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E-Book

E-Book, Deutsch, 322 Seiten

Gerlach Capsarius

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, 322 Seiten

ISBN: 978-3-7407-2204-3
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der sympathische Mittvierziger Hans Lanzspiel, ein Biologe mit großem Herz und noch größerer Klappe, erwacht am Ufer der Lahn und ist zunächst erstaunt über das römische Patrouillenschiff, das sich dem Ufer nähert. Doch die vermeintlichen Hobby-Römer entpuppen sich als echte Römer! So schwer er es zunächst glauben kann, so völlig unmöglich es ist - er ist in die Vergangenheit, genauer ins Jahr 83 n. Chr. gereist. Nach anfänglichen Schwierigkeiten freundet er sich mit dem aus Syrien stammenden römischen Offizier Quintus Tilius an. Zusammen meistern sie den antiken Alltag und erleben mit ihrem Freund Berowulf, einem bei der römischen Armee dienenden germanischen Kundschafter, dramatische Abenteuer und das Leben in der römisch-germanischen Grenzregion. Die Geschichte spielt vor dem historisch korrekten Hintergrund und beschreibt realistisch und faktenreich das Leben in der damaligen Zeit.

Dr. Jens Gerlach arbeitet als Molekularbiologe in einer Fachbehörde des Landes Hessen und lebt in einem Dorf nahe der Universitätsstadt Gießen. Aufgewachsen in Hamburg und Darmstadt, hat er nach dem Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuz, Biologie in Gießen studiert. Neue spektakuläre archäologische Erkenntnisse und die spannungsreiche Lage als römisch-germanische Grenzregion waren der Ausschlag, die Geschichte seines ersten Romans in seiner Wahlheimat Mittelhessen spielen zu lassen. Wer Klischees und Stereotypen wie die von edlen, freiheitsliebenden Germanen versus dekadente Römer erwartet, dem kann das Buch von Jens Gerlach nicht empfohlen werden. Denn für ihn steht eine spannende, vor einem gut recherchierten historischen Hintergrund ablaufende, humorvolle Story mit authentischen Charakteren im Vordergrund.
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Kapitel 1
Germania superior 83 n. Chr
Fast geräuschlos und synchron tauchen die Ruder in das trübe Wasser der Laugona1, nur ein sehr leisen Knarzen von Holz ist zu hören. Das dichtbewachsene Ufer, wie eine grüne Wand. Der Graureiher ist so überrascht von ihrer plötzlichen Anwesenheit, dass er statt aufzufliegen uns bewegungslos, den gerade gefangenen Frosch noch im Schnabel, erschrocken anstarrt – gut so! „Die Männer sind gut eingespielt“ denkt Quintus Tilius als er seinen Helm kurz abnimmt, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. „Verdammte Hitze“ murmelt er und fängt dabei den leicht genervten und durchaus besorgten Blick seines Optio2 Gaius auf und antwortet mit einem leichten Nicken. Ja, ja noch zwei Flussbiegungen, dann würden sie den Rückweg antreten. Dienstvorschrift XVII der Classis Germanicus3 für Patrouillenfahrten - „Mindestens einfache Speerwurfweite, also 80 Fuß, Abstand zum Ufer halten“ – sehr witzig, die Laugona ist hier nur etwa 90 Fuß breit und ihr Boot, eine schnittige Flussliburne, ist inklusive der Ruder gut 30 Fuß breit – sie unterschreiten damit den vorgegebenen Mindestabstand deutlich. Als Zenturio4 und Kommandant dieses Bootes teilt er die Bedenken seines Optio durchaus – mehr Abstand zum Ufer wäre besser, aber was sollen sie machen, diese Patrouillenfahrten sind absolut notwendig. Sie folgen dem gewundenen Flusslauf nun bereits seit Sonnenaufgang, bisher eine typische Fernpatrouille, keine Besonderheiten, reine Routine. Es ist dabei zunehmend schwülwarm geworden, Mücken schwirren, Libellen brummen leise vorbei, plötzlich prallt die Sonne in einer heißen Flut auf sie nieder. Quintus Tilius schließt kurz seine Augen. Sonne und Wärme, die Wüste Syrias5, flimmernd und durch die trockene Hitze so viel angenehmer als diese Schwüle hier, immer mehr Bilder der Heimat, klar und in schneller Folge. Verdammt, aufpassen! Quintus reißt die Augen auf und schlägt sich mit dem Handrücken auf die Nase – der Schmerz macht ihn wieder wach. Praktisch im selben Moment kommt das Signal des im Bug knienden germanischen Spähers – eine leichte, sachte Armbewegung – die zum sofortigen Stillstand der Ruder und einem leisen Gleiten des eleganten Schiffes führt. Nur das Wasser der Laugona gluckert an der Bordwand, sonst ist nichts zu hören. Jetzt sieht Quintus auch den Grund des Signals. „Dann also los“ flüstert Quintus, als er leise seinen Schild aus der Halterung nimmt. An der Lahn, August 2018
Sonne satt, wie im Urlaub - habe ich mich eingecremt? Nichts ist ärgerlicher als ein Sonnenbrand. Wie komme ich auf Urlaub – ich habe keinen Urlaub. Ja es ist echt heiß, die Sonne ballert vom Himmel, aber ich habe definitiv keinen Urlaub. Ein heftiger Schlag auf den Oberarm – erwischt, scheiß Mücken! Durch meine halbgeschlossenen Augenlider sehe ich vor mir die Lahn trübe dahinfließen. Ach ja klar, Libellen fotografieren am Heuchelheimer See. Die prachtvolle Gelbe mit den schwarzen Streifen ist so cool. Wenn man sich die Makroaufnahmen ansieht, diese riesigen und schillernden Insektenaugen, dann braucht man keine Alienfilme mehr zu gucken. Ich schau mich um, kein Fotoapparat zu sehen. Und komisch, an eine Sandbank an der Lahn kann ich mich gar nicht erinnern – Kiesgruben gibt’s, aber Kiessandbänke? Nun machen sich auch die schmerzhaft drückenden Kieselsteine am Rücken und Hintern bemerkbar. Ich blickte an mir herunter, mein Blick bleibt an meiner Männlichkeit hängen. Oh Mann - nackt! Nackt an der Lahn! Himmel, wo sind meine Klamotten? Schnell richte ich mich auf, sind etwa Leute hier? Scheiße, wäre das peinlich. Hektische Blicke - Gott sei Dank, niemand zu sehen. Vielleicht habe ich die Sachen im Auto gelassen, drüben an der Böschung der B49. Das Gegenargument: wieso sollte ich tagsüber nackt vom Auto zur Lahn laufen, also Schwachsinn! Irgendetwas stimmt hier definitiv nicht. Alkohol und Drogen fallen aus. Obwohl, man hört ja von K.O.-Tropfen und so. Ich kann mich aber an nichts in der Richtung erinnern, also auch Quatsch. Ich gehe in die Hocke, Richtung Schnellstraße ist nichts zu sehen oder zu hören. Wieviel Uhr ist es eigentlich? Vielleicht noch so früh, dass ich mit etwas Glück hier irgendwie unbemerkt verschwinden kann. Mein Blick bleibt am Dünsberg hängen. Das gibt’s doch nicht – wo ist denn der Wald hin? Alle Bäume sind weg, stattdessen sind 15 – 20 Rauchsäulen zu sehen, die dünn in den Himmel steigen. Ein dumpfer Schlag und Kiesgeprassel führen meinen Blick wieder zur Lahn. Scheiße, doch nicht alleine! Wollte ich vielleicht statt Libellen die Reenactment-Truppe im Römerlager bei Waldgirmes fotografieren? Moment, dieses Schiff da habe ich doch schon mal gesehen, das war doch im römischen Marinemuseum in Mainz, oder? Diese Hobby-Römer sehen echt fit und profimäßig aus. „Hallo, cooles Landungsmanöver, schade, dass ich keine Kamera dabeihabe.“ Keine Antwort. Siedend heiß fällt mir wieder ein, dass ich hier blöd nackt rumstehe. Ich blicke wieder an mir herunter und wieder hoch. Was hat der Typ eben gesagt? Etwas zischt in der Luft, dann Dunkelheit. Germania superior 83 n. Chr
Der Schlag sitzt, der nackte Germane fällt wie ein Sack Hirse zusammen. „Gut gemacht, Gaius.“ Quintus Tilius steht mit gezogenem Schwert und mit Schild neben dem bewusstlosen Germanen. War zu erwarten, dass der Germane die Aufforderung, sich sofort hinzulegen, nicht versteht. „Hängt ihm was über, ist ja nicht zum Ansehen der Typ!“ Sein Optio Gaius wird erneut unruhig, ein Blick in die Runde, Rückversicherung per Augenkontakt mit unserem germanischen Späher; der schüttelt den Kopf, außer dem Gefangenen ist niemand hier am Ufer. „Der Gefangene reicht, wir kehren um.“ Erleichtert und routiniert schnurrt Gaius die Befehle zum Fesseln des Gefangenen und für das Ablegemanöver runter, das Schiff schnellt unter den kräftigen Ruderschlägen flussabwärts voran. Quintus nimmt den schweißnassen Helm ab, der Fahrtwind kühlt angenehm, das schlanke und elegante Schiff beweist wieder mal seine exzellenten Qualitäten. Es gibt einfach keine Schiffe, die hinsichtlich Geschwindigkeit und Manövrierbarkeit mit den römischen leichten Flussliburnen vergleichbar sind. Etwa 50 Fuß6 lang, knapp 10 Fuß breit, Mast mit Segel, 18 Männer an den Rudern plus vier weitere Besatzungsmitglieder. Leicht, schnell und effektiv, ideal für Flusspatroullien. Quintus setzt sich neben den bewusstlosen Gefangenen. Es ist übrigens sein Mantel, mit dem der Germane verhüllt wurde, „Danke Gaius“, Quintus grinst in sich herein. Die goldene, fein gearbeitete Mantelspange, die er vor 2 Jahren auf dem Markt in Antiochia7 erworben hat, glitzert auf der Schulter des Germanen. Entspannt lehnt sich Quintus an die Bordwand und hängt seinem Gedanken nach. Die Sonne und das unbeschreiblich helle Licht Syrias, der Geruch der Gewürze des Markts in Antiochia, das Geschrei der Händler. „Schaut mein Herr, diese herrliche Spange, echt Gold.“ Natürlich, was sonst. Mit einem dumpfen Geräusch entfaltet sich ihr Segel und bringt Quintus Tilius wieder in die Realität zurück. „Gut, dass der Wind gedreht hat, Gaius, Jupiter Dolichenus ist uns offensichtlich gewogen.“ „Du sagst es Zenturio, Hin- und Rückweg überwiegend unter Segel ist eher selten.“ Gaius sieht hoch zufrieden aus, bedeutet dies doch, dass sie noch in der vorgeschriebenen Zeit zurück sein werden; und damit kein Verstoß gegen die Dienstvorschriften. Quintus betrachtet den neben ihm sitzenden bzw. zusammengesunkenen Gefangenen nun genauer. Irgendwie seltsam dieser Germane, sehr gut rasiert, keine Schwielen an den Händen und Füßen, sehr kurze Haare mit einem fast römischen Haarschnitt. Anderseits schwächlich und ziemlich alt für einen germanischen Kundschafter. Möglicherweise hat er an der Laugona ein Gelübde oder ähnliches zu erfüllen, für das er nackt sein muss? Oder irgendwas religiöses vielleicht? Oder er war einer der in der Region noch vereinzelt vorkommenden Landoudioer8, dieser Keltenstamm hat ja heilige Männer, Druiden genannt. Dazu passt auch die Beobachtung, dass der Bereich des ehemaligen keltischen Oppidums Dunumbriga9 offensichtlich noch bewohnt ist. Eine sehr wichtige Information für seinen Patrouillenbericht. Bisher waren sie davon ausgegangen, dass die Region hier an der Biegung der Laugona nach Norden wenn überhaupt dann nur spärlich bewohnt ist. Quintus wirft noch einen letzten Blick nach Norden. Vielleicht hat die Besetzung des Oppidums Dunumbriga sogar...


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