E-Book, Deutsch, Band 42, 512 Seiten
Reihe: Historical Exklusiv
Gaston / Allen Historical Exklusiv Band 42
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95446-500-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Pikante Enthüllungen
E-Book, Deutsch, Band 42, 512 Seiten
Reihe: Historical Exklusiv
ISBN: 978-3-95446-500-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
DIE MYSTERIÖSE MISS M. von GASTON, DIANE
Madeleine ist Londons begehrteste Kurtisane, alle Männer wollen eine Nacht mit ihr - der mysteriösen Miss M. - verbringen. Was sie nicht wissen: Sie wurde von einem Aristokraten entehrt, der sie nun zur Prostitution zwingt. Als sie sich in den attraktiven Lord Steele verliebt, scheint sich das Blatt endlich zu wenden. Er verspricht, sie zu befreien. Doch dann muss er in den Krieg gegen Napoleon ziehen ...
BALLSAISON IN LONDON von ALLEN, LOUISE
Wer ist diese bezaubernde Schönheit mit den blonden Locken und der grazilen Figur? Interessiert zieht der Earl of Arndale Erkundigungen über sie ein - und erfährt nur Ehrenwertes über Talitha Grey. Doch je häufiger er die junge Dame sieht, je inniger sie miteinander tanzen und je leidenschaftlicher sie ihn küsst ... desto größer wird sein Verdacht: Talitha hat nicht die ganze Wahrheit über ihre Vergangenheit gesagt!
Schon immer war Diane Gaston eine große Romantikerin. Als kleines Mädchen lernte sie die Texte der beliebtesten Lovesongs auswendig. Ihr Puppen ließ sie tragische Liebesaffären mit populären TV- und Filmstars spielen. Damals war es für sie keine Frage, dass sich alle Menschen vor dem Schlafengehen Geschichten ausdachten. In ihrer Kindheit musste sie als Tochter eines Armeeoffiziers oft umziehen. Sie lebte in Japan, Alabama und Washington DC, wo sie auch heute noch wohnt. In ihrer Jugend lernte sie Werte wie Pflichtbewusstsein und Disziplin schätzen, aber auch Einsamkeit kennen, wenn sie wieder einmal in einer neuen Stadt Fuß fassen musste. Doch inmitten ihrer Bücher war sie nicht wirklich allein. Mit Lesen vertrieb sie sich die Zeit. Romantik durfte in ihrer Lektüre noch nie fehlen. Romane mit Happy End, etwa 'Jane Eyre', zog sie dramatisch-düsteren Werken wie 'Sturmhöhe' vor. Doch erst als sie anfing zu studieren, entdeckte sie die Faszination romantischer Liebesromane. Und da sie für ihr Leben gern las, beschloss sie, englische Literatur als Hauptfach zu wählen. Später entschied sie sich jedoch für ein Psychologiestudium, um nach ihrem Abschluss Menschen helfen zu können, ihr eigenes Happy End im Leben zu finden. Auch nach ihrer Heirat und der Geburt ihrer beiden Kinder arbeitete sie ganztags als Psychologin. Irgendwann kehrte dann genug Ruhe in ihren Alltag ein, und sie fand wieder Zeit zum Lesen insbesondere romantischer Liebesromane. Nachdem sie einen ziemlich schlecht geschriebenen Bestseller gelesen hatte, dachte sie sich: Das kann ich besser! Der Erfolg kam nicht über Nacht, doch schließlich wurde ihr erster Regency-Roman veröffentlicht, und sie gewann sogar einen Preis. Diane gab ihren Beruf auf, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen, und hat damit die Erfüllung ihres Lebenstraums erreicht.
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1. KAPITEL
London, 1812
Madeleine legte sich auf dem Sofa in Position, zog ihr Kleid aus weißem Musselin zurecht, strich ihre Handschuhe glatt und ließ die Hände elegant in den Schoß sinken. Der Kerzenleuchter war so aufgestellt, dass sein Schein ihre Haut in ein sanftes Licht tauchte und das Bild unterstrich, das sie abgeben sollte. Wenn sie an die Wünsche des letzten Mannes denken musste, schnürte sich ihre Kehle zu, und sie bekam eine Gänsehaut.
Wie sehr sie doch dieses verruchte Leben verabscheute.
Sie überprüfte den Sitz ihrer mit blauen Federn geschmückten Maske, die auf kunstvolle Weise so gearbeitet war, dass sie zwar Madeleines Identität tarnte, dabei aber weder ihre jugendliche Haut noch das unberührte Rosa ihrer vollen Lippen verdeckte. Hinter der „mysteriösen Miss M.“ konnte sich jedes Mädchen verbergen, das das erste Aufblühen seiner Weiblichkeit erlebte. Es war Farleys Absicht, dass sie diesen Eindruck erweckte, und die Männer, die seine Londoner Spielhölle aufsuchten, setzten hohe Summen ein, um für sich den Traum zu gewinnen, Madeleine verführen zu dürfen. Ein Entkommen stand für sie außer Frage, doch wenigstens verdeckte die Maske ihre wahre Identität ebenso wie die Schmach.
Da sie einfach nicht still sitzen konnte, ging Madeleine hinüber zum Bett, das diskret in der Ecke des Zimmers stand und mit Spitzenbettwäsche in Weiß und Lavendel wie ein Schrein zu Ehren der Jungfräulichkeit erschien. Auf der Bettkante nahm sie Platz und ließ die Beine baumeln, während sie sich fragte, wie viele Minuten ihr noch blieben, ehe der nächste Gentleman an der Reihe war. Sehr lange konnte es nicht mehr dauern, immerhin hatte sie sich mit der Toilette mehr Zeit als üblich gelassen, um die Erinnerung an diese verachtenswerte Kreatur fortzuwaschen, die nach Madeleines Ansicht noch viel eher wieder hätte aufbrechen können.
Aus dem Nebenzimmer war tiefes, raues Gelächter eines Mannes zu hören. Dümmliche Geschöpfe, die sich an Tischen niedergelassen hatten und in ihre Spielkarten vertieft waren, während sie dem Alkohol zusprachen und darauf warteten, dass Lord Farley ihnen ihr Vermögen abnahm. Die jungen Frauen an diesen Tischen, die heute Abend so wie Madeleine selbst wie die Debütantinnen im Almack’s Ballsaal gekleidet waren, sollten die Gäste zum Pokerspielen anspornen, doch für einige Auserwählte war die mysteriöse Miss M. der einzig wahre Gewinn für ihre Einsätze.
Farley würde nicht zulassen, dass ihm die Frau entglitt, die ihm so viel Geld einbrachte. Diese Lektion hatte Madeleine schon früh lernen müssen, doch es war auch gleich, da sie ohnehin nirgendwo hätte hingehen können.
Vor der Tür wurden Stimmen laut. Rasch verdrängte sie die Erinnerung daran, wie Farley sie zu diesem Schicksal verdammt hatte – oder besser gesagt: wie sie selbst sich dazu verdammt hatte.
Der nächste Mann, der zum Glück für diesen Abend der letzte sein würde, musste jeden Moment hereinkommen, und sie durfte nicht so wirken, als sei sie nicht für ihn bereit. Rasch überprüfte sie ihr Haar und strich über die dunklen Locken, die der neuesten Mode entsprechend ihr Gesicht einrahmten und durch die ein blassrosa Seidenband gezogen war.
Jemand stieß gegen die Tür, woraufhin Madeleine vom Bett aufsprang und schnell ihren Platz auf dem Sofa einnahm. Im nächsten Moment trat ein groß gewachsener Mann ein, der vor dem helleren Lichtschein des Spielsalons fast nur als Silhouette zu erkennen war. Einen Augenblick lang stand er da und hielt eine Hand an die Stirn.
Ein Soldat. Sein rotes Oberteil war eine Uniformjacke der britischen Armee, verziert mit blauen Aufschlägen und Goldlitzen. Er trug sie aufgeknöpft, sodass man das weiße Hemd darunter sehen konnte. Wäre ich doch auch ein Soldat, dachte Madeleine sehnsüchtig. Dann könnte ich mir den Weg nach draußen freikämpfen. Sie würde zur Kavallerie gehören, weil sie dann mit halsbrecherischem Tempo davongaloppieren konnte. Das wäre einfach zu schön.
Der Soldat, der keine fünf Jahre älter als sie zu sein schien, schwankte leicht, als er die Tür hinter sich schloss. Zweifellos hatte Lord Farley ihn großzügig mit Brandy versorgt.
Mit einem leisen Seufzer nahm Madeleine zur Kenntnis, dass er wohl berauscht, aber nicht fettleibig war. Wenn sie Glück hatte, würde sein Atem nicht so faulig stinken wie bei anderen Männern, was sie von allem Abstoßenden mit am wenigsten ausstehen konnte. Dieser Besucher war schlank und machte einen muskulösen Eindruck, wie man es von einem Soldaten auch erwarten durfte.
„Mein Gott!“, rief er aus und wäre fast gestrauchelt, als er sie sah.
„Ich fürchte, Mylord, der Titel steht mir nicht zu“, gab sie zurück. Im Kerzenschein konnte sie das Gesicht des Soldaten besser erkennen, der sie angesichts ihrer Antwort so amüsiert angrinste, dass sie Mühe hatte, sich ernst zu halten.
„Nein, natürlich nicht.“ Seine grünen Augen funkelten belustigt. „Es dürfte wohl auch mein Glück sein, dass Sie nicht der Allmächtige sind, Miss …“
„Miss M.“ Er war ein Charmeur. Sie kannte Männer seines Schlages. Dieses kavalierhafte Verhalten verlor sich schnell, sobald sie sich genommen hatten, was sie von ihr haben wollten.
„‚Die mysteriöse Miss M.‘ Jetzt erinnere ich mich.“ Er ließ sich neben ihr auf dem Diwan nieder. „Ich bitte um Verzeihung, aber ich war ein wenig erschrocken. Dass Sie wirklich wie eine junge Dame aussehen würden, hatte ich nicht erwartet.“
„Ich bin eine junge Dame“, erwiderte sie und spielte ihre Rolle.
„Wahrhaftig“, stimmte er ihr zu. In seinen Augen war ein anerkennender Ausdruck zu sehen, in der linken Wange bildete sich ein Grübchen, als er den Mund verzog. „Ich schwöre Ihnen, Sie sind das Wunschbild von einer Dame. England hat die hübschesten Frauen zu bieten. Ich glaube, ich muss mich für diese ärmliche Uniform entschuldigen.“
Er hielt ihr seinen Fuß hin und zwinkerte ihr zu, während sie am Stiefel zog. Obwohl das Leder ordentlich poliert war, strichen ihre Finger über Kratzer und Schrammen. Ob sie ihren Ursprung auf einem Schlachtfeld hatten? Als sie den Stiefel schließlich weit genug vom Fuß gezogen hatte, um ihn ganz abzustreifen, verlor der Mann für einen Moment den Halt und wäre fast vom Sofa gefallen. Madeleine verdrehte die Augen.
„Habe ich Sie mit meiner Geschicklichkeit beeindrucken können, Miss M.?“, fragte er lachend.
„Allerdings, Mylord. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so gut unterhalten wurde.“
Amüsiert drehte er sich so herum, dass sich sein Gesicht dicht vor ihrem befand. Sein Ausdruck hatte mehr Schalkhaftes als Lüsternes an sich. „Und ich dachte schon, ich sei derjenige, der unterhalten werden soll.“
Madeleine fiel es schwer, ein Lächeln zu unterdrücken. Mit einem Finger zeichnete er die Konturen ihrer Lippen nach. Seine Augen strahlten auf einmal etwas überraschend Sehnsüchtiges aus, während sie selbst eine Hitze in sich aufsteigen fühlte, auf die sie nicht gefasst war und die sie am liebsten zum Fächer hätte greifen lassen. Mit der Zunge fuhr sie sich über den Mund, als könne sie so die irritierende Berührung fortwischen. Gleichzeitig atmete der Soldat heftig ein und sah sie so eindringlich an, dass sie nicht anders konnte, als den Blick zu senken.
Dieser Mann entsprach ganz dem Wunschtraum, den sie sich in ihren einsamsten Stunden ausgemalt hatte. Er war wie ein strahlender Ritter auf einem prachtvollen weißen Hengst, der sich im Turnier dem finsteren Lord stellte und um ihre Freiheit kämpfte. Oder wie ein Pirat, der gegen die Obrigkeit kämpfte und auf seinem Schiff mit ihr davonsegelte. Er war der Soldat, der sie mit gezücktem Säbel von Farley befreite und ihr für alle Zeiten Sicherheit gab.
Was für ein Unsinn! Er war nichts davon, seiner Uniform, seines dunklen, lockigen Haares und seiner sonnengebräunten Haut zum Trotz. Seine wundervoll ausdrucksstarken Augen und sein kantiges Gesicht erweckten allerdings den Eindruck, als sei er kampferfahren.
Farley war auch einmal ein solcher Wunschtraum gewesen, als sie sich ausgemalt hatte, er werde sie ins Ehebett mitnehmen, nicht aber in dieser Kammer hier festhalten.
Der Soldat streifte seine Jacke ab, sein aufgeknöpftes, locker sitzendes Hemd ließ etwas von seinem schwarzen Brusthaar erkennen. Madeleines Blick war wie gebannt davon, und ihre Finger kribbelten, da sie zu gern gewusst hätte, wie sich das lockige Haar wohl anfühlte.
Ach, als wenn es sich in irgendeiner Weise anders anfühlen könnte als bei den übrigen lüsternen Männern, die sich so gierig auf sie stürzten, dass sie ihre Hände gegen deren Oberkörper drücken musste, um überhaupt noch atmen zu können! Sie legte eine Hand auf ihre Brust und wunderte sich, von welcher Laune sie erfasst worden war, dass ihr solche Gedanken durch den Kopf gingen.
Wieder grinste er sie auf diese schelmische Art an, sodass sich das Grübchen in seiner Wange abzeichnete. „Sie sind eine Vision, Miss M. So wunderschön anzusehen wie England, aber keineswegs mysteriös. Ich denke, ich werde Sie Miss England nennen.“
„Seien Sie nicht albern, Sir. Der Stoff für mein Kleid kommt aus Italien, der Entwurf entstand in Frankreich nach römischem Vorbild. Ich trage eine venezianische Maske, meine Perlen stammen aus dem Orient. Und meine Schuhe sind, wenn ich nicht irre, aus Spanien. Nichts an mir ist aus England.“
Mit seinem Finger strich er am Rand des Mieders entlang, das nur leicht...