E-Book, Deutsch, 320 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm
Gerspacher / Kiefer Finanzierung von Exporten und Direktinvestitionen
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7281-3920-7
Verlag: vdf Hochschulverlag AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Handbuch für Schweizer KMU
E-Book, Deutsch, 320 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm
ISBN: 978-3-7281-3920-7
Verlag: vdf Hochschulverlag AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Schweizer Exportfirmen mussten sich in den letzten Jahren immer wieder grossen Herausforderungen stellen. Was macht eine erfolgreiche Strategie für die Finanzierung von Exporten und Auslandsinvestitionen aus? Bisher fehlte eine praxisorientierte Darstellung des aktuellen Wissens und der entsprechenden Werkzeuge. Dabei stehen seit Längerem Instrumente nicht nur für Grossunternehmen und Grossprojekte bereit, sondern auch solche, die insbesondere auf die Bedürfnisse von kleineren und mittleren Unternehmen zugeschnitten sind.
Dieses Buch zeigt Ihnen als KMU die gesamte Bandbreite der Möglichkeiten, mit denen Sie Ihre Wettbewerbsfähigkeit als Exporteure und Direktinvestoren im Ausland verbessern können. Erfahrungsberichte von Unternehmen legen dar, wo die Chancen und Risiken liegen können. Sie werden eingebettet in die historische Entwicklung des Schweizer Aussenhandels und die Aussenhandelspolitik des Bundesrats.
Die Autoren wagen zudem einen Blick in die Zukunft mit ihren neuen grossen Herausforderungen, vor denen die internationale Handelspolitik angesichts der aktuellen geopolitischen und machtpolitischen Umbrüche steht. Den Schluss bilden neue Lösungsansätze, welche die kostengünstige Finanzierung von kleinen Transaktionen sicherstellen, sowie ein Exkurs über Projektfinanzierung, Crowdfunding und Bürgerfinanzierung.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
2.1 Der Aussenhandel in der Schweizer Volkswirtschaft VON BERND G. KIEFER Schweizer Aussenhandelspolitik Die Schweiz als kleine, offene Volkswirtschaft ist v.a. mit europäischen Ländern wirtschaftlich stark verflochten. Um die Vorteile des internationalen Handels ausnützen zu können, hat sich die Schweiz, gestützt auf die Bundesverfassung, prinzipiell einer liberalen Aussenwirtschaft verschrieben. Es geht hierbei um die Sicherung des Marktzugangs im Ausland, d.h. schweizerischen Exporteuren den Eintritt in ausländische Märkte zu ermöglichen resp. zu erleichtern. Dabei ist der Abbau von Hemmnissen bei der grenzüberschreitenden Wirtschaftstätigkeit nötig, wie z.B. der Abbau von Zollschranken oder sonstiger Behinderungen (nicht tarifliche Handelshemmnisse). Ebenso gehört der Aufbau von transparenten, leistungsfähigen und international kompatiblen Regeln für den Wirtschaftsverkehr dazu. In einem weiteren Sinne zielt die Aussenwirtschaftspolitik des Bundes auch darauf ab, einen Beitrag zur Entwicklung in Partnerländern zu leisten und am wirtschaftspolitischen Dialog innerhalb internationaler Wirtschaftsorganisationen aktiv mitzuwirken. Als kleine Volkswirtschaft ist die Schweiz der Dynamik der Weltwirtschaft ausgesetzt und muss sich daher aktiv in die internationalen Integrationsbestrebungen einbringen, um gehört zu werden. Gelingt dies nicht, können dadurch in der Schweizer Volkswirtschaft unerwünschte Folgen zum Beispiel in Bezug auf den Strukturwandel und auf die Veränderung der Einkommensverteilung entstehen [1]. Die Schweizer Unternehmen – und hier insbesondere auch die KMU – werden von der Eidgenossenschaft mit einer über Jahrzehnte konsistenten Aussenhandelspolitik sowie durch vielfältige Institutionen und Programme unterstützt. Diese im Vergleich zu vielen anderen Staaten hohe Stabilität bei den politischen Rahmenbedingungen stellt für die Exporteure nicht zuletzt einen komparativen Vorteil dar. Bedeutung des Aussenhandels für die schweizerische Volkswirtschaft Für die Schweiz zeigt sich die Bedeutung der Aussenwirtschaft u.a. darin, dass der Warenexport und -import in Relation zum Bruttoinlandprodukt (BIP) je rund 30% betragen; es werden somit pro Jahr Waren im Wert von über 130 Mrd. Fr. sowohl aus- als auch eingeführt. (Im Vergleich liegt die schweizerische Exportquote jedoch deutlich hinter der z.B. von Deutschland und Österreich.) In den letzten Jahrzehnten hat der internationale Austausch von Dienstleistungen und Investitionen auf Kosten der Waren stärker an Gewicht gewonnen. Die intensive Aussenhandelsverflechtung der Schweiz ist auf die folgenden wichtigsten Gründe zurückzuführen [1]: • Rohstoffarmut der Schweiz • Ungenügende Eigenversorgung mit landwirtschaftlichen Produkten • Kleinheit des Binnenmarktes • Relative Faktorausstattung (teure Arbeitskräfte, billiges Kapital) Die Schweiz ist insbesondere auf Importe von Rohstoffen angewiesen. Dies wird sichtbar an den grossen Importüberschüssen bei Energieträgern (Erdöl und Erdgas), Papier, Leder, Kunst- und Baustoffen. Grosse Exportüberschüsse erzielt die Schweiz dagegen mit Chemikalien, Medikamenten, Uhren, Bankendienstleistungen und mit dem Rohstoffhandel. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat die globale Handelsverflechtung stark zugenommen. Die Weltproduktion hat sich seit 1950 etwa verneunfacht, der Welthandel verdreissigfacht [2]. Für die schweizerische Volkswirtschaft – und schlussendlich für unseren Wohlstand – ist der internationale Handel ein entscheidender Erfolgsfaktor. Absolute und komparative Vorteile der Schweiz im
internationalen Handel Warum betreiben Länder wie die Schweiz in so grossem Umfang Aussenhandel? Die Volkswirtschaftslehre gibt die vereinfachende Antwort: Länder treiben Handel, weil sie verschieden sind. So exportiert die Schweiz jene Güter mit Erfolg, die sie am besten und effizientesten herstellt. Erfolg haben besonders jene Exportgüter, bei welchen die Schweiz einen sogenannten absoluten Vorteil hat. Ein Land hat dann einen absoluten Vorteil, wenn es fähig ist, ein Gut mit weniger Ressourcen (also kostengünstiger) zu produzieren als die Konkurrenz [2]. Ergänzend hierzu können komparative Vorteile, wie z.B. im Vergleich zu anderen Ländern tiefere Kapitalzinsen oder innovativere Finanzierungsleistungen, für den Erfolg von Exportnationen ebenfalls entscheidend sein. Bei beiden, den absoluten und den komparativen Vorteilen, stehen Schweizer Exporteure im Wettbewerb mit anderen Exportnationen. Doch sind viele Rahmenbedingungen in der Schweiz, wie eingangs bereits angesprochen, derart ausgestaltet, dass sie auch den innovativen KMU einen komparativen Vorteil bringen können (vgl. hierzu Kapitel 3 ff.). In Abbildung 1 dargestellt sind komparative Vorteile der Schweiz gegenüber ihren internationalen Handelspartnern. Je weiter links auf der Achse, desto mehr liegen die Vorteile bei den internationalen Handelspartnern der Schweiz. Schweizer Exporteure könnten sich also die Frage stellen, wie sie den Nachteil hoher Produktionskosten mit dem Anbieten innovativer Finanzierungs- und/oder Systemlösungen respektive der Kombination der Warenlieferung mit Betriebs- und Unterhaltsdienstleistungen zu einem Vorteil kombinieren können. Die komparativen Vorteile der Schweiz liegen schon länger nicht mehr bei der Herstellung einfacher Güter, sondern bei anspruchsvollen Tätigkeiten, bei welchen das höhere Know-how, die komplexeren Kapitalgüter und die wirkungsvollere Organisation zur Geltung kommt [2]. Abbildung 1: Komparative Vorteile der einzelnen Wirtschaftsbranchen der Schweiz im Vergleich mit ihren internationalen Handelspartnern – negative Zahl bedeutet, die Schweiz ist im Nachteil, positiv bedeutet, sie ist im Vorteil [2] Herausforderungen für exportorientierte Schweizer KMU Schweizer KMU sollten sich somit, wie vorher dargelegt, vom isolierten Export industrieller Halbfertig- und Fertigprodukte (Maschinen, Züge, Turbinen) verabschieden und auf die Lieferung gesamter Systemlösungen samt Finanzierung für den Importeur ausrichten (z.B. Kombination einer Lieferung von Spezialmaschinen mit dem Betrieb und Unterhalt samt Leasinglösung). Dies bedingt bei den KMU den Aufbau neuen Know-hows ausserhalb ihrer klassischen Kernkompetenzen. Soll der Welthandel den Schweizer KMU auf lange Frist Vorteile bringen, muss das schweizerische Angebot mit der Nachfrage der globalen Kundschaft immer wieder neu und angesichts der technologischen Entwicklung und der Vernetzung der Märkte immer schneller in Übereinstimmung gebracht werden. Die zunehmende internationale Arbeitsteilung verlangt von den relativ teuer produzierenden Schweizer KMU also eine sehr hohe Anpassungsfähigkeit und nicht zuletzt hervorragend qualifiziertes Personal mit möglichst internationaler Berufserfahrung. Eine 2013 veröffentlichte Studie [3] zeigt, dass die Schweizer KMU die Zeichen der Zeit erkannt haben: Zunehmend investieren KMU weniger in Sachwerte, sondern mehr in Bereiche, die direkte Wettbewerbsvorteile generieren. Hierzu gehören zum Beispiel Forschung und Entwicklung sowie die Kreativität der Mitarbeitenden. Risiken in der Exportwirtschaft Die weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrisen sowie Naturereignisse, Unruhen und Kriege führen den Schweizer Exporteuren fast täglich vor Augen, dass Exportgeschäfte mit nicht zu vernachlässigenden Risiken verbunden sind und nicht zuletzt schon immer mit Risiken verbunden waren. Doch sind es nicht nur ausserschweizerische Risiken, welchen die Exportwirtschaft ausgesetzt ist. Vielmehr waren es historisch immer wieder innerschweizerische Ereignisse und hier insbesondere auch sogenannte Modernisierungskrisen [4], welche den freien Warenverkehr mit dem Ausland bedrohten oder hemmten; so ganz aktuell die Diskussionen mit der EU um die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative, welche die Unterzeichnung des bilateralen Stromvertrags mit der EU blockieren. In einer Untersuchung von Switzerland Global Enterprise und Postfinance [5] wurden Exportverantwortliche zu den Risiken bei ihren Exportgeschäften befragt. Gemäss diesen sind es jedoch vor allem wirtschaftliche Risiken in den Zieldestinationen, welche die Unternehmen beschäftigen. Abbildung 2: Risikoarten im Exportgeschäft Schweizer Unternehmen [5] Die in der Studie bei den Exportverantwortlichen abgefragten Strategien zur Risikovermeidung lassen sich, wie in Abb. 3 dargestellt, klassieren. Abbildung 3: Strategien zur Exportrisikokontrolle [5] Ein guter zusammenfassender Überblick über die Möglichkeit, Exportrisiken zu versichern, findet sich in der Broschüre «SERV Kompakt» [6]. Versicherbare Risiken sind: • Politische Risiken: Unter das politische Risiko fallen ausserordentliche staatliche Massnahmen oder politische Ereignisse im Ausland wie Krieg, Revolution, Annexion und Unruhen. Die Versicherung kommt einerseits zum Zug, wenn die politische Situation Schuldnern die Vertragserfüllung verunmöglicht. Andererseits kommt sie zur Anwendung, wenn die politische Situation zu Verlust, Beschlagnahmung, Beschädigung oder Verhinderung der Wiederausfuhr von Waren des Versicherungsnehmers führt oder wenn die Rechte des Versicherungsnehmers...