E-Book, Deutsch, Band 2, 192 Seiten
Reihe: Im Zeichen der Zauberkugel
Fantastische Abenteuerreihe für Kinder ab 8 mit Spannung, Witz und Magie
E-Book, Deutsch, Band 2, 192 Seiten
Reihe: Im Zeichen der Zauberkugel
ISBN: 978-3-646-90011-8
Verlag: Carlsen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Weitere Infos & Material
Alex sprang auf die Füße. „Keine Zeit aufzuräumen. Wir müssen es mit einem Zauber versuchen! Wo ist deine Kugel?“ Die Haustür fiel ins Schloss. „Wir sind wieder da“, hörte Alex Oma Ilse rufen und eine der Zwillinge sagte: „Als ob das hier jemanden interessieren würde!“ „Sie dürfen nicht ins Wohnzimmer gehen, Sahli!“, flehte Alex. „Wo ist deine Zauberkugel?“ „Sie badet auch, in der Kugel-Badewanne“, antwortete Sahli, rannte zur Toilette und zog seine Zauberkugel heraus. Sie war patschnass. „In diese wunderbar geformte Schüssel, in die meine Kugel perfekt hineinpasst.“ Er lächelte über das ganze Gesicht. „Hah! Und du sagst, ich hätte keine Ahnung!“ Alex schüttelte sich vor Ekel. „Lass uns später darüber reden. Oder nein: Lass es uns lieber vergessen. Egal. Zaubere! Ich muss dazu ja keinen Wunsch mehr aussprechen, richtig? Das mit dem ‚Drei-Wünsche-Zauber‘ ist doch vorbei, seit wir Argus überlistet haben.“ „Ja, das stimmt“, antwortete Sahli. Er stieg in Sekundenschnelle in seine Hose und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Die goldene Zauberkugel hielt er mit beiden Händen fest im Griff. Alex durfte jetzt nicht daran denken, wo die Kugel eben noch gesteckt hatte. Von unten erklangen wieder die Stimmen: „Ich schau mal im Wohnzimmer nach Alex“, sagte die Großmutter. „Schnell, Sahli. So tu doch was!“ Alex hörte die Schritte seiner Großmutter im Hausflur. Es war zu spät. Gleich würde sie alles entdecken. Sahli schloss die Augen und sprach seinen Zauberspruch: „In mir erwacht meine magische Macht, durch mich, den Dschinn der Kugel, entfacht. Ich lasse geschehen, was ich in mir vernahm, ich, Sahlarami Ben Ibdul Haram-Cham-Cham.“ Natürlich geschah erst einmal nichts. Immer geschah anfangs nichts. „Das war irgendwie falsch“, murrte Alex. „Sonst hast du es anders gemacht.“ „Früher habe ich mit meiner Magie auch nur deine Wünsche erfüllt, Alex. Nun kann ich aber zaubern, ohne dass jemand einen Wunsch …“ „Pst!“, fuhr ihm Alex dazwischen. Er hatte die Ohren gespitzt und konzentrierte sich auf die Schritte seiner Großmutter, die nun die Wohnzimmertür erreicht hatte. Die Schritte verstummten. „Was ist das denn?“, hörte Alex ihre Stimme. Und damit war klar: Es war aus mit ihnen! „Eine Rechnung?“, hörte Alex sie ausrufen. Und da verstand er. Oma Ilse war noch nicht an der Wohnzimmertür angekommen, sondern stand vor dem Spiegel im Flur, dicht am Wohnzimmer. Dort, auf einem kleinen Tischchen, lag die tägliche Post. „Die schicken mir schon wieder eine Rechnung?“, erklang die Stimme der Großmutter erneut und bestätigte Alex in seinem Verdacht. Oma Ilse stand noch im Flur. Und endlich … endlich begann Sahlis Zauber zu wirken. Erst zeigte sich ein leichtes Glimmen in der goldenen Kugel, das schnell zu einem hellen Licht heranwuchs. Dann schien es, als ob das ganze Zimmer sich drehte. Schnell und schneller, bis endlich der Zauber nachließ und das Gefühl des Riesenkarussells verebbte. Alles war still. Für einen Moment und auch für einen zweiten. Schließlich erklang ein leises Geräusch: Jemand drückte die Klinke der Wohnzimmertür herunter, um einzutreten. Alex schloss die Augen. Nein, er hielt sie nicht nur geschlossen, er presste sie zu und drückte sogar beide Hände dagegen. Er wusste nicht einmal, wozu er das machte. Plötzlich war die Stimme der Großmutter zu hören: „Nein!“, rief sie aus. „Hier ist er nicht.“ Alex nahm die Hände von den Augen. „Hier liegt nur ein Notizbuch auf dem Boden“, rief Oma Ilse. Alex hörte auf, die Augen zusammenzupressen. Nun wagte er es sogar sie zu öffnen. Und tatsächlich: Das Bad sah aus wie vor der Katastrophe. Sogar die Quietscheente war wieder an ihrem Platz. Und alle Handtücher. Und die Waschlappen. Der Boden war trocken, die Schaumhügel verschwunden. Und von unten hörte er Oma sagen: „Ach nein, das ist nur ein Werbeprospekt.“ „Keine Gefahr mehr“, stieß Alex erleichtert hervor und er musste grinsen, als er sah, dass nun er Opas Notizbuch in der Hand hielt. „Keine Gefahr“, bestätigte Sahli, dem die Erleichterung ebenfalls anzusehen war. So schnell es ging, schlüpfte er in seine restliche Kleidung. Und mit einem Mal kam auch wieder Leben in Alex: „Dann los! Wir müssen dich verstecken. Auf dem Dachboden. Bevor Oma Ilse etwas bemerkt! Am besten nimmst du deine Kugel und …“ Er blickte darauf. „Sie leuchtet ja immer noch“, stellte er überrascht fest. Nun sah auch Sahli verdutzt aus. „Das verstehe ich nicht.“ „Egal!“, riss sich Alex selbst aus der Überraschung. „Darum kümmern wir uns später. Am besten spülst du die Kugel erst einmal unter heißem Wasser ab.“ Schon stürmte Sahli an das Waschbecken und drehte das Heißwasser auf. Er tat artig, was Alex verlangte. Auch wenn er nicht wusste, wozu das gut sein sollte, hatte er die Kugel doch gerade erst gewaschen. Und vor allem verstand er nicht, warum die Kugel nach wie vor leuchtete. „Dieses ewige Versteckspielen tut mir leid“, erklärte Alex. „Natürlich würdest du lieber woanders wohnen als immer nur auf dem Dachboden. Aber das wird sich auch bei uns zu Hause nicht ändern. Wenn wir morgen bei meinen Eltern ankommen, dann …“ „Still!“ Sahli legte einen Zeigefinger vor seine Lippen. „Ich hör etwas!“ Er stellte das Wasser ab und im gleichen Moment wurde die Tür aufgerissen. „Ach, nee“, sagte Liv oder Sally. „Wen haben wir denn da?“ „Wow! Alex und Sahli“, sagte Sally oder Liv. „Versteckt ihr euch im Bad?“ Alex war genervt. „Könnt ihr nicht euren Kleiderschrank vollquatschen?“ „Pah, das macht doch nicht so viel Spaß.“ „Der guckt auch nicht so doof wie ihr beiden!“ Sie lachten. Alex hob beide Hände in die Höhe. „Seid doch nicht so laut. Wenn Oma euch hört!“ „Keine Angst, wir haben vorgesorgt“, gab eines der Mädchen lachend zur Antwort. Und in Alex keimte ein Verdacht auf. „War das eure Idee?“ „Was meinst du wohl, wer Oma Ilse die Rechnung von gestern wieder vor den Spiegel gelegt hat?“, kicherte eines der Mädchen. „Wir haben schon von draußen durch das Fenster das Wasser von der Decke im Wohnzimmer tropfen sehen“, sagte die andere und fuhr fort: „Und uns war klar, dass bestimmt wieder Sahli ein Problem mit der Zivilisation hat.“ „Und da haben wir eben ein bisschen nachgeholfen! Mit der Rechnung, über die sich Oma gestern schon geärgert hat. Bin gespannt, wann sie es bemerkt … Hihi …“ Alex staunte. „Wow – äh, ich meine: danke!“ Nun trat Sahli einen Schritt vor und stellte sich genau zwischen die Zwillinge und Alex. „Was ist eigentlich los mit euch?“, fragte er. „Immer liegt ihr im Streit und im Zank.“ Mit einem Mal fühlte sich Alex wie ertappt. Er bekam ein schlechtes Gewissen und wusste gar nicht genau, warum. Und der Blick auf die betretenen Gesichter der Zwillinge zeigte ihm, dass es ihnen wohl genauso ging. Alex stammelte vor sich hin. „Ich weiß auch nicht. Ihr seid immer so fies gewesen. Und …“ „Wir?“ Die beiden Mädchen waren entsetzt. „Du hast nur dumme Sprüche für uns übrig.“ „Du nennst uns immer Zwei-Komponenten-Bombe.“ Alex hob einen Finger. „Ich? Aber … oh …!“ Schon zum zweiten Mal fühlte er sich ertappt. „Aber …“ Eins der Mädchen winkte ab. „Na, lass mal gut sein!“ Und damit drehten sie sich um und gingen davon. Alex wandte sich an Sahli: „Du, entschuldige. Aber da muss ich wohl hinterher.“ „Ich komme mit!“, rief Sahli und folgte Alex. Aus dem Zimmer der Zwillinge tönte die Musik genauso laut wie die schimpfenden Stimmen der beiden. Alex klopfte vorsichtig an. „Hey, wenn ihr derselben Meinung seid wie ich – also, dass wir mal reden sollten – dann warte ich in meinem Zimmer. Okay?“ Die Jungs verzogen sich in Alex’ Zimmer, doch es brauchte keine Minute, da standen die Zwillinge in der Tür. Eines der beiden Mädchen begann und seine Stimme klang sehr misstrauisch. „Alex, wir haben das Gefühl, dass du gar nicht versuchst, uns zu verstehen. Du interessierst dich gar nicht für uns.“ Alex wollte schon widersprechen, doch da stellten die Zwillinge sich nebeneinander auf, Schulter an Schulter, und eine sagte: „Wer ist wer?“ Alex riss die Augen auf. „Was?“ „Los, sag schon: Wer von uns ist Liv und wer ist Sally? Wenn du das nach zwei Jahren Zusammenleben nicht hinbekommst, brauchen wir auch nicht zu reden, klar?“ Alex verzweifelte. Er war noch nie gut darin gewesen, Mädchen zu verstehen, aber bei dem hier wurde ihm schwindelig. Er hatte ein Friedensangebot gemacht und … „Wir meinen das ernst!“, kam es bestimmend von den Zwillingen herüber. Also atmete Alex tief ein und gab sich einen Ruck. Er betrachtete die beiden. Sehr genau. Dann sogar von allen Seiten. Doch selbst wenn er um seine Schwestern herumging, fiel ihm nur eines auf: Sie waren einfach identisch. Sie sahen aus wie ihr Spiegelbild. Sahli machte einen Schritt auf die Zwillinge zu. „Darf ich ihm helfen?“ Eines der Mädchen schüttelte den Kopf. „Aber nicht zu viel. Du...