Gohl | Majas Sattel-Blog - Ich glaub, es wiehert! | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 256 Seiten

Reihe: Die Majas-Sattel-Blog-Reihe

Gohl Majas Sattel-Blog - Ich glaub, es wiehert!

Spannung, Spaß und Pferdewissen
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-641-27206-7
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Spannung, Spaß und Pferdewissen

E-Book, Deutsch, Band 2, 256 Seiten

Reihe: Die Majas-Sattel-Blog-Reihe

ISBN: 978-3-641-27206-7
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ich glaub, es wiehert!

»Willkommen auf dem Blog über mein irres Leben. Ich bin Maja und nehme euch mit in mein Chaos aus Sommer, Sonne und – tatsächlich! – einem schwarzen Hengst ...«

Nicht mal in Spanien hat man seine Ruhe! Als Maja und Bonnie entspannte Ferien im zukünftigen Reitbetrieb ihrer Familie verbringen wollen, ist Chaos vorprogrammiert.
Und tatsächlich: Kaum angekommen, bietet ein zwielichtiger Händler Majas Eltern einen verwahrlosten Andalusier-Rappen an. Als die den Hengst aus lauter Mitleid kaufen, nimmt der Sommer eine abenteuerliche Wendung. Denn was, wenn Maja mit ihrer Befürchtung recht hat und im Stall des Händlers auch gestohlene Pferde stehen?

Mit frech illustrierten Pferde-Wissensseiten zum Thema »Pferdehaltung & Pferdekauf«.

Alle verfügbaren Bände der Majas Sattel-Blog-Reihe:
Majas Sattel-Blog – Alles Pony, oder was? (Band 1)
Majas Sattel-Blog – Ich glaub, es wiehert! (Band 2)
Gohl Majas Sattel-Blog - Ich glaub, es wiehert! jetzt bestellen!

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Mittwoch, 29. Juni – Eintrag #6.2

Das Campo

Wir besichtigten dann natürlich auch noch den Rest des Schutzhofs. Neben den Pferdeställen gab es einen geräumigen Hühnerstall mit Auslauf, und das Highlight war ein altes Wasserreservoir, das als Schwimmbad diente.

»Wahnsinn, ein eigener Pool!«, rief ich begeistert. »Können wir nach dem Reiten schwimmen gehen?«

Paul runzelte die Stirn. »Ist dir das nicht zu kalt?«

Als ich ihm erzählte, dass ich auch schon ein paarmal im Meer gewesen war, wollte er es kaum glauben.

»Einen Pool hat hier eigentlich fast jeder«, meinte Paul, als er fröstelnd zuschaute, wie ich einen Zeh ins Wasser steckte. »Bei euch ist auch einer geplant. Wie ihr das Wasser da hinkriegen wollt, weiß ich zwar nicht, aber ein Gästehaus ohne Pool … es gibt Anbieter, die das versuchen, aber ich hab noch nie gehört, dass einer von denen viele Urlauber hat.«

Das passt leider zu den Sorgen, die ich mir mache, weil unsere Ruine am Ende der Welt liegt. Ich bin ja selbst auch lieber am Meer!

Als wir den Rundgang beendet hatten, führte Paul mich ins Haus, damit ich Juani begrüßen konnte. Die beiden wohnen in einem eher kleinen Gebäude, alle Zimmer liegen ebenerdig, und man fühlt sich sofort wohl, wenn man eintritt. Dabei geht es hier noch bunter zu als auf dem Hof. Die Möbel sahen aus, als wären sie selbst geschreinert, auf Sofas und Sesseln lagen, wohl wegen der Hunde, verschiedenfarbige Decken. Als wir hereinkamen, räkelte sich vor dem Kamin eine rote Katze in einem blau ausgelegten Körbchen. Fast so, als gehörte sie zur Dekoration. Außerdem registrierte ich einen großen Fernseher mit Playstation und allem Drum und Dran. Hinter dem Mond leben Juani und Paul also nicht, und an Geld scheint es bei ihnen auch nicht zu mangeln.

Vom Haus aus kam man durch einen Korridor ins Atelier, und hier fanden wir dann auch Juani inmitten von fertigen und halb fertigen großen bunten Skulpturen. Eine davon bemalte sie gerade. Sie trug Jeans und einen Malerkittel, das Haar hatte sie wieder im Nacken zusammengebunden. Es roch nach Farben und Terpentin. Juani schien ganz in ihre Arbeit versunken.

»Maja ist da, und sie ist ganz normal!«, rief Paul ihr statt einer Begrüßung zu. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich das einordnen soll …

Juani dagegen schien zu wissen, was er meinte. »Paul!« In vorwurfsvollem Ton wandte sie sich an ihren Sohn. »Was haben wir besprochen? Worauf wolltest du Maja auf keinen Fall ansprechen?«

Paul verzog das Gesicht. »Es ist einfach so passiert«, sagte er kleinlaut. »Fran hat das Haus erwähnt, und …«

»Er hat es eine Bruchbude genannt«, erklärte ich. »Womit er ja recht hat. Es … es …« Vorhin hatte ich noch darüber lachen können, aber plötzlich steckte mir schon wieder der Kloß im Hals, mit dem ich immer wieder zu kämpfen habe, seit ich weiß, dass wir auswandern werden. So schön es hier in Spanien ist – wenn ich genauer darüber nachdenke, was mich demnächst erwartet, wird mir doch wieder ganz anders. Auf einmal konnte ich meine Sorgen nicht weiter verdrängen. In dem Moment war es mir auch egal, dass Juani und Paul mir eigentlich noch fremd sind. Tatsächlich fühlte ich mich von ihnen fast mehr verstanden als von meinen Eltern, denn ich merkte deutlich, dass auch sie Zweifel an dem Projekt hatten und nicht alles rosarot sahen.

»Das Haus ist schrecklich«, brach es aus mir heraus. »Aber Mom und Paps tun so, als ob es ein Schloss wäre. Ich glaube, sie … sie sind verrückt geworden.« Nachdem ich seit gestern wohl in einer Art Schreckstarre gesteckt hatte, kamen mir auf einmal die Tränen. »Ich will da nicht wohnen.«

Juani warf dem verlegenen Paul einen Blick zu, der wohl so etwas wie »Da hast du’s!« ausdrücken sollte. Dann ließ sie den Pinsel sinken und zog mich in eine nach Terpentin duftende Umarmung. »Na, na …«, murmelte sie tröstend. »Nun mach dich mal nicht so fertig. Deine Eltern sind vielleicht gerade ein bisschen euphorisch, aber das ist ja normal, wenn man so ein Wagnis eingeht. Das Haus ist natürlich eine Ruine, aber davon wird Pilar nicht viel stehen lassen. Sie ist eine großartige Architektin, und sie arbeitet mit einer guten Baufirma zusammen. In ein paar Monaten wirst du die Hütte nicht wiedererkennen. Es wird wunderschön werden.«

»Es liegt trotzdem mitten im Nichts«, schluchzte ich. »Man kann überhaupt nichts machen, und Bonnie ist nicht da, und Bolle haben sie auch nicht gekauft und …« Ich brach einfach völlig zusammen, was Paul sichtlich unangenehm war.

»Soll ich schon mal die Pferde satteln?«, fragte er schließlich und verschwand auf Juanis und mein Nicken hin sofort.

Juani hörte geduldig zu, als ich dann alles herausweinte, was mich beschäftigte, obwohl es mir etwas peinlich war, dass sie mich dabei im Arm hielt und sanft wiegte. Schließlich fand sie sogar beruhigende Worte. »So weit aus der Welt ist das Cortijo gar nicht. Wir können gleich hinreiten, mit dem Pferd durchs Campo sind es knapp vier Kilometer. Eigentlich sind nur die Straßen schlecht. Aber auch das könnte schlimmer sein. Überleg doch mal, Maja, nur knapp eine halbe Stunde mit dem Auto, und ihr seid am Meer oder in Valencia. Das ist eine tolle Stadt! Die Schule ist gut, und du wirst dort neue Freunde finden. Außerdem kann Bonnie dich in den Ferien besuchen. Zimmer genug werdet ihr ja haben.«

»Sie meinen also, es ist eine gute Idee? Das mit dem Auswandern?«, fragte ich leise.

Juani seufzte. »Wie soll ich denn das beantworten, Maja? Ich bin selbst ausgewandert, und ich bin glücklich mit der Entscheidung. Paul auch, hoffe ich, aber der kennt es gar nicht anders, er ist hier geboren. Allerdings habe ich einen Beruf, den ich überall ausüben kann, und ich spreche recht gut Spanisch.« Sie überlegte kurz, bevor sie weitersprach. »Außerdem habe ich mir nie Illusionen gemacht. Glück kann nur aus uns selbst kommen.«

Ich verdrehte die Augen. »Jetzt fehlt nur, dass Sie mir auch noch sagen, ich soll mit dem Herzen sehen.«

Juani lachte. »Nein, gerade nicht. Im Gegenteil: Man sollte die Augen immer weit aufhalten. Und seine Ideen auch kritisch hinterfragen …«

Ich runzelte die Stirn. »Also Auswandern an sich ist eher gut, aber der Plan mit dem Gästehaus eher schlecht?« Ich hätte es besser gefunden, wenn sie sich mal klarer ausgedrückt hätte!

Juani seufzte. »Na ja, ein Gästehaus, ein Restaurant oder etwas in der Art ist eine der häufigsten Geschäftsideen von Auswanderern. Aber ob das dann läuft, das kann man unmöglich voraussagen. Vielleicht stehen die Leute in Zukunft Schlange, um mit deinem Vater und eurem Esel zu meditieren und mit deiner Mutter Naturkosmetik anzurühren. Aber vielleicht auch nicht. Es ist natürlich ein Risiko.«

Ich holte tief Luft. »Und ich? Was wird mit mir? Also wenn es nicht gut geht?«

Juani gab mir ein Taschentuch. »Du putzt dir jetzt die Nase und machst auf jeden Fall das Beste draus. Im Übrigen hast du Glück. Deine Eltern haben sich Gedanken über dich gemacht. Sie werden dich auf eine hervorragende Schule schicken. Also sei nicht allzu sauer auf die beiden.«

Ich nickte, wenn auch nicht gänzlich getröstet.

»Und jetzt gehen wir reiten!«, bestimmte Juani. »Ich muss mich nur eben umziehen.«

Ich folgte ihr aus dem Atelier zurück ins Haus und ging dann zu Paul, der unsere Reittiere bereits eingefangen und vor einer kleinen, etwas unordentlichen Sattelkammer angebunden hatte. Mein Esel stand zwischen Juanis großer Rappstute und einem kleineren, stämmigen Schimmelwallach. Mir ging das Herz auf, als Peppo eine Art freundliches Röhren von sich gab, als er mich sah. Der Apfel vom Frühstücksbüffet musste nachhaltigen Eindruck gemacht haben! Ich ging zu ihm und streichelte sein erstaunlich weiches, seidiges Fell.

»Du kannst ihn gleich satteln«, sagte Paul. »Ihm gehört der in der Ecke ganz rechts. Das Kopfstück hängt daneben. Am besten reitest du ihn gebisslos.«

Ich bin noch nie gebisslos geritten, aber ich weiß von Bonnie, dass das nichts mit der Anzahl von Peppos Zähnen zu tun hat. Als Gebiss bezeichnet man in der Reitersprache das Mundstück aus Metall oder anderen Materialien, das ein Pferd beim Reiten im Maul trägt.

Peppos Kopfstück ähnelte einem einfachen Halfter, aber das Teil über der Nase war hart und erlaubte gezielte Einwirkung. Sein Sattel war ein Trachtensattel, wie ich ihn auch für Bolle ausgesucht hatte. Die Erinnerung gab mir wieder einen Stich ins Herz. Schließlich war ich drauf und dran, Bolle mit Peppo untreu zu werden. Bei dem Gedanken nahm ich mir vor, Miriam und Steffi noch mal zu schreiben. Ich fürchte nämlich, irgendetwas hat mit dem miesen Internet hier nicht funktioniert, und sie haben meine bisherigen Nachrichten gar nicht bekommen.

Als ich gesattelt hatte, waren auch Paul und Juani fertig. Sie stellten mir die große Stute als Odette vor und den Schimmel als Checker. Odette ist ein Andalusier, obwohl sie nicht so aussieht. Sie stammt aus einem bekannten Gestüt, hat jedoch keine Papiere.

»Die hat der Vorbesitzer einbehalten«, erklärte Juani auf meine Nachfrage. »Damit sie auf keinen Fall auf seine Zucht zurückzuführen ist. In seinen Augen ist sie nämlich eine Missgeburt.«

Ich runzelte die Stirn. Odette ist eigentlich sehr schön. »Wegen ihrer Größe?«, erkundigte ich mich. Cinderella und Alegría sind deutlich kleiner.

»Nein, die war erwünscht«, antwortete Juani. »Große Pferde sind bei Turnierreitern durchaus gefragt. Aber sie hat eine...


Gohl, Christiane
Dr. Christiane Gohl wurde 1958 in Bochum geboren. Die promovierte Pädagogin arbeitet als freie Fachjournalistin und Werbetexterin. Seit ihrem zehnten Lebensjahr beschäftigt sie sich mit Pferden und reitet in verschiedenen Disziplinen. Pferdefreundliches Reiten und artgerechte Haltung sind ihr dabei besonders wichtig. Mit ihren Sachbüchern und Romanen avancierte sie in kurzer Zeit zu einer Bestseller-Autorin der Pferdebuchszene. Sie lebt in Spanien.

Rothmund, Sabine
Sabine Rothmund wurde 1972 in Ludwigshafen am Rhein geboren, studierte an der FH in Mainz mit dem Schwerpunkt Illustration und Buchgestaltung und lebt heute als Illustratorin mit ihrer Familie in Tübingen.



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