Buch, Deutsch, Band 4, 380 Seiten, GB, Format (B × H): 126 mm x 190 mm, Gewicht: 397 g
Reihe: Extraleben
Extraleben Teil IV
Buch, Deutsch, Band 4, 380 Seiten, GB, Format (B × H): 126 mm x 190 mm, Gewicht: 397 g
Reihe: Extraleben
ISBN: 978-3-941287-72-3
Verlag: CSW-Verlag
Pac-Man in der Spielhalle. Musik von Platte. Kein Rauchverbot. Kein Handyempfang ? und nur Telefonzellen. Das ist die Welt von Retroland, einem Freizeitpark, in dem die Achtzigerjahre nachgebaut sind. Genau hier wollen Nick und Kee, zwei angegraute Nerds, einen letzten gemeinsamen Kumpelurlaub verbringen. Doch plötzliche passiert das Unfassbare: Ein Fremder schießt auf Kee, die Freunde müssen flüchten. Schnell wird klar: Es geht nicht um sie. Ihre Verfolger haben es auf eine Diskette abgesehen, die Kee bei sich trägt. Eine Hetzjagd durch die bizarren Kulissen von Retroland beginnt. Doch nicht nur Nick und Kee schweben in Lebensgefahr ?
Autoren/Hrsg.
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Die Zukunft, die sonst immer so klar vor mir lag, ist zu einem schwarzen Highway bei Nacht geworden. Ab jetzt sind wir auf unbekanntem Gebiet unterwegs.
Zwei Männer. Ein Ziel.
Und das unendlich lange Asphaltband vor ihnen.
Es könnte ein wunderbarer Moment sein, voller Würde und Ruhe.
Wenn der Beifahrer nicht wäre.
Denn Nick hat dafür gesorgt, dass das lockere Gespräch der zwei Männer mit einem Ziel und dem unendlich langen Asphaltband vor sich blitzschnell zum erbitterten Glaubenskrieg eskaliert:
„Aber der Terminator hat ein viel cooleres Betriebssystem!“
Peinlich. Immer wenn er sich aufregt, fängt er an zu keifen wie ein kleines Mädchen. Ist ja gut, mein Freund, ist ja gut. Aus irgendeinem Grund nimmt er jede aufgewärmte Schulhofdiskussion superernst, da tickt er sofort aus, als hätte man seine Mutter ins Säurebad geschubst.
Er lockert den Gurt, um sich besser rüberlehnen zu können. „Und ich kann’s dir auch beweisen, pass auf: Also immer, wenn gezeigt wird, was der Terminator sieht, wenn man also quasi in seinen Kopf guckt, dann flimmern so Zahlenkolonnen und generisches Militär-Blabla vorbei. MISSION, TARGET und so. Jedenfalls hat jemand mit ’nem schnellen Pausentastenfinger mal geguckt, was das genau für Sachen sind. Und – surprise! Der Zahlensalat ist nichts anderes als ein Programm für den 6502-Prozessor, also den gleichen, der im Apple II steckte. Hab ich schon mal erzählt, oder?“
„Jap.“
Bleibt die Frage: Warum erzählst du’s schon wieder? Nicht, dass ihn dieser Einwand stoppen würde.
„Na, dann ist ja gut“, rattert er weiter. „In Robocop jedenfalls, da gibt es diese Szene, wo Murphy hochgefahren wird, also nachdem sie ihn zum Cyborg umgebaut haben. Und was erscheint da vor seinem geistigen Auge? Worte wie COMMAND.COM und CONFIG.SYS. Ja, Alter, du hast richtig gehört.“ Irres Kopfnicken. „Robocop läuft unter DOS! Was ist also besser: coole acht Bit beim Terminator oder – kotz! – Dosenfutter bei Robocop?“ Er faltet die Hände und senkt die Stimme wie ein Nachrichtensprecher, der verkündet, wie viele Tote eine Naturkatastrophe gefordert hat.
„Ich denke, die Sache ist entschieden.“
Das denke ich nicht. Jedenfalls nicht, wenn man eine nüchterne waffentaktische Analyse zugrunde legt.
„Nun jaaa … der Terminator hat ja einen großen Nachteil: Der ist ab Werk unbewaffnet. Arnie musste ja erst mal eine Ewigkeit naggisch durch die Gegend rennen, bevor er jemandem seine Waffe abknöpfen konnte. Robocop dagegen hat seine Kanone immer im Bein dabei – und er ist besser gepanzert!“
Auf dieses Argument hat er anscheinend nur gewartet.
„Ach ja? Und was ist, wenn der Angreifer auf den Mund schießt? Den haben sie ja bequemerweise ungepanzert gelassen, ne?“
Seine Süffisanz ist zum Kotzen. Einfach zum Kotzen. Warum habe ich ihn bloß zu diesem Trip eingeladen? Ich hätte da ohne Probleme auch alleine hinfahren können, wäre vielleicht sogar lustiger geworden, so als Single.
Apropos. Kurzer Blick auf die Rückbank: Alles klar, er liegt noch da, der Umschlag von Andie. Was sie wohl will? Bestimmt nur geschäftlichen Kram, irgendwelche Aufhebungsverträge von der Datacorp oder so, die Amis sind ja völlig besessen von diesem rechtlichen Zeug. Aber was zählt ist ohnehin nur, dass der Umschlag von ihr kommt, von der Göttin. Nachher, wenn wir am Flughafen sind, muss Sextanerblase Nick bestimmt mal aufs Klo, dann werde ich reinschauen.
Was die Sache mit dem Mund von Robocop angeht, hat er natürlich recht. Das kam mir damals schon unlogisch vor. Wer baut eine Kampfmaschine mit so einer lächerlichen Schwachstelle?
Also gönne ich ihm den Punktsieg. Wo er sich doch immer so freut, der alte Rechthaber.
„Stimmt irgendwie.“
Er faltet die Arme und lehnt sich zufrieden zurück.
Alles wie immer also: ich am Steuer, der Beifahrer neben mir, in irgendeinem Auto, auf irgendeiner Straße. Und wir kämpfen bis aufs Blut um die nostalgische Spitzfindigkeit der Stunde: Wer würde ein Deathmatch zwischen dem Terminator und Robocop gewinnen?
Korrektur, es ist nicht wie immer. Denn dass wir, das undynamische Duo, so gepflegt den Two-Player-Modus genießen können, ist selten geworden. Seit uns die Datacorp rausgekickt hat, sehen wir uns kaum noch. Jeder macht sein Ding: Ich baumele am goldenen Fallschirm, den uns die Amis zum Abschied spendiert haben, genieße die Aussicht auf die Welt der armen Werktätigen und widme mich wichtigen Projekten wie auf der Playsi die hundertzehnte Platintrophäe zu kassieren. Weil man ja nichts Besseres zu tun hat. Überhaupt das beste Gefühl der Welt – nichts Besseres zu tun zu haben.
Nick darf leider nicht rumhängen, sonst gäb’s Ärger mit Sabina. Nein, der kann das Leben als EDV-Frührentner nicht genießen, er muss weiter den großen Businessman mimen, aber eigentlich ist es ja auch das, was er immer wollte. Also haut er richtig rein, um seine Beratungsbude am Laufen zu halten. Darauf ist er megastolz. Ständig schwafelt er davon, wie gut sein „Consulting-Ding“ laufe und wie „total interessant“ die letzte System-Migration wieder gewesen sei, bei der man ihn hinzugezogen habe.
Hab’s verstanden, Alter, du bist voll beschäftigt.
Zum Beispiel damit, maximal uncool zu werden!
Ich meine – Schiebetüren? Sitzen wir wirklich in einem Auto mit Schiebetüren? Schlimmer geht’s ja wohl nicht! So ein französischer Familienbomber, den nur Lehrer oder Handwerker fahren und wo anscheinend schon in der Fabrik diese Tigerenten-Sonnenschutzdinger reingeklatscht werden. Eine Demütigung. Der Beifahrer hat sich die Sache natürlich schon zurechtgebogen, mit diesem einen Wort, das mehr Horror verspricht als jedes andere:
„Alter, der ist total praktisch!“
Alles klar. Praktisch. Praktische Klamotten, praktisches Schuhwerk, praktische Frauen. Das bedeutet nichts anderes als: Sieht scheiße aus, aber du bist zu träge, dir was Besseres zu suchen. Kaum eine Liste ist länger als die mit den Sachen, die ach so praktisch sind: Schlafmaske, Bluetooth-Headset, Bändchen für die Sonnenbrille, diese Hosenbeinklemmen für Radfahrer, Cabrios mit mehr als zwei Sitzplätzen. Total superpraktisch alles. Und zugleich der schnellste Weg, die eigene Restcoolheit zu vernichten.
Praktisch. Praktisch unsichtbar sind wir jedenfalls für Frauen. Niemals in der Geschichte der Menschheit hat ein attraktives weibliches Wesen ihren Kopf zur Seite bewegt, um zu checken, wer in so einer Karre am Steuer sitzt. Sie schießen auf der Überholspur vorbei, den Blick starr nach vorne gerichtet.
Wir sind unsichtbar. Nein – wir sitzen in einem Stealth-Auto! Dass Nick nicht auf diesen Dreh gekommen ist! Das klingt doch gleich ziemlich militärisch und damit auf eine diffuse Art gut. Wir rollen in einem Stealth-Auto in den Sonnenuntergang, mit Kindersitzbefestigung nach ISO-Norm. Die Helden für eine Mark sind tief gefallen.
Natürlich alles nur Neid. In echt hat Nick alles richtig gemacht, das Familiending einzustielen und so. Es war einfach Zeit.
Theoretisch ist selbst mir das klar. Jeden Morgen beim Aufstehen ist da dieser nagende Gedanke: Es ist schon Halbzeit durch, wäre es nicht langsam Zeit, in die Puschen zu kommen? Der Counter zählt ja runter. Und trotzdem weigert sich der Rest des Menschen, auch nur einen Finger zu rühren. Ich stehe da, wie mit Sekundenkleber an den Boden geleimt, während vom Strand her die Tsunamiwelle anrollt, die vom Meteoriteneinschlag aufgetürmt wurde. Und warum?
Weil noch ein Extraleben bleibt.
Die Idee ist natürlich bescheuert und absurd, aber trotzdem steckt sie tief im System und lässt sich einfach nicht rauskriegen: Klar, im Augenblick krepelst du hier im Level rum, aber wenn nur der richtige Moment kommt, drückst du einfach noch mal auf Start und zockst die perfekte Runde: megacooler Job, Meister des Universums, zuhause das Model mit nassen Haaren und hohen Wangenknochen, Penthouse mit Aussicht auf die Platine der Stadt. Und da draußen eine Welt, die auf dich wartet. Yeah.
Alles nichts als geschüttelte und gerührte Jungsfantasien.
Früher als Kind dachte das jeder: Wenn erst mal das unvorstellbar weit entfernte Jahr 2000 da ist, wird alles groß-ar-tig sein, ganz sicher. Naja, es kam und es ging, das Jahr 2000, aber ich warte immer noch darauf, dass mich M zur Weltrettungsmission rein ruft. Egal, es bleibt ja noch Zeit. Noch ein Extraleben. Bis dahin kann man ja das hundertelfte Platin erzocken.
Leute wie Nick glauben nicht an ein Extraleben, die schieben nichts auf, die packen die Sache an. Blick auf den Geburtstagskuchen: über vierzig Kerzen? Jetzt wird es aber Zeit, mal zu säen. Geregeltes Einkommen einfahren, Versicherungsunterlagen abheften, Kind machen, Baum pflanzen, der ganze Scheiß.
Er hat immer nur darauf gewartet, endlich erwachsen werden zu können. Sein Slackertum war nichts als Show. Die ganzen Nächte, in denen wir in unserer Röhrenmonitor-Sauna gesessen, Quaxi Fröschli gefressen und Quake übers LAN gezockt haben, hat er im Prinzip nur gewartet. Darauf, dass das letzte Sandkorn fällt und er sich ein Hemd anziehen und in die Hose stecken kann. Eigentlich hat er mich verarscht, der alte Streber.
Egal. Wir wollen hier das Revival des entspannten Jungstrips feiern, also lassen wir das Thema mal auf sich beruhen.
Immerhin hat er mich beim letzten Stopp ans Steuer gelassen. So bleibt uns auf der letzten Etappe bis zum Flughafen eine weitere Demonstration seines omamäßigen Fahrstils erspart: Mit diesem „verschwitzten Auf-Achse-Pathos“ könne er nichts anfangen, sagte er. Fakt ist: Er kann nicht fahren, Nick ist mit der Informationsverarbeitung, die man zum Steuern eines Kraftfahrzeugs braucht, total überfordert.
Wobei – so richtig Fahrspaß bringt die französische Schrankwand auch nicht. Der Kasten kriecht müde durch die vollgelaufenen Spurrillen. Frische Wischer von Bosch! Die bräuchten wir jetzt. Der Regen donnert so gegen die Scheibe, dass der Scheibenwischer nicht mehr alles weggeschaufelt kriegt. Dafür verbraucht die Karre nichts, die Tanknadel tanzt seit zwei Stunden fröhlich um den neonroten Anschlag. Vollgetankt – das war früher echt der Inbegriff von Luxus. Ich kann also weiter schön Gas geben. Komisch, obwohl das Pedal schon gegens Bodenblech drückt, ist nicht der Hauch einer Beschleunigung zu spüren. Der Tacho scheint bei 110 festgenagelt zu sein.
Apropos, dazu kann ich ihm ein bisschen Achtziger-Futter hinschmeißen, das hebt ja immer seine Stimmung.
„Wusstest du eigentlich, dass Marty McFly gar nicht zurück in die Zukunft reisen kann? Weil der Tacho beim DeLorean abgeriegelt ist!“
Er wirbelt herum.
„Echt jetzt?“ Wenn es darum geht, neue Retro-Trivialitäten aufzusaugen, ist er immer ganz Ohr. Denn damit kann er bei diesem Ewiggestrigen-Stammtisch auftrumpfen, zu dem er sich abseilt, um zuhause mal rauszukommen. Da sitzen so Freaks, die erst ruhen, wenn sie auf ihrem Handy CP/M installiert haben, dieses Betriebssystem aus den frühen Siebzigern.
Da es bei Nick so etwas wie too much information nicht gibt, kriegt er die ganze Enchilada.
„Jap. Also: Im Prinzip schafft der DeLorean 130 Meilen pro Stunde, also so rund 210 Stuckis, wie wir früher beim Quartett gesagt hätten. Aber in den Achtzigern durfte in den USA nix auf die Straße, was mehr als 85 macht. Also hat Mister DeLorean den Tacho so modifizieren lassen, dass er höchstens 85 anzeigt. Trotzdem sieht man im Film, wie Doc Brown und Marty für ihre Zeitreise auf 88 beschleunigen. Sie brechen also nicht nur die Gesetze der Physik, sondern auch die der amerikanische Straßenverkehrsordnung.“
„Sehr geil“, stößt Nick hervor.
Dass ich was wusste, was er nicht weiß, darf natürlich nicht sein. Deshalb wird er gleich zurückschlagen, und zwar mit einem Infoschnipsel, der noch obskurer und irrelevanter ist als meiner, ansonsten wäre sein Ruf als Retro-Präsident ruiniert. Denkt er. Also bitteschön, Herr Nickmeister, ich warte auf Ihre Antwort in drei, in zwei, in …
„Wusssstest du eigentlich …“ Na bitte, geht doch. „Also in Zurück in die Zukunft, da fährt Marty ja auf dem Parkplatz dieses Einkaufszentrums los. Das heißt Twin Pines Mall, also die Zwillingskiefern-Mall. Man kann sogar kurz das Logo sehen. Naja, und als Marty im Jahr 1955 landet, rebelt er mit seiner Karre ja durch einen Vorgarten und nietet da einen Baum um. Und weißte, was?“
Jetzt muss ich die Eingabe quittieren.
„Ne.“
Er giggelt schon los, weil er seine Pointe so toll findet.
„Also am Schluss, hihi, als Marty in die Gegenwart, also ins Jahr 1985, zurückkehrt, weißte, wie das Einkaufszentrum da heißt? Weißte das?“
Ich kann’s mir denken, aber weil du es bist …
„Ne.“
Er prustet los.
„Lone Pine Mall! Einkaufszentrum zur einsamen Kiefer! Ist das nicht total geil? Weil Marty den zweiten Baum umgefahren hat. Ich lieeebe solche Details, da …“
FUIP-FUIP
Alter, was für ein bescheuerter Benachrichtigungston ist das denn? Klingt ja, als ob jemand auf einen Hamster tritt. Mit so was wäre er früher nicht vor die Tür gegangen, da wurde beim Nickmeister kein Handy in Betrieb genommen, bis nicht für alle Nachrichten der Sound eines Star-Trek-Communicators eingestellt war.
Er zuckt zusammen, als ob man ihm einen Elektroschocker in den Schritt geschoben hätte.
FUIP-FUIP.
Seine Hände klopfen auf der Suche nach dem Handy im besten Alter-Sack-Style das Jackett ab. Dass er einfach mitten im Satz aufgehört hat zu reden, scheint er nicht zu registrieren. Und dass es eine Spur unhöflich sein könnte, mir seine Aufmerksamkeit so total zu entziehen, auch nicht. Junge, Junge, das hat ja schon immer genervt, diese Standleitung zu Sabina, aber seit sich diese Scheiß-Messenger verbreitet haben, läuft die Sache völlig aus dem Ruder. Man kann mit ihm keinen Level mehr am Stück zocken, ohne dass auf Pause gedrückt werden muss, weil irgendein superwichtiges Ehefrauen-Kommunikee reinkommt. Ist das hier ne Kumpeltour oder ein Familienausflug?
Er hebt den Zeigefinger.
„Momentchen.“
Endlich. Er hat sein Scheiß-Gerät gefunden – und es steckt auch noch in so einem peinlichen Schutzetui. Ein weiterer Punkt auf der „Praktisch – aber leider scheiße“-Liste.
Er wischt leicht zitternd übers Display. Weil er runterstarrt, fällt das Licht von unten auf sein Gesicht, so wie im Film, wenn auch der letzte Depp raffen soll, dass jetzt der Bad Guy auftritt.
Dämonisch.
Aber auch ziemlich unvorteilhaft.
Sollte ich ihn darauf hinweisen, dass wir zu dritt reisen? Kee, Nick – und Nicks Doppelkinn! Definitiv, dieser Wulst überm Kragen war bei unserem letzten Treffen noch nicht da. Krass. Ausgerechnet er, der Mann mit dem Teflon-Stoffwechsel, an dem nichts hängenbleibt. Jahrelang konnte er in sich reinstopfen, was er wollte. Jahrelang bestand seine Nahrungspyramide aus diesen Bahlsen-Comtess-Minikuchen und Schwip Schwap als Flüssigkeitsquelle, und trotzdem sah er immer spillerig aus wie Gandhi. Und jetzt das: ein Doppelkinn. Womit mästet Sabina ihn bloß?
Alter, hör auf zu grinsen, das macht diesen Wulst ja noch dicker!
Bestimmt hat sie ihm so ein pochendes Herzchen geschickt.
Scheiß Turteltauben. Ihre Ehe wirkt nach außen so aggressiv harmonisch wie eine Merci-Werbung in Endlosschleife.
„Äh, Alter, sag mal …“ Er räuspert sich. „Da, wo wir hinfahren – oder hinfliegen …“
Ha! Das war ja klar. Jetzt will er rausfinden, wie es am Ziel unseres kleinen Überraschungstrips mit der Netzabdeckung aussieht! Im Prinzip ist das alles, was ihn noch interessiert. Schade. Er wird natürlich versuchen, die Frage irgendwie pseudolustig zu verpacken, damit er nicht wie ein verliebter Teenie rüberkommt, doch er wird sie stellen. Ich höre?
„Na ja, liegt denn unser Ziel an der …“ Gekünsteltes Lachen. „… Datenautobahn, wie man in den Neunzigern gesagt hätte?“
Dem ist echt nichts mehr peinlich. Alter, ich werde einen Scheiß tun und dir verraten, wo es hingeht und wie viele Empfangsbalken du da hast, nur damit dich Sabinalein auch im Urlaub an der digitalen Hundeleine rumzerren kann.
„Datenautobahn? Wo wir hinfahren, brauchen wir keine Datenautobahn.“
Er zuckt zusammen. Das saß.
Apropos gar nichts, ich darf Andies Umschlag nachher nicht im Auto vergessen.