Göpel / Androsch | Werte | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Reihe: Auf dem Punkt

Göpel / Androsch Werte

Ein Kompass für die Zukunft
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7106-0836-0
Verlag: Brandstätter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Kompass für die Zukunft

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Reihe: Auf dem Punkt

ISBN: 978-3-7106-0836-0
Verlag: Brandstätter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit viel Neugier und Begeisterung für die menschlichen Möglichkeiten nimmt uns die Transformationsexpertin und Bestsellerautorin Maja Göpel mit auf eine Entdeckungsreise zu unseren Werten und wie sie in unserer Gesellschaft wirken: Wo kommen sie her, welche Werte wollen wir erhalten und schätzen, aus welchen können wir schöpfen – und welche stehen uns mitunter sogar im Weg? Welche Werte können helfen, mutig Veränderungen zu gestalten und in turbulenten Zeiten auf Kurs zu bleiben?
Werte sind, das wird dabei klar, eine eigenwillige Sache: Ob wir die Freiheit durch gesellschaftlichen Zusammenhalt oder die Freiheit der Einzelnen als Leitwert ansehen, prägt unser Empfinden von Fairness und Gerechtigkeit. Ob wir einen Mehrwert in Form einer Steuer erheben oder über einen Unternehmenswert staunen – Geldwerte prägen unsere Sicht auf das Mögliche und Wünschenswerte. Auch Bewertungen wie Noten, Likes und Punkte platzieren uns im Verhältnis zu anderen und fordern unseren Selbstwert heraus. Stand und Status sind ganze Sammelbecken unserer Wertvorstellungen - aber nicht immer macht das Sammeln die Summe wertvoller.

Wie wir Wohlstand bilanzieren und erhalten oder wie wertvoll gemeinsame Zeit ist: Die Antworten auf diese Fragen prägen unsere Entscheidungen und unser Zusammenwirken. Welche Werte also stehen heute im Vordergrund? Sind sie etwas Ethisches oder Ökonomisches, oder noch etwas ganz anderes?

Über diese Fragen kommen wir miteinander ins Gespräch. Die Antworten darauf, das zeigt Maja Göpel, prägen unseren Blick auf die Welt - und damit unsere Zukunft.

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Weitere Infos & Material


Die soziale Marktwirtschaft ist gemäß ihrer Konzeption kein fertiges System, kein Rezept, das, einmal gegeben, für alle Zeiten im gleichen Sinn angewendet werden kann. Sie ist eine evolutive Ordnung, (…) in der es immer wieder nötig ist, Akzente neu zu setzen gemäß den Anforderungen einer sich wandelnden Zeit.13 Alfred Müller-Armack, Ökonom und Soziologe In Deutschland sind wir es gewohnt, die Idee von »Wohlstand für alle« mit dem Namen Ludwig Erhard zu verbinden, schließlich hat er 1957 ein ganzes Buch mit dem Titel geschrieben. Diese Vision war mit dem Konzept einer sozialen Marktwirtschaft verknüpft, das im Nachkriegswinter 1946 von Erhards Wegbegleiter Alfred Müller-Armack geprägt worden war, einem Ökonomen und Kultursoziologen. Im Abgleich mit gängigen ökonomischen Theorien dieser Zeit markierten die deutschen Denker damit einen weiteren Zielwert: Den Erfolg einer Wirtschaftsordnung maßen sie nicht nur an dem möglichst reibungslosen Funktionieren der Abläufe, sondern zuvorderst daran, ob sie ein gutes soziales Miteinander unterstützt. »Sozial« war groß gedacht, denn es gehe, so der Gedanke, um eine Wirtschaft für den Menschen. Individuelle und unternehmerische Freiheit, soziale Gerechtigkeit und Eigenverantwortung waren die Grundzutaten dieses Modells.14 Soziale Marktwirtschaft stellte sich Müller-Armack als etwas vor, das immer als im Entstehen zu betrachten sei: Sie sei, schrieb er, ein »der Ausgestaltung harrender, progressiver Stilgedanke«.15 Die liberalen Vordenker der sozialen Marktwirtschaft waren also im besten Sinne fürsorgliche Designer. Sein Denken steht in der Tradition der sogenannten Historischen Schule, die schon im 19.Jahrhundert bei der Frage, wie wir wirtschaften sollen, zwei Dinge in den Vordergrund stellte: zum einen eine gesamtgesellschaftliche Perspektive und zum anderen ein sorgfältiges Hinschauen — erst den jeweiligen Kontext gut verstehen, dann nach konkreten Maßnahmen suchen. Mit Kontext sind hier konkret die historischen Besonderheiten eines Landes (das bisherige Wirtschaftsmodell, bestehende Handelsbeziehungen, staatliche Ressourcen und vieles mehr) gemeint. Wer so über Wirtschaft nachdenkt, will keine unveränderlichen Naturgesetze formulieren, sondern einen anpassungsfähigen »Wirtschaftsstil« entwickeln, der nicht nur wirtschaftlich effizient ist, sondern auch ergebnisorientiert. Diese Designaufgabe, also die Entwicklung der für die soziale Marktwirtschaft geeigneten Regeln, Normen und Gesetze, obliegt in diesem Modell dem Staat. Und die dafür am besten geeigneten Umgangsformen — Müller-Armack spricht von der »Grundmelodie« — beschreibt er als Versöhnung unterschiedlicher Vorstellungen in der Gesellschaft, also als ein gesellschaftliches Miteinander, in dem der politische Kompromiss der Normalfall sei.16 Strebt eine Gesellschaft politischen Kompromiss an, wird das, was »Wohlstand für alle« konkret bedeutet, immer sozial ausgehandelt. Sowohl der historische Kontext als auch die Anzahl der Menschen, die unter die Kategorie »alle« fallen, haben einen Einfluss auf das, was in einem Land erwirtschaftet werden kann und wer wie an diesem Prozess und den Ergebnissen beteiligt ist. Das progressive Momentum entsteht aus der dauerhaften Entwicklungsdynamik, in der sich sowohl der Kontext als auch die Präferenzen einer Gesellschaft über die Zeit verändern: Staaten beenden Handelsbündnisse oder bilden neue, suchen nach oder streiten sich um Rohstoffe und Ressourcen, sind im Krieg oder im Frieden und Gesellschaften überdenken ihre Vorstellungen von Freiheit und gutem Wirtschaften. Strebt eine Gesellschaft politischen Kompromiss an, wird das, was »Wohlstand für alle« konkret bedeutet, immer sozial ausgehandelt. Verfolgen wir verschiedene Vorstellungen über Wohlstand durch die Jahrhunderte, dann zeigt sich diese Dynamik als roter Faden. Wer Lust auf eine tiefergehende ideengeschichtliche Reise hat, dem sei das Buch »Wohlstand« des Ökonomen Sebastian Thieme empfohlen, hier folgen nur ein paar Stationen. Eine erste Stippvisite machen wir, wen wundert’s, bei den alten Griechen. Der Staatsphilosoph Platon grübelte über das sogenannte gute Leben nach, das er als elementar für den Einzelnen, aber auch für eine funktionierende Staatsverfassung ansah. Klar, Platons Staatsmodell mit seiner Ständegemeinschaft ist mittlerweile aus der Zeit gefallen, trotzdem ist es interessant, dass schon er über die Verhältnismäßigkeit von Eigentum nachdenkt:Sobald man, schrieb er, mehr als das Vierfache der anderen um einen herum besitzt, läuft etwas schief. Wer so viel besitzt, sollte in Platons Welt mit hohen Geldstrafen belegt werden, damit das gute Leben und das Gemeinwohl eines Staates nicht gestört werde. Sebastian Thieme fasst es so zusammen: »Daraus und aus den anderen kritischen Anmerkungen Platons zum Reichtum spricht die Sorge, dass zu viel Besitz und Reichtum den Wohlstand schädigen.«17 Schon in der Antike, die das gute Leben eng an die Frage der Tugend knüpft, findet sich somit die normative Idee — also die Vorstellung, dass es sozial oder moralisch geboten sei —, die Bedürfnisse des Einzelnen so zu denken, dass auch immer die Bedürfnisse der anderen mitgedacht werden. Reisen wir mit Thieme einen großen Zeitsprung weiter, zeichnet sich erst ab 1450 zunächst zaghaft und ab dem 17. Jahrhundert deutlicher eine grundsätzliche Wende im Verständnis von Wohlstand ab. Wissenschaftliche Methoden erneuern sich, soziale und politökonomische Fragen werden in mathematische Bahnen gelenkt: Nur das, was in mathematischen Beziehungen darstellbar war, schien geeignet, die Welt zu beschreiben.18 Mir fällt dazu ein, dass in dieser Zeit auch eine besondere Sorte Geld designt wird, das sich von realen Gegenwerten wie Goldmünzen, Perlen oder Muscheln entkoppelt: Das sogenannte Fiatgeld hat keinen eigenen Nutzwert mehr, sondern stellt reinen Tauschwert dar, also ein Versprechen darauf, für ein Stück Papier (heute: eine Zahl auf dem Bildschirm) einen Gegenwert in der genannten Höhe zu bekommen. Die Einführung dieser Geldsorte verlief historisch nicht ganz gewaltfrei, denn schließlich hat Fiatgeld nur so lange Wert, wie die Teilnehmenden eines Währungsraumes diesem Versprechen vertrauen. Dafür braucht es eine herrschende Instanz und bis heute sind es meist Staaten, die den Umtauschwert rechtlich absichern. Das radikal Neue an Fiatgeld war, dass es theoretisch in unbegrenzter Menge geschöpft werden konnte und damit zum Beispiel auch Kredite in ganz anderem Ausmaß ermöglichte. Als dann noch fossile Energieträger in Maschinen nutzbar wurden und damit die für Arbeit notwendige Antriebskraft von Mensch und Tier entkoppelt wurde, erhielt das Wachstumsversprechen in der Wohlstandsagenda eine befriedende Rolle: Wenn der Kuchen immer größer wird, dann brauchen wir, so die Erzählung, nicht mehr so genau auf die Verteilung zu gucken, irgendwann ziehen auch die ärmeren Leute nach. Auch Thieme beschreibt, dass in dieser Epoche der mittlerweile besser zählbare Reichtum verstärkt an die Anhäufung von Kapital und die nationale Kontrolle von Handelsströmen gebunden wird. Auch die expandierten nicht ohne Gewalt, sodass die Frage danach, wer eigentlich das Wir ist, das vom Wohlstand etwas abbekommen soll, mehr und mehr auf nationalstaatlicher Ebene gelöst werden musste. Dabei wird die Idee der Selbstregulierung von Märkten für viele Ökonomen interessant, ohne dass sie allerdings das Gemeinwohl aus dem Blick verlieren. Exemplarisch fasst Thieme die Überlegungen von Johann Joachim Becher, einem Vertreter des Merkantilismus, zusammen: »Wohlstand war in diesem Sinne also nicht nur mit der gut gefüllten Staatskasse verbunden, sondern auch mit Gerechtigkeitsprinzipien — denen der Handel folgen sollte — und mit einer gewissen Sozialfürsorge.«19 Der Begriff »Merkantilismus« wird dem schottischen Ökonomen und Philosophen Adam Smith zugeschrieben, der bereits in einer Welt lebte, in der die Gesellschaftsgruppe der Fabrikanten und Kaufleute sehr einflussreich geworden war. Für ihn war Arbeitsteilung der wichtigste Treiber für Wohlstandsvermehrung, durch Spezialisierung und Routinisierung ließen sich, so seine Einsicht, viele neue Ergebnisse erreichen. Auch Arbeitskraft wurde als Tauschware betrachtet, womit die Bedeutung von Märkten in den Vordergrund rückt, für die Smith heute immer wieder herangezogen wird. Sein berühmtes, 1776 publiziertes Buch »Der Wohlstand der Nationen« nennen noch heute fast alle als Referenz, verschweigen aber häufig seine expliziten Ausführungen zur gestaltenden Rolle des Staates, die es braucht, damit Märkte funktionieren können und die Verteilung von Wohlstand gelingt. Es ist immer wieder erfrischend, sich die Worte ins Gedächtnis zu rufen, mit denen er sein Buch beginnt: »Die jährliche Arbeit eines Volkes ist die Quelle, aus der es ursprünglich mit allen notwendigen und angenehmen Dingen des Lebens versorgt wird, die es im Jahr über verbraucht. Sie bestehen stets entweder aus dem Ertrag dieser Arbeit oder aus dem, was damit von anderen Ländern gekauft wird. Ein Volk ist daher um so schlechter oder besser mit allen Gütern, die es braucht, versorgt, je mehr oder weniger Menschen sich den Ertrag der Arbeit oder das, was sie im Austausch dafür erhalten, teilen müssen.«20 Das Teilenmüssen liegt jedoch, wie Smith erkennt, nicht allen. Das fällt bei Interpretationen seines Ansatzes, die auf die »unsichtbare Hand des Marktes« verweisen, oft unter den Tisch....


Göpel, Maja
Prof. Dr. Maja Göpel ist Politökonomin, Expertin für Nachhaltigkeitspolitik und Transformationsforschung. Die Bestsellerautorin, Rednerin, Beraterin und Hochschullehrerin verbindet akademisches Arbeiten mit gesellschaftlichem Engagement und wurde dafür vielfach ausgezeichnet. 2019 wurde Maja Göpel als Honorarprofessorin an die Universität Lüneburg berufen. Sie ist Gründerin von "Mission Wertvoll" und Geschäftsführerin der Global Eco Transition GmbH.

Androsch, Hannes
Dr. Hannes Androsch war Finanzminister und Vizekanzler in der Ära Kreisky, Generaldirektor der CA und ist heute als Industrieller tätig. Gemäß seinem Selbstverständnis als Citoyen ist er vielfältig engagiert. Er ist ein gefragter Kommentator zum Zeitgeschehen sowie Herausgeber und Autor zahlreicher Publikationen.

Prof. Dr. Maja Göpel ist Politökonomin, Expertin für Nachhaltigkeitspolitik und Transformationsforschung. Die Bestsellerautorin, Rednerin, Beraterin und Hochschullehrerin verbindet akademisches Arbeiten mit gesellschaftlichem Engagement und wurde dafür vielfach ausgezeichnet. 2019 wurde Maja Göpel als Honorarprofessorin an die Universität Lüneburg berufen. Sie ist Gründerin von "Mission Wertvoll" und Geschäftsführerin der Global Eco Transition GmbH.
Dr. Hannes Androsch war Finanzminister und Vizekanzler in der Ära Kreisky, Generaldirektor der CA und ist heute als Industrieller tätig. Gemäß seinem Selbstverständnis als Citoyen ist er vielfältig engagiert. Er ist ein gefragter Kommentator zum Zeitgeschehen sowie Herausgeber und Autor zahlreicher Publikationen.



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