Gehring | Die Risiken der Zoom-Revolution | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 296 Seiten

Gehring Die Risiken der Zoom-Revolution

Karriereschub statt Zeitfresser: Warum die neuen Meetings uns verändern
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7693-4517-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Karriereschub statt Zeitfresser: Warum die neuen Meetings uns verändern

E-Book, Deutsch, 296 Seiten

ISBN: 978-3-7693-4517-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Milliardenverschwendung, Mitarbeiterfrust und so manche Entscheidung im digitalen Nebel. Karrieren beginnen am Konferenztisch. Was aber, wenn dieses Möbel bald der Vergangenheit angehört? Wie verändert sich einflußreiches Argumentieren in Videomeetings? Mit der Zoom-Revolution gerät diese Balance an der empfindlichsten Stelle jedes Unternehmens ins Wanken. Da, wo Entscheidungen fallen, wo Kräfte verteilt werden und Wertschätzung und Führung passieren. Dieses Buch ist eine alarmierende Analyse für Wirtschaftstreibende und ein lohnender Denkausflug für alle, die viel Zeit in Meetings verbringen. Was passiert mit unserer Intuition und wie entscheidungssi her bewegen sich Unternehmen in der veränderten Kommunikation. Wo lauern neue Risiken und Chancen. Wer die geheimen Mechanismen einer Gesprächsrunde kennt, rhetorische Tipps aus der Medien-Praxis lernt, der profitiert in "alten" und neuen Meetings. Ein Buch für zielstrebige Talente und all jene, die statt Zoom-Fatigue erfolgreich Schwung in ihr berufliches Selbstverständnis bringen möchten.

Ulrike Gehring ist Autorin, Wirtschaftsjournalistin und Filmproduzentin. Als Dozentin hat sie Journalisten vor der Kamera trainiert, begleitet Manager und Entscheider aus Politik und Gesellschaft in Medientrainings und visueller Kommunikation. Ihr neuestes Seminarangebot trainiert Mitarbeitende zu Leadership in Meetings. Dabei wird ihr Filmstudio in Frankfurt am Main zum Konferenzlabor.
Gehring Die Risiken der Zoom-Revolution jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


2


Die Zoom-Revolution


Ein Paradigmenwechsel


Wenn wir uns kritisch mit den neuen Gegebenheiten auseinandersetzen und die veränderten Kommunikationslinien mit ihren Folgen analysieren, dann ist eines längst klar: Die Zoom-Revolution hat sich in kurzer Zeit durchgesetzt. Der Paradigmenwechsel ist vollzogen. Es geht nicht um das „ob“ sondern nur noch um das „wie“. Die Liberalisierung von Arbeitsräumen entspricht inzwischen dem Zeitgeist.

Firmen, die keine Zeiten im Homeoffice anbieten, gelten als rückständig. Auch wenn die Debatte um „Rückkehren zum Status Quo“ immer wieder aufflammt: Der Markt zeigt eine eindeutige Richtung. In Stellenausschreibungen wird aktiv mit flexiblen Arbeitsplätzen geworben, selbst einige Politiker sprechen sich inzwischen für mehr Beweglichkeit der Arbeitgeber aus und stellen damit der Wirtschaft einen Erwartungsrahmen in den Raum. Es macht den Eindruck, als läge das Arbeiten von zu Hause aus im Sinne aller, insbesondere der Mitarbeitenden.

Die Verlockungen der Arbeitsplatzliberalisierung


Eltern können von daheim aus arbeiten und nebenbei einen Blick auf die Kinder haben. Eine solche Flexibilität ist in jedem Falle großartig für gelebte Chancengleichheit. Es gibt viele Stimmen aus der Belegschaft, man sei von zu Hause aus produktiver, weil das Miteinander im Büro so viel Ablenkung bedeute. Sie melden sich regelmäßig, wenn die Debatte aus den Manager-Etagen wieder aufkeimt, eventuell doch zurück in die Büros zu kommen. Vor- und Nachteile.

Unternehmen verkleinern ihre Flächen, führen Desksharing ein, also Schreibtische, die von wechselnden Mitarbeitern besetzt werden können. Manche verlagern die Flächenanteile, mehr Gemeinschaftsraum, weniger Office. Alle möglichen Wohlfühlkomponenten werden wissenschaftlich untersucht. Die Innenarchitektur ist längst kreativ geworden, flexible Work-Module sind im Trend. Wirtschaftsunternehmen haben sich umgestellt, Belegschaften haben ihre Motivation neu justiert und Tausende von Menschen haben sich daran gewöhnt, zu Hause vor dem Bildschirm Platz zu nehmen und sich von Meeting zu Meeting durch die Arbeitswoche zu arbeiten. Manche genießen den Komfort eines eigenen Arbeitszimmers, andere haben sich im Wohnzimmer eine kleine Arbeitsecke eingerichtet, wieder andere nutzen den Esstisch, während der Rest der Familie das Feld räumt.

Wir wählen uns inzwischen virtuos ein, haben das Unscharf-Template als Hintergrund oder eine feste Ecke im persönlichen Arbeitszimmer eingerichtet. Dass der Laptop dabei nicht auf den Knien liegen sollte, um einen unschönen Blick in die eigenen Nasenlöcher zu vermeiden, empfehlen unzählige How-To-Videos auf YouTube. Sinngemäß: 5 Schritte zum Meeting-Star: Laptop auf Augenhöhe, lächeln, deutlich sprechen, die Kamera nie gegen das Fenster setzen und optische Wirkungsbooster nutzen, indem die Schreibtischlampe frontal das eigene Gesicht aufhellt. Viele Firmen haben ein Corporate Hintergrundfoto für all ihre Mitarbeiter zur Verfügung gestellt.

Die ersten Vorstandsbüros wurden bereits umstrukturiert. Die Chefinnen und Chefs haben ihre Assistenten gepoolt und richten sich in ihren Office-Zeiten an einem gemeinsamen großen CEO-Tisch ein. Laptop und Unterlagen haben sie stets „am Mann“ oder „an der Frau“. Wer sich zurückziehen möchte, nutzt eine der intimen Gesprächseinheiten oder Telefonboxen. All das sieht selbstverständlich vor, dass manche Meetings komplett virtuell oder hybrid mit zugeschalteten Teilnehmern als Grundvoraussetzung mit in ihren Arbeitsalltag integriert werden.

Der Zug fährt, unaufhaltsam. Und eigentlich findet sich kaum jemand, der sich gegen diese New Work-Entwicklung stemmen wollen würde.

__________Kampen calling, oder die WG in Offenbach. Ja. Zweifellos. Der Weg in die virtuelle Gesprächsrealität hat viele positive Gefühle hervorgebracht.

Auf allen Ebenen. Gerade die krisenbedingten Anfänge während der Pandemie haben die virtuelle Kommunikation zu einer der einprägsamsten Neuerungen mitten in der künstlichen Weltabgeschnittenheit gemacht. Die Zoom-Revolution fühlte sich an, wie eine positive Expedition in die neue Gegenwart.

Es braucht scheinbar auch Generationenverständnis, beim gegenseitigen Erklären. Ich selbst habe mehrere hilfsbereite Enkelkinder erlebt, wie sie bei Openings von neuen Teilnehmern an Videokonferenzen noch schnell zur Seite huschen, weil sie bei den letzten Einstellungen behilflich waren. Oder Lautstärkeschaltung? „Ach Julian, hilf doch mal bitte“.

Ist das nicht schön? Sich virtuell zu treffen hat sich in eine neue Form der Arbeit weiterentwickelt. Gerade für face to face Calls sind kurze Telefonate mit Bild ohne Zweifel eine Bereicherung des kollegialen Miteinander. Gestik und Mimik unterstützen den Austausch von Botschaften, schaffen Vertrauen und binden so Kollegen oder Firmenpartner untereinander, die sich vielleicht ohne diese technischen Möglichkeiten viel mehr auf Distanz erleben würden.

Ich habe diese Welle an Verständnis in der Post-Lockdown-Umstellung insgesamt als großes Momentum des Zusammenhalts empfunden; warten, nein – Herr Jones hat sein Mikro immer noch nicht angeklickt. Er gestikuliert mit Schwung in den Armen, was die ganze Runde dazu bringt, ihm selbst stumm zuzuhören. Da unten, ein Fingerzeig … ach klar, … jeder kennt das Problem. Ist uns schließlich allen schon passiert. Irgendwann dann reißt die Geduld. Manchmal einer, meistens aber mehrere werfen gleichzeitig ein:

Mr. Jones, Sie sind auf stumm.

Hoffentlich hat er wenigstens seinen Audiobutton aktiviert, sonst laufen diese Ratschläge ins Leere. Jetzt hilft nur noch winken oder der Fingerzeig auf den eigenen Bildschirm. Die weiteren Wortbeiträge von Mr. Jones in der nun anstehenden Konferenz dürften in diesem Falle mit einem milden Gefühl ihm gegenüber begleitet sein. Ganz unterbewusst hat er sich für die anderen Teilnehmer nämlich soeben in der Hierarchie dieses Meetings bestenfalls für das Mittelfeld qualifiziert, egal um welche Inhalte es geht.

Pech, Mr. Jones, es ist passiert. Zufall. Shit happens. Could be worse. Dieses kleine Missgeschick ist noch okay für einen Stimmungsaustausch, für eine One-Way-Botschaft im Video-Call oder ein kurzes Fakten-Update. Aber in einer lösungsorientierten Konferenz spielt eine solche vermeintliche Bagatelle unterbewusst eine erstaunlich große Rolle. Denn alle Teilnehmenden haben den Moment der vermeintlichen Schwäche, die ja eigentlich nur den Umgang mit der Technik betraf, abgespeichert. Vielleicht hatte Mr. Jones jetzt aber gerade eine tolle Innovation, vielleicht wollte er mit seiner sympathischen Art und der fachlich anerkannten Erfahrung einer Kollegin in deren gedanklichem Vorstoß Unterstützung leisten. Dann wird dieser technisch bedingte Zufall zu seiner Schwäche, zu einem Schaden, für die Firma, manchmal auch für die Karriere.

__________Homo Conferencis

Warum? Weil sich die Eindrücke virtuell bei den anderen Teilnehmern in Millisekunden unterbewusst festsetzen. Und weil wir eben Säugetiere sind. Egal ob wir wollen oder nicht. Wer hat das Sagen, wem folge ich, wann übernehme ich selbst die Führung? Das alles sind Impulse und keine durchdachten Entscheidungen.

Manche Charaktere können so etwas vertragen, andere müssen lernen, ihre Wirkungsvorteile zur „Reparatur“ einzusetzen, andere haben das Nachsehen. Das allein ist schon komplex genug, jetzt aber beruhen die Wirkungen der Einzelnen auf technisch gefilterten Darstellungen, verändert durch den Bildschirm.

All diese Impulse sind vermeintliche Kleinigkeiten in der neuen Meetingwelt. Diese wollen wir genauer beleuchten. Es geht um Millisekunden der gegenseitigen Wahrnehmung, um menschliche Urinstinkte und um verbrannte Millionen, die sich die Wirtschaft derzeit leistet – wenn sie ihre Belegschaft ungeschult in unproduktive Meetings schickt.

Die unsichtbare neue Kraft. Was passiert in unseren Köpfen?


Wer sind die neuen Wortführer, wie verändert sich dadurch ganz unbemerkt die Balance im Unternehmen. Wir müssen uns bewusstmachen: wir beschneiden uns während wichtiger Entscheidungsprozesse einer Vielzahl an menschlichen Kommunikationsfähigkeiten. Gestik, Habitus, Körperhaltung und Gesichtsausdruck. Das ist die Sprache der Souveränität. Dieses Zusammenspiel offenbart Kraft oder Unsicherheit, Begeisterung und Teilnahmslosigkeit.

Über 40 Gesichtsmuskeln generieren im menschlichen Gesicht mehr als 10.000 emotionale Expressions. Sie laufen in Gesprächen zwischen Menschen wie eine weitere Sprachebene einfach mit. Doch per Bildschirm verwässert diese zweite Sprachebene. Das merken Sie anhand eines wichtigen Beispiels: der Ironie. Während in einer Runde um den Konferenztisch eine ironische Bemerkung sofort von allen als solche eingeordnet würde, gilt für den Online-bereich nun auch die alte Fernsehregel: Vorsicht mit Ironie. Sie geht regelmäßig daneben oder wird fehlinterpretiert. Den Rezipienten fehlt das Wahrnehmungsspektrum. Über den Bildschirm vermitteln sich die Zwischentöne nur selten. Sie werden ausgefiltert wie...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.