweifelt den Kopf. „Es ist aus mit uns“, sagte er seufzend. „Nein! Schau mal da!“, rief Signy und streckte den Finger aus. Ein Stück weiter zu ihrer Linken war eine große Kiefer in die Schlucht gestürzt und hatte sich zwischen den Felswänden verkeilt. „Sollen wir etwa darüber klettern?“, fragte Buri. „Unmöglich, nicht dabei abzustürzen.“ „Immer noch besser, als von Herwulfs Schergen aufgespießt zu werden“, wandte Regin ein. „Komm schon!“ Er ließ sich das kurze Stück an der Felswand hinuntergleiten und landete auf dem breiten Baumstamm. Während Buri und Signy ihm folgten, machte Regin sich bereits auf den Weg über die provisorische Brücke. „Ich … ich kann das nicht“, flüsterte Buri. „Mach es so wie ich“, sagte Signy. „Geh schnell und schau nicht nach unten.“ Sie gab ihm einen leichten Schubs, sodass ihm keine Wahl blieb, als die ersten Trippelschritte auf dem Stamm zu machen. Signy folgte ihm, den Blick starr nach vorn gerichtet. Einen Augenblick später waren die drei Geschwister auf der anderen Seite der Schlucht angelangt. Buris Beine zitterten so stark, dass er sich auf einen Felsen setzen musste. Nun hatten aber auch Herwulfs Männer die Schlucht erreicht. Der erste von ihnen war bereits dabei, zum Baumstamm hinabzuklettern. „Wir müssen weiter“, drängte Regin. „Was soll das bringen?“, fragte Signy. „Sie holen uns doch sowieso ein.“ In diesem Augenblick kam Buri ein Geistesblitz. „Der Stein!“, rief er aus und sprang auf. „Was soll damit sein?“, fragte Regin. Buri zeigte auf den Felsen, von dem er gerade aufgestanden war. „Was wäre, wenn wir …“ „Du hast recht!“, unterbrach ihn Regin begeistert. „Aber schnell, bevor sie uns schnappen!“ Der Felsbrocken lag dicht am Rand der Schlucht. Die drei pressten die Hände an das kalte Gestein und schoben mit aller Kraft. Langsam setzte sich der Klotz auf dem rutschigen Abhang in Bewegung. „Schieben! Schieben!“, stöhnte Regin. Die Geschwister bissen die Zähne zusammen und schoben so fest, dass sie sich die Handflächen am rauen Felsen aufschrammten. Plötzlich setzte sich der Stein in Bewegung, und im nächsten Augenblick kippte er über den Rand des Abgrunds. Das alles ging so schnell, dass Regin beinahe mitgerissen wurde. Buri und Signy schafften es jedoch geistesgegenwärtig, ihn festzuhalten und vor dem Sturz in die Schlucht zu bewahren. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen schlug der Felsbrocken auf dem Baumstamm auf. Die Kiefer brach in zwei Hälften, und Herwulfs Gefolgsmann, der sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, wurde mit den Holztrümmern in die Tiefe gerissen, bis er mit einem dumpfen Klatschen auf dem Grund der Schlucht aufschlug. „Wir … wir haben es geschafft“, keuchte Regin. Die Kinder ließen die Schlucht rasch hinter sich, blieben aber kurz darauf stehen, um zu sehen, was ihre Verfolger planten. Die Kameraden des getöteten Mannes liefen am Abgrund hin und her und machten sich schließlich auf den Weg in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Was glaubt ihr, haben die vor?“, fragte Buri. „Sie haben aufgegeben“, sagte Regin. „Wahrscheinlich ist ihnen klar geworden, dass wir längst über alle Berge sind, bevor sie einen Weg um die Schlucht herum gefunden haben.“ Erleichtert atmeten die Kinder auf und setzten ihren Weg fort. Sie wussten, dass ihr Ziel, Dalsland, im Osten lag, und versicherten sich regelmäßig, dass sie die Sonne zu ihrer Rechten hatten, solange sie hoch am Himmel stand. In dieser Gebirgsgegend gab es weder eine Straße noch einen kleinen Pfad, und die Geschwister kamen nur langsam voran. Gegen Mittag hielten sie an einem kleinen Bach an, um ihren Durst zu stillen und um die geschundenen Hände zu waschen. „Puh, habe ich einen Hunger“, sagte Regin. „Was für ein Glück, dass wir das Essen dabeihaben.“ Regin hatte gut auf Turids Beutel mit Brot und Schinken achtgegeben. „Wäre es nicht besser, wenn wir uns das für später aufheben?“, schlug Signy vor. „Wir wissen nicht, wann wir das nächste Mal etwas bekommen.“ „Vielleicht hast du recht“, stimmte Regin ihr widerstrebend zu. Buri hatte sich zwischen einige Bäume zurückgezogen. „Hier wachsen jede Menge Blaubeeren“, rief er. Die drei stopften sich die Münder mit den reifen Beeren voll. Sie waren nicht wirklich sättigend, füllten aber fürs Erste ihre Mägen. * Am späten Nachmittag führte sie ihr Weg hinunter in ein Tal mit vereinzelten Feldern und Weiden. Ein schmaler Feldweg schlängelte sich zwischen ihnen hindurch, vorbei an einer Hügelkuppe, auf der eine Handvoll Blockhäuser stand. „Meint ihr, wir können die Nacht in einem der Bauernhäuser dort oben verbringen?“, fragte Regin. „Wenn die Bewohner es erlauben“, sagte Signy. „Ist das nicht zu gefährlich?“, wandte Buri ein. „Vielleicht wissen sie von dem Kopfgeld, das Herwulf auf uns ausgesetzt hat.“ „Hier kennt uns doch niemand“, sagte Regin. „Erst recht nicht mit diesen Lumpen, die wir jetzt tragen.“ „Aber sie wissen bestimmt, wie alt wir sind“, gab Signy zu bedenken. „Und ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Fremde hierherkommen. Buri hat recht – es ist zu riskant.“ Regin zuckte die Schultern, und sie setzten ihren Weg fort. Hinter ihrem Rücken sank die Sonne hinter die Berge. Von einem auf den anderen Augenblick wurde es dunkel, und die Luft fühlte sich plötzlich kalt an. „Vielleicht wäre es doch am vernünftigsten, wenn wir zurückkehren und unser Glück bei einem dieser Bauernhöfe versuchen?“, überlegte Signy. In diesem Augenblick entdeckte Buri ein Gebäude in der Dämmerung. „Dort drüben ist ein Haus“, sagte er. Das Haus entpuppte sich als eine alte Scheune. Auf einer Seite war das Dach eingebrochen, und die Tür hing schief in den Angeln. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die noch jemand nutzt“, stellte Regin fest. „Eigentlich sollten wir hier die Nacht verbringen können.“ Sie stießen die Tür auf und traten ein. Zu ihrer Überraschung war die Scheune nicht verlassen. In der Mitte brannte ein kleines Feuer auf dem Boden, und neben dem Feuer hockte ein Mann, groß und breit wie ein Bär. In der Ecke neben der Tür saßen vier Personen in einem Haufen schimmeligen Strohs – ein älterer Mann mit einer Krücke, eine erwachsene Frau und zwei halbwüchsige Kinder. „Ich glaube, das sind Bettler“, flüsterte Buri. „Wie wir.“ „Können wir heute Nacht hierbleiben?“, erhob Signy die Stimme. Der Mann am Feuer zeigte die Zähne und sagte mit breitem Grinsen: „Je mehr, desto besser.“ Ein Schauer lief Buri über den Rücken. Irgendetwas in der Stimme des Hünen machte ihm Angst. Der Mann nickte zur Ecke hinüber. „Setzt euch dorthin“, sagte er. „So kann ich euch im Auge behalten.“ Regin starrte ihn wütend an, aber Signy legte ihrem Bruder die Hand auf die Schulter und flüsterte: „Wir sollten besser tun, was er sagt. Hier sind wir Fremde.“ Sie ließen sich neben der Frau nieder, und Signy sagte zu ihr: „Ich bin … ähm … Astrid, und das sind meine Brüder. Wir sind obdachlos und zufällig hier vorbeigekommen.“ „Ich bin Gyda“, stellte die Frau sich vor. „Ich ziehe mit meinen Kindern umher und bettle an den Haustüren. Wir besitzen selbst nichts.“ Sie senkte die Stimme und fuhr leise fort: „Der Kerl am Feuer heißt Hake. Er nennt sich selbst den König der Bettler. Wenn die Leute uns Essen oder etwas Geld geben, nimmt er sich selbst immer das Beste.“ „Und das lasst ihr euch einfach so gefallen?“, fragte Signy. „Ich habe versucht, ein paar Münzen vor ihm zu verstecken“, sagte Gyda. „Und dafür habe ich das hier bekommen.“ Sie schob ihr langes Haar zur...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.