Buch, Deutsch, 282 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 380 g
Reihe: Edition Erlebnispädagogik
Impulse zur Individualpädagogik in Deutschland
Buch, Deutsch, 282 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 380 g
Reihe: Edition Erlebnispädagogik
ISBN: 978-3-96557-124-2
Verlag: ZIEL
Das vorliegende Buch richtet einen breit angelegten Blick auf diese Nische erzieherischer Hilfen. In Form von Praxisberichten, konzeptionellen und theoriebasierten Überlegungen, Forschungsergebnissen, historischen Rückblicken und dem Einbeziehen fachverwandter Aspekte wird eine Rückschau und ein Blick in die Zukunft ermöglicht.
Es ist auch eine Publikation gegen das Vergessen der Menschen, die sich mit viel Fachlichkeit, Herzblut und Risikobereitschaft dem Aufgabenfeld einer besonders benachteiligten Zielgruppe zugewandt haben: Sie kommen zu Wort und finden Erwähnung. Die einzelnen Artikel sind ebenso als Impuls gedacht, sich mit der Historie und mit den Aspekten einer zukunftsfähigen Weiterentwicklung der Individualpädagogik auseinander zu setzen. Eher (wieder einmal) ein Beginn als ein Abschluss.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Vorwort der Herausgeber 7
I. IMPULSE ZUR INDIVIDUALPÄDAGOGIK
11
Dr. Kurt Frey 12
Erlebnispädagogik, Impulse zur Veränderung
Prof. Willi Klawe 19
Das Ausland als Lernfeld und Entwicklungschance in
der Individualpädagogik
Hans G. Bauer 30
Das mit dem Erleben … eine gelebte Montage
Dr. Michaela Emmerich 47
Gelingensbedingungen individualpädagogischer
Betreuung – eine Fallskizze
Peter Krause 54
Januskopf oder Nähe und Distanz in der Individualpädagogik
Dr. Ferdinand Bitz 62
Die neuen Leiden des Tantalos.
Eine zivilisationskritische Verortung des erlebnispädagogischen
Handlungsbedarfs in der Risikogesellschafft
Prof. Dr. Werner Michl 82
Ein erlebnispädagogischer Blick auf das SGB VIII
Peter Ortmann 90
Der HAJK – eine Kurzdarstellung für
gruppen- und individualpädagogische
Maßnahmen
Joachim Klein & Prof. Dr. Michael Macsenaere 98
Individualpädagogische Hilfen im Ausland –
Effektivität, Effizienz
und Nachhaltigkeit
Die zentralen Ergebnisse der beiden InHAus-Studien
Jürgen Reinfandt 106
Ich glaube, da fliegt ein Stern
Erfahrungsbericht eines individualpädagogischen
Reiseprojekts
Heike Lorenz 111
Wir müssen reden.
Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit für individualpädagogische Hilfen
im Ausland – Ein Statement
Dr. Thomas Heckner 120
Anschluss durch Abschluss
Bindungstheoretische und ressourcen-
orientierte Aspekte der individualpädagogik
Wolfgang Liegel (†) 131
Beziehungspädagogik
Elisabeth Opladen 135
Empathie versus pädagogische Technik
Eine Würdigung des Erlebnis- und Segelpädagogen
Klaus Freudenhammer, Namensgeber des iiip-Preises
Rainer Opladen († 2017) 144
Die Anfänge der Erlebnis/Individualpädagogik im Rheinland
David Büchner 151
Impulse für’s Leben – alte Idee in neuem Gewand
Intensivpädagogische
Impulsprojekte bei den Flexiblen Hilfen
im Campus
Christophorus Jugendwerk
Ingo Rülke 156
Unterricht auf einem Segelschiff
Michael Hennes 167
Gewöhnen sie sich an die Veranstaltungen über Systemsprenger
Sie werden sie auch noch in 10 Jahren besuchen
Oder: was Pflegekinder und Systemsprenger gemeinsam haben
Joachim Bory 182
Über den Beginn erlebnispädagogischer Maßnahmen im
Neukirchener Erziehungsverein
Vom Einzelfall zur Abteilung „Individualpädagogik“
Joachim Bohry und Wolfgang Liegel (†) 186
Chancen und Grenzen der Erlebnispädagogik
in Jugendhilfemaßnahmen
Norbert Scheiwe 210
Aus den Erfahrungen lernen
Praktische Beispiele europäischer Zusammenarbeit
auf dem Pilgerweg nach Santigo de Compostela
Norbert Scheiwe 217
Kooperation und Innovation
Das „Europäische Forum für soziale Bildung e. V.“ /
„European Forum for Social Education“
II. FACHLICHE VERWANDTSCHAFT PRÄGT 221
Prof. Werner Nickolai 222
Erlebnispädagogik in der Straffälligenhilfe
Prof. Dr. Jörg W. Ziegenspeck 227
Erlebnispädagogik – Eine Wissenschaftsdisziplin zwischen
Theorie und Praxis
PD Dr. Eckhart Knab 241
Ressourcenorientierte Pädagogik
Eine pädagogische Fachlichkeit, die sich aus der Praxis der
Erziehungshilfe entwickelt hat
III. PROTAGONISTEN DER INDIVIDUALPÄDAGOGIK
249
Protagonisten ohne Bild und Text 274
IV. EINEN AUSBLICK WAGEN 275
David Wimble 276
Einen Ausblick wagen
V. AUTOREN und HERAUSGEBER 279
Autoren 280
Herausgeber 282
Liebe Leserinnen und Leser,
Sie halten ein Buch in den Händen, das Sie mitnehmen möchte in die Welt eines durchaus besonderen Angebots im Rahmen erzieherischer Hilfen innerhalb von Europa: Wir laden Sie ein, die Welt individualpädagogischer Arbeit mit jungen Menschen jenseits heimatlicher Landesgrenzen zu erkunden. Dazu haben wir in diesem Buch eine Fülle von Beiträgen zusammengestellt, die geeignet sind, sich dem Sinn, den Möglichkeiten und den Chancen solcher Angebote zu nähern.
Die Publikation ist in drei Teile gegliedert.
Über die herausfordernde Arbeit, die Betreuer:innen gemeinsam mit den jungen Menschen in den Projektstellen leisten, erzählen die teils sehr berührenden individuellen Passagen im ersten Teil dieses Bandes. Sie erhellen den Mikrokosmos individualpädagogischer Hilfen und wollen näherbringen, was individualpädagogische Arbeit in der Praxis bedeutet und wie sie von den beteiligten Menschen erlebt wird.
Jede einzelne Hilfe können wir uns in diesem Kontext vorstellen wie ein Zimmer in einem „Design-Hotel“: Es gibt ein gemeinsames Dach, aber kein Raum gleicht einem anderen, weil jeder Raum auf den individuellen Hilfebedarf des betreuten jungen Menschen zugeschnitten und ausgestattet sein muss.
Gehen wir in diesem Haus auf Entdeckungsreise, können wir Geschichten lesen, die Mut machen und Zuversicht schenken. Wir können Zimmer aufsuchen, in denen wir Zeuge von Entwicklungen werden, die zuvor kaum vorstellbar waren.
All diese Räume und die damit verbundenen Geschichten gehören Menschen. Menschen, die ausgehalten, unterstützt und mitgewirkt haben, wenn Biografien junger Menschen (unwiderruflich) zu scheitern drohen. Unser besonderer Dank gilt all jenen, die den Mut hatten, uns die Beschreibung ihres persönlichen Raumes in diesem Buch zur Verfügung zu stellen.
Der zweite Teil informiert über Rahmenbedingungen und Aspekte, die – neben der direkten Arbeit mit den jungen Menschen in einer Projektstelle – als notwendiges Gerüst und gemeinsames Dach für gelingende Hilfeprozesse zu sehen sind.
Wir verstehen diesen Rahmen als eine Art Makrokosmos: Unsere Autor:innen informieren und sie positionieren sich. Sie nehmen Stellung zu politischen wie fachlichen Themen, etwa zu Beschulungsmöglichkeiten bei Auslandsaufenthalten, zur Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte, zur Wirksamkeit von Hilfen zur Erziehung fernab der Heimat oder zur europäischen Dimension pädagogischer Interventionen und Angebote.
Im dritten Teil schließlich stellen wir ein juristisches Gutachten zur Verfügung, mit dem der Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik e. V. Prof. Dr. Dr. Reinhard Wiesner im Jahr 2019 beauftragt hat. Wiesner leitete bis 2010 das Referat 511 für Rechtsfragen der Jugendhilfe im deutschen Bundesfamilienministerium BMFSFJ. Als Referatsleiter war er dort in seiner aktiven Zeit im Jahr 1991 u. A. federführend für die Reform des deutschen Jugendhilferechts zuständig, in dessen
Kontext erstmalig individuelle Einzelfallhilfen im In- und Ausland einen gesetzlichen Rahmen und damit auch Legitimation erhielten.
Das Gutachten beleuchtet vor allem das komplizierte Verhältnis zwischen den juristischen Grundlagen des deutschen Jugendhilfesystems und der europäischen Verordnung „Brüssel IIa“. Diese regelt den Zugang für Hilfen zur Erziehung im europäischen Rahmen durch einen Erlaubnisvorbehalt des Aufnahmelands.
Das Gutachten entstand als Teil einer umfassend angelegten Interventionsstrategie des Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik zum Reformprozess des SGB VIII, welcher unter der Bezeichnung „Kinder- und Jugendstärkungsgesetz KJSG“ im Juni 2021 abgeschlossen wurde. Unter dem Titel „Masterplan – Damit Individualpädagogik bleibt“ hat sich der be zuvor über einen Zeitraum von zwei Jahren intensiv und gezielt in die fachlichen und politischen Debatten in Deutschland eingebracht und für den Erhalt der Hilfeform stark gemacht.
Die vorliegende Publikation will nun diese Debatten vor allem auf internationaler Ebene bereichern. Sie will ermuntern und einladen zum gegenseitigen Verstehen, zum Dialog und zu fruchtbarer Auseinandersetzung in einem vor allem politisch kontrovers diskutierten Feld: Die Hilfeform war und ist trotz ihrer großen Erfolge immer wieder umstritten. Reißerische Geschichten, die Individualpädagogik mit „Urlaub unter Palmen“ vergleichen, begünstigen Neid und Unverständnis. Aber auch Skandale und dramatische Ereignisse schaffen immer wieder auf polemische Art und Weise den Weg in die Öffentlichkeit und sorgen für Aufsehen, Unverständnis, Empörung. Wäre es nicht hinlänglich wissenschaftlich belegt, wie hochwirksam und effektiv diese Hilfeform ist, wäre sie in Deutschland längst abgeschafft. So aber hat diese Betreuungsform schon eine ganze Reihe von Gesetzesnovellierungen „überstanden“ und wird nach wie vor wirkungsvoll
und erfolgreich praktiziert.
Gleichwohl ist dieses Buch auch geschrieben für Menschen, für die der „individualpädagogische Kosmos“ grenzüberschreitender Hilfen zur Erziehung noch weitgehend unbekannt ist. Wir haben darauf geachtet, dass die Sprache in dieser Publikation auch Menschen erreicht, die nicht täglich mit diesem Arbeitsfeld in Berührung kommen. Sollte uns das an der einen oder anderen Stelle nicht gelungen sein, nehmen Sie bitte gern Kontakt zu den Autor:innen oder Herausgebern auf. Wir beantworten Ihre Fragen gern und stehen Ihnen persönlich, aber auch im größeren Kontext, z. B.
im Rahmen einer Veranstaltung, zur Verfügung. Wir wollen in dieser Publikation Fakten analysieren, aber auch die nächsten Schritte entdecken und entwickeln. Wir wollen dazu beitragen, dass die Interaktion und Kooperation
in Europa noch agiler und effektiver von statten geht und alle Vorteile dieses wertvollen Lebensraums genutzt werden!
Wir wollen erzählen, wie großartig es trotz mancher Stolpersteine bislang gelungen ist, junge Menschen grenzüberschreitend in ihrer Entwicklung zu unterstützen.
Denn Europa – das sind wir. Das sind Viele. Wir haben Raum – und so viele verschiedene Orte, Bedingungen, Möglichkeiten … für Jede:n von uns.
Und die letzten Jahrzehnte haben es gezeigt: Wir können in unserem Europa Chancen ermöglichen. Selbst für die, die mit großen Belastungen kämpfen. Für die, denen es im Heimatland (noch) nicht gelingen konnte, den Hebel umzulegen. Wir können es gemeinsam. Wir können es möglich machen, für Jede:n ein gelingendes Leben in, mit und sogar für Europa zu führen.
Sprechen wir darüber!
Das vorliegende Buch entstand in einer verbandsübergreifenden Kooperation: Der Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik e. V. (be) und die Bundesarbeitsgemeinschaft Individualpädagogik e. V. (AIM) haben für dieses Projekt Kräfte und Ressourcen gebündelt. Die Autor:innen repräsentieren jeweils einen der Verbände, die Redaktionsgruppe ist paritätisch besetzt. Die Arbeit, die mit Erscheinen des Bandes beginnt, wird ebenfalls gemeinsam getragen und verantwortet.
Unser Dank gilt den beiden Dachverbänden für ihr Vertrauen und ihre uneingeschränkte Unterstützung.
Ein besonderer Dank gilt den Mitgliedern der Redaktionsgruppe, die mit uns in vielen Sitzungen unermüdlich sämtliche Themen so lange durchdacht und diskutiert haben, bis wir sicher waren: Jetzt ist es rund! – Also, zumindest für den Moment … Eva Felka, Monja Heinz, Michael Karkuth und Sven Riegler: Ohne euch gäbe es dieses Buch nicht!
Ganz besonders hat die redaktionelle Arbeit dabei von dem akribischen Prä-Lektorat von Monja Heinz profitiert. Sie hat jeden Beitrag teilweise mehrfach in die Hand genommen und kommentiert. Ihre Expertise und Sprachgewandtheit hat die Entstehung dieses Buches enorm bereichert.
Froh und dankbar sind wir auch für die sehr professionelle und engagierte Begleitung durch unseren Lektor Peter Schuto (www.einfach-fehlerfrei.de).
Unser „heißester“ Dank geht jedoch zweifelsfrei an alle unsere Autor:innen, die mit ihren vielfältigen Beiträgen dieses Projekt überhaupt erst ermöglicht und zum Leuchten gebracht haben!