Gercke | Die Insel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 140 Seiten

Gercke Die Insel

Ein Fall für Bella Block 5 | Die Hamburger Kultkommissarin ermittelt in einer spanischen Touristenfalle
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-678-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Fall für Bella Block 5 | Die Hamburger Kultkommissarin ermittelt in einer spanischen Touristenfalle

E-Book, Deutsch, 140 Seiten

ISBN: 978-3-98952-678-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der fünfte Fall der Kultermittlerin Bella Block jetzt neu im eBook!Ein Strandurlaub, der tiefe Schatten wirft?... Die Hamburger Privatdetektivin Bella Block ist urlaubsreif - auf einer spanischen Insel will sie einmal so richtig ausspannen. Doch statt der erhofften Urlaubsidylle erwarten sie verfallene Häuser, armselige Bars - und mysteriöse Gerüchte um eine Bucht, die einem alle finanzielle Sorgen nehmen kann. Betreibt hier etwa ein Drogenkartell seine schmutzigen Geschäfte? Bellas Neugier bringt sie schon bald in Schwierigkeiten, und nach einer unmissverständlichen Empfehlung zur Abreise - der Bella natürlich nicht nachkommt - überlebt sie nur knapp einen Mordanschlag. Festentschlossen, das Geheimnis der berüchtigten Bucht aufzudecken, wagt die Ermittlerin den Weg in die Höhle des Löwen: Was sie dort erwartet, übersteigt ihre kühnsten Vorstellungskräfte?... »Mit präzisen Beschreibungen und stimmigen Dialogen schafft Doris Gercke Atmosphäre und gibt ihren Figuren den Atem der Authentizität.« Der SpiegelDer fünfte Fall der legendären Kommissarin Bella Block, der unabhängig gelesen werden kann - ein bitterböser Kriminalroman für die Fans Susanne Mischke.In Band 6 kehrt Bella in die verregnete Hansestadt zurück - und wird mit den Abgründen der Kinderprostitution konfrontiert?...

Doris Gercke, 1937 in Greifswald geboren, ist eine der bekanntesten Krimi-Autorinnen Deutschlands. Berühmt wurde sie durch ihre Reihe um die Kultermittlerin Bella Block, im ZDF verfilmt mit Hannelore Hoger in der Titelrolle. Auf der Criminale 2000 erhielt sie den »Ehrenglauser« für ihr Gesamtwerk. Doris Gercke lebt in Hamburg. Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre 17-teilige Reihe »Ein Fall für Bella Block«. Folgende Fälle sind als Hörbücher bei Saga Egmont erschienen: »Du musst hängen«, »Das lange Schweigen«, »Schlaf, Kindchen, schlaf« und »Das zweite Gesicht«.
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Kapitel 3


Das Meer war fast glatt. Es wäre auch sehr dunkel gewesen, hätte nicht das volle Mondlicht auf seiner Oberfläche gelegen, sich in winzigen Bergen und Tälern gebrochen und die so große Fläche mit einem glitzernden Teppich bedeckt. Wahrscheinlich eine Öllache, dachte Bella. Und ärgerte sich. Lieber hätte sie einen poetischeren Vergleich gefunden. Sie lehnte den Kopf zurück an die Eisenwand des Schiffes und schloss die Augen, noch immer in der Hoffnung, Schlaf zu finden. Schlaflosigkeit und die Bilder, die dann in ihrem Kopf auftauchten, waren die Gründe für sie gewesen, dem Drängen ihrer Mutter nachzugeben und auf die Insel zu fahren.

Du siehst schlecht aus, Bella, fahr irgendwohin und erhol dich, mein Kind. Wenn die Mutter »mein Kind« sagte, war es relativ sicher, dass sie nicht aus Eigennutz irgendwelche Unternehmungen vorschlug, die sie selbst nicht mehr ausführen konnte, weil sie älter als achtzig war und inzwischen so zerbrechlich, dass sie beim leichtesten Wind in Gefahr geriet, davongeweht zu werden; Unternehmungen, über die Bella anschließend genau Bericht zu erstatten hatte. Nein, »mein Kind« war als sicheres Zeichen dafür anzusehen, dass Bella verfiel. Jedenfalls war das das Wort, das ihre Mutter ständig im Munde führte. Auch Willy hatte es schon gebraucht.

Was in gewisser Weise für eine Frau, die Mitte fünfzig ist und immer noch stattliche hundertachtundvierzig Pfund auf die Waage bringt, durchaus als lächerlich betrachtet werden kann, dachte Bella und ärgerte sich schon wieder.

Diesmal allerdings über ein greinendes Kind irgendwo in ihrer Nähe. Sie öffnete die Augen. Neben ihr hatten sich zwei blasse junge Frauen niedergelassen. Sie hatten die Füße auf ihre Rucksäcke gestellt. Eine der beiden zog gerade eine mit peruanischen Motiven bedruckte Jacke aus und hob ihr schlabberiges T-Shirt hoch, um dem Kind eine Brust in den Mund zu stopfen. Bella lobte innerlich die Weisheit der Natur, schloss die Augen, lehnte den Kopf an die Wand und versuchte erneut zu schlafen. Die Frauen unterhielten sich leise. Es ging um den Vater des Kindes, der versprochen hatte, jeden Monat Geld zu schicken. Offenbar waren die beiden nicht ganz sicher, ob er sein Versprechen einhalten würde. Nachdem sie alle Varianten genau untersucht hatten und zu keinem endgültigen Schluss gekommen waren, wandte sich ihr Gespräch einer ähnlich wichtigen Frage zu.

Ob das wohl klappt mit dem Abholen, fragte die mit dem Kind an der Brust zweifelnd.

Auch dieses Thema wurde in allen Einzelheiten erörtert, ohne dass die beiden zu einem Schluss kamen.

Das Schiff wurde langsamer. Bella spürte es an dem nachlassenden Vibrieren der Schiffswand hinter ihrem Kopf und an veränderten Motorengeräuschen. Als sie die Augen öffnete, sah sie die dunklen Umrisse von Bergen und vereinzelte Lichter vor sich. Sie war froh, ihr vergebliches Bemühen um Schlaf aufgeben zu können. Aus dem Deckaufgang kam ein kleiner dunkler Mann in einem schwarzen Overall. Er begann, mit einem Schlauch das Deck abzuspritzen. Eine der beiden Frauen war aufgestanden und an die Reling gegangen. Jetzt kam sie zurück.

Das Boot ist noch nicht zu sehen, sagte sie leise, während sie sich wieder setzte.

Kannst du doch gar nicht, von hier, antwortete die andere.

Beide schwiegen und sahen auf die schwarzen Felsen. Wie unglücklich sie aussehen, dachte Bella und begann zu überlegen, wie sie sich fühlen würde, wenn sie zwanzig wäre, ein Kind hätte, einen kleinen Monatsscheck und die Aussicht, auf einer Insel zu leben. Sie kam zu dem Schluss, dass sie mindestens genauso unglücklich wäre wie die Jammerbilder da vor ihr. Bevor ihr die beiden sympathisch wurden, stand sie auf und ging unter Deck. Sie wollte an die Bar im Salon. Der Kellner war gerade dabei, die Aluminiumjalousie vor der Bar herunterzulassen. Bella überzeugte ihn mit einem angestrengten Lächeln davon, dass sie unbedingt noch ein Bier brauche, und gab, als er sich endlich bereit fand, zu viel Trinkgeld. Der Kellner ließ die Jalousie endgültig herunter. Bella stand mit dem Bier in der Hand, den Rücken an die Aluminiumwand gelehnt, und sah zu, wie die Passagiere ihre Taschen, Säcke und Pappkartons zusammensuchten und den Salon verließen. Als der Gang vor dem Salon leer war, ging sie hinaus, stieg die Treppe empor und verließ das Schiff.

Unten am Kai wurde sie von lautem, buntem Gewühle empfangen. Taxis mit laufendem Motor, Begrüßungsszenen in allen Abstufungen der Herzlichkeit, schreiende Kinder, sich langweilende, gebräunte Einzelgänger männlichen und weiblichen Geschlechts, uniformierte Angestellte der Schiffsgesellschaft – alle eingetaucht in das gelbe Licht der Hafenlaternen. Unwillkürlich sah Bella zum Himmel. Ein gegen die Lampen völlig bedeutungsloser Mond hing über dem Ganzen. Sie hätte sehr viel darum gegeben, allein zu sein.

Das Gepäck wurde gebracht. Bella fand ihre kleine Reisetasche, die nichts weiter enthielt als ein wenig Wäsche und Willys Papiere, sofort und ging, ohne auf die lauten Rufe der Taxifahrer zu achten, irgendwohin. Nach wenigen Metern blieb sie noch einmal stehen, um sich zu orientieren. Vor ihr lag die beleuchtete Uferpromenade. Die dichte Traube aus Taxis und Menschen löste sich auf. Rechter Hand war ein Tunnel durch eine Felswand getrieben worden. Dorthin ging niemand. Bella machte ein paar Schritte in die Richtung, sah, dass der Tunnel unbeleuchtet war und dass am anderen Ende etwas glitzerte, das möglicherweise das Meer sein konnte. Entschlossen nahm sie die Tasche auf. Während sie am Straßenrand wartete, bis sie zwischen den Taxis hindurch auf die andere Seite gehen konnte, erkannte sie in ihrem Rücken die Stimmen der beiden Frauen.

Da ist es doch, hörte sie und: Hätte ich mir auch nicht anders denken können.

Die Stimmen klangen zufrieden und unsicher zugleich. Bella wandte sich um und sah die beiden, schwer bepackt mit Rucksäcken und Koffern, auf die Kaimauer zusteuern. Ein Schiff sah sie nicht. Aber der Wasserspiegel war sehr niedrig, und wenn da ein kleines Boot an der Mauer festgemacht hatte, musste es nicht unbedingt zu sehen sein. Im Tunnel war es warm. Und sie hatte sich nicht getäuscht. Auf der anderen Seite lag das Meer. Bella ging langsam die steinige Straße entlang. Die Asphaltierung hatte auf der anderen Seite des Tunnels aufgehört, und sie musste vorsichtig gehen, um nicht zu stolpern. In etwa hundert Meter Entfernung sah sie ein paar Lichter und den Schatten eines Strohdaches.

Eine Bar, dachte sie, genau das Richtige. Sie sah sich noch einmal um, aber sie war allein auf der steinigen, dunklen Straße. Die Bar war offensichtlich nicht so attraktiv, dass um diese Zeit Menschen dahin unterwegs gewesen wären. Als Bella näher kam, sah sie, dass die Bar auf der linken Seite der Straße in einen Felsen gehauen worden war. Durch die offenen Fenster sah sie ein paar Spielautomaten und einen Billardtisch. Hinter dem Tresen stand eine junge Frau, davor saßen zwei oder drei Männer, die Weingläser vor sich stehen hatten. Das Strohdach, das sie von weitem gesehen hatte, gehörte zu einer offenen Veranda, die gegenüber der Bar direkt am Meer lag. Die Veranda war leer. Im Mondlicht glänzten die Platten einiger Kunststofftische. Bella betrat die leere Veranda, stellte ihre Reisetasche neben dem Eingang auf dem Steinfußboden ab und ging hinüber in die Bar. In der Eingangstür blieb sie einen Augenblick stehen. Niemand beachtete sie. Am Billardtisch waren zwei Männer auf ihr Spiel konzentriert. Unter der niedrig hängenden Lampe sah Bella ihre Rücken und dichtes, dunkelblondes Haar über zwei sauber ausrasierten Nacken.

Berufsspieler, dachte sie unwillkürlich beim Betrachten der eleganten Hosen und feinen Pullover und rief sich gleich darauf zur Ordnung. In dieser gottverlassenen Bar auf der einsamsten aller Inseln gab es keine Berufsspieler. Dafür aber eine leicht überspannte Expolizistin, die dringend eine Flasche Wein nötig hatte. Und ein paar Tage Ruhe, wenn möglich. Sie ging an die Bar. Als sie näher kam, wandten sich die Männer auf ihren Hockern um und starrten sie neugierig an. Es waren zwei ältere Männer, Fischer vielleicht, auf jeden Fall Leute, die draußen arbeiteten.

Fischer, dachte Bella, es sind Fischer. In ihrer Erinnerung waren plötzlich Bilder aus ihrer Kindheit aufgetaucht. Boote im Hafen von Neapel, Männer, die mit blauem Garn Netze flickten und deren braune Hände in den Innenflächen tiefe schwarze Risse hatten. Unwillkürlich sah sie nach den Händen, aber die Männer hatten sie in die Hosentaschen gesteckt.

Und weshalb ist das wichtig, Bella Block, fragte sie sich, und im Weitergehen wusste sie auch schon die Antwort. Je weiter die Bilder zurücklagen, derer sie sich erinnerte, desto sicherer fühlte sie sich. Wenn es nun einmal Zeiten gab, in denen sie, verfolgt von Erinnerungen, nicht leben und nicht schlafen konnte, und wenn dieser Zustand sich offenbar auf der Insel fortsetzen sollte, so wollte sie wenigstens um jede Erinnerung dankbar sein, die nicht mehr schmerzte.

Sie stellte sich zwischen die Männer an den Tresen und wartete, bis die junge Frau sich ihr zuwandte.

Ich möchte eine Flasche Rotwein, ein Glas und Oliven, sagte sie. Ich würde gern draußen sitzen. Ich nehm die Sachen mit raus.

Sie zahlte den Wein, der sehr wenig kostete, und trug die Flasche, das Glas und eine kleine Schale mit Oliven hinüber unter das Strohdach. Vorsichtig ging sie zwischen den Stühlen hindurch.

Das Mondlicht malte streifige Schatten auf die Tische. Als sie sich setzte, leuchteten grelle Glühbirnen auf. Bella ging noch einmal zurück.

Würden Sie, bitte, das Licht ausmachen, fragte sie die junge Frau freundlich.

Sin lu, sagte die Frau und lächelte freundlich zurück. Sie hatte eine dunkle...



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