Giovinazzo | Potsdamer Platz | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 14, 320 Seiten

Reihe: Pulp Master

Giovinazzo Potsdamer Platz


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-927734-55-5
Verlag: PULP MASTER
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 14, 320 Seiten

Reihe: Pulp Master

ISBN: 978-3-927734-55-5
Verlag: PULP MASTER
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der türkische Bauunternehmer Yossario bittet seinen alten Mafiafreund Riccardo Montefiore um Hilfe: Auf der Berliner Riesenbaustelle am Potsdamer Platz tobt ein blutiger Verdrängungskrieg um Großaufträge. Die Mafiasoldaten Tony und Hardy werden nach Berlin entsandt, um auf amerikanische Art entsprechenden Druck auf die Gegenseite auszuüben. Während der psychopathische Hardy sich in seinem Element befindet, erkennt Toy, dass ihre gewaltätigen Aktionen ständig getoppt werden und der ganze Einsatz auf fremden Terrain langsam, aber sicher aus dem Ruder läuft ...

Buddy Giovinazzo wurde 1960 geboren und wuchs in Staten Island, New York auf. Er ist Autor und Filmemacher und lebt inzwischen in Los Angeles und Berlin. In München hat er 2002 eine Folge von ?Polizeiruf 110? für die ARD abgedreht, eine weitere Folge unter seiner Regie ist beschlossene Sache. Seine Bücher sind allesamt im Maas Verlag erschienen: »Cracktown', sein erstes Buch, erschien 1995.

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1 September 1995. Lufthansaflug 8257. J.F.K. nach Frankfurt. Anschlussflug 8835 Frankfurt-Berlin. Ankunft Flughafen Tegel elf Uhr sieben vormittags. Der Flieger war drei Minuten früher gelandet und nun stand ich in der Warteschlange vor der Zollabfertigung. Den Reisepass entschlossen zwischen Daumen und Zeigefinger, versuchte ich die Wirkung von sieben Crown Royal aus meinem dröhnenden Kopf zu vertreiben, während alle um mich herum aussahen, als würden sie sich verflüssigen. Ich hätte weniger trinken sollen und erst recht nicht so viele Pillen einwerfen dürfen, aber ohne sie hätte ich diesen Trip nicht überstanden. Immer wieder betrachtete ich die laminierte Innenseite meines Passes, stocksauer auf Hardy, der mich an die Sache mit Leo Castillo erinnert hatte, an dessen Versuch, sich mit gefälschtem Pass wieder in die Staaten einzuschleusen, nur dass der Zollbeamte bemerkt hatte, dass das Bild ausgewechselt worden war; so kriegten sie Leo doch noch wegen Mordes dran — immerhin, Leos Frau und ich verbrachten danach acht tolle Monate. Hardy versetzte mir von hinten einen Stoß und grinste mich dämlich-träge an. Ein plumper Klotz von einem Kerl, mit großer Klappe und schlechten Manieren; ich war mir sicher, sie würden ihn höchstens mit einem flüchtigen Blick streifen, ehe sie ihn durch die Passkontrolle winkten. Wie ein Ziegelstein saß der Kopf auf der steifen grünen Uniform; Augen, kalt wie Chrom, dazu Lippen, die wie zwei vertrocknete Würmer unentschlossen aufeinander klebten; zuerst sah er auf das Foto, dann zu mir, dann wieder auf das Foto — ein abschätzender Blick, irgendetwas kam ihm merkwürdig vor. Er nahm eine kleine Taschenlampe und betrachtete die Schweißnähte. Leichter Horror packte mich. Ich bot meinen ganzen Willen auf, um die Person in dem Pass zu werden. »Der Grund Ihres Besuches in Deutschland?« »Urlaub«, antwortete ich. »Guten Tag«, sagte er und knallte einen großen Stempel auf eine der Innenseiten meines Passes, gab ihn mir zurück und griff hinter mir nach Hardys Pass. Wir holten unser Gepäck und gingen rasch zum Ausgang, wo uns automatische Milchglastüren in einen Terminal voll hektischer Betriebsamkeit entließen. Ich wünschte fast, sie hätten es nicht getan. Plötzlich sprangen mir von allen Hinweisschildern Hieroglyphen entgegen, die Werbeplakate sagten mir nichts, niemand sprach hier Englisch! In diesem Augenblick traf mich das Exotische dieser ganzen Operation mit voller Wucht, schlug mir ins Gesicht wie eine wütende Hure. »Du hast Peilung, wo’s langgeht?«, fragte Hardy mit der kindlichen Erwartung eines Sechsjährigen. »Ich folge dem gelben Pfeil.« »Woher weißt du, wohin der führt?« »Weil hinten ein Auto abgebildet ist.« Fünf Schwarze in afrikanischen Gewändern checkten gerade ein, zwei Flugbegleiter, ein Mann und eine Frau, beide groß und blond, standen uns im Weg und stritten sich lauthals. »Mann, das ist voll bescheuert«, murmelte Hardy und versuchte, mit mir Schritt zu halten. Zehn Minuten später hatten wir bereits die Aufmerksamkeit einiger Männer und Frauen erregt, die wie Schachfiguren missmutig an einer Haltestelle standen; ebenso gut hätten wir auch grün angemalt sein können. Zitternd, als würde er frieren, wippte Hardy auf seinen Fußballen leicht vor und zurück; kein gutes Zeichen, so viel kann ich auf Grund persönlicher Erfahrungen mit Hardy schon sagen. »Auf wen warten wir eigentlich?«, murmelte er. »Auf einen Typ namens Vita.« »Was soll ’n das für ’n Name sein?« »Keine Ahnung.« »Wo bleibt er, verdammt noch mal?« »Keine Ahnung.« »Scheiße, wie lange sollen wir denn hier auf ihn warten?« »Bis er kommt.« »Mir ist immer noch nicht klar, was zum Henker wir hier zu suchen haben, tausende Meilen weg von zu Hause. Jeder x-beliebige Knochenbrecher könnte den Job machen.« »Wir sind Knochenbrecher«, erinnerte ich ihn. Er gluckste, schien sich für einen Moment zu entspannen. Aber er hatte Recht. Auch in mir rumorte es schon seit einer Weile, irgendwas stimmte nicht an der Sache, sie hatte etwas von einem Himmelfahrtskommando. Aber ich war der Meinung, man kam weiter im Leben und konnte es für gewöhnlich auch länger genießen, wenn man ohne lange zu fragen das tat, was Riccardo Montefiore von einem verlangte. Ein großer Typ um die dreißig, die Haut gebräunt und das blauschwarze Haar sorgfältig gestylt, bekleidet mit einem dunkelbraunen Nadelstreifenanzug und Schuhen aus braunem Krokodilleder, kam angerannt und wedelte aufgeregt mit einem zerknitterten Zettel. Hardy murmelte: »Scheiße, was ist das denn?« Der Typ schien unsicher und fahrig, zupfte an seinen mit Manschettenknöpfen versehenen Ärmelaufschlägen und sah sich ständig um, bevor er dann ziemlich unvermittelt vor uns stehen blieb und einen schnellen Blick auf seinen Zettel warf. »Äh, haben Sie Ticket für Giants?«, fragte er und die Worte polterten wie Holzstücke aus seinem Mund, aber es waren die richtigen. »Ich habe eine Dauerkarte«, antwortete ich und der Typ seufzte erleichtert. »Tut mir Leid, aber zu lang gewartet, nicht?« Hardy antwortete kurz angebunden: »Nur zwei beschissene Stunden.« Dem Typ fiel die Kinnlade herunter, ich dachte schon, er würde anfangen zu heulen. Dann zwang er sich plötzlich ein nervöses Lachen ab: »Ach so, haha. Amerikanische Humor ... Die Wagen steht dahinten.« Er griff sich sofort unser Gepäck, gab einem älteren Haudegen mit dunklem Teint und wildem grauen Bart, der wie verdrehte Antennen in alle Himmelsrichtungen abstand, ein Zeichen und machte sich auf den Weg zu einer Reihe von Wagen, die am Straßenrand standen. »Ich bin Vita«, sagte er im Gehen. »Haben Sie gute Flug gehabt?« »Kann man so sagen«, antwortete ich, denn ich wollte nicht schon während meiner ersten zwanzig Minuten in diesem Land den Grobian raushängen lassen. »Lange Flug, was? Von Amerika?« »Lang genug.« »Mein Vater erwartet Sie in Büro.« »Ihr Vater?« »Yossario.« Das erklärte eine Menge. Abrupt blieb Vita vor einer schwarzen Limousine Marke BMW stehen, nahm nervös die Haltestelle ins Visier. Als er sich davon überzeugt hatte, dass die Luft rein war, hastete er um den Wagen herum, öffnete die Haube des Kofferraumes und hievte unsere Koffer hinein. Mit einer schwungvollen Geste bedeutete er uns einzusteigen, um dann selbst auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Hardy und ich sahen uns an. Der Bärtige öffnete uns die Tür und wir stiegen ein. Hardy drehte sich um und warf einen Blick auf den Flughafen, der langsam aus unserem Blickfeld verschwand. »Shit, der ist ja kleiner als Newark.« Ich reichte einen Zettel nach vorn zum Beifahrersitz. »Da wollen wir hin. Und zwar gleich.« Vita schaute auf das Geschreibsel und ich konnte hören, wie er schluckte; dann sah er zu dem Bärtigen und sagte etwas in einer Sprache, die nicht Deutsch war. Der Bärtige warf einen kurzen Blick auf den Zettel und wandte sich wieder der Straße zu, kein Kommentar, keine Reaktion, nichts. Vita drehte sich zu uns um, offensichtlich verwirrt. »Wir bringen euch jetzt zu Wohnung«, sagte er. »Nein. Zur Wohnung wollen wir später. Wir wollen sofort loslegen. Wo ist die Hardware?« Wieder fiel ihm die Kinnlade herunter; jetzt war mir klar, dass ich mich an diesen Gesichtsausdruck würde gewöhnen müssen. In Vitas Interesse konnte ich nur hoffen, dass ich nicht allzu schnell davon genervt sein würde. »Hart wär?« »Es war abgemacht, dass ihr das erledigt. Im Flugzeug hätten wir wohl schlecht was mitbringen können.« Er schnallte es nicht. Doch eine Sekunde später fiel der Groschen und er sagte: »Ach so ... Ich bring euch jetzt zu meine Vater.« Nein, er hatte wohl noch immer nicht verstanden. »Sind die Teile dort?« »Nein. Wir holen später.« »Lasst sie uns jetzt holen.« »Aber ... es noch zu früh. Zu früh.« »Ich habe sehr genaue Instruktionen. Vertrau mir einfach, Vita. Je früher wir die Sache durchziehen, desto eher können wir alle nach Hause.« Vita zog ein Handy hervor und fing an, irgendwelche Nummern einzuhämmern, doch Hardy riss es ihm aus der Hand und schleuderte es aus dem Fenster. Vita schnappte nach Luft und sah sich schockiert um. »Bring uns jetzt zu der Adresse, die Tony dir gezeigt hat«, blaffte Hardy und setzte sich aufrecht hin, wobei sein Kopf die gepolsterte Decke des BMW berührte. Vita flüsterte dem Bärtigen etwas zu, der, ohne den Blick auch nur kurz von der Straße zu lösen, vor sich hin brummte und in eine Seitenstraße einbog. In diesem Augenblick bemerkte ich zum ersten Mal, dass ihm die rechte Hand fehlte; säuberlich vom Handgelenk abgetrennt, das in einem offensichtlich noch blutenden, frisch bandagierten Stumpf mündete. Ich stieß Hardy an, der daraufhin am Fahrersitz vorbeilinste, um mir dann einen Blick zuzuwerfen,...


Buddy Giovinazzo wurde 1960 geboren und wuchs in Staten Island, New York auf. Er ist Autor und Filmemacher und lebt inzwischen in Los Angeles und Berlin. In München hat er 2002 eine Folge von ›Polizeiruf 110‹ für die ARD abgedreht, eine weitere Folge unter seiner Regie ist beschlossene Sache. Seine Bücher sind allesamt im Maas Verlag erschienen: »Cracktown", sein erstes Buch, erschien 1995.



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