E-Book, Deutsch, 407 Seiten
Göttler Nach der Stunde Null
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-8316-0803-4
Verlag: Herbert Utz Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Stadt und Landkreis Dachau 1945 bis 1949
E-Book, Deutsch, 407 Seiten
ISBN: 978-3-8316-0803-4
Verlag: Herbert Utz Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Granattrichter sind verfüllt, Flüchtlingsbaracken und provisorische Wohnsiedlungen niedergerissen. Immer weniger Zeitzeugen können sich an die Jahre 1945 bis 1949 erinnern, die für Deutschland – unabhängig von der Frage, ob es tatsächlich eine »Stunde Null« gegeben hat – einen radikalen Neubeginn bedeutete.
Das vorliegende, regionalgeschichtliche Werk beschäftigt sich schwerpunktartig mit brennenden Themen der Dachauer Nachkriegsgeschichte: Besetzung und Zusammenbruch, Auflösung des Konzentrationslagers und Umwandlung in Internierungslager und Flüchtlingslager, Ankunft und Integration der Heimatvertriebenen, Rückführung der »displaced persons«, Entnazifizierung und Dachauer Prozesse, Aufbau neuer Strukturen in Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Kirche. Ein erster Versuch, die Dachauer Nachkriegsgeschichte systematisch zu erfassen und den Neubeginn nach 1945 besser zu verstehen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;8
2;Vorwort;12
3;»Wiederaufbau unseres Heimatlandes« Zusammenbruch, Neubeginn und Wiederaufbau in Bayern;14
4;Über den Sinn heimatgeschichtlicher Forschungen – am Beispiel Nachkriegsgeschichte im Landkreis Dachau;29
5;Die Besetzung der Gemeinden des Landkreises Dachau durch die US- Armee Ende April 1945;40
6;»Die Lage ist katastrophal und kann zu Meutereien führen« Der Einsatz des » Internationalen Häftlings- Komitees « für die Mitgefangenen nach der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau;69
7;Das Wohnlager Dachau-Ost, Keimzelle eines neuen Stadtteils;83
8;Die deutsche Wohnsiedlung im amerikanischen Camp 1948 – 1956;99
9;»Displaced Persons« und Flüchtlinge in Karlsfeld und Umgebung;111
10;Die internationalen Kinderzentren im Kloster Indersdorf 1945 – 1948;134
11;Das Lager Wagenried;154
12;Die »Repatriierung« der osteuropäischen Häftlinge, Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter nach der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau;165
13;Die Dachauer Prozesse;179
14;Entnazifizierung in der Stadt Dachau1;195
15;Marshall-Plan und Währungsreform. Neubeginn in Handel, Handwerk und Landwirtschaft;244
16;Die Gründung der CSU im Landkreis Dachau;263
17;Andere Parteien und politische Gruppen;269
18;Die SPD in Stadt und Landkreis Dachau;270
19;Wiederaufbau der Verwaltung in Stadt und Landkreis Dachau nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges;290
20;Die katholische Kirche des Landkreises nach der » Stunde Null «;313
21;Nachkriegsgeschichte der evangelischen Kirchengemeinde in Stadt und Landkreis Dachau;326
22;Über Nacht war der braune Spuk vorbei. Altomünster in der Nachkriegszeit;332
23;Nachkriegszeit in der Gemeinde Pfaffenhofen an der Glonn;356
24;Das Kriegsende und die ersten Nachkriegsjahre in der Gemeinde Röhrmoos;368
25;Kriegsende und Neubeginn in Vierkirchen;388
26;Die Autorinnen und Autoren;402
Die Besetzung der Gemeinden des Landkreises Dachau durch die US-Armee Ende April 1945 (S. 39-40)
Günther Eckardt
Die Allgemeine Lage
Dachau wird in den Wehrmachtsberichten nur am 30. April 1945, am Todestag Adolf Hitlers, erwähnt. Die geografischen Kenntnisse über Südbayern sind eher ungenau: »In Niederbayern konnte der Feind zwischen Isar und Donau weiter nach Süden Raum gewinnen. Panzerspitzen stehen nördlich Landshut zwischen Freising und Dachau. In Oberschwaben gingen Augsburg und Kempten verloren.« Die US-Armee überließ Berlin der Roten Armee und rückte – unterstützt von französischen Truppen – nach Süddeutschland und Österreich vor. Die Alpenfestung war allerdings eine Fata Morgana. Das Kriegsende in (Süd-)Bayern hat mit Joachim Brückner ein ehemaliger Soldat der Wehrmacht beschrieben, wobei der Landkreis Dachau naturgemäß nur eine begrenzte Beachtung findet. In Scheyern befand sich zeitweise das Stabsquartier des Luftgaukommandos VII. Durch die »Freiheitsaktion Bayern« kam es in München und teilweise bei den zurückflutenden Wehrmachtseinheiten zu Verwirrung. Grundsätzlich ist von drei bis vier Truppenverbänden auszugehen, die an den letzten Gefechten beteiligt waren: Die deutsche Wehrmacht zog sich fast kampflos, erschöpft und demoralisiert zurück, die SS (vor allem die Einheit XIII. A. K.) kämpfte und übte Terror gegen die deutsche Bevölkerung und zum Teil gegen die kampfunwillige Wehrmacht aus, die US-Armee rückte stetig und motorisiert vor, im Süden (Ammersee, Fürstenfeldbruck) wurde sie von französischen Einheiten unterstützt. Nach Überschreitung der Donau auf breiter Front zwischen Donauwörth und Kelheim am 26. April 1945 fand die Besetzung des Landkreises Dachau hauptsächlich am 28. und 29. April statt. Besetzte Nachbarlandkreise Für Aichach, Pfaffenhofen an der Ilm und Fürstenfeldbruck liegen seit Jahren ausführliche Arbeiten vor, so dass nun für den Landkreis Dachau endlich eine Lücke geschlossen wird.
Mit Victor Klemperer hielt sich bei Aichach ein prominenter Augenzeuge auf. Aus seinem Zufluchtsort Oberbernbach rückten starke US-Verbände an, am 28. April, einem Samstag, gegen 18 Uhr war die Kreisstadt besetzt. Die deutschen Offiziere Kesselring und v. Henckel(l)-Donnersmarck begegnen uns im Landkreis Dachau wieder. Das Kriegsende in Aichach wird auch in einem umfangreichen Werk über die Flüchtlinge in Aichach behandelt. Reinhard Haiplik hat das Kriegsende in Stadt und Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm dargestellt. Hier war ebenfalls der 28. April der entscheidende Tag. Haiplik berichtet sowohl von der Erschießung deutscher Soldaten durch die SS bei Hilgertshausen als auch von zahlreichen SS-Angehörigen durch die US-Armee.
Klaus Wollenberg hat im Landkreisbuch Fürstenfeldbruck die Ereignisse beschrieben, in Egenhofen/Weyern und an der Linie Arnbach/Autobahn München–Augsburg berühren sich die Besetzung der Landkreise Dachau und Fürstenfeldbruck. Die Bombardierung Olchings sollte eigentlich Petershausen gelten und betrifft so indirekt den Dachauer Landkreis. »Das Ende des Zweiten Weltkrieges im Amperland« wurde 2005 in der gleichnamigen Zeitschrift beschrieben. Dachauer Gemeinden werden kurz behandelt, bei der systematischen Auswertung der Besetzungsberichte hat der Autor die wesentlichen Dinge dargestellt, so dass auf sie zurückgegriffen werden kann. Das Kriegsende in den Gemeinden Im Landkreisbuch Fürstenfeldbruck werden bei den Gemeinden jeweils die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege angegeben. Im Handbuch der Gemeinden des Landkreises Dachau16 fehlen vergleichbare Angaben. Zu beachten ist, dass 1945 noch eigenständige Gemeinden heute zu größeren Gemeinden gehören können und dass sich die Pfarrberichte nicht unbedingt mit früheren und heutigen Gemeindegrenzen decken. Erst die Herausgabe der Pfarrbesetzungsberichte ermöglicht überhaupt eine Darstellung auf Gemeindeebene. Die Dichte der Pfarreien im Gegensatz zu heute erstaunt ebenso wie der Umstand, dass wesentliche Aussagen der Pfarrer in Bezug auf Taten der siegreichen Amerikaner bis heute ignoriert wurden.