Gläser | Nacht aus Rauch und Nebel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 400 Seiten

Reihe: Eisenheim-Dilogie

Gläser Nacht aus Rauch und Nebel

Band 2
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7320-0533-8
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 2

E-Book, Deutsch, Band 2, 400 Seiten

Reihe: Eisenheim-Dilogie

ISBN: 978-3-7320-0533-8
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Tagsüber geht Flora zur Schule, nachts wacht ihre Seele in Eisenheim auf. Noch immer bedroht der Eiserne Kanzler Eisenheim. Zwar ist es Flora gelungen, den Weißen Löwen vor ihm zu verbergen, aber dafür musste sie Marian anlügen, den Jungen, den sie liebt. Doch nun lauert eine neue Gefahr: Immer mehr Stadtbezirke von Eisenheim werden von einer unheimlichen Macht vernichtet und alles deutet darauf hin, dass Flora und der verschwundene Weiße Löwe der Grund für die Zerstörung sind. Nacht aus Trug und Schatten ist der zweite Teil von Mechthild Gläsers traumhaft schöner Fantasy-Dilogie. Für den ersten Band der Eisenheim-Dilogie wurde Die Buchspringer-Autorin Mechthild Gläser mit dem SERAPH-Phantastikpreis ausgezeichnet. Nun erscheint auch der zweite Teil ihres Debüts. Die hinreißende Liebesgeschichte für Kinder ab 13 Jahren entführt in eine originelle Fantasy-Welt und lädt Leser*innen zum Träumen ein.

Mechthild Gläser wurde im Sommer 1986 in Essen geboren. Auch heute lebt und arbeitet sie im Ruhrgebiet, wo sie sich neben dem Schreiben ihrem Medizinstudium widmet und außerdem ab und an unfassbar schlecht Ballett tanzt - aber nur, wenn niemand hinsieht. Sie liebt es, sich fantasievolle Geschichten auszudenken, und hat früh damit begonnen, sie zu Papier zu bringen. Inspiration dafür findet sie überall, am besten jedoch bei einer Tasse Pfefferminztee. Mehr über die Autorin unter mechthild-glaeser.de.

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»Warum nicht?«, fragte Linus und lächelte mich unschuldig an. Sein Lippenpiercing glänzte im Licht der Laterne, unter der wir saßen. Mit dem Kinn deutete ich auf das mit Hello Kitty dekorierte Fenster in der ersten Etage des Reihenhauses auf der anderen Straßenseite. »Äh, weil Wiebke die Windpocken hat.« »Sie ist nicht mehr ansteckend.« »Aber sie schläft.« Ich verdrehte die Augen. »Es ist drei Uhr morgens, Linus, und ich komme nicht mit rein.« »Verstehe.« Er verschränkte die Arme vor der Brust, zog eine Schnute und sah unter seinen langen dunklen Wimpern hervor. Zur Jeans trug er lediglich ein Muskelshirt. Kein Wunder, dass er es kaum noch hier draußen aushielt, es war immerhin Mitte November. »Hoffentlich hole ich mir nicht den Tod.« »Wenn, wärst du jedenfalls selbst schuld.« Ich zog den Reißverschluss meiner Daunenjacke ein Stück nach oben. »Niemand zwingt dich, hier mit mir Wache zu halten.« »Und niemand zwingt dich, hier draußen auf einer Parkbank herumzusitzen, um uns zu beschützen. Wir könnten es uns drinnen gemütlich machen. Mit Tee und einer Decke, bei mir im Zimmer, auf meinem Bett …« Er zwinkerte mir zu und ich musste mich anstrengen, nicht aus Versehen zu grinsen. Denn das würde er hundertprozentig falsch verstehen. Obwohl er wusste, dass ich seit Monaten einen anderen liebte, versuchte er immer noch, bei mir zu landen. Dabei hatte er so viel Auswahl, die Mädchen auf unserer Schule standen quasi Schlange. Trotzdem flirtete Linus mich bei jeder Gelegenheit an, als wäre ich das einzige weibliche Wesen auf diesem Planeten. Und Gelegenheiten gab es viele, wenn man bedachte, dass nicht nur seine Zwillingsschwester und ich beste Freundinnen waren, sondern seit dem Vorfall mit dem Schattenreiter vor einigen Wochen auch immer ein Seelenwanderer in der Nähe der beiden blieb. Unter anderem ich. Gemeinsam mit Marian und sieben anderen Kämpfern des Grauen Bundes teilte ich mir die Tage und Nächte, um meine Freunde vor dem zu beschützen, was ich in Gang gesetzt hatte. Es war verrückt, wie sich mein Leben verändert hatte, seit ich herausgefunden hatte, dass es die Schattenstadt Eisenheim gab, in der die Seelen aller Menschen sich versammelten, sobald diese einschliefen. Ich war zu einer Wandernden geworden: Im Gegensatz zu Wiebke und Linus erlebte ich diese Reise nun bewusst mit. Doch damit nicht genug, ich hatte meinem Vater, dem Schattenfürsten, auch noch einen magischen Stein gestohlen, ihn verborgen, wiedergefunden und erneut versteckt, bevor ich anschließend alle belog, indem ich so tat, als hätte ich meine Erinnerungen daran verloren. Das hatte einige Leute ziemlich wütend gemacht, zum Beispiel meinen Freund Marian, den ich dadurch verloren hatte, und den Eisernen Kanzler, der nun Jagd auf meine Freunde machte. Dennoch behielt ich mein Geheimnis für mich, denn der Weiße Löwe war gefährlich. »Geh doch einfach schlafen«, sagte ich. Linus kniff die Augen zusammen. »Damit du hier allein herumsitzt? Mitten in der Nacht?« Er sprach in der beruhigenden Stimmlage, mit der man Wahnsinnige bedachte, um sie nicht zu verschrecken. »Niemals. Wer weiß, wer sich hier um diese Zeit herumtreibt. Vergewaltiger, Axtmörder …« Er versuchte es zu verbergen, doch er zitterte am ganzen Körper. Ich betrachtete die gepflegten Vorgärten und die akkurat gesäumten Kieswege des Parks, in dem wir saßen. »Klar, in eurem Viertel ist die Kriminalitätsrate bestimmt erschreckend.« Jetzt lächelte ich doch ein bisschen. »Alles wäre einfacher, wenn ich auch so ein Wandernder werden könnte. Ich verstehe sowieso nicht, warum nur ein paar Tausend Menschen auf der ganzen Welt dieses komische Bewusstsein für Eisenheim haben dürfen«, schnaubte Linus. Weil der Rest der Menschheit in den Minen arbeiten und Dunkle Materie für uns abbauen muss, dachte ich. Es war besser, wenn sich die Schlafenden nicht daran erinnerten, und auch Linus würde es nur beunruhigen, wenn er davon erfuhr. »Du brauchst dir wirklich keine Gedanken um mich zu machen. Ich werde sowieso gleich abgelöst.« »Ja?«, fragte Linus mit einem Stirnrunzeln, als wäre er sich nicht sicher, ob er sich freuen sollte, weil er dann bald ins Warme konnte, oder sich ärgern, weil er bereits ahnte, wer in Kürze hier auftauchen würde. Er blickte auf die Uhrzeitanzeige im Display seines Smartphones. »Wann denn?« Ich zögerte. »Flora? Wann kommt die Ablösung?« »Äh, gleich.« »Gleich?« »Mhm.« Ich nickte. » Also noch nicht sofort.« »Sondern?« Ich zog die Knie an und steckte sie mit unter meine Jacke, sodass ich in einem Kokon aus Daunen auf der Bank hockte. »In … nicht all zu ferner Zukunft?«, stammelte ich. Linus runzelte die Stirn. Er saugte an seinem Lippenpiercing. »Häh?«, sagte er schließlich und brachte mich mit seinem verwirrten Gesichtsausdruck endgültig zur Kapitulation. »Vor anderthalb Stunden«, gab ich zu und stützte den Kopf in meine in den Jackenärmeln steckenden Hände, um mich für Linus’ Ausbruch zu wappnen, der unweigerlich folgte, wann immer er etwas an Marian fand, das er kritisieren konnte. In der Regel genügten Kleinigkeiten wie die bloße Anwesenheit meines Exfreundes. Eine Verspätung von über einer Stunde war für Linus vermutlich Grund genug, Marian aus dem Land zu jagen. Tatsächlich schäumte er bereits einen Atemzug später vor Wut. »Alter! Ich wusste, er ist ein Arsch. Aber dass er dich echt versetzt! Noch dazu mitten in der Nacht! Bei minus achtzig Grad und –« »Der Arsch hatte mit einem Notfall zu tun«, sagte eine Stimme hinter uns, ehe Linus sich weiter in Rage reden konnte. Eine bleiche Hand schob sich auf meine Schulter. »Tut mir leid«, murmelte Marian. Einen Wimpernschlag lang hüllte mich der Duft von Holz und Erde ein. Finnischer Wald. Dann ließ Marian mich so plötzlich los, als habe er sich an mir verbrannt, und kam um die Bank herum. Breitschultrig baute er sich zwischen Linus und mir und dem Haus, das wir bewachten, auf. Das weißblonde Haar hing ihm ungekämmt in die Stirn, seine Kiefer presste er aufeinander, die Muskeln unter seinem Kapuzensweatshirt waren angespannt. Wieder einmal erinnerte er mich so sehr an einen Wikinger, dass ich vor meinem inneren Auge förmlich sah, wie seine Vorfahren in Drachenbooten die Weltmeere erobert hatten. »Spät dran, was?«, feixte Linus, den Marians Gestalt nicht im Geringsten zu beeindrucken schien. Er hatte die Beine vor sich ausgestreckt und seinen rechten Arm wie zufällig hinter mir auf die Lehne der Bank gelegt. »Wir hatten trotzdem einen netten Abend. Oder sollte ich lieber sagen: gerade deswegen?« Der herausfordernde Unterton prallte von Marian ab wie von einer Wand, er bemerkte ihn nicht einmal. Stattdessen starrte er mich an. In seinem Blick erkannte ich, dass etwas nicht in Ordnung war. Ganz und gar nicht in Ordnung. Mit einem Schlag war ich hellwach. »Es war sehr unterhaltsam.« Linus grinste vielsagend. »Wurdet ihr etwa angegriffen?«, fragte Marian alarmiert. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Nein, hier war alles ruhig. Keine Schattenreiter weit und breit, Linus redet bloß mal wieder Blödsinn«, beeilte ich mich zu sagen. »Was ist denn passiert?« »Eisenheim«, stieß Marian hervor. Erst jetzt bemerkte ich, wie schnell er atmete. Du meine Güte! »Was? Was ist mit Eisenheim?« Meine Handflächen wurden feucht. Für einen Sekundenbruchteil huschten Marians Pupillen in Linus’ Richtung und wieder zurück. »Marian?« Die nächtliche Stille wurde mit einem Mal unangenehm drückend. »Marian? Rede mit mir.« »Nichts«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. Endlich schien auch Linus den Ernst der Lage zu erkennen. »Okay, Leute, hab’s kapiert. Das ist mein Stichwort.« Er erhob sich. »Also dann: Bis morgen. Gute Nacht, Flora! Tschüss, Hulk! Wird hier ja sowieso langsam ungemütlich.« »Nacht«, murmelte ich abwesend, während Linus schon zum Haus auf der anderen Straßenseite stapfte und mit zitternden Fingern einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche angelte. Kurz darauf fiel die Haustür hinter ihm mit so viel Schwung ins Schloss, dass vermutlich seine ganze Familie erschrocken aus dem Schlaf fuhr. Allerdings war das im Augenblick so ziemlich das Letzte, worum ich mir Sorgen machte. »Was ist passiert?«, fragte ich, jede Silbe einzeln betonend. Ich unterdrückte den Impuls, Marian bei den Schultern zu packen und zu schütteln. »Wurde jemand verletzt? Geht es meinem Vater gut? Hat der Kanzler –« »Es hat geregnet«, flüsterte Marian. »Ascheflocken! Und das Nichts … es bewegt sich wieder!« Die Furcht schwappte durch meine Glieder wie Eiswasser. Fassungslos starrte ich Marian an und er starrte zurück. Das sonst so leuchtende Grün seiner Augen wirkte dunkel, als läge ein Schleier darüber. »Es bewegt sich wieder?«, wiederholte ich seine Worte, die sich so ganz falsch auf meiner Zunge anfühlten. Schließlich durfte das nicht sein. Das Nichts, das die Schattenstadt umgab und alle paar Jahrzehnte einen Teil von ihr fraß, war noch lange nicht wieder so weit. Jedenfalls war dies die einhellige Meinung der Wissenschaftler Eisenheims gewesen. Erst vor wenigen Tagen hatten sie meinem Vater noch versichert, wie zuversichtlich sie wären, bald hinter das Geheimnis der vollkommenen Abwesenheit von Materie zu kommen und ein Mittel, mit dem man das Nichts würde kontrollieren können, zu entwickeln. Das Nichts, das in gleichem Maße faszinierend wie tödlich war. »Das kann nicht sein.« Doch Marian nickte kaum merklich. »Es leckt an den Mauern Notre-Dames.« Mit dem Nachtexpress...


Mechthild Gläser wurde im Sommer 1986 in Essen geboren und hat Politik, Geschichte und Wirtschaft studiert. Auch heute lebt und arbeitet sie im Ruhrgebiet, wo sie außerdem ab und an unfassbar schlecht Ballett tanzt - aber nur, wenn niemand hinsieht. Sie liebt es, sich abstruse Geschichten auszudenken, und hat früh damit begonnen, sie aufzuschreiben. Inspiration dafür findet sie überall, am besten jedoch bei einer Tasse Pfefferminztee.



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