Giebken | PaNia - Die Legende der Windpferde | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 324 Seiten

Reihe: PaNia

Giebken PaNia - Die Legende der Windpferde

Band 1 der fantastischen Pferdebuchreihe ab 11 Jahren
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7348-0209-6
Verlag: Magellan
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 1 der fantastischen Pferdebuchreihe ab 11 Jahren

E-Book, Deutsch, Band 1, 324 Seiten

Reihe: PaNia

ISBN: 978-3-7348-0209-6
Verlag: Magellan
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Sagenumwobene Pferde, ein Dorf mit einem dunklen Geheimnis und ein Mädchen auf der Suche nach Antworten - der atmosphärische Auftakt der neuen spannenden Fantasy-Pferdebuchreihe der Wolkenherz-Autorin!Mitten im Wald, zwischen tiefgrünen Blättern und knorrigen Bäumen, liegt Windheim, das neue Zuhause von Nia. Gleich am ersten Tag verläuft sie sich auf den verschlungenen Pfaden, als plötzlich ein wunderschönes, schimmerndes schwarzes Pferd vor ihr steht. Nia fühlt sofort eine starke Verbindung zu ihm und steigt auf seinen Rücken. Doch wie aus dem Nichts taucht ein junger Reiter auf, der Nia zwingt abzusteigen und das schwarze Pferd mit sich davontreibt. Die geisterhafte Begegnung lässt ihr keine Ruhe. Woher kam das einsame Pferd? Und was hat das alles mit der Legende der Windpferde zu tun, von der man sich in Windheim erzählt?
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Zielgruppe


Lesealter ab 11


Autoren/Hrsg.


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1


Ein Pferd starrt mich an, als ich aufwache. Mein Kopf lehnt an der Scheibe, ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass ich eingeschlafen bin – aber ich spüre diesen Pferdeblick auf mir, und außerdem hat das Ruckeln aufgehört.

Es ist kein echtes Pferd. Nur ein gemaltes. Auf einem Schild mitten im Wald.

Irgendwie sieht es komisch aus, es hat kein Fell, sondern Federn wie ein Vogel. Nur seine Augen, die sehen ziemlich echt aus. Wie bei diesen lebensgroßen Figuren auf dem Volksfest, wo man sich dahinterstellen und seinen Kopf durch das Loch strecken kann, so als wäre man selbst die Figur. Das Pferdebild hat lebendige Augen.

»He, Nia!«

Ben hat sich auf dem Fahrersitz herumgedreht und schiebt sich die letzte Minisalami in den Mund. Sofort fällt mir auf, dass der Beifahrersitz leer ist.

»Wo ist Sammy?« Suchend schaue ich mich um. Wir stehen am Straßenrand, und das mitten im Wald. Um uns rum ist eine undurchdringliche Baumwelt voller dunkelgrüner Schatten – und keine Spur von Sammy.

»Musste mal.« Ben stippt das Wurstende aus dem Fenster und grinst. »Gruselig hier, was?«

Ich gucke wieder zu dem Pferd auf dem Schild. Hat sich gerade seine Pupille bewegt? Erst jetzt merke ich, dass die Federn echt sind – jemand muss sie auf das Bild geklebt haben. Und unten drunter steht etwas in einer blassen Schnörkelschrift. Ich drücke meine Nase an die Scheibe und kneife die Augen zusammen.

Den Menschen schuf Gott aus Erde, das Pferd formte er aus Wind. Willkommen in Windheim – Heimat der …

Weiter komme ich nicht, denn die Schrift löst sich langsam auf. Als hätte sie jemand von dem Schild gepustet.

»Kannst du das letzte Wort lesen? Rechts unten im Eck?«, frage ich Ben.

»Was, wo?« Ben rutscht auf den Beifahrersitz und presst ebenfalls das Gesicht an die Scheibe, aber genau in dem Moment wird die Beifahrertür aufgerissen, und er plumpst fast kopfüber auf den Grünstreifen.

»Alles klar bei euch?« Sammy stemmt kopfschüttelnd die Arme in ihre breite Hüfte. »In dem Wald kannst du dich keine zwei Schritte bewegen. Alles zugewuchert. Lasst uns bloß von hier verschwinden!«

Ben klettert zurück hinters Steuer, und sofort beschwert sich Sammy lautstark, dass ihre Minisalamis alle aufgegessen sind. Wir fahren wieder los und das Wort auf dem Schild ist vergessen. Aber irgendwie bin ich auch froh, als mir die Augen des Pferdebildes nicht mehr folgen.

Windheim liegt ganz am Ende der Straße in einer Sackgasse, umzingelt von Wald, und soweit ich mich erinnere, gibt es hier nicht viel – ein paar Läden, eine Bank, eine Kirche, einen Kindergarten. Aber seltsamerweise stört es mich gar nicht so arg. Nicht halb so arg wie Sammy.

»Das ist ja nicht zum Aushalten«, stöhnt sie. »Kann mir mal jemand sagen, was ich hier den ganzen Tag machen soll?«

»Na, hör mal«, braust Ben auf. »Du wolltest doch hierherziehen!«

»Ich wollte nur deiner Großtante helfen«, kontert Sammy mit lauter Stimme. »Wenn du mir gesagt hättest, in was für einem Kaff sie lebt …«

»Ja klar. Nur um meine Großtante geht es.«

Ich höre nicht hin, was Sammy zurückpfeffert, ich blende sie einfach aus, so wie immer, wenn sie streiten. Eigentlich streiten sie ja gar nicht richtig, sie sind nur beide müde und genervt und aufgeregt, und Sammy ist sowieso leicht reizbar wegen ihrer Hormone.

Sie merken gar nicht, was um sie herum geschieht.

Aber ich merke es.

Windheim ist … still. Also nicht ausgestorben oder so, es leben schon viele Menschen hier und laufen herum und reden miteinander. Autos und Radfahrer kommen uns entgegen und wir fahren sogar an einem kleinen Busbahnhof vorbei. Trotzdem ist es still. So als ob etwas fehlt, etwas Wichtiges.

Bei uns im Auto ist es nicht still. Ben und Sammy kabbeln sich immer noch, bis wir in eine Straße einbiegen und vor einem verwilderten, eingewachsenen Haus anhalten. Auch diese Straße ist eine Sackgasse. Drei Häuser weiter: Endstation Wald. Sammy sieht schon ganz verzweifelt aus, aber Ben hat leuchtende Augen gekriegt.

»Leute, ist das lange her! Das letzte Mal war ich hier, als du ein winziger Stöpsel warst, Nia.«

Wir steigen aus und klappern extralaut mit den Türen. An das Haus kann ich mich gar nicht so recht erinnern, obwohl ich die ersten Jahre meines Lebens darin gewohnt habe. Es ist komplett aus grauen Steinen gebaut und total mit Efeu zugewuchert. Es sieht aus, als würde es schon Jahrhunderte hier stehen, so robust und wild. An der Wand lehnt ein rostiges Fahrrad und in der Einfahrt steht ein Karton mit Milchtüten und einem Stapel Zeitungen darauf. Aber die Bewohnerin lässt sich nicht blicken.

»Die freut sich ja massig, dass wir hier sind«, murmelt Sammy. Sie legt die Hände auf ihren Bauch, atmet einmal tief durch und marschiert entschlossen auf die Haustür zu.

»Warte«, ruft Ben und hastet hinter ihr her. »Lass mich, ja?«

Aber er klopft nicht, er steht nur da und guckt die Tür an. Ich stelle mich hinter die beiden, ein Stück abseits, und warte. Über dem Knauf baumelt ein kleines Drahtgeflecht mit ein paar Federn darin, so ähnlich wie mein Traumfänger, nur viereckig und so, dass die Federn innen hängen und nicht unten dran baumeln.

Sammy verliert die Geduld, tritt vor und klopft an die Tür. Sie muss lange klopfen, bis endlich geöffnet wird und ein kleiner, schrumpeliger Kopf voller grauer, abstehender Haare in der Öffnung erscheint.

»Ja bitte?«, fragt die Frau und mustert Sammy gelangweilt.

»Ähm …« Sammy fehlen die Worte, aber Ben schiebt sie einfach zur Seite und breitet die Arme aus.

»Tante Lisbeth! Mensch, ist das lange her.«

Die alte Frau schaut jetzt Ben an, aber ihr Gesicht verändert sich nicht. Nur Ben ist ziemlich verwirrt.

»Ähm … ich bin es … der Ben … der Sohn von Clara? Wir haben telefoniert, erinnerst du dich?«

»Clara, soso …« Tante Lisbeth nickt. Aber ihre Augen bleiben trüb. Sie hat keine Ahnung, worum es geht, und ich glaube, es ist ihr auch egal.

»Dürfen wir reinkommen?« Ben deutet mit dem Daumen nach rechts. »Das ist meine Frau Samanta. Sammy.« Er dreht sich zu mir und winkt mich mit dem Kinn heran. »Und guck mal, wer wieder da ist – Nia! Na, hättest du sie noch erkannt?«

Ich trete einen winzigen Schritt nach vorn und strecke Tante Lisbeth die Hand hin. »Hallo, Tante Lisbeth!«

Auf einmal lächelt die alte Frau. Sie umschlingt meine Hand und drückt sie fest. »Nia! Meine kleine Nia … nein, was bist du gewachsen. Und so schnell alt geworden!« Sie beugt sich zur Seite, nimmt meinen Zopf in ihre freie Hand. »Was für wunderschöne lange Haare du hast! Weißt du noch, wie wir immer Federn hineingeflochten haben?«

Ein seltsames Gefühl strömt in meinen Bauch. Sie sieht so anders aus, so … gealtert. Aber ich erinnere mich an ihre Augen, an ihre Stimme, wenn sie Geschichten für mich erzählt hat, und an den Geruch, der aus dem Haus strömt. Diesen ganz eigenen Lisbeth-Geruch.

Mit einem Ruck lässt sie meine Hand los. Ihre Augen verändern sich und sie sieht wieder Ben und Sammy an. »Das ist lieb. Danke für euren Besuch! Kommt bald einmal wieder!«

Und damit will sie uns die Tür vor der Nase zuknallen.

»Halt!« Sammy hat blitzschnell ihren Fuß in der Tür. »Tante Lisbeth, ich weiß, es ist schwer. Für mich auch. Machen wir doch alle das Beste draus.«

Das Gesicht der alten Frau verhärtet sich. »Niemand vertreibt mich aus meinem Haus! Habt ihr verstanden? Niemand!«

Sammy holt tief Luft und will schon loslegen, aber Ben zieht sie entschlossen zurück. Mit einem Rums fällt die Tür ins Schloss.

Verzweifelt dreht Sammy sich zu uns um. »Was jetzt? Sie will uns hier nicht haben. Jetzt haben wir nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf!«

»Mir fällt schon was ein«, murmelt Ben. Er rauft sich die Haare, bis sie wie kleine Stacheln vom Kopf wegstehen. Dann schaut er mich an. »Lass uns mal eine Weile allein mit ihr reden, Nia.«

»Was? Und wo soll ich hin?«

»Schau dir das Dorf an.«

»Ich kenn mich hier doch null aus!«

»Dann hock dich ins Auto und hör Radio oder so.«

»Aber das haben wir jetzt vier Stunden lang gemacht!«

Sammy schnauft genervt, und ich merke, dass ich störe. Die haben mal wieder andere Probleme.

»Na, ganz toll«, murmle ich, drehe mich um und laufe ein paar Schritte, bis sie nicht mehr auf mich achten. Wir sind nicht mal fünf Minuten hier und schon gibt es Schwierigkeiten. Vielleicht hätten sie ja ein Mal auf mich...


Giebken, Sabine
Sabine Giebken, geboren 1979 in München, tauschte mit acht Jahren Ballettunterricht gegen Reitstunden und träumte fortan vom eigenen Pferd. Schon als Kind schrieb sie Geschichten in Schulhefte, die später zu ihren ersten Pferdebüchern wurden. Nach einem Diplom in Betriebswirtschaft und einigen beruflichen Irrwegen entschied sie sich, ihr Hobby vom Schreiben endlich zum Beruf zu machen. Sabine Giebken lebt in Bayern und ist Mama von zwei wilden Kindern, einem anhänglichen Hund und einer ziemlich selbstbewussten Islandstute.



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