Gold | Das Lachen des Clowns | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 10, 320 Seiten

Reihe: Kommissär Ferrari

Gold Das Lachen des Clowns


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7245-2101-3
Verlag: Reinhardt, Friedrich
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, Band 10, 320 Seiten

Reihe: Kommissär Ferrari

ISBN: 978-3-7245-2101-3
Verlag: Reinhardt, Friedrich
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Montag früh um vier, ganz Basel begrüsst mit dem Morgestraich die Fasnacht. Kein Thema für Kommissär Francesco Ferrari, der sich zu Hause die Decke über den Kopf zieht, während seine Assistentin Nadine Kupfer inmitten unzähliger Zuschauer den Beginn der drei schönsten Tage geniesst. Unmittelbar nach dem Auftakt geschieht das Unfassbare - am Rümelinsplatz begeht ein Kostümierter einen Mord. Und es kommt noch schlimmer, denn die Tote ist die Tochter von Big Georg, dem Chef der Fahndung. Handelt es sich um eine lang geplante Einzeltat oder um den ersten tödlichen Schlag in einer grausamen Mordserie, die Panik auslösen wird? Ein Wettrennen mit der Zeit beginnt, um das Schreckensszenario zu verhindern.

Anne Gold ist das Pseudonym von zwei Basler Autoren.
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1. Kapitel


Aus der Hard drangen Trommel- und Pfeifenklänge. Trotz Dauerregen, der die Waldwege in einen Morast verwandelt hatte, liessen einige Fasnachtscliquen keinen Abend aus, um sich mit Marschübungen den letzten Schliff für die Fasnacht zu geben. Nur noch ein, zwei Tage, dann ist dieser Spuk endlich vorbei, dachte Kommissär Francesco Ferrari, der absolut gar nichts damit anfangen konnte. Puma, die schwarze Nachbarskatze, kratzte an der Balkontür. Einem lieb gewonnenen Ritual folgend, erhob sich Ferrari und liess sie hinein. Mit herzzerreissendem Miauen streifte die Katze um seine Beine und begann sofort zu schnurren, als ihr der Kommissär über den Kopf strich.

«Puh! Du bist ja total nass.»

Ferrari holte aus dem Badezimmer ein Handtuch und rieb die Katze trocken, sie schien es sichtlich zu geniessen. Von Minute zu Minute verstärkte sich der Regen. Da werden wohl auch die letzten unbeirrbaren Fasnächtler ihre Übung abbrechen. Gut so. Tja, alles hat seine zwei Seiten. Der Kommissär nahm sein Rotweinglas und prostete in Richtung Waldrand. Seit dem Vogel Gryff rannten sie Tag für Tag wie die Verrückten durch den Wald und jetzt, kurz vor dem Morgestraich, liefen die Vorbereitungen natürlich auf Hochtouren. Gedankenverloren schüttelte er den Kopf. Diese Welt wird sich mir nie öffnen. Als Sohn einer genialen Schnitzelbanggsängerin und eines Tambours, der im Keller neue Märsche kreierte, floh er seit Jahren mit seiner Partnerin Monika und deren Tochter Nikki in die Berge. Die Natur und die Ruhe taten einfach gut. Was gab es Schöneres? Ein Schmunzeln umspielte Ferraris Lippen. Schon als Binggis hatte ihn niemand dazu gebracht, in eine Clique einzutreten, um im Vortrab mit zu marschieren und unzählige Fasnachtszettel zu verteilen. So verbrachte der kleine Francesco wohl oder übel diese drei Tage bei den Grosseltern, die ihn trotz gewaltigem Terror gnadenlos an den Cortège schleppten. Widerstand war zwecklos! Vom Donnerstag an war die Welt dann wieder einigermassen in Ordnung. Mutter Martha krächzte zwar noch einige Tage vor sich hin, zumal sie bereits nach dem ersten Abend die Stimme verloren hatte, während sich Vater Herbert schlicht vom einen oder anderen zu viel genehmigten Glas Wein und den zig Kilometern in den Knochen erholen musste. Spätestens am Wochenende waren alle Blessuren wie durch ein Wunder verschwunden. Und so stimmten sich die beiden beim traditionellen vom Schweizer Fernsehen produzierten Querschnitt ganz nach dem Motto «Nach der Fasnacht ist vor der Fasnacht» bestens gelaunt aufs kommende Jahr ein. Nur eine Sache wurmte seinen Vater immer wieder von Neuem, auch wenn er sich nichts anmerken liess. Die beste Fasnachtsclique aller Zeiten, selbstverständlich seine, wurde von diesen ignoranten Fernsehmachern aus Leutschenbach boykottiert. Die verstanden einfach nichts von der Basler Fasnacht! Mutter sass derweil schmunzelnd neben ihm und verkniff sich jegliche Bemerkung, zumal sie seit Jahren Stammgast in der Sendung war. Die Welt war und blieb nun einmal ungerecht. Doch mit der Zeit wurde dem heranwachsenden Francesco auch klar, weshalb es in diesem speziellen Fall so war. Bei aller Liebe zum Detail und allem Engagement während des ganzen Jahrs blieb sein Vater Mittelmass. Seine Mutter hingegen war ein Schnitzelbanggstar, die nach ihrem Rücktritt nur so mit Ehrungen überhäuft wurde. Die «Basler Zeitung» widmete ihr sogar vier Sonderseiten und zitierte ihre besten Pointen. Vermutlich hat es mit charakterlicher Stärke zu tun, wenn ein Mensch im richtigen Moment zurücktritt. Diese Eigenschaft war Ferraris Vater nicht gegeben. Selbst als er den Zenit überschritten hatte und seine Kameraden sich längst in die Alte Garde verzogen hatten, marschierte er unverdrossen mit der Stammclique mit. Aus Respekt gegenüber dem alten Mann, der viel für die Clique geleistet hatte, hielten sich die Jungen bedeckt. Doch eines Tages kam es zum Eklat. Als Herbert Ferrari total erschöpft bei den Marschübungen nicht mehr mithalten konnte, schlug ihm der Obmann vor, dieses Jahr ausnahmsweise auszusetzen, weil er nach einer längeren Krankheit konditionell noch nicht in Form sei. Die Reaktion war heftig. Schäumend vor Wut warf er den Bettel hin und trat noch am gleichen Abend, vor dem Einpfeifen der Laterne, aus der Clique aus. Und von diesem Tag an durfte das Thema Fasnacht im Hause Ferrari nicht mehr erwähnt werden. Ein Umstand, der Ferrari junior nicht im Geringsten störte. Erst nach dem Tod des geliebten Vaters hatte seine Mutter noch ein-, zweimal versucht, ihren Sohn von der Schönheit der Basler Fasnacht zu überzeugen, allerdings ohne Erfolg.

Monika und Nadine Kupfer, Ferraris Kollegin, kamen aus der Küche.

«So, fertig mit dem Aufräumen. Kriegen wir auch noch ein Glas Wein?»

«Sicher!»

«Die haben aber Ausdauer, und das bei diesem Wetter.»

«Ich bin froh, wenns vorbei ist, Monika. Jedes Jahr das Gleiche. Einen Monat lang rennen sie wie die Wahnsinnigen durch die Hard, ohne Rücksicht auf die Anwohner.»

«Irgendwo müssen sie ja üben.»

«Nur nicht gerade vor unserer Haustür.»

«Oh, oh! Dringt hier wieder einmal der Fasnachtshasser durch?», fragte Nadine schmunzelnd.

«Ich hasse die Fasnacht nicht. Ich kann nur nichts damit anfangen. Kadergehorsam, Marschübungen – wie im Militär.»

«Die machen das alles freiwillig.»

«Die spinnen doch.»

«Du musst wissen, Nadine, Francesco ist fasnachtgeschädigt. Seine Mutter war eine begnadete Schnitzelbängglerin und sein Vater ein grossartiger Tambour.»

«Martha hat Schnitzelbängge gesungen? Das kann ich gar nicht glauben.»

«Es ist wahr. Sie schrieb wirklich gute Texte, ihre Pointen werden noch heute oft zitiert. Sie war ein richtiger Star.»

«Da hat Francesco aber nichts vom Talent seiner Mutter abbekommen.»

«Na ja, ein Humorbolzen ist er nicht gerade. Aber er hat andere Qualitäten.»

«Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Wenn ihr mich weiter beleidigen wollt, nur zu. Dann kann ich ja gehen.»

«Komm schon, Brummbär, es war nicht so gemeint.»

Monika strich ihm durchs Haar.

«Lass das! Ich mag das nicht.»

Ferrari rückte von ihr ab.

«Gut, dann eben nicht, mein Schatz.»

«Die drehen heute Abend total durch. Es ist bereits halb elf. Wann hören die endlich auf? Das ist Ruhestörung.»

«Du kannst ja die Polizei rufen.»

«Eine gute Idee, Nadine. Die sollen die Spinner aus dem Wald vertreiben.»

«Am Sonntag ist es vorbei, Liebling.»

«Zum Glück! Ich werde mich einmal mit Kuno unterhalten.»

«Wer ist Kuno?»

«Unser Jurist. Ich will wissen, wie lange die trommeln und pfeifen dürfen.»

«Wozu? Willst du die gesamten Basler Fasnachtscliquen verklagen? Ich sehe schon die Schlagzeile vor mir: ‹Schickimickikommissär schiesst sich auf die Basler Fasnacht ein›. Ist Staatsanwalt Borer nicht bei den Olympern?»

«Du hast recht, Nadine. Das wird ihm gar nicht gefallen. Und Olivia Vischer ist bei der Spezi.»

«Oje. Da sammelt Francesco auch keine Punkte.»

So ist das in unserer Stadt! Alle nehmen irgendwie an der Fasnacht teil. Aktiv oder passiv. Im Vorstand, in der Clique oder bei einer der wie Pilze aus dem Boden schiessenden Vorfasnachtsveranstaltungen. Die Basler Fasnacht ist sozusagen der Heilige Gral. Wer gegen die Fasnacht ist, wird ausgemistet. Ohne Rücksicht auf Verluste.

«Was ist denn das?»

Monikas Stimme überschlug sich. Blitzartig setzte sich der Kommissär auf das Handtuch. Monika riss es unter ihm weg.

«Wieso liegt das Handtuch hier auf der Couch?»

«Ich habe mir die Hände gewaschen und …»

«Hundert Mal, nein, tausend Mal habe ich dir gesagt, du sollst Puma nicht mit unseren Handtüchern abreiben, Ferrari.»

Monikas Stimme klang gefährlich und dass sie den Kommissär beim Nachnamen nannte, sprach Bände.

«Ich … sie war nass, da …»

Monika warf ihm das Handtuch ins Gesicht.

«Bin ich denn hier eigentlich nur die Dienstmagd? Der Herr holt sich einfach zum weiss nicht wie vielten Mal ein Handtuch, um seinen kleinen Liebling trocken zu reiben.»

Puma verzog sich unter die Polstergruppe.

«Noch einmal, Ferrari, und du kannst deine Wäsche selbst waschen!»

Nadine sah der Szene belustigt zu.

«Und alles wegen eines blöden Handtuchs», brummte Ferrari.

«Was hast du gesagt?»

«Nichts! … Komm, Puma, wir gehen.»

«Aber diese Nacht schläft sie nicht bei uns im Schlafzimmer. Hörst du?!» Monika wandte sich an Nadine. «Unsere Nachbarin ist nach der fünften Operation innerhalb von zwei Jahren noch im Spital. Deshalb kümmern wir uns um die Katze. Ich bin echt froh, wenn sie wieder zu Hause ist. Gestern lag...


Anne Gold ist das Pseudonym von zwei Basler Autoren.



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