E-Book, Deutsch, Band 5, 192 Seiten
Reihe: Im Zeichen der Zauberkugel
Gemmel Im Zeichen der Zauberkugel 5: Die Reise ins ewige Eis
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-646-90014-9
Verlag: Carlsen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Fantastische Abenteuerreihe für Kinder ab 8 mit Spannung, Witz und Magie
E-Book, Deutsch, Band 5, 192 Seiten
Reihe: Im Zeichen der Zauberkugel
ISBN: 978-3-646-90014-9
Verlag: Carlsen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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Sahli traute seinen Ohren nicht. „Was?“
„Na, wir treten gegen eine Horde Magier an. Da sollten wir über alle Zauberkräfte verfügen, die wir kriegen können, oder?“, erklärte Alex.
Sahli seufzte tief. „Hast du denn nie genug davon, mit der Magie herumzuexperimentieren? Du weißt doch noch, wie alles drunter und drüber ging, als wir Kadabra mit Magie ausgestattet haben. Damals, auf dem Dachboden? Und nun soll ich das auf euch drei ausweiten?“
Liv sprang Sahli zur Seite. „Ich halte das auch für keine gute Idee.“
Sally stellte sich neben Alex. „Na ja, vielleicht hat Alex ja recht.“
„Wie bitte?“, schnaubte Liv.
„Ein Versuch ist es wert“, erwiderte Sally. Ihr war anzusehen, dass sie sich nicht gern gegen die Meinung ihrer Zwillingsschwester stellte.
„Genau“, rief Alex aus. „Ich bin auch gern das Versuchskaninchen.“
Sahli setzte noch einmal zu einem Widerspruch an, doch er ahnte schon, dass es sinnlos war. Wenn Alex sich zu etwas entschlossen hatte, dann war er kaum davon abzubringen. „Das ist gefährlich“, sagte er und erwartungsgemäß winkte Alex ab. „Ach, das ist gefährlich?! Und böse Zauberer, übermächtige Tupilaits, wütende Drachen und eine Eiseskälte, das alles ist uns egal?“
Sahli machte einen Schritt zurück. „Und wie hast du dir das Ganze gedacht?“
„Du stellst mich in die Magie der Zauberkugel“, antwortete Alex so schnell, dass allen klar wurde, wie lange er schon darüber nachgedacht hatte. „Dann überlege ich mir einen guten Zauberspruch, sodass ich mit ein paar Superkräften ausgestattet werde. Und wenn das klappt, sind Liv und Sally dran.“
Sahli wollte etwas erwidern, doch Alex fuhr bereits fort: „Als magisches Gegenstück nehme ich meine Armbanduhr. Die trage ich sowieso gern.“ Er legte sie auf den roten Schreibtischstuhl, der hinter ihm stand, als sein Blick auf Kadabra fiel. Sein Gesicht hellte sich auf. „Hey! Ich hab eine geniale Idee. Wir können ja ganz leicht herausfinden, ob das ein guter Vorschlag ist. Wir müssen nur Kadabra in die Zukunft schauen lassen. Dann erfahren wir, ob der Zauber funktionieren wird oder nicht.“
„Was? Wie? Bitte?“ Kadabra rümpfte mürrisch ihre Nase. So sehr, dass alle um sie herum sich beherrschen mussten, um nicht laut aufzulachen. Für einen mürrischen Ausdruck waren Katzengesichter eben einfach nicht gemacht.
Kadabra merkte das allerdings gar nicht. Sie war wirklich wütend.
„Nein, ich mag nicht mehr! Ich habe keine Lust, immer dann die Wahrsagerin für euch zu spielen, wenn Alex eine dumme Idee hat. Neulich, in Aurelius’ geheimem Zimmer auf dem Dachboden, hat uns das ziemliche Probleme eingebracht.“
Alex kniete sich direkt vor sie hin. „Was ist denn so schlimm daran? Du solltest stolz sein, dass du diese Fähigkeit beherrschst!“
„Fähigkeit?! Ein Fluch ist das!“, mauzte Kadabra zurück. „Allein schon das Feuer, das ständig dabei entsteht. Bisher ging ja immer alles gut, aber irgendwann steht noch Bims Schwänzchen in Flammen oder …“
„Was?“ Bim blickte begeistert zu Kadabra hoch. „Du sorgst dich um mich?“
Kadabra schreckte auf. „Hab ich Bim gesagt? Ich meinte: Eines Tages steht noch mein Schwanz in Flammen. Oder das ganze Haus. Oder die gesamte Straße!“
Alex ließ nicht locker. „Aber du sagst doch selbst, es geht immer alles gut.“
„Es ging immer alles gut!“, korrigierte Kadabra bestimmt. „Außerdem geht mir dieses In-die-Zukunft-Schauen mächtig auf den Pelz. Zuerst schaue ich plötzlich ins Nichts“, fing sie zu erklären an, doch da bekam sie mit einem Mal einen leeren Blick. „Dann rede ich immer langsamer“, sagte sie, wobei ihre Worte nur noch sehr, sehr zögerlich hervorkamen. „Und danach sehe ich, wie Bim erstarrt. Die arme Maus …“
Bim strahlte noch mehr als zuvor. „Du sorgst dich doch um m…“, rief sie, bevor auch sie auf einen Schlag erstarrte und sich ihre Schnurrhaare aufstellten.
„Und schließlich …“, sagte Kadabra ganz langsam und mit tiefer Stimme, „… und schließlich sage ich so merkwürdige Sachen wie: Geschafft! Unsichtbar! Echte Magie!“ Sie schniefte. „Wer braucht das schon?“ In diesem Moment löste sie sich aus ihrer Trance, und auch Bim kam wieder zu sich, während von draußen jemand schrie: „Oh mein Gott, der Hundehaufen hier brennt. Igitt, wie das stinkt!“
Kadabra blickte sich um. Bim blickte sich um. Nur Alex schaute die zwei begeistert an.
„O du hast mich ausgetrickst!“, schimpfte Kadabra. „Schon wieder! Ich wollte doch nicht in die Zukunft schauen!“
„Nein“, versuchte Alex sich zu wehren. „Ich hab wirklich nur wissen wollen …“
Kadabra sah ihn mit einem überaus finsteren Blick an und darin war sie richtig gut. „Ich hoffe, ich war wenigstens eine Hilfe!“, sagte sie. Dann sprang sie aus dem Zimmer, gefolgt von Bim, die noch immer versuchte, zu verstehen, was eigentlich gerade geschehen war.
„Du warst uns eine große Hilfe“, rief Alex ihr hinterher. „Danke. Wir wissen jetzt, dass alles gut geht in der nahen Zukunft.“
Liv schaute Kadabra und Bim mitfühlend nach. „Kadabra! Bim! So wartet doch!“ Sie wollte den beiden schon nachlaufen, aber Alex hielt sie auf. „Nein, lass die beiden. Die beruhigen sich wieder. Wir sollten lieber über das sprechen, was eben geschehen ist. Ihr habt eindeutig gehört, dass von ‚gelungen‘, ‚unsichtbar‘ und ‚echter Magie‘ die Rede war. Also wissen wir nun, dass es gelingt.“
Sahli wagte einen Einwand. „Ach, Alex! Wir haben schon so oft gedacht, dass wir wüssten, dass das, was wir denken, das ist, was wir wissen sollten.“
„Was?“
Sahli gab auf. „Nicht wichtig. Ich weiß ja doch, dass du nicht auf mich hören wirst.“
„Muss ich auch nicht“, bekräftigte Alex. „Durch Kadabras Blick in die Zukunft weiß ich ja, dass es klappt.“
Liv und Sally wollten noch etwas einwenden, doch Alex war nicht mehr zu bremsen: „Ich möchte so verwandelt werden, dass ich sehr viel Kraft habe, pfeilschnell und unsichtbar bin und dass ich Fähigkeiten bekomme, die wertvoll für uns alle hier sind.“ Er strahlte in die Runde. „Na, was meint ihr? War doch super, oder?“
Sahli gab ihm keine Antwort. Er schaute auf die Zauberkugel in seinen Händen und murmelte seinen magischen Spruch:
„In mir erwacht meine magische Macht,
durch mich, den Dschinn der Kugel, entfacht.
Ich lasse geschehen, was ich in mir vernahm,
ich, Sahlarami Ben Ibdul Haram-Cham-Cham.“
Gespannt blickten alle auf die Zauberkugel, in der Erwartung ihres typischen winzigen Leuchtens. Und wirklich, nach wenigen Augenblicken strahlte das Licht im Inneren kurz auf, bevor es gleich darauf aus der Kugel geschossen kam und das ganze Zimmer taghell erleuchtete. Dann begann der Zauber seine Wirkung. Allerdings anders, als Alex es erwartet hatte. Er blickte an sich herab und rechnete damit, dass seine Muskeln anschwollen, dass er langsam unsichtbar wurde oder dass er wenigstens innerlich spürte, wie ihm magische Kräfte verliehen wurden.
Doch tatsächlich ging erst einmal mit dem Zimmer etwas vor sich. Der rote Schreibtischstuhl, vor dem Alex stand, färbte sich weiß. Alex fielen die erstaunten Blicke der anderen auf und er drehte sich um.
„Was soll denn das?“, fragte er verwirrt, als er spürte, wie endlich auch etwas mit ihm passierte. Nur war das keine Muskelbildung. Wie von einer fremden Kraft gepackt wurde er auf den jetzt weißen Stuhl niedergedrückt. Dann sah er, wie sich erst seine Arme und anschließend seine Beine in den Körper zurückzogen. Zusätzlich schrumpfte er. „Was … was geschieht hier?“, fragte er entsetzt und auch Sahli und die Zwillinge waren völlig aus der Fassung.
„Alex!“, rief Sally.
Alex schaute sie an. „Keine Sorge“, beruhigte er sie. „Das tut nicht weh. Es ist nur …“ Er schrumpfte weiter, „… nur …“, und weiter, „… nur …“ Dann schwieg er. Es war ihm wohl nicht mehr möglich, zu sprechen, denn inzwischen war er so klein wie eine Safttüte. Seine Gliedmaßen verschmolzen ineinander. Er wurde rund. Rund und klein. Bis der Zauber endlich verebbte.
Sahli, Liv und Sally standen vor Verblüffung die Münder offen.
„Alex?“, fragte Sahli leise.
„Alex?“, flüsterte Liv.
„Milch?“, wunderte sich Sally.
Sie traten näher an den Stuhl heran und beugten sich über das, was sie dort sahen.
„Milch!“, stellte Liv fest und Sally verbesserte: „Milch!“
Auf dem weißen Schreibtischstuhl stand eine offene Milchtüte. Von Alex dagegen fehlte jede Spur. Zumindest sah es ganz so aus, als wäre er verschwunden.
Liv beugte sich über den Becher mit Milch. „Alex? Alex, bist du da drin?“
Die Milchtüte wackelte hin und her. Auf der Milch darin entstanden Bläschen und ein „Blubb-Blubb-Blubber“ war zu hören.
„Das gibt es doch nicht!“, murmelte Sally, doch Liv winkte ab.
„Ich wundere mich langsam über gar nichts mehr.“ Sie sprach noch einmal die Milchtüte an. „Alex? Bist du in der Milch oder bist du die Milch?“
Wieder brodelte es in dem Becher und ein „Gulp-Gulp“ erklang.
Sally verdrehte die Augen. „Oh, my Goodness“, seufzte sie in ihrer Muttersprache. „In der Schule sollten sie neben Französisch und Latein unbedingt mal...