keiper Lyrik 24
Buch, Deutsch, 120 Seiten, Format (B × H): 110 mm x 176 mm
Reihe: Keiper-Lyrik
ISBN: 978-3-903322-33-2
Verlag: edition keiper
Axel Görlach schreibt Gedichte mit weitem Horizont. Das gilt zunächst im geografischen Sinn, denn der Band nimmt seinen Ausgang im böhmischen Kaiserwald, Slavkovský les, im Grenzgebiet zu Deutschland, und flaniert dann durch allerlei Weltgegenden – vom Bosporus zum Hindukusch, zum Kidrontal in Jerusalem, in die Grasländer Nordamerikas und bis nach Rodinia, dem hypothetischen Superkontinent des Proterozoikums. Ebenso gilt es aber für die thematische Vielfalt der Gedichte, den weit offenen Blick, der landschaftliches Inventar ebenso umfasst wie Bewusstseinszustände, Gegenwärtiges ebenso wie Erinnertes. Da ist es nur konsequent, dass auch die Sprache sich flimmernd und vielgestaltig in der Wahl der Stilmittel zeigt; Streiflichter fallen bis in den hebräischen, den arabischen Sprachraum, zuhause indessen hören wir ein wenig Thomas-Kling-Sound und wird da und dort in Stefan George’scher Manier der Punkt halbhoch in die Zeile gestellt. In diesen Gedichten ist und bleibt also fast alles möglich, jede Einengung, jede vorschnell begründete Festlegung wird vermieden – weil es keinen grund gibt für grund. Ihre Entsprechung finden Görlachs Gedichte in seinen Fotografien, von denen einige in den Band eingefügt sind – auch sie verdeutlichen, dass uns die Momente des Poetischen in ganz unterschiedlicher Gestalt und an unverhoffter Stelle begegnen.
Autoren/Hrsg.
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persönliches
einen versschatten haben müssen, ein mantra
das sich nicht verflüchtigt draußen unter gesunden
die sich dafür halten, mich zur seite schweigen
früh um halb fünf die hände falten zu papierfliegern
sie frei lassen & auf einen ziegelstein einsingen
bis er fliegt, springt: viermal über spiegelglatten see
oder einen kreis ziehen um einen erfrorenen käfer
zeit verklingen lassen & etwas begraben
das niemand bemerkt hat an mir geduld feststellen
ob sie mich verliert, ein aufwachraum sein
mit zusammengeflickter schläfe ein leben sehen
wie’s nie wurde wir können dein gesicht richten
doch es bleibt. mich mit wald zu behandeln mit musik
einen faden suchen, der mich wieder aufnimmt