Gißler | Führung und Stabsarbeit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Gißler Führung und Stabsarbeit

Verstehen - trainieren - evaluieren
2. erweiterte und aktualisierte Auflage 2024
ISBN: 978-3-17-042967-3
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Verstehen - trainieren - evaluieren

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-17-042967-3
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In der Gefahrenabwehr und im Krisenmanagement ist die stabsmäßige Führung ein bewährtes Mittel, um außergewöhnliche Situationen zu bewältigen. Die Kritikalität und Komplexität von Einsätzen stellen höchste Ansprüche an das Führungssystem mit den darin handelnden Führungspersonen. Im Buch wird das stabsmäßige Führen anschaulich definiert. Es werden Werkzeuge vorgestellt und Verhaltensweisen aufgezeigt, mit denen Führungspersonen in und mit Stäben effizient, effektiv und damit (selbst-)wirksam arbeiten können. Für die Umsetzung werden passende Trainingsmethoden erläutert. Die praktische Anwendung der vorgestellten Werkzeuge wird in Tutorial-Videos illustriert. Mit dem Beurteilungsverfahren Erfolg der Stabsarbeit (BV-EdS) wird ein universales Evaluationsinstrument vorgestellt, um stabsmäßige Führung von Einsätzen erfassen und beurteilen zu können. Das Fach- und Lehrbuch richtet sich an praktizierende Führungspersonen, Multiplikatoren und Ausbildungsinstitute. Mit einem Vorwort des Leiters der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

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[26]Einleitung
Was ist eigentlich »Führung«? Was ist »Stabsarbeit«? Wie macht der Kontext von »Einsätzen« »das Führen in oder mit Stäben« so besonders? Zu Führung gibt es schier endlos Literatur und unterschiedliche Anschauungen, sodass der Versuch einer Definition oft im Ungefähren oder im Detail endet. Von Stabsarbeit haben viele eine Vorstellung, die nicht selten auf Übungen basiert, aber stichhaltige und empirisch validierte Definitionen gibt es nur sehr wenige. Der Stabsarbeit haftet zudem etwas Exklusives, weil Außergewöhnliches und nahezu Verborgenes an. Führung und Stabsarbeit können beobachtet werden, sie lassen sich anhand allgemeiner Schemata erklären und können somit wiederholt und erlernt werden. In diesem Buch werden nicht nochmals die Aufgaben von Sachgebieten vorgestellt (es geht um mehr), keine Geheimnisse gelüftet oder die sieben Siegel des Buches gebrochen (es gibt keine) und auch keine Versprechen gemacht (denn die Umsetzung obliegt jedem selbst). Ziel ist es, dass die Leserschaft die Grundlagen des stabsmäßigen Führens verstehen und erlernen kann um anschließend führen zu können oder sich selbst oder Dritte darin trainieren zu können. Die Methoden des Führens als Werkzeugkasten und das Verhalten der Personen als Akteure stehen im Mittelpunkt des Buches. Sie werden flankiert von Inhalten zum Trainieren und Evaluieren. Fragen zum Informationsmanagement stehen nicht im Fokus. Die Stabsarbeit ist ein »Querschnittsgebiet.« Solange sich eine Disziplin der »Einsatzführungswissenschaften« (vorsichtig gesagt) noch entwickelt, ist sie am ehesten als Teil der Sicherheitswissenschaften zu verstehen, sie kann aber auch in den Organisationswissenschaften und Militärwissenschaften verortet werden. Stabsarbeit ist (immer noch) wenig empirisch erforscht. Es gibt zwar mittlerweile einen Studiengang zu »Führung in der Gefahrenabwehr und im Krisenmanagement« und in Calls der Sicherheitsforschung wird zwischenzeitlich auch über Technologien hinaus das Organisatorische zum Krisenmanagement betrachtet. Dennoch ist die Literatur überschaubar. Es gibt nur wenige Expert:innen, die sich im deutschsprachigen Raum auch wissenschaftlich mit den theoretischen Hintergründen von Stabsarbeit und Führung beschäftigten. Es überwiegt (noch) »Erfahrungs- und Anwendungswissen«, welches selbstverständlich auch seine Berechtigung hat. Manche Anschauungen haben bestenfalls anekdotische Evidenz. Wenige Ansichten halten sich trotz fehlender Belege oder gar starker Hinweise auf Kontraproduktivität hartnäckig und sind daher durchaus als kritisch zu bezeichnen. Zusammengefasst ist die Domäne der Stabsarbeit als Wissensbereich eher klein. [27]Tipp: Die »Arbeitsgruppe Stabsarbeit« hat sich zum Ziel gesetzt, die Weiterentwicklung der Stabsarbeit zu fördern und will dazu Akteure aus Praxis und Wissenschaft miteinander vernetzen. Die Arbeit ist unabhängig von Behörden oder Disziplinen in der »Plattform Menschen in komplexen Arbeitswelten e.V.« vereinsmäßig organisiert. Mit diesem Buch wurde 2019 erstmals eine Lücke zwischen der Praxis der Stabsarbeit, den Trainingswissenschaften, der Psychologie und den Sicherheitswissenschaften geschlossen. 2021 erschien das Buch »Einsätze wirksam führen« in dem eine universale Theorie vorgestellt wird, wie Einsätze in unterschiedlichen Organisationen selbstwirksam geführt werden können (kurz: Einsatzführungstheorie). Die vorliegende zweite Auflage von »Führung und Stabsarbeit« konkretisiert die Einsatzführungstheorie in vielen praktischen Aspekten. Die Publikationen können zu einer sich langsam entwickelnden Disziplin der »Einsatzführungswissenschaften« gezählt werden. Das heute verfügbare Wissen und die künftig abzusehende Wichtigkeit rechtfertigen es durchaus, die Einsatzführung als eigene Querschnittsdisziplin mit Relevanz für alle Organisationen mit reaktiven Sicherheitsaufgaben zu sehen. Dabei bedarf es der Differenzierung zwischen dem Einsatz und der Führung: »Der Einsatz« ist organisationsabhängig. Er stellt den fachlichen Inhalt dar, der geführt wird. Um den Einsatz verstehen zu können, bedarf es der Fachausbildung z.B. im Feuerwehrwesen, im Katastrophenschutz, in der Schutzpolizei, im Gesundheitsdienst oder im Betrieb eines Unternehmens. Dahingegen ist »die Führung« universal. Diese Disziplin als Wissensbereich kann allgemeine Verfahren bereitstellen, mittels derer der fachliche Inhalt geführt werden kann. Mit dieser differenzierten Anschauung wird klar, dass die »stabsmäßige Organisation« somit eine Form der Führung darstellt, die ebenso allgemeiner Art ist. Stabsarbeit ist daher ein universaler Modus, dessen Wissen künftig verstärkt aus der Querschnittsdisziplin der Einsatzführung kommen kann. Das Wissen zu Einsätzen kann jedoch auch zukünftig nur aus den jeweiligen Mutterorganisationen und deren Fachdisziplinen kommen. Es gilt klar anzuerkennen, dass ohne »Systemkenntnis des Zielsystems«, ohne Kenntnis der »eigenen Mutterorganisation« und ohne Verständnis des »fachlichen Einsatzteils« keine Führung stattfinden kann. Aus der differenzierten Anschauung von Führung und Einsatz ergeben sich zwei wesentliche (Lern-)Felder: »Führungskunde« will die Kompetenz vermitteln, Führung als Handwerk ausführen zu können. Dazu zählt erstens das Gebiet der persönlichen Kompetenzen der Führungsperson in den Bereichen Verhalten und Methoden. Zweitens gehört dazu das Gebiet der Systematik der Führung welches das Wissen [28]zu den typischen Normen und Vorgaben speziell zur Führung als Disziplin im eigenen Anwendungsbereich bezeichnet. Als Drittes kommt die Fähigkeit dazu, die eigene Führungsunit verstehen, unterhalten, betreiben und weiterentwickeln zu können. Dazu wird auch die Bedienkompetenz von Anwendungen und Ausstattung der eigenen Führungsbasis gezählt. Die Kenntnis eigener Einsatzführungskonzepte mit Bezug auf das Führungssystem wird als viertes Gebiet gesehen. Zusammengefasst kann »Führungskunde« ungefähr auch als »Führungssystemkenntnis« beschrieben werden. Dieses Feld ist relativ unabhängig von der betrachteten Organisation – ausgenommen die spezifischen Aufgaben von Rollen und Funktionen in vorgegebenen Aufbauorganisationen wie die Stabsbereiche in einem polizeilichen Führungsstab. Bild 3: Wissensbereiche von Führung und Einsatz [zurück] Das Feld der »Einsatzkunde« will Wissen über den Ablauf von Ereignissen vermitteln. Dazu gehört einerseits ein Verständnis »über die Zusammenhänge in der Stadt, zum Funktionieren des Industrieparks, zum Flughafen, über das betreute IT-Ökosystem« als Zielsysteme. Im Konkreten kann dieses Wissen nur in der eigenen Mutterorganisation erworben werden. Im Allgemeinen sind diese Hintergründe letztlich soziologisch, betriebswirtschaftlich oder ingenieursmäßig zu erklären. Andererseits zählt zum Feld der Einsatzkunde das gesamte Gebiet von Taktik und Strategie um Ereignisse bewältigen zu können. Hierzu gehören etwa das Vorgehen bei Elementarereignissen wie Stürmen oder Fluten, bei Ausfall kritischer Funktionssysteme (Ka[29]tastrophenschutz), bei Geisellagen oder Versammlungen (Polizei), bei Informationsverlust durch Innentäter:innen oder dem Ausfall kritischer Prozesse (Kontinuitätsmanagement in Verwaltungen und Betrieben), bei Evakuierungen, zur Planung und Durchführung von Großveranstaltungen, zur Koordination von Spontanhelfenden oder zu Ereigniskommunikation, Warnung und Bevölkerungssteuerung zur Anleitung von Personen zu sicherheitsgerechtem Verhalten (alle Bereiche). Diese Vorgehensweisen sind sowohl als Standards längerer Halbwertszeit (z.B. Dienstvorschriften) wie auch als Good-Practice (z.B. bewährter Usus) zu erklären. Sie hängen weniger von den Mutterorganisationen ab, sondern haben sich in den jeweiligen Anwendungsbereichen der Gefahrenabwehr und des Krisenmanagements etabliert. Als drittes Gebiet wird die Kenntnis eigener Einsatzführungskonzepte mit Bezug auf das Zielsystem gesehen. Zusammengefasst kann »Einsatzkunde« ungefähr auch als »Zielsystemsteuerungskenntnis« beschrieben werden. Zusammengenommen ergeben die Lernfelder Führungskunde und Einsatzkunde die Handlungskompetenz der Einsatzführung. Forschung, Lehre, Ausbildung und Praxis sollten diese Felder vertieft und stets im Gesamtkontext betrachten. Das Themenspektrum deutet den (zeitlichen) Umfang an, der schon allein für die grundlegende Ausbildung benötigt wird. Die skizzierten Kompetenzen weisen darauf hin, dass »Rollenklarheit« über die eigene Aufgabe im Stab (vielleicht schon immer) zu kurz gegriffen ist. Dieser Begriff wird eher auf die eigene, persönliche Rolle einer Funktion/eines Geschäftsbereichs verstanden. Die Klarheit über die »Rolle« des Führungsorgans im konkreten Einsatz wird im Folgenden als »Stellung« im Einsatz verstanden, worunter der rechtliche Modus, die immateriellen Produkte und letztlich die zu erbringenden Leistungen subsummiert werden. Souveräne Führungspersonen an exponierten Stellen müssen (heute und künftig) »die Führung« und »den Einsatz« mit allen Wechselwirkungen analysieren können und das eigene und organisationale Handeln darauf ausrichten können. Der stetige Ausbau von Technologien liegt im Allgemeinen, wie auch in der Sicherheitsforschung im Besonderen, im Trend. Für die Einsatzführung bieten sich hierdurch gerade im Bereich des Informationsmanagements Entwicklungspotentiale. Allerdings hat eine »künstliche Intelligenz« nach Kenntnis des Autors bislang noch keinen Einsatz geführt. Zumindest mittelfristig erscheint dies trotz aller Fortschritte in diesem Bereich (noch) als unwahrscheinlich. Dies liegt einerseits an den (heutigen) »intelligenten«...


Prof. Dr. Dominic Gißler ist Professor für Führung im Bevölkerungsschutz an der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin. Er lehrt und forscht zur Stabsarbeit und zur Leistungsfähigkeit von Führungssystemen. Zuvor arbeitete er als Trainer für Krisenstäbe und die Notfallorganisation bei einem Luftfahrtunternehmen. Als Gründer von Stabstraining.de und Buchautor berät und trainiert er Stäbe aus Gefahrenabwehr und Krisenmanagement von Einsatzorganisationen, Behörden und Unternehmen.



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