Geyer Schnelleinstieg Finanzmanagement und Liquiditätssteuerung - mit Arbeitshilfen online
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-648-03202-2
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Planung des Kapitalbedarfs und Sicherung der Zahlungsfähigkeit
E-Book, Deutsch, 296 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
ISBN: 978-3-648-03202-2
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Prof. Dr. Helmut Geyer war Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Zudem war er viele Jahre Vorstand einer großen Wohnungsgenossenschaft mit Spareinrichtung und Dozent an der Frankfurt School.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
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Grundlagen
1 Die Finanzierung eines Unternehmens
1.1 Wieso braucht man eine Finanzierung?
1.2 Die Interessenlage der Kapitalgeber
1.3 Die unterschiedlichen Risiken der Eigen- und Fremdkapitalgeber
1.4 Die Bedeutung der Kapitalbindung
2 Blickwinkel der Unternehmensfinanzierung
2.1 Unternehmenssicht
2.2 Eigentümersicht
2.3 Zusammenfassung der Finanzierungsformen
3 Wesentliche Grundbegriffe
3.1 Finanzierung als Zahlungsstrom
3.2 Finanzwirtschaftliche Begriffspaare
3.3 Kapital und seine Veränderung
4 Eigenkapital und seine Eigenschaften
4.1 Merkmale und Funktionen von Eigenkapital
4.2 Darstellung des Eigenkapitals in der Bilanz
4.3 Der Wert des Eigenkapitals
4.4 Die Rolle von Finanzintermediären
5 Fremdkapital und seine Eigenschaften
5.1 Aspekte der Agency-Theorie
5.2 Die Kreditfinanzierung
5.3 Die Finanzierung über Anleihen
5.4 Nicht zinstragendes Fremdkapital
Planung und Steuerung der Unternehmensfinanzen
6 Finanzwirtschaftliche Zielsetzungen
6.1 Wer bestimmt die Zielrichtung?
6.2 Wirtschaftliche Ziele
7 Finanzpolitik und Finanzmanagement
7.1 Die Rolle der Planung
7.2 Organisation der Planung
7.3 Zielrichtungen der Finanzpolitik
7.4 Grundmodelle der Finanzpolitik
7.5 Grundaufgaben des Finanzmanagements
8 Planung des langfristigen Kapitalbedarfs
8.1 Grundlegendes Herangehen
8.2 Umsatzplanung
8.3 Exkurs: Umsatz oder Betriebsleistung?
8.4 Umsatzabhängige Größen
8.5 Verfahren zur Ermittlung der Werte des Umlaufvermögens
8.6 Umsatzabhängige Bilanzpositionen der Passivseite
8.7 Ermittlung des Werts der erforderlichen Sachanlagen
8.8 Weitere nicht umsatzabhängige Aktiva
8.9 Zusammenfassende Vermögensplanung
9 Planung der Finanzierungsquellen
9.1 Grundsätzliche Reihenfolge der Finanzierungsquellen
9.2 Planung der eigenen Mittel
9.3 Planung des Fremdkapitals
10 Zusammenfassende Planungsaktivitäten
10.1 Iterativer Planungsprozess
10.2 Beispiel I: Iterative Planung
10.3 Beispiel II: Erkennen von Inkompatibilitäten
11 Vereinfachter Planungsansatz
11.1 Vorteile und Grenzen
11.2 Gewinnplanung
11.3 Planung der Bilanzwerte
Planung und Sicherung der Liquidität
12 Liquidität als Unternehmensziel
12.1 Liquidität vs. Rentabilität?
12.2 Kurz- und langfristiges Finanzmanagement im Vergleich
13 Der Cashflow als Basis der Finanzmittelplanung
13.1 Die Ebenen des Erfolgs
13.2 Ermittlung des Cashflows
13.3 Die Komponenten des Cashflows
14 Planung der Liquidität
14.1 Grundsätzliche Überlegungen
14.2 Die zeitlichen Ebenen der Planung
14.3 Sukzessive Planung der Finanzbudgets
14.4 Liquiditätsstrategien
14.5 Aufbau eines Liquiditätsplans
14.6 Reaktionsmöglichkeiten
15 Komplexe Finanz- und Cashflowplanung am Beispiel
16 Cash-Management-Systeme
16.1 Aufgaben
16.2 Modelle der Cash-Disposition
Stichwortverzeichnis
Blickwinkel der Unternehmensfinanzierung
In diesem Kapitel soll kurz verdeutlicht werden, dass unterschiedliche Sichtweisen auf die Finanzierung unterschiedliche Beurteilungen nach sich ziehen. Wir wollen also die Finanzierungsformen an sich betrachten und versuchen, sie zu systematisieren. Dabei spielt es eine wesentliche Rolle, ob man die Finanzierungsformen aus der Sicht des Unternehmens oder aus der Sicht der Eigentümer betrachtet.
Unternehmenssicht
Zunächst kann man davon ausgehen, dass eine Finanzierung grundsätzlich die Menge des zur Verfügung stehenden Kapitals erhöht. Das gilt uneingeschränkt, wenn das Unternehmen von Kapitalgebern zusätzliches Kapital erhält. Aus der Sicht des Unternehmens ist es also wichtig, ob ihm frisches Kapital von außen zugeführt wird. In diesem Fall handelt es sich um eine Außenfinanzierung. Die Frage, ob es sich dabei um Eigenkapital oder um Fremdkapital handelt, ist aus der Sicht des Unternehmens grundsätzlich erst einmal sekundär. Das zur Verfügung stehende Kapital kann genutzt werden, um Vermögensgegenstände zu beschaffen, die für die betriebliche Tätigkeit erforderlich sind. Ein Mehr an Kapital führt also zu einem Mehr an betriebsnotwendigem Vermögen – allein das zählt.
Mit der Zuführung von Kapital sind allerdings in aller Regel auch Pflichten des kapitalsuchenden Unternehmens verbunden, die dann wiederum zu unterschiedlich wirksamen Zahlungen an die Kapitalgeber führen. Auf den zweiten Blick hat die Frage Eigen- oder Fremdkapital also doch eine wirtschaftliche Bedeutung. Das wird in Teil „Grundlagen”, Kapitel „Eigentümersicht” genauer betrachtet.
Aber auch in anderen Fällen kann es zu einer Erhöhung des zur Verfügung stehenden Kapitals kommen, nämlich dann,
-
wenn erwirtschaftete Gewinne einbehalten werden und dann,
-
wenn Gegenwerte für unbare Aufwendungen (Rückstellungen, Abschreibungen) in den Preisen berücksichtigt und diese Preise auf dem Markt akzeptiert werden.
Das sind Formen der Innenfinanzierung. In den genannten Ausprägungen führt auch sie zu einer Kapitalerhöhung.
Selbstfinanzierung durch das Einbehalten von Gewinnen
Aus Sicht des Unternehmens ist es immer sinnvoll, Gewinne nicht auszuschütten, sondern im Unternehmen anzusammeln. Diese Thesaurierung von Gewinnen wird auch als „Selbstfinanzierung” des Unternehmens bezeichnet. Dem Cashflowüberschuss aus den Einzahlungen aus Umsätzen stehen dann keine Auszahlungen an die Eigentümer gegenüber – das Vermögen des Unternehmens erhöht sich.
Gegenwerte für unbare Aufwendungen
Unter den Gegenwerten für unbare Aufwendungen kann man Folgendes verstehen: Die Abschreibungen sind – ebenso wie die Bildung von Rückstellungen – Aufwendungen. Diese Aufwendungen führen aber nicht zu einer Auszahlung aus dem Unternehmen, sie sind unbar. Werden sämtliche Aufwendungen – also auch diejenigen, die nicht zu einem Auszahlungs-Cashflow führen – im Preis der Produkte oder Dienstleistungen, die abgesetzt werden, berücksichtigt, erhöht sich das Vermögen des Unternehmens ebenfalls.
Beispiel: Berücksichtigung der unbaren Aufwendungen
Die S&R GmbH macht einen Umsatz von 1.000.000 EUR. Dieser Umsatz ist zahlungswirksam, führt also zu Einzahlungen in das Unternehmen. Um ihn zu erzielen, waren Auszahlungen für Material sowie für Löhne und Gehälter erforderlich, und zwar i. H. v. 500.000 EUR. Darüber hinaus sind Abschreibungen i. H. v. 100.000 EUR angefallen und es wurden Rückstellungen von 20.000 EUR gebildet.
All das zusammen führt zu einem Jahresüberschuss (Gewinn) i. H. v. 380.000 EUR. Betrachtet man jedoch den Cashflow, stehen den Einzahlungen i. H. v. 1.000.000 EUR lediglich Auszahlungen i. H. v. 500.000 EUR gegenüber – der Zahlungsüberschuss beträgt 500.000 EUR.
Anders sieht es aus, wenn man die unbaren Aufwendungen zwar kalkuliert, sie aber vom Markt nicht akzeptiert werden. Das heißt, dass ein Preis, der anhand der angefallenen Kosten gebildet wurde, nicht durchsetzbar ist.
Beispiel: Nicht durchsetzbare Preisvorstellungen
Die A&B AG fasst die Aufwendungen für ihr Produkt „Schreibtischgarnitur” wie folgt zusammen:
-
Material, Löhne und Gehälter, anteilige sonstige Gemeinkosten: 80 EUR
-
Auf ein Stück Schreibtischgarnitur verrechnete Abschreibungen: 16 EUR
-
Unter Berücksichtigung eines angestrebten Gewinns von 4 EUR wird ein Preis von 100 EUR pro Stück festgelegt.
Aufgrund der Konkurrenzsituation können die Schreibtischgarnituren aber nur für 90 EUR pro Stück verkauft werden. Das führt zu folgender Rechnung:
Preis pro Stück (90 EUR) abzüglich der Aufwendungen (96 EUR) ergibt einen Verlust von 6 EUR pro Stück. Trotzdem fließt Geld in die Kasse, nämlich 10 EUR pro verkauftem Stück. Allerdings hat die A&B AG bei dieser Konstellation ihre Abschreibungen „nicht verdient”. Geht man davon aus, dass die Abschreibungen dem tatsächlichen Wertverlust entsprechen, verringert sich das Vermögen des Unternehmens, obwohl der Cashflow positiv ist.
Im weiteren Sinne zählt es auch zur Innenfinanzierung, wenn bisher gebundenes Kapital wieder freigesetzt wird, beispielsweise durch einen Verkauf von nicht betriebsnotwendigem Vermögen. In diesem Fall erhöht sich aber das zur Verfügung stehende Kapital nicht, es wird lediglich die Kapitalbindung aufgehoben – damit steht neue Liquidität für weitere Investitionen zur Verfügung. Dem Plus an liquidem Vermögen steht allerdings ein Minus an Sachvermögen in gleicher Höhe gegenüber.
Fazit zur Finanzierung aus Unternehmenssicht
Aus Sicht des Unternehmens unterscheidet man also zwischen
-
Innenfinanzierung und
-
Außenfinanzierung.
Eigentümersicht
Die Sichtweise der Eigentümer ist eine andere: Die Hauptfrage, die einen Eigentümer bewegt, ist: Ist das Kapital unser eigenes, steht es also dem Unternehmen zeitlich unbefristet zur Verfügung, oder muss es in irgendeiner Form wieder zurückgezahlt werden, ist es also Fremdkapital?
Das Bruttovermögen ist das in der Bilanz ausgewiesene Gesamtvermögen des Unternehmens. Der durch Fremdkapital (Schulden) finanzierte Teil des Vermögens wird (rein rechnerisch) zur Tilgung dieser Schulden herangezogen, nur der Rest steht den Eigentümern zu.
Das vorhandene Eigenkapital repräsentiert also das Nettovermögen der Eigentümer (bezogen auf den Betrieb, eventuell darüber hinaus vorhandenes Privatvermögen geht hier nicht in die Betrachtung ein). Dieses Nettovermögen wurde durch das Kapital, das der Eigentümer zur Verfügung gestellt hat, finanziert. Seine Mehrung führt letztlich zur Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital.
Fazit zur Finanzierung aus Eigentümersicht
Aus Sicht der Eigentümer unterscheidet man also zwischen
-
Eigenfinanzierung und
-
Fremdfinanzierung.
Zusammenfassung der Finanzierungsformen
In der folgenden Abbildung sind die einzelnen Finanzierungsformen nochmals systematisiert:
Abb. 2: Finanzierungsformen im Überblick
Beteiligungen an einem Unternehmen (beispielsweise durch den Verkauf von Aktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung oder durch die Aufnahme neuer Gesellschafter) sind demnach eine Form der Außenfinanzierung – es wird neues Kapital von außen zugeführt – und gleichzeitig eine Form der Eigenfinanzierung. Es handelt sich um das eigene Kapital der Gesellschafter, das nicht zurückgezahlt werden muss, sondern dem Unternehmen zeitlich unbefristet zur Verfügung steht. In gleicher Weise kann man auch die übrigen Beispiele interpretieren.
Betrachten wir die obige Abbildung, fällt auf, dass nicht alle bereits angesprochenen Finanzierungsformen darin auftauchen. So fehlt beispielsweise die Finanzierung durch Abschreibungsgegenwerte. Woran liegt das?
Es ist in aller Regel nicht möglich, im Nachhinein exakt festzustellen, welche Vermögensgegenstände ursprünglich in welchem Maß mit Eigen- oder mit Fremdkapital finanziert wurden. Könnte man das bei einer einzelnen Maschine vielleicht noch nachvollziehen, ist die Zuordnung bei komplexen Fertigungen kaum möglich und vor allem nicht mehr sinnvoll. Man begnügt sich also damit festzustellen, dass es Finanzierungsvarianten gibt, die keine eindeutige Zuordnung mehr ermöglichen.
Finanzierung ist im Allgemeinen verbunden mit der Erhöhung der dem Unternehmen zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel. Im weiteren Sinne gehört dazu auch das Freisetzen von Finanzmitteln...