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E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Görtz Da haben wir den Salat

Ein Fall für Rubin und Bernstein
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-86358-263-0
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Fall für Rubin und Bernstein

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

ISBN: 978-3-86358-263-0
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Im Seminar des prominenten Kurarztes Dr. von Rehheim "Lach dich frei zu deinem Glück" wird eine Teilnehmerin als vermisst gemeldet: die Journalistin Beatrice Hofmann. Was hat die engagierte Frau dort gesucht? Und was hat der smarte Doktor mit dem Verschwinden zu tun?
Ein spannender neuer Fall für Rubin und Bernstein, der in die Welt von Wellness und Glücksmedizin führt, zu Heilsbringern, Jüngern und adretten Geschäftsmachern. Ein inspirierender Krimi zum Schmunzeln.

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4 Rubin und Freitag stiegen in den Lift. Dem Golden Retriever war der ruckartige Start nicht geheuer, er fiepte und wollte wieder hinaus, reckte verzweifelt den Kopf zu Rubin, der ihn durch Kraulen und Gutzureden zu beruhigen versuchte. Das gelang so halbwegs, bis der dritte Stock erreicht war. Dann war Freitag wieder glücklich in Freiheit. Gerade als Rubin mit dem Golden Retriever im Flur des dritten Stockwerks vor Zimmer 313 anhielt, kam Carl Bernstein freudestrahlend um die Ecke gebogen. Freitag sprang begeistert an ihm hoch. Bernstein schien nur auf die Begrüßung durch Freitag gewartet zu haben und knuffte und puffte den Golden Retriever, der sich vor Freude gar nicht mehr einkriegen konnte. Bernstein trug an diesem Morgen einen beigefarbenen, kunstvoll zerknitterten Leinenanzug und darunter eine längs gestreifte offene Weste über einem kragenlosen Grandpa-Shirt in Türkis. An seinen Füßen steckten gelbe Espandrillos, die schon bessere Zeiten gesehen hatten. Er hatte sie vor Jahren auf einem Markt in Algier bei einem Berber aus dem Saharaatlas erstanden. Auf dem Kopf trug er einen Strohhut mit breitem Hutband im Tigermuster, in dem, wie eine einsame Antenne, eine Habichtsfeder steckte. »Guten Morgen, bester Rubin, alter Räuberhauptmann!« Die beiden Schulfreunde begrüßten sich kurz und herzlich. »Hast du dich heute Morgen in einem Verlies angekleidet, oder hat die Polizei eine neue Kleiderordnung?«, fragte Bernstein mit Blick auf Rubins verknöpftes Hemd. Der konnte es schon nicht mehr hören und ging nicht auf Bernsteins Worte ein. Stattdessen fragte er: »Und du, was führt dich hierher? Erzähl mir nicht, dass du dich zufällig ins Hotel verlaufen hast!« »Mein Bester, Zufälle gibt es nur in einem Spiel mit klaren Regeln. Doch das Spiel, das wir spielen, kennt keine Regeln, und folglich auch keine Zufälle.« »Komm schon, raus mit der Sprache!« »Bei allen Detektiven und Inspektoren! Ich weiß auch nur das, was mir ein zauberhaftes Vögelchen heute früh sanft zugezwitschert hat.« Er deutete auf das Türschild der einen schmalen Spaltbreit offen stehenden Tür. »Und das ist, wenn mich nicht alles täuscht, das Zimmer der Vermissten. Stimmt’s, oder hab ich recht?« »Hat dir das auch das Vögelchen gezwitschert?« »Ein anderes«, sagte Bernstein und wies auf das Ende des Flurs, wo eine junge Frau in einem weißen Kittel zerknitterte Bettlaken in einen Kleidersack stopfte. »Das ist Jamuna aus Bangladesch. Zwar lässt mein Bengalisch zu wünschen übrig, doch dasselbe trifft auch auf ihr Deutsch zu. Mit anderen Worten: Wir haben uns prächtig unterhalten.« Er beugte sich vornüber und spähte durch den Türspalt. »Sieht ziemlich chaotisch aus in der Räuberhöhle. Besser, wir gehen der Sache auf den Grund.« Er wollte gerade seinen Fuß über die Türschwelle setzen, da hielt ihn Rubin am Arm zurück. »Halt, Bernstein! Das ist eine polizeiliche Ermittlung. In wenigen Minuten wird die Spurensicherung hier sein.« Bernstein schürzte die Lippen. »Oh, wie aufregend! Hast du schon eine offizielle Vermisstenmeldung veranlasst?« Tja, genau das war der Punkt. Eins zu null für Bernstein. Rubin schüttelte den Kopf. »Na, siehst du, wo nichts ist, da kann ich auch keinen Schaden anrichten. Und wie heißt das alte Bad Löwenauer Sprichwort? Vier Augen sehen mehr als zwei, vier Hände greifen mehr als drei, und vier Füße laufen fast so flink wie Freitag.« Mit diesen Worten enterte Bernstein das Zimmer und hing seinen Strohhut an die Garderobe links vom Eingang. Rubin folgte mit dem Golden Retriever. Das Erste, was der Hauptkommissar tat, als er im Vorraum des Zimmers mit dem dunklen Holzschrank und dem Ganzkörperspiegel stand: Er schloss die Tür hinter sich, zog sein Hemd aus der Hose und sorgte endlich für Ordnung in der schiefen Knopfreihe. Danach fühlte er sich wie ein neuer Mensch. Das Hotelzimmer von Beatrice Hofmann war mit Kleiderstücken übersät. Sie lagen wirr verstreut auf dem blauen Teppichboden, auf dem weiß bezogenen Bett und auf einem goldverzierten Stuhl, der in der Ecke stand. Sogar auf dem Schreibtisch unter dem Fernseher an der Wand lag ein Paar ineinander verknoteter Socken. Rubin wunderte sich, dass sowohl Jana Cerni als auch Melanie Seifert von einem »verwüsteten« Zimmer gesprochen hatten. Die Beschreibung traf nicht ganz zu, denn es war nichts zerbrochen oder zerschlagen worden; es herrschte nur ein großes Durcheinander, und einige Dinge waren ganz offensichtlich nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz. Rubin und Bernstein zählten drei Blusen in den Farben Champagner, Dunkelgrün und Oxfordblau an unterschiedlichen Stellen im Zimmer. Dazu zwei Röcke, schwarze, spitzenbesetzte Unterwäsche und ein hautfarbener BH. Des Weiteren zwei Paar Schuhe, nussbraune Pumps und leichte flache Sommerslipper. Die Bettdecke war zerwühlt, ebenso das Kopfkissen, die Nachttischlampe war umgestoßen worden, aber noch intakt. Ein Bild in Pastellfarben hing schief an der Wand. Alles machte den Eindruck, als habe jemand etwas Bestimmtes gesucht und die Unordnung gezielt verursacht, um zu verbergen, was es war. Beim Anblick des Zimmers stieg in Rubin unwillkürlich die Erinnerung an den alten Fall aus der Großen Stadt auf. Die Wohnung damals hatte fast genauso ausgesehen. Überall Kleider und umgeworfene Gegenstände. Es hatte ihn Wochen der Ermittlung gekostet, um herauszufinden, dass es sich um nicht mehr als ein raffiniertes Ablenkungsmanöver gehandelt hatte. Während Rubin noch nachdachte und das dargebotene Chaos auf sich wirken ließ, machte sich Bernstein augenblicklich daran, die Kleider zu untersuchen. »Stopp, nichts anrühren, Bernstein!«, rief Rubin. Abrupt zog Bernstein die Finger zurück und vergrub demonstrativ beide Hände in den Hosentaschen. Dabei fiel Rubin ein, dass er vergessen hatte, Handschuhe einzustecken. Er suchte nach einem Taschentuch in seinen Jackentaschen, aber auch das war vergebens. »Einen Moment, ich denke, ich weiß Rat«, rief Bernstein. Er durchquerte das Zimmer und lief hinaus auf den Flur, genau in die Arme der jungen Reinigungskraft aus Bangladesch. Nach einem kurzen lebhaften Hin und Her in einer Sprache, die Rubin noch nie gehört hatte, kehrte Bernstein breit grinsend mit rosafarbenen Gummihandschuhen zurück. »Sie entsprechen zwar nicht zu hundert Prozent der kriminaltechnischen Norm, sind aber besser als nichts, will ich meinen.« Rubin zwängte notgedrungen seine Finger in die engen Handschuhe und ließ den rosafarbenen Gummi über die Handballen schnappen, während Bernstein auf die beiden Fenster deutete, hinter denen der schöne Bad Löwenauer Morgen erstrahlte und von denen eines gekippt war. »Wer auch immer hier seinem Drang zur Umgestaltung nachgegeben hat, von außen hat er sich keinen Zutritt verschafft«, bemerkte Bernstein. »Die Zimmertür ist auch unversehrt.« »Vielleicht kannte Beatrice Hofmann den Wüterich und hat ihn selbst hereingelassen.« »Oder jemand ist im Besitz ihrer Zimmerkarte gewesen.« Während die beiden einander gegenüberstanden, der eine links, der andere rechts vom Doppelbett, das mit nur einer Decke versehen war, schnüffelte Freitag unermüdlich und wedelte mit dem Schwanz. Rubin allerdings wollte verhindern, dass er Spuren verwischte, deshalb sagte er: »Sitz!«, und Freitag legte sich folgsam im Eingangsbereich ab, den Kopf auf die Vorderpfoten gebettet, und verfolgte das Treiben fortan aus der Froschperspektive. Rubin sah, dass Bernstein die Kleider begutachtete. Ein guter Ansatzpunkt. »Was fällt dir auf?«, fragte er. Bernstein sog Luft durch die Zähne. »Blusen und Röcke zeugen von gutem Geschmack und gehobenem Einkommen, elegant und klassisch«, antwortete er, die Hände noch immer tief in den Taschen vergraben. »Unsere Beatrice vermeidet bewusst überflüssigen Firlefanz, den manch eine Dame mit fehlender Klasse bisweilen mit Chic verwechselt. Ihre Unterwäsche zeugt gleichermaßen von Extravaganz wie Romantik. Alles in allem hat die Kollegin Stil, das muss man ihr lassen.« »Kollegin?« »Ja, Beatrice Hofmann ist auch Journalistin.« »Woher weißt du das?«, fragte Rubin überrascht. »Das reizende Vögelchen, das mich heute rief, weiß viele Lieder zu singen.« Rubin stemmte die Hände in die Hüften. »Bernstein, wenn du etwas weißt, das für die Ermittlung wichtig ist, dann raus damit. Keine Spielchen!« »Immer mit der Ruhe, mein Lieber, und eins nach dem anderen. Wirf lieber einen Blick auf das Nachtlager. Bist du so gut und lüftest bitte mit deinen Spurensucherhandschuhen die Bettdecke?« Rubin schlug die zerwühlte Decke, die schräg über die Matratze gebreitet war, zurück und enthüllte einen angetrockneten braunen Fleck in der Mitte des Lakens, etwa auf Höhe der Hüfte, wenn man von einem schlafenden Menschen mittlerer Größe ausging. Eindeutig Blut, daran bestand kein Zweifel. Bernstein riss die Hände aus den Hosentaschen und klatschte. »Volltreffer! Und wie erregend – zügellose Fesselspiele in Bad Löwenau. Wer hätte das gedacht? Hemmungslose Ekstasen der Lust, wie sie nur die Verschwiegenheit eines Hotelbettes zu entfesseln vermag!« Rubin räusperte sich und sagte: »Ich fürchte, die Phantasie geht wieder mit dir durch.« Er kannte das zu gut. Bernstein erzählte immer Geschichten, für ihn war alles eine Geschichte, die es farbenprächtig zum Besten zu geben galt. Doch nicht immer konnte Rubin auf Anhieb erkennen, was darin Wahrheit sein mochte und was pure Erfindung. Bernstein grinste. »Gut, dann eben so: Die gute Beatrice hat in den arktisch weißen Bettlaken jüngst ihre Unschuld verloren und...


Sven Görtz zählt mit über 250.000 verkauften Hörbüchern zur ersten Riege der deutschen Hörbuchsprecher: seit 2008 ist er die deutsche Stimme des Bestsellerautors Paulo Coelho. Als Kabarettist ist Sven Görtz seit Jahren erfolgreich mit verschiedenen Liveprogrammen im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs.



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