E-Book, Deutsch, 544 Seiten
Giebken Flutlichtherzen
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7348-0411-3
Verlag: Magellan Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 544 Seiten
ISBN: 978-3-7348-0411-3
Verlag: Magellan Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sofie lebt für den Winter, denn da dreht sich alles um ihren großen Traum: Eishockey spielen. Endlich will sie von der Jugendmannschaft zu den Eis-Trolls wechseln, als einziges Mädchen. Diesmal muss es einfach klappen! Doch dann taucht der geheimnisvolle Dawn auf, der sie alle an die Wand spielt. Und obwohl er Sofie ordentlich Konkurrenz macht, ist sie fasziniert von ihm. Dawn erwidert ihre Gefühle, und doch stimmt etwas nicht, als hätte er etwas zu verbergen. Auch Sofies Eltern und ihr bester Freund Gregor sind nicht begeistert von Sofies Liebe zu Dawn. Was haben sie bloß? Und was verheimlicht Dawn ihr? Als es auf dem Eis schließlich um alles geht, steht Sofie plötzlich vor einer folgenschweren Entscheidung ... Ein mitreißender Liebesroman für Jugendliche, der nicht nur Herzen höherschlagen lässt, sondern auch in die außergewöhnliche Welt des Eishockeys entführt und dabei gleichzeitig mit Spannung und Romantik überzeugt.
Sabine Giebken, geboren 1979 in München, tauschte mit acht Jahren Ballettunterricht gegen Reitstunden und träumte fortan vom eigenen Pferd. Schon als Kind schrieb sie Geschichten in Schulhefte, die später zu ihren ersten Pferdebüchern wurden. Nach einem Diplom in Betriebswirtschaft und einigen beruflichen Irrwegen entschied sie sich, ihr Hobby vom Schreiben endlich zum Beruf zu machen. Sabine Giebken lebt in Bayern und ist Mama von zwei wilden Kindern, einem anhänglichen Hund und einer ziemlich selbstbewussten Islandstute.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Es war einmal …
… eine Mutter, die ihren Schlitten durch den tief verschneiten Winterwald zog. Es war einer dieser alten, schweren Holzschlitten mit gebogenen Hörnern obendrauf, an denen man sich gut festhalten konnte. Selbst wenn man dicke Fäustlinge trug und die Finger vor Kälte ganz starr waren. Auf dem Schlitten lag ein Schaffell und darauf saß ein Kind – ein Mädchen mit langen Zöpfen und einer dicken Bommelmütze auf dem Kopf. Das Mädchen hatte rote Wangen und spürte seine Zehen kaum noch, so kalt war es, so lang waren sie schon unterwegs. »Mamaaaa?« Die Mutter blieb stehen und wandte den Kopf. Auch ihre Wangen waren rot, aber vor Anstrengung, und vor ihren Lippen dampfte der Atem. »Wie lange dauert es noch?« »Ein bisschen«, sagte die Mutter. Sie drehte sich wieder um und stapfte weiter. »Aber wie lange ist ein bisschen?« »Bis der Wald sich öffnet.« Das Mädchen sah sich um. Überall um sie herum standen Bäume, dicht an dicht, über und über mit Schnee beladen. Still und ruhig und undurchdringlich. »Das dauert ja noch ewig!« »Was beschwerst du dich? Du musst ja nicht laufen.« »Aber mir ist kalt!« »Dann steig ab und beweg dich.« »Meine Füße sind eingefroren.« Die Mutter blieb wieder stehen. »Oh, komm schon. Mach es mir nicht noch schwerer, ja? Ich habe dir das doch erklärt. Wir müssen jemandem Medizin bringen, dringend. Du weißt doch, wie wichtig Medizin für ein krankes Kind ist, oder?« »Hm«, machte das Mädchen. Ja, das wusste sie. Und die Straßen waren so voller Schnee, dass sie nicht mit dem Auto fahren konnten. Sie stellte sich vor, wie jemand krank im Bett lag und auf Medizin wartete und die Medizin nicht kam, nur weil ihr kalt war. »Alles klar?«, fragte die Mutter und zog wieder am Schlittenseil. Das Mädchen nickte und presste die Lippen fest aufeinander. Sie schaffte das. Es war nicht mehr weit, bestimmt nicht! In ihren Gedanken spielte plötzlich eine Melodie, ein Lied, das sie kannte, das sie mochte, und so fing sie an zu singen, ganz leise, um die Waldstille nicht zu zerstören: »Frau Holle, Frau Holle, die schüttelt ihre Betten aus, fällt blitzeweißer Schnee heraus …« Und das Lied half, damit ihre Lippen und Wangen ein bisschen auftauten und sie nicht mehr an ihre eingefrorenen Zehen denken musste. Und dann öffnete sich der Wald. Und das Mädchen hörte auf zu singen. Und starrte verzaubert auf eine fremde Welt. Da gab es keine Häuser, nur Wohnwagen, die im Kreis standen, als müsste einer auf den anderen aufpassen. Und die Menschen, die dazwischen herumliefen und den Schnee platt stampften, hatten lange Wollumhänge an und sahen aus wie Figuren aus einem Märchenfilm. Das Mädchen stand vom Schlitten auf und reckte den Kopf. Sie entdeckte eine Ziege mit nur einem Horn und ein verfilztes Schaf, zwei langbeinige Esel, drei Hühner und vier dicke Miniponys, die in einem Heuberg standen und mampften. Außerdem lief ein zotteliger Hund ohne Leine herum und schnupperte neugierig in ihre Richtung. »Wo sind wir?« Das Mädchen wusste, seine Stimme klang seltsam. So seltsam wie dieser Ort hier. »Im Winterquartier.« Ihre Mutter lächelte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie war verschwitzt und ganz außer Atem. »Das hier ist ein Zirkus.« Das Mädchen runzelte die Stirn. Zirkus? Nie im Leben. Zu einem Zirkus gehörte ein großes, buntes Zelt und Elefanten und Raubtiere und mindestens ein Clown. Kein Schnee im Wald und auch keine Wollumhänge und struppigen Hunde! Oh, oh. Der Hund kam jetzt näher. Er hatte die Nase nach vorn gestreckt und tapste langsam auf sie zu. Sofort sprang das Mädchen hinter seine Mutter. »Nur keine Angst«, rief jemand, der dem Hund nachkam. In einem Wollumhang. Es war eine Frau, eine runde Frau mit dunklen Locken, die Lachfältchen im Gesicht hatte. »Simba tut dir nichts. Streck ihm die Hand entgegen, dann könnt ihr euch begrüßen!« Das Mädchen hatte viel zu große Angst vor dem fremden Hund, um die Hand auszustrecken. Aber zu ihrem Glück blieb das Zotteltier vor ihrer Mutter stehen, die mutig in die Hocke ging und seine Ohren kraulte. Das schien dem Hund so gut zu gefallen, dass er sie vergaß. »Schön, dass ihr hier seid«, sagte die fremde Frau zu ihrer Mutter. »Ich hoffe, der Weg war nicht zu beschwerlich.« »Alles gut!« Ihre Mutter erhob sich wieder. »Sollen wir gleich zu ihm gehen?« »Ja, bitte. Doch zuerst bekommst du einen warmen Ingwertee.« Die beiden Frauen liefen im Gleichschritt los, auf einen der Wohnwagen zu, und das Mädchen bekam Angst – Angst, zurückzubleiben und an diesem Märchenort vergessen zu werden! Schnell schloss sie zu ihrer Mutter auf und schob ihre Handschuhhand in ihre Armbeuge. Die Mutter blieb stehen, ging in die Hocke und legte dem Mädchen die Hände auf die Schultern. »Möchtest du nicht bei den Ponys bleiben? Ich verspreche, ich bin gleich wieder da. Die Tiere sind alle freundlich zu Kindern, das weiß ich genau.« Das Mädchen guckte zu den Ponys hinüber. Wie Flauschkugeln sahen die aus! Ganz plüschig und weich … aber sie schüttelte energisch den Kopf. Nein, sie wollte nicht allein bleiben. Auf keinen Fall. Ihre Mutter und die fremde Frau tauschten einen Blick. Dann lächelte die Frau, streckte die Hand aus und deutete hinter einen Hügel. »Siehst du den Baum, der ganz allein dort steht? Da unten ist ein kleiner, zugefrorener Weiher. Und dort sind ganz viele Kinder! Sie spielen und schweben dabei über das Eis. Magst du nicht zu ihnen gehen?« »Wir reden nur«, setzte die Mutter hinzu. »Das ist ziemlich langweilig für dich.« Das Mädchen guckte in die angegebene Richtung und lauschte. Sehen konnte sie niemanden, aber sie hörte die Stimmen in der kalten Luft. Jemand pfiff und viele Stimmen antworteten, lachten. Das Mädchen folgte den Fußspuren durch tiefen, weichen Schnee, den Hügel hinauf, bis sie die Kinder sehen konnte. Kinder, viele Kinder. Die über den Boden … schwebten? Das Mädchen lief schneller. Am Baum blieb sie stehen, gerade noch rechtzeitig, bevor ihre Schuhe auf der glatten Eisfläche wegrutschten. Das Eis glitzerte nicht, es war voller Schneestaub, deshalb hätte sie es beinahe nicht gesehen. Und die Kinder schwebten auch gar nicht – sie trugen Schlittschuhe! Damit konnten sie viel schneller laufen als mit normalen Schuhen. Doch von da oben hatte es wirklich so ausgesehen, als könnten sie fliegen. Die Kinder spielten etwas, was wie Topfschlagen aussah. Mit langen Stöcken schubsten sie einen umgedrehten Kochtopf herum und jagten sich gegenseitig über das Eis. Es war ein schnelles, lautes Spiel, voller Rufe, Pfiffe und Lachen. Manche Kinder trafen den Kochtopf nicht und landeten von der Wucht ihres Schlags auf dem Po. Manche kickten lieber den Gegnern die Füße weg und brachten sie zu Fall, aber manche waren schon richtig gut und schleuderten den Topf zwischen den beiden Stühlen hindurch, die am Rand aufgestellt standen und von einem Mädchen mit einem dicken Ast bewacht wurden. Der beste Spieler von ihnen allen war ein Junge mit einer leuchtend grünen Schneejacke. Er konnte vorwärts- und rückwärtsfahren, sich mittendrin umdrehen, und wenn er bremste, spritzte der Schneestaub hoch, und sein Gegner bekam ihn ins Gesicht. Er traf den Topf jedes Mal ins Tor und die Kinder bejubelten ihn wie einen Helden. Eine ganze Weile schaute das Mädchen vom Rand aus zu, bis sie es nicht mehr aushielt. Sie zog an den dürren Ästen des Baums und brach sich ein langes Stück davon ab. Ob es schwierig war, auf dem Eis zu laufen? Vorsichtig setzte sie einen Fuß darauf. Und noch einen. Nein, nicht schwierig. Doch mit der dicken Gummisohle ihrer Stiefel konnte sie nicht richtig schlittern und kam viel zu langsam voran. »Willst du mitspielen?« Das Mädchen sah hoch. Vor ihr stand der Junge in der grünen Jacke. Mit den Schlittschuhen war er ein gutes Stück größer als sie, aber viel älter sah er nicht aus. Wenn er das konnte, schaffte sie das auch! Eifrig nickte sie. Der Junge deutete auf ihre Füße. »Hast du keine Schlittschuhe?« »Nein.« »Kannst die von Josi haben. Die macht sowieso Torwart.« Und er drehte sich um und schwebte zu dem Mädchen im Tor hinüber, die bereitwillig ihre Schlittschuhe auszog. Der Junge kam zurück und...