Georg | CALENBERG | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 260 Seiten

Georg CALENBERG

Unterwegs im Vertrauen
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-347-25887-7
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Unterwegs im Vertrauen

E-Book, Deutsch, 260 Seiten

ISBN: 978-3-347-25887-7
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieser Roman ist in drei Hauptteile gegliedert. Der Protagonist Calenberg scheint der typische 'Antiheld' zu sein, der seinen Weg durchs Leben sucht und auf wundersame Art und Weise auch findet, sodass es ab und an den Anschein hat, dass wir es gar mit einem Helden zu tun haben...

1963 in Wien geboren. Nach einer kaufmännischen Ausbildung berufsbegleitend das Abitur gemacht und jahrelange Praxis in einem staatsnahen Betrieb. Seit über zehn Jahren im Gesundheitswesen tätig und berufsbegleitendes Wirtschaftsstudium abgeschlossen. Nebenbei immer schon in unterschiedlicher Intensität literarisch tätig in Form von Prosa, Poesie und Songtexten. Den Herzenswunsch, einen Roman zu verfassen, Ende des Jahres 2019 aufgegriffen und im Corona Jahr 2020 verwirklicht.
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Autoren/Hrsg.


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1. Erster Teil. Aufbruch ins Abenteuer

„Glücklich ist nicht der, der viel hat, sondern der, der wenig braucht.“

1.1 Die Wolkenlücke

Ungeheuer schnell zogen die Wolken an diesem frühen Vormittag im Oktober vom heftigen Nordwestwind gepeitscht und vorangetrieben. Horst Calenberg öffnete zögernd die Balkontüre seiner Vorstadtwohnung, um sie, nach Gewahr werden der rauen Herbstluft, schnell wieder zu schließen. Wasser gluckste in der alten Filtermaschine, um sich unversehens in heißen Kaffee zu verwandeln, dessen Duft sich bald in der gesamten Wohnung bemerkbar machte.

Calenberg blickte auf die Uhr. Es war viertel nach acht, werktags und er musste, wie jeden Werktag der letzten 35 Jahre, ins Büro. Noch vor wenigen Jahren hätte er um diese Tageszeit schon längst im Dienst sein müssen, doch die erst kürzlich eingeführte Gleitzeit machte es möglich, erst später bei der Arbeit zu erscheinen. Heute war so ein Tag, wo es ihn nicht besonders freute. Es freute ihn grundsätzlich nicht, zur Arbeit zu gehen und im Besonderen nicht, besonders früh im Büro zu erscheinen.

Horst Calenberg hatte sich im Laufe der Jahre vom kleinen Sachbearbeiter dank regelmäßig und hartnäckig absolvierter Fortbildungen zum Fachreferenten hochgearbeitet und wurde von seinem Arbeitgeber erst vor kurzem in ein pragmatisches Dienstverhältnis übernommen, was bedeutet, dass er sich bis zum Antritt seiner Rente keine Sorgen mehr bezüglich einer etwaigen einseitigen Auflösung seines Dienstverhältnisses, sollte er keine sprichwörtlichen silbernen Löffel stehlen, machen musste. Die lebenslängliche Verpflichtung als Beamter im bescheidenen Mittelbau war ihm gewiss und verursachte bei Calenberg so etwas wie eine flaue Genugtuung in der Magengrube. Nun ja, er hatte immerhin die Sicherheit, dass er seine etwas eintönig anmutende Tätigkeit, welche leider nach wie vor zu einem hohen Prozentsatz „von außen“ gesteuert wurde, bis zum Antritt seines Ruhestandes vollführen darf. Oder muss.

Die Wolken rasten immer schneller und draußen wurde es zaghaft, sehr zaghaft, heller. Calenberg goss sich heißen Kaffee in eine bauchige Schale, kippte etwas kalte Milch hinein und nippte vorsichtig, Schluck für Schluck. Coffein bedingt stellten sich langsam bei ihm die Lebensgeister wieder ein. Das Croissant mit klebrigem Zuckerguss bröselte zwar etwas, schmeckte dafür aber heimelig, ein wenig nach Wochenende. Die schmucklose Küchenuhr zeigte bereits viertel vor neun an, sodass Calenberg sich bemüßigt fühlte, seine warme Jacke sowie feste Schuhe anzuziehen und sich sukzessive auf den Weg zu machen. Als er das Haustor öffnete und den Gehsteig betrat, zerzauste ihm der stürmische Wind das bereits etwas schüttere Haar und er beeilte sich, um einer etwaigen Erkältung vorzubeugen, seine mitgenommene Wollmütze aufzusetzen. Der Weg zur Straßenbahn, die er zur Erreichung seiner Arbeitsstätte nehmen musste, betrug wenige Minuten, welcher aufgrund seiner Eintönigkeit länger anmutete, heute aufgrund des heftigen Gegenwinds besonders lang. Endlich hatte er die Haltestelle erreicht und einige Minuten später traf auch die Straßenbahn ein, bereits prall gefüllt mit Menschen jeden Alters, welche mit Calenberg ein ähnliches Schicksal teilten: sie alle oder zumindest die meisten von ihnen waren unterwegs zu ihren Arbeits- oder Ausbildungsstätten. Dementsprechend lang wirkten die Gesichter, welche meistens teilnahmslos in die Leere oder auf ihre unvermeidlichen Smartphones starrten, auf Calenberg.

Nach schier endlos wirkenden zwanzig Minuten Fahrtdauer hatte Calenberg sein Fahrziel erreicht und schälte sich mühsam aus dem Gedränge heraus auf eine schmale Verkehrsinsel, die als Haltestelle gekennzeichnet war. Roller-, Rad- und Autofahrer zogen hektisch an ihm vorbei und Calenberg bemühte sich redlich, nicht von einem dieser eiligen Verkehrsteilnehmer erfasst zu werden. Unter besonderer Vorsicht erreichte er die gegenüberliegende Straßenseite und folgte dem Straßenverlauf etwas zurück nach Westen, ehe er nach Norden in die Richtung seines ständigen Arbeitsplatzes abbog. Es mochte wohl kurz vor halb zehn Uhr vormittags gewesen sein, trotzdem war es, dem Herbst sowie den unwirtlichen Witterungsverhältnissen geschuldet, noch immer ziemlich düster. Der Wind blies weiterhin stürmisch aus Nord-Nord-West und wirbelte abgefallene bunte Blätter, welche sich auf dem Gehsteig in Häufchen angesammelt hatten, in die Höhe. Just in der Richtung, aus der der Wind kam, öffnete sich urplötzlich die dichte Wolkendecke und ein kleiner Fleck blauen Himmels machte sich bemerkbar. Wie hypnotisiert starrte Calenberg auf diese Wolkenlücke und begann, zuerst eher langsam, dann aber immer schneller und dynamischer, einer inneren Stimme folgend, in die Richtung der Wolkenlücke zu gehen. Das Amtsgebäude, die Stechuhr, Vorgesetzte wie Kollegen schienen plötzlich wie Luft für ihn zu sein – Calenberg ließ alles sprichwörtlich links liegen und er begann, vorerst noch unbewusst, zum ersten Mal seit Langem, wieder befreit aufzuatmen.

Er ging und ging, der Wolkenlücke folgend, die keine Anstalten machte, sich wieder zu schließen. Nach einiger Zeit des Gehens wurden die Häuser niedriger, Bäume und Sträucher häufiger und Calenberg fand sich wieder in einer semiurbanen Gegend, die ihm seltsamer Weise überhaupt nicht bekannt vorkam. Ein Blick auf seine Armbanduhr machte ihn stutzig: obwohl er gefühlt eine halbe bis dreiviertel Stunde gegangen war, zeigte die Uhr lediglich neun Uhr fünfunddreißig an. Er bog um eine Hausecke und erblickte jäh vor sich eine liebliche, bewaldete Hügelkette, welcher schmucke Gutshöfe und gartenumgebene Einfamilienhäuser vorgelagert waren. Die Wolken lichteten sich nun über den Hügeln und es ergoss sich ein sanftes, pastellartiges, vertraut anmutendes Licht über die liebliche Landschaft. Calenberg musste innehalten und staunte über diesen plötzlichen Wandel der Landschaft sowie der Wetterverhältnisse. Er konnte sich nicht erinnern, jemals schon in dieser Gegend gewesen zu sein.

Obwohl er nun bereits gefühlt über eine Stunde unterwegs gewesen sein dürfte, verspürte er keinerlei Hunger und Durst und war vielmehr einer seltsamen, unerklärlichen Sehnsucht verfallen, weiterzuwandern. Weiter in die Richtung des mysteriösen Lichts wandernd, kam er alsbald an einen Waldrand, der mit wilden, rötlich schimmernden Rosen umsäumt war. Rosen in dieser Pracht und das Mitte Oktober? – Calenberg stutzte wiederum kurz, fand sich aber bald im Wald wieder und atmete genussvoll die frische, sauerstoffreiche Luft ein. Eine nicht erklärbare, wunderbare Energie durchströmte seinen Körper und bestärkte ihn, zielgerichtet in den tiefen Wald einzudringen. Schon bald wurde der zuerst breite Forstweg von einem schmalen Waldweg abgelöst, welcher langsam, aber stetig ansteigend immer tiefer in den Wald hineinführte. Obwohl Calenberg ein Mann in seinen Fünfzigern war, kam er schnellen Schrittes weiter und letztendlich an eine Lichtung mit einer großen Wiese. Am Ende dieser Wiese stand ein Forsthaus, schmucklos, ganz aus rohem, unbehandeltem Holz. Neugierig ging Calenberg um das Haus herum. Es sah nicht neu erbaut, aber auch nicht besonders alt aus. Die Fenster waren klein, aber sauber und an der Vorderfront lagerten eine Menge Holzscheite. An der Südseite des Hauses war ein kleines Beet angelegt, worin allerlei Blumen und Gemüsearten angepflanzt waren. Calenberg bewunderte die mannshohen Sonnenblumen, als ihn jäh eine Stimme aus seinen Gedanken riss: „Grüß Gott!“ – Er schnellte herum und nahm eine männliche Person vor sich wahr, mittelgroß, etwa in seinem Alter. „Guten Tag!“ antwortete Calenberg zögernd und musterte den Mann, welcher ihn freundlich ansah. „Ich habe Sie bereits erwartet, kommen Sie herein!“ Der Fremde, vermutlich Betreiber des Forsthauses, machte eine einladende Geste. „Sie haben mich …??“, reagierte Calenberg verblüfft und riss die Augen auf. Das freundliche, etwas wettergegerbte Gesicht des Mannes, der sich durch seinen gepflegten, bereits etwas grauen Bart strich, flößte ihm Vertrauen ein und Calenberg kam der Einladung nach, ins Innere des Hauses einzutreten. Hier drinnen war es gemütlich, eine hölzerne Eckbank lud zum Verweilen ein, ein wuchtiger Kamin stand zentral in der Stube und spendete eine wohlige Wärme. Die sonstige Einrichtung des Hauses war als schmucklos, aber funktional zu bezeichnen. Der Mann lud Calenberg ein, auf der Bank Platz zu nehmen und tischte einen halben Laib Brot, Speck, Käse und eine Flasche Rotwein auf. „Hier, essen Sie, Sie müssen bereits länger unterwegs sein!“, sagte er. Calenberg blickte auf seine Uhr und bemerkte, dass es mittlerweile bereits gegen fünf Uhr nachmittags zuging. Er hatte subjektiv das Gefühl, zwei, drei Stunden unterwegs gewesen zu sein, doch...



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