Geiger / Feuchert | Unter der Drachenwand von Arno Geiger | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 174 Seiten

Reihe: Reclam Lektüreschlüssel XL

Geiger / Feuchert Unter der Drachenwand von Arno Geiger

Lektüreschlüssel mit Inhaltsangabe, Interpretationen, Prüfungsaufgaben mit Lösungen, Lernglossar - Geiger, Arno; Feuchert, Sascha - 15525
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-15-961750-3
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Lektüreschlüssel mit Inhaltsangabe, Interpretationen, Prüfungsaufgaben mit Lösungen, Lernglossar - Geiger, Arno; Feuchert, Sascha - 15525

E-Book, Deutsch, 174 Seiten

Reihe: Reclam Lektüreschlüssel XL

ISBN: 978-3-15-961750-3
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Reclam Lektüreschlüssel XL - hier findest du alle Informationen, um dich zielsicher und schnell vorzubereiten: auf Klausur, Referat, Abitur oder Matura! Differenziert, umfassend, übersichtlich! - Präzise Inhaltsangaben zum Einstieg in den Text - Klare Analysen von Figuren, Aufbau, Sprache und Stil - Zuverlässige Interpretationen mit prägnanten Textbelegen - Informationen zu Autor:innen und historischem Kontext - Hilfreiche Infografiken, Abbildungen und Tabellen - Aktuelle Literatur- und Medientipps - Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen - Zentrale Begriffe und Definitionen als LernglossarEin verwundeter Soldat, eine einsame Mutter, ein verliebter Jugendlicher, ein jüdischer Vater: Unterschiedlichste Schicksale, die durch das Kriegsjahr 1944 in Österreich miteinander verknüpft sind. »Unter der Drachenwand« ist ein Roman über die Schrecken des Zweiten Weltkrieges, aber auch über die Liebe und den Willen zu überleben.Basiert auf einem exklusiven Interview mit Arno Geiger

Sascha Feuchert ist Professor für Neuere deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Holocaust- und Lagerliteratur und ihre Didaktik am Institut für Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Arno Geiger (22.7.1968 Bregenz, Vorarlberg) ist ein österreichischer Schriftsteller. Sein Studium der Deutschen Philologie, Alten Geschichte und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Innsbruck und Wien schließt er 1993 ab. Seitdem arbeitet er als freier Schriftsteller. Zudem war er von 1986 bis 2002 Videotechniker bei den Bregenzer Festspielen. Bekannte Titel Geigers sind 'Alles über Sally' (2010), 'Der alte König in seinem Exil' (2011) und 'Selbstporträt mit Flusspferd' (2015). Sein Roman 'Unter der Drachenwand' (2018) um den Wehrmachtsoldaten Veit Kolbe, der sich von seinen Kriegsverletzungen am Mondsee im Salzkammergut erholt und zu sich selbst findet, wird in Schulen gelesen. 2005 wird Arno Geiger für seinen Roman 'Es geht uns gut' mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Weitere Preise sind etwa Johann Peter Hebel-Preis (2008), Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (2011), Joseph-Breitbach-Preis (2018).

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Erzählerfiguren
Veit Kolbe: Der Soldat, über dessen Aussehen wir wenig bis nichts erfahren (für Kurt, der ihn am Ende der Erzählung trifft, sieht er »elend« aus, S. 393; siehe auch S. 167), ist zu Beginn der Handlung fast 24 Jahre alt, gehört der Wehrmacht schon fünf »verlorene[ ]« (S. 17) Jahre an und hat es bislang zum Stabsgefreiten gebracht (S. 31). Er wurde an der Ostfront schwer verwundet, mit der Erinnerung an diesen Moment setzen seine Tagebuchaufzeichnungen – und mit ihnen der Roman – ein. Doch Veit ist nicht nur körperlich Gezeichnet vom Krieg verletzt, auch seelisch ist er massiv durch seinen langen Kampfeinsatz verwundet. Der Krieg hat für Kolbe nichts Heroisches, er ist für ihn die »blutigste[ ], unverständlichste[ ] Raserei« (S. 8). Veit wird zunehmend klar, dass er dem Krieg und seinen Folgen nicht entkommen kann und wird (S. 453). Schon in Mondsee beginnt er an dem zu leiden, was man heute eine posttraumatische Belastungsstörung nennen würde: Immer wieder wird er von Anfällen (u. a. S. 39, 139, 210) heimgesucht, in denen er sich »verdrahtet mit der Tödlichkeit des Moments« (S. 139) fühlt. Zu den Erinnerungsbildern, die ihn am meisten quälen, gehören jene von brutalen Erschießungen, denen er beiwohnen musste (S. 210). Auch weil Veit nicht versteht, warum ihn diese »Nervenanfälle« (S. 140) ausgerechnet dann heimsuchen, als er in relativer Sicherheit und fernab der Front ist, sucht er Hilfe bei dem Gemeindearzt, der aber kein Fachmann für die Behandlung solcher psychischen Symptome ist. Entsprechend undifferenziert fällt seine Medikation aus: Er verschreibt Kolbe das damals hoch im Kurs stehende Pervitin, ein Methamphetamin, das stimmungsaufhellend und angstreduzierend wirkt sowie den Effekt hat, das Selbstwertgefühl zu steigern. Einige – durchaus auch positive – Entwicklungen in Veits Charakter werden durch dieses Medikament begünstigt, man sollte jedenfalls nicht vergessen, dass er ab einem gewissen Zeitpunkt (S. 161) häufig unter seinem Einfluss steht. Allerdings macht Pervitin auch süchtig; Veit ist sich seiner »Abhängigkeit« (S. 356) irgendwann, wenn auch spät, bewusst. Mehr noch: Er entwickelt dann einen »richtige[n] Hass« (S. 441) gegen die Tabletten, auch wenn er sie nicht absetzen kann. Nicht nur zum Krieg, auch zum NS-Regime hat Kolbe eine erhebliche Distanz zum Regime – und zur Familie Distanz: Von Adolf Hitler, dem ›Führer‹, spricht er nur als »F.« (erstmals S. 15), die Partei und die Regierung nennt er ironisch-sarkastisch »Firma für Blut und Boden« (S. 345), ihre Amtsträger »Bonzen« (S. 19). Und mit überzeugten Anhängern der nationalsozialistischen Partei und Ideologie gerät er immer wieder in Konflikt, unter anderem mit der Quartierfrau und ihrem Mann, besonders aber mit seinem Vater, der ein ›alter Kämpfer‹ der ›Bewegung‹ und ein Kriegsbefürworter ist. Veit protokolliert aber ebenso in seinem Tagebuch, dass sein Vater ihm vorhalten kann, auch Veit sei »von Anfang an für diesen Krieg« (S. 31) gewesen. Der junge Soldat gesteht sich selbst zudem auch Folgendes ein: »[D]ie Partei war die Sinngebung meiner Jugend gewesen, und ich konnte mich auch jetzt von dem Gedanken, dass der F. ein großer Mann war, nicht gänzlich freimachen.« (S. 135) Veit hat sich von seinen Eltern entfremdet und gewinnt schließlich die bittere Erkenntnis, dass er »kein Zuhause mehr« (S. 430) hat, dass zwischen ihm und seinen Eltern eine enorme Kluft liegt, die durch die Kriegserfahrung unüberbrückbar geworden ist, aber schon in der lieblosen Erziehung v. a. des Vaters (S. 437) angelegt war. Auch die gemeinsame Erinnerung an Veits tote Schwester Hilde kann das nicht mehr kitten: Veit, der noch immer von großen Schuldgefühlen geplagt ist, da er in seinem damals jugendlichen Alter Hilde während ihres Todeskampfes nicht beistehen konnte (S. 432 f.), geht bezeichnenderweise immer alleine auf den Meidlinger Friedhof, wenn er zu Hause in Wien ist (S. 27). Hilde erscheint als Kontrastfigur zu Veit, denn sie, die Todkranke, war bis zum Schluss lebenslustig und -hungrig, während der junge Soldat oft mit dem Leben »nichts anzufangen« (S. 25) weiß. Auch zu seiner Heimatstadt empfindet Kolbe eine enorme Distanz und hält von allen Abstand, »die in Wien große Reden schwangen oder sich selbst bedauerten« (S. 26). Nicht zuletzt deshalb will er weg aus der Metropole, weg von den Eltern und aufs Land. Doch so ganz wird er Wien auch dort, im Salzkammergut, nicht los, denn fast zeitgleich mit ihm sind landverschickte Mädchen aus Wien in Mondsee eingetroffen, die sogar noch aus »demselben Wiener Gemeindebezirk« (S. 47) stammen wie er. Die Begegnung mit diesen jungen Mädchen markiert den Anfang von Veits wieder erwachendem Interesse am anderen Geschlecht, für das im Feld keine Zeit und keine Gelegenheit war. Unter den Mädchen selbst, die natürlich noch zu jung für Veit sind, fühlt er sich jedoch fremd. Etwas mutiger verhält er sich gegenüber deren Lehrerin Grete Bildstein (S. 52). Doch die junge Pädagogin lässt Kolbe derart eiskalt abblitzen, dass dieser erschüttert ist: »Ich fühlte mich ganz verurteilt und war mir sicher, dass ich meine Selbstachtung in Gegenwart der Lehrerin nie mehr ganz wiedergewinnen würde.« (S. 64) Abb. 4: Mondsee. Postkarte von 1940 Mehr Glück hat Veit mit seiner Zimmernachbarin in seinem neuen Domizil: Margot, deren Namen er anfangs entweder nicht weiß oder nicht mitteilt, erregt schon früh sein Interesse und weckt auch seine Empathie. Er merkt, dass die Darmstädterin, die ihr Baby bei sich hat, unglücklich ist und häufig weint. Veit versucht, das Weinen der jungen Frau zu unterbrechen, nicht weil es ihn stört, sondern weil er ihr einen Gefallen tun will (S. 59). Nach und nach kommen sich die beiden näher, am Anfang vielleicht nur, um nicht alleine zu sein (S. 424), wie Veit rückblickend feststellt, doch bald schon entwickeln sie eine intensive Liebe zu Margot Liebesbeziehung, die auch sexuell erfüllend ist (S. 201, 280). Veit spricht schon nach relativ kurzer Zeit davon, dass ihre Liebesgeschichte »eine der schönsten ist« (S. 205). Das hat auch damit zu tun, dass er sich entspannen kann, wenn er mit Margot zusammen ist (S. 201). Die Beziehung gibt ihm auch ein völlig neues Selbstbewusstsein im Hinblick auf seine Familie: »Seit es mit Margot einen Menschen gab, mit dem ich mich aussprechen konnte und der mich ermunterte, zu meinen Ansichten zu stehen, hatte ich nicht mehr das Gefühl, Papa unterlegen zu sein.« (S. 443) Natürlich wird Veit auch von einem schlechten Gewissen geplagt, weil Margot verheiratet ist und der Mann nicht nur ahnungslos, sondern auch noch an der Front ist – und damit ein Schicksal erleidet, dem Kolbe gerade vorübergehend entkommen ist (S. 331 f.). Auch wenn sie anfänglich »keine Pläne für die Zukunft« (S. 203) schmieden, träumen Veit und Margot bald von gemeinsamen weiteren Kindern (S. 355); Veit kümmert sich auch schon früh rührend um Margots Tochter Lilo (S. 285). Wie die »Nachbemerkungen« (S. 477) informieren, werden die Träume nach dem Krieg wahr. In Mondsee ruft die Liaison rasch missgünstigen Klatsch hervor. Auffällig ist, dass dieser Dorftratsch Veit fast ausschließlich von seinem Onkel zugetragen wird (S. 213, 281) – nur seine Wirtin, die Quartierfrau Trude Dohm, macht Veit gegenüber ebenso bissige Bemerkungen. Das moralinsaure Gerede des Onkels trägt nicht unerheblich dazu bei, dass Veit immer stärker auf Distanz zu ihm geht, denn er erkennt recht schnell, dass der Gendarm selbst alles andere als moralisch und letztlich nur an seinem eigenen Wohl interessiert ist (S. 347). Veit wird der Immer größere Distanz zum Onkel Onkel mit der Zeit auch körperlich regelrecht unangenehm (S. 183), und bezeichnenderweise kommen Veit die Füße des Onkels an einer Stelle bereits wie »Leichenfüße« (S. 305) vor – eine auktoriale Vorausdeutung auf das bald bevorstehende Ende des Dorfpolizisten. Veit meint immer deutlicher auch die Ähnlichkeiten zwischen dem Onkel und seinem Vater zu erkennen: Nicht nur gleicht Johann Kolbe seinem jüngeren Bruder äußerlich immer mehr (S. 288), sondern er hat für Veit auch dessen Wesenszüge: »Onkel Johann [konnte] wie Papa keine Gefühle äußern […] außer Selbstmitleid und Verächtlichkeit gegen andere.« (S. 348) Als Veit ihn schließlich erschießt, ist die Tat somit auch ein kaum verhüllter symbolischer Mord an Johann ist auch Vatermord Vatermord. Veit tötet mit dem Onkel aber ebenso die Anteile des Vaters in sich selbst: Denn auch an sich erkennt Veit das verhasste »Selbstmitleid« (S. 356), und es ist zudem ausgerechnet der Onkel, der Veit darauf hinweist, dass es an ihm »sehr wohl einige Dinge gebe, die von [s]einem Vater kämen« (S. 348). Äußerer Auslöser für den Mord am Onkel ist Veits Hilfe für den Brasilianer, Robert Raimund Perttes, den Bruder der Quartierfrau, der ein Gegner des NS-Regimes ist. Kolbe freundet sich wohl auch deswegen mit dem kauzigen Gärtner an, der furchtlos seine Meinung zu sagen scheint und dafür auch in Kauf nimmt, ins Gefängnis zu kommen (S. 174, 204). Damit ist er eine Kontrastfigur zu Veits...



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