E-Book, Deutsch, Band 71, 448 Seiten
Reihe: Historical Saison
Gaston Historical Saison Band 71
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7337-4963-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 71, 448 Seiten
Reihe: Historical Saison
ISBN: 978-3-7337-4963-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
EIN SKANDALÖSER GENTLEMAN von DIANE GASTON
Oh, diese schreckliche Kälte! Zitternd schmiegt Tess sich an ihren Retter, der sie im Sturm gefunden und in ein kleines Cottage gebracht hat. Der breitschultrige Gentleman schenkt ihr die ersehnte Wärme - und noch viel mehr ... Doch am nächsten Morgen werden sie überrascht. Der Skandal ist perfekt. Und Tess muss heiraten!
EINE SKANDALÖSE LIEBESNACHT von DIANE GASTON
'Lieben Sie mich!' Amelies sehnsüchtiges Flüstern lässt Lieutenant Summerfield alle Vorsicht vergessen. In ihren Armen findet er Trost vor der Schlacht, die ihn erwartet. Einmal noch glücklich sein! Aber als er drei Monate später siegreich zurückkehrt, findet er heraus, dass ihre Liebesnacht weitreichende Folgen hatte ...
Schon immer war Diane Gaston eine große Romantikerin. Als kleines Mädchen lernte sie die Texte der beliebtesten Lovesongs auswendig. Ihr Puppen ließ sie tragische Liebesaffären mit populären TV- und Filmstars spielen. Damals war es für sie keine Frage, dass sich alle Menschen vor dem Schlafengehen Geschichten ausdachten. In ihrer Kindheit musste sie als Tochter eines Armeeoffiziers oft umziehen. Sie lebte in Japan, Alabama und Washington DC, wo sie auch heute noch wohnt. In ihrer Jugend lernte sie Werte wie Pflichtbewusstsein und Disziplin schätzen, aber auch Einsamkeit kennen, wenn sie wieder einmal in einer neuen Stadt Fuß fassen musste. Doch inmitten ihrer Bücher war sie nicht wirklich allein. Mit Lesen vertrieb sie sich die Zeit. Romantik durfte in ihrer Lektüre noch nie fehlen. Romane mit Happy End, etwa 'Jane Eyre', zog sie dramatisch-düsteren Werken wie 'Sturmhöhe' vor. Doch erst als sie anfing zu studieren, entdeckte sie die Faszination romantischer Liebesromane. Und da sie für ihr Leben gern las, beschloss sie, englische Literatur als Hauptfach zu wählen. Später entschied sie sich jedoch für ein Psychologiestudium, um nach ihrem Abschluss Menschen helfen zu können, ihr eigenes Happy End im Leben zu finden. Auch nach ihrer Heirat und der Geburt ihrer beiden Kinder arbeitete sie ganztags als Psychologin. Irgendwann kehrte dann genug Ruhe in ihren Alltag ein, und sie fand wieder Zeit zum Lesen insbesondere romantischer Liebesromane. Nachdem sie einen ziemlich schlecht geschriebenen Bestseller gelesen hatte, dachte sie sich: Das kann ich besser! Der Erfolg kam nicht über Nacht, doch schließlich wurde ihr erster Regency-Roman veröffentlicht, und sie gewann sogar einen Preis. Diane gab ihren Beruf auf, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen, und hat damit die Erfüllung ihres Lebenstraums erreicht.
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1. KAPITEL
Februar 1815, Lincolnshire, England
Der Winterwind rüttelte an den Fensterscheiben von Summerfield House, als Tess Summerfield der Aufforderung ihrer ältesten Schwester folgte.
Komm in den Tagessalon, hatte auf der Nachricht gestanden.
Noch mehr schlechte Nachrichten, dachte Tess unruhig. In letzter Zeit schien es, als würde Lorene sie und ihre jüngste Schwester nur dann zu sich in diesen Salon rufen, wenn es schlechte Nachrichten gab.
Selbst das Jaulen des Windes schien ein Unheil ankündigen zu wollen.
Der Morgensalon war während der Tage, an denen die Sonne schien, von Licht durchflutet, doch heute wirkte er grau und düster. Lorene stand am Kamin, Genna saß schmollend in einem Sessel nicht weit von ihr entfernt.
„Was ist, Lorene?“, fragte Tess.
Lorene benahm sich seit einiger Zeit recht seltsam. Sie verließ das Haus, ohne zu erklären, wohin sie ging, und blieb stundenlang fort. Der plötzliche Tod ihres Vaters vor zwei Monaten war ihnen bereits wie das Schlimmste vorgekommen, das ihnen geschehen konnte, doch bald danach hatten sie erfahren, dass es ihm vorher noch gelungen war, die Mitgift seiner drei Töchter aufzubrauchen. Die nächste Hiobsbotschaft war, dass der entfernte Cousin, der den Titel und den Besitz ihres Vaters erbte, klar und deutlich erklärt hatte, nicht die Absicht zu haben, für die Mädchen aufzukommen. Schließlich glaubte jeder, dass die skandalösen Summerfield-Schwestern gar nicht wirklich Summerfields waren. Man erzählte sich, dass jede von einem anderen Liebhaber gezeugt worden sei.
Natürlich bevor ihre Mutter mit einem der besagten Liebhaber durchgebrannt war.
Der Erbe ihres Vaters machte den Schwestern außerdem klar, dass er das Gut so bald wie möglich in Besitz zu nehmen gedachte, sie das Haus also unverzüglich zu verlassen hatten – ein Haus, das ihr ganzes Leben lang ihr Zuhause gewesen war.
Was konnte ihnen denn außerdem noch zustoßen?
„Bitte setz dich“, bat Lorene leise, ihr schönes Gesicht kummervoll.
Tess wechselte einen Blick mit Genna und setzte sich gehorsam.
Sofort begann Lorene, unruhig vor ihnen auf und ab zu gehen. „Wir haben uns alle Sorgen gemacht, was aus uns werden soll.“
Sorgen war milde ausgedrückt. Tess rechnete damit, dass sie auseinandergerissen werden würden, gezwungen, eine Position als Gouvernante oder Gesellschafterin anzunehmen. Natürlich nur, wenn sie das Glück hatten, eine solche Position zu finden. Schließlich genossen sie nicht den besten Ruf in der guten Gesellschaft.
„Und mir ist eine Lösung eingefallen“, fuhr Lorene mit gepresster Stimme fort.
Wenn es eine Lösung war, warum wirkte Lorene aber dann so bedrückt? „Was für eine Lösung, Lorene?“
Lorene verschränkte unwohl die Hände. „Ich habe einen Weg gefunden, eure Mitgift zurückzugewinnen und euch wieder zu einer guten Partie zu machen.“
Es wäre eine sehr große Mitgift nötig, um den Skandal vergessen zu machen, der sie ihr ganzes Leben lang verfolgt hatte. Schließlich war da nicht nur die Tatsache, dass ihre eigene Mutter sie im Stich gelassen hatte, sondern außerdem noch der Skandal ihres Vaters. Noch bevor ihre Mutter ihn verließ, hatte er seinen Bastard nach Hause gebracht, um ihn zusammen mit seinen Töchtern aufzuziehen. Selbstverständlich liebten Tess und ihre Schwestern Edmund von ganzem Herzen. Schließlich war er ihr Bruder, auch wenn seine Anwesenheit dem Ansehen der Familie noch mehr geschadet hatte.
„Was für ein Unsinn“, murrte Genna. „Nichts kann uns zu einer guten Partie machen. Unsere Mutter hatte zu viele Liebhaber. Deswegen sehen wir uns auch nicht ähnlich.“
Was nicht ganz stimmte. Sie hatten alle drei eine hohe Stirn und schmale Gesichter, auch wenn Lorene dunkles Haar und braune Augen hatte, Genna blauäugig und blond war und Tess braunäugig mit kastanienbraunem Haar. Genau wie ihre Mutter, wie man Tess gesagt hatte, wenn sie selbst sich auch nicht mehr daran erinnerte, wie ihre Mutter ausgesehen hatte.
Ihr kam ein Gedanke. „Lorene, du willst doch nicht sagen, dass du Mutter gefunden hast? Will sie uns eine Mitgift geben?“
Überrascht sah Lorene auf. „Mutter? Nein, nein. Das ist es nicht.“
„Was ist es dann?“, fragte Genna gereizt.
Lorene blieb abrupt vor ihren Schwestern stehen. „Ich habe geheiratet.“
„Geheiratet!“ Tess sprang auf. „Geheiratet?“
„Das kann nicht sein“, protestierte Genna. „Es hat kein Aufgebot gegeben.“
„Weil wir eine Sonderlizenz hatten.“
Unmöglich! dachte Tess. Lorene konnte kein so großes Geheimnis vor ihr haben. Sie vertrauten sich doch alles an. Fast. „Wer ist es?“, fragte sie und versuchte, nicht gekränkt zu klingen.
Lorenes Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Lord Tinmore.“
„Lord Tinmore?“, wiederholten Tess und Genna gleichzeitig.
„Der Einsiedler?“, fragte Tess.
Seitdem seine Frau und sein Sohn gestorben waren, hatte Lord Tinmore sich auf seinem Gut in Lincolnshire, nicht weit von ihrem Dorf hier in Yardney, von allem und jedem zurückgezogen. Tess konnte sich nicht vorstellen, wann Lorene dem Mann hätte begegnen können, geschweige denn von ihm umworben worden sein. Niemand bekam Lord Tinmore jemals zu Gesicht.
„Der muss doch achtzig Jahre alt sein!“, rief Genna.
Lorene hob leicht das Kinn. „Er ist erst sechsundsiebzig.“
„Sechsundsiebzig. Das ist natürlich viel besser“, meinte Genna sarkastisch.
Ihre geliebte ältere Schwester sollte einen uralten Einsiedler geheiratet haben? Das war mehr, als Tess ertragen konnte. „Aber warum, Lorene? Warum solltest du so etwas tun?“
Lorene sah sie verzweifelt an. „Ich habe es für euch getan, Tess. Für euch beide. Lord Tinmore hat mir versprochen, euch mit einer Mitgift zu bedenken und euch eine Saison in London zu ermöglichen. Er wird sogar Edmund helfen, in der Armee voranzukommen, und ihm geben, was er für seinen Unterhalt braucht. Er ist ein sehr guter Mensch.“
„Ich habe dich nie um eine Mitgift gebeten“, sagte Genna. „Und Edmund kann durch eigene Arbeit vorankommen.“
„Du weißt, das ist nicht möglich, jetzt da der Krieg vorüber ist“, erwiderte Lorene hitzig. „Schon jetzt hat er nicht genug. Ein Offizierspatent kostet Geld, weißt du?“
Genna schüttelte den Kopf. „Hat unsere Mitgift ihm denn nicht genügt?“
Ihr Vater hatte den Rest ihres Geldes dazu benutzt, Edmund den Rang eines Lieutenant zu sichern.
Sofort nahm Lorene ihren Bruder in Schutz. „Edmund weiß nichts davon, Genna, und du darfst es ihm auch niemals sagen. Er wäre am Boden zerstört, wenn er es wüsste. Außerdem hatte Papa vor, die Gelder für unsere Mitgift neu aufzubringen. Er versicherte mir, seine letzte Investition würde uns alles einbringen, was wir brauchten.“
Wahrscheinlich würde sie sich allerdings als ebenso erfolglos erweisen wie all seine vorigen. Und sollte es dieses Mal doch wider Erwarten anders ausgehen, was nicht sehr wahrscheinlich war, würde der Gewinn direkt an seinen Erben gehen.
Lorene würde allerdings niemals etwas Schlechtes über ihren Vater sagen. Oder über sonst irgendjemanden. Sie glaubte von jedem nur das Beste. Selbst von ihrer Mutter. Lorene hatte sie stets verteidigt und gesagt, dass es richtig gewesen sei für sie, ihre Töchter im Stich zu lassen, weil sie mit einem Mann davongelaufen war, den sie wirklich liebte.
Aber Tess hatte sich immer gefragt, was mit der Liebe war, die eine Mutter für ihre Kinder empfinden sollte. Und jetzt machte Lorene denselben Fehler wie ihre Eltern – sie ging eine lieblose Ehe ein.
Tess sah sie finster an. „Du kannst Lord Tinmore unmöglich lieben.“
„Nein, ich liebe ihn nicht“, gestand Lorene. „Aber das tut nichts zur Sache.“
„Nichts zur Sache?“, stieß Tess aufgebracht hervor. „Hast du denn nichts von unseren Eltern gelernt? Du wirst unglücklich sein und er ebenfalls.“
„Nein.“ Lorene hob stolz das Kinn. „Ich habe ihm versprochen, ihn glücklich zu machen, und ich habe die Absicht, mein Versprechen zu halten.“
„Und was ist mit dir?“, fragte Tess.
Lorene senkte den Blick. „Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Was wäre aus dir und Genna geworden, wenn ich nichts unternommen hätte?“ Ihre Frage benötigte keine Antwort. Sie wussten alle, wie ihr Schicksal ausgesehen hätte.
„Ich habe lange darüber nachgedacht“, fuhr sie leise fort. „Es war die einzige Lösung. Wenn ich es nicht getan hätte, wären wir alle unglücklich geworden. Durch meine Ehe mit Lord Tinmore gibt es für euch und Edmund noch Hoffnung. Mit einer guten Mitgift könnt ihr heiraten, wen ihr möchtet. Ihr werdet nicht verzweifeln.“
Was Lorene sagen wollte, war, dass sie, Tess, Genna und selbst Edmund aus Liebe heiraten und ein gesichertes Leben führen konnten. Sie hatten die Möglichkeit, glücklich zu werden, doch Lorene zahlte dafür einen hohen Preis. Sie verzichtete auf die Möglichkeit, selbst glücklich zu werden. Sie verzichtete auf die große Liebe.
Unwillkürlich schoss Tess ein Gedanke durch den Kopf. Wenn sie eine Mitgift hätte, könnte Mr. Welton um sie werben. Sie wandte beschämt das Gesicht ab. Wie fürchterlich von ihr! Wie konnte sie sich über Lorenes Opfer freuen? Schnell fasste sie sich wieder. „Wie hast du es aber geschafft, Lorene? Wie bist du ihm überhaupt begegnet?“
„Ich ging zu ihm. Ich...