E-Book, Deutsch, 258 Seiten, eBook
Görgl Die Amerikanisierung der Wiener Suburbia?
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-531-90965-3
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Der Wohnpark Fontana. Eine sozialgeographische Studie
E-Book, Deutsch, 258 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-531-90965-3
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Dr. Peter Johannes Görgl ist am Institut für Stadt- und Regionalforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien tätig.
Zielgruppe
Research
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;Abbildungsverzeichnis;7
3;Einleitung: Alle Forscher zurück in die Städte!;8
4;1. Postsuburbia im Allgemeinen und die Stadtregion Wien im Besonderen.;12
5;2. Theorie: explorativ-interpretative Zugänge zu sozialräumlichen Phänomenen.;27
6;3. Analyse 1: Oberwaltersdorf und der neue Nachbar Fontana.;53
7;4. Analyse 2: Die Bewohnergespräche – Mit Geld kannst du dir ein Haus kaufen, aber kein Zuhause.;95
8;5. Fontana – Die Lebensgefühlsiedlung im Kontext.;229
9;FAZIT.;249
10;Anhang : Fontana in Zahlen;252
11;Literatur;255
Einleitung: Alle Forscher zurück in die Städte!.- Postsuburbia im Allgemeinen und die Stadtregion Wien im Besonderen..- Theorie: explorativ-interpretative Zugänge zu sozialräumlichen Phänomenen..- Analyse 1: Oberwaltersdorf und der neue Nachbar Fontana..- Analyse 2: Die Bewohnergespräche — Mit Geld kannst du dir ein Haus kaufen, aber kein Zuhause..- Fontana — Die Lebensgefühlsiedlung im Kontext..
2. Theorie: explorativ-interpretative Zugänge zu sozialräumlichen Phänomenen. (S. 28-30)
Bevor es losgeht: Warnung vor vermeintlich klaren Begriffen.
„Das Festhalten an der subjektiven Perspektive [bietet] die einzige, freilich auch hinreichende Garantie dafür, daß die soziale Wirklichkeit nicht durch eine fi ktive, nicht existierende Welt ersetzt wird, die irgendein wissenschaftlicher Beobachter konstruiert hat." (SCHÜTZ in SCHÜTZ/PARSONS 1997, S.65ff).
Dieses Kurzplädoyer von SCHÜTZ soll eigentlich dafür gelten, als Forscher den jeweils betroffenen Lebenswelten mehr Aufmerksamkeit zu schenken, die ja Ausgangspunkt aller sozialräumlichen Handlungen sind. Mehr noch kann es auch als Warnung gelesen werden, sich nicht auf ohnehin ‚weiche‘ Begriffe zu verlassen bzw. die mit ihnen transportierten Bilder nicht mehr zu hinterfragen. So haben sich Postsuburbia oder viel mehr noch ‚Zwischenstadt‘ samt ihrer je disziplin- und berufsspezifischen Assoziationen und Bilder wahrscheinlich schon ziemlich verselbständigt, mit anderen Worten: Jene Begriffe scheinen für Planer, Sozialraumforscher etc. schon eine mehr oder weniger exakte Definition dessen zu beinhalten, was man heutzutage in ‚den‘ Verdichtungsräumen von Großstädten überall ‚findet‘ (dazu gehört z.B. auch die fast schon paradigmatische ‚Eigenschaft’ jener Räume, nämlich deren vermeintliche ‚Unlesbarkeit’).
Oftmals erscheint es so, als seien mit der bloßen Verwendung eines dieser Begriffe gleich auch Empirie, Diagnose und abschließendes Urteil über eine spezifi sche Stadtregion oder Teilen davon geleistet – man könnte auch sagen: Die ‚Zwischenstadt’ und ihre mehr oder weniger synonym verwendeten Begriffskollegen drohen manchmal ein selbstreferentielles System zu werden, das auf empirischen Input von Außen kaum mehr angewiesen ist. So laufen die beteiligten ‚Experten‘ Gefahr, von eben solch einer „fiktiven, nicht existierenden Welt" zu sprechen oder gar ‚Heilmittel‘ für sie zu entwickeln, vor deren Konstruktion SCHÜTZ oben warnt.
Denn es bleibt stets zu bedenken, dass die Mehrheit der Menschen, die in unseren Verdichtungsräumen lebt, überhaupt gar nichts davon weiß, dass ihre jeweiligen Wohnorte postsuburbaner oder ‚zwischenstädtischer’ Natur sind. Aber dann fehlt just diese lebensweltliche Fundierung den Begriffen und schnell verkommen sie deshalb zur abgehobenen, entrückten (Pseudo-)Theorie. Dabei sollte es doch letztlich eigentlich darum gehen herauszufi nden, welchen Sinn ein wissenschaftliches Konstrukt wie Postsuburbia für die jeweiligen Bewohner und Akteure hat – schließlich waren sie zuerst da und haben durch ihre Handlungen und Verhalten dieses ‚Kulturgebilde’ erst entstehen lassen.
Erst im Nachhinein bekam das Kind dann seine Namen von der Wissenschaft. Nicht umsonst fordert Ulf MATTHIESEN daher zum einen, dass die Phase der schlichten Etikettierung nun endlich beendet und durch eine Phase der problem- und phänomenbezogenen Forschungsarbeit ersetzt werden muss, um die Lücke zwischen Wissenschaft bzw. Planungspraxis und Alltag nicht noch größer werden zu lassen, indem immer neue und plakativere Ausdrücke kreiert werden, man sich aber damit auf wissenschaftlicher Seite gleichzeitig auch immer mehr vom realen Geschehen entfernt (MATTHIESEN 2004).