E-Book, Deutsch, Band 2, 288 Seiten
Reihe: Herzklopfen im Sanddornweg
Garde Das verträumte Bistro im Sanddornweg
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7517-0339-0
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 288 Seiten
Reihe: Herzklopfen im Sanddornweg
ISBN: 978-3-7517-0339-0
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die kleine Straße der großen Herzen
Eigentlich müsste die junge Köchin Pauline sich auf ein Probekochen in einem Sternerestaurant vorbereiten. Aber als sie erfährt, dass das kleine Bistro ihrer Freundin Gina im Sanddornweg kurz vor dem Aus steht, fackelt sie nicht lange: Sofort schmieden die beiden Frauen einen Plan, um endlich wieder Kunden ins 'Krabbenstübchen' zu locken. Natürlich können sie auf die Hilfe der Sanddornweg-Bewohner zählen! Wäre da nur nicht die schlechte Restaurantkritik, die den beiden Frauen die Suppe versalzt.
Obwohl Pauline eigentlich nur Starthilfe für den kleinen Laden geben will, merkt sie schnell, wie wohl sie sich an der Ostsee fühlt und dass ihr Herz viel mehr für das süße Bistro schlägt, als sie dachte. Und als sie dann noch den sympathischen Noah kennenlernt, ist es endgültig um sie geschehen. Aber hatte sie nicht einen ganz anderen Plan für ihr Leben?
Idyllische Ostsee, leckere Krabben und der Traum vom eigenen Restaurant - der zweite Band der warmherzigen Sanddornweg-Reihe von Kerstin Garde.
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Kerstin Garde schreibt über liebenswerte Heldinnen mit kleinen Schwächen und gefühlvolle Helden, die ihr Herz nicht verstecken. Wichtig ist ihr ein Augenzwinkern zwischen den Zeilen und eine ordentliche Portion Romantik. Die Autorin lebt mit Freund und Katzen in Berlin. Sie hat studiert und eine kaufmännische Ausbildung absolviert.
Autoren/Hrsg.
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1. Kapitel
Ich joggte an der Küste des Ostseebads Graal-Müritz entlang. Federnd gab der Sand unter meinen Turnschuhen nach, während ich den herannahenden Wellen immer wieder auswich.
Der Liebe wegen hatte ich meine Heimatstadt Rostock vor fünf Jahren mit Anfang zwanzig verlassen und mir hier ein neues Leben aufgebaut. Es hatte einige Zeit gebraucht, ehe ich das Gefühl gehabt hatte, in der kleinen Ortschaft mit ihren Häuschen mit Vorgärten, Bäderstil-Villen und verwinkelten Gassen angekommen zu sein. Nun konnte ich mir kaum etwas Entspannenderes vorstellen, als den Tag direkt am Meer zwischen der Rostocker Heide und dem Ribnitzer Großes Moor ausklingen zu lassen. Selbst im Winter duftete es hier nach Salz und Laub.
Der Ausläufer einer Welle erfasste meinen linken Turnschuh, und das Wasser spritzte dabei bis zu meinem Knie hoch, doch ich joggte unbeirrt weiter.
Das Schicksal ging manchmal seltsame Wege, überlegte ich, als mir eine Brise sanft ins Gesicht wehte. Ich hätte früher nie gedacht, dass ich Rostock je verlassen würde, aber dann hatte Nils vor mir gestanden. Groß, blond, ein echter Traummann. Liebe auf den ersten Blick – wie im Film.
Nils hatte gleich von Anfang an einen Plan für uns aufgestellt, den wir strikt verfolgten, bis heute. Erst die Karriere, später die Familie. Er nannte uns gerne Power Couple, aber in letzter Zeit lief es beruflich nicht rund für mich, und ich fühlte mich stattdessen ausgepowert.
Deswegen waren mir die Momente hier draußen, direkt an der See, so wichtig, ich konnte Kraft tanken.
Meine Strecke wurde unebener, deswegen rannte ich die Küste ein Stück wieder rauf, hielt zwischen Sträuchern und Grasbüscheln einen Moment inne.
Tief zog ich die Wollmütze in die Stirn, den Schal über die Nase. Ein kalter Nachmittag an der Ostsee, mitten im Winter. Die Gräser entlang des weißen Sandstreifens bogen sich sacht, doch stetig im Wind. In der Ferne verlor sich die Dämmerung, ging über in ein nächtliches Blau, das sich wie Seide über den Himmel zog. Um diese Jahreszeit wurde es sehr früh dunkel.
Ich genoss den atemberaubenden Anblick und richtete die Ohrstöpsel unter dem Woll-Beanie, um dann den Ton lauter aufzudrehen.
I Follow Rivers schallte mir entgegen. Ich joggte zum Rhythmus des Songs weiter, ließ mich treiben. Langsam näherte ich mich der Seebrücke, die dreihundertfünfzig Meter ins offene Meer hinausragte und um diese Uhrzeit menschenleer war. Auf Holzsäulen gestützt hielt sie den Steg und die Aussichtsplattform bei Wind und Regen sowie jedem Touristenandrang. Die Wellen umspielten die Stämme, peitschten hoch und höher, aber trotz des Windes schaffte es keine hoch genug, um die Plattform zu erreichen. Hier hatten Nils und ich uns damals kennengelernt, dachte ich mit einem warmen Gefühl in der Brust.
Ich verlangsamte meinen Schritt, merkte, dass ich allmählich außer Atem kam.
Ich brauchte eine Pause, Seitenstiche fingen an mich zu plagen, also ging ich im Schritttempo weiter und drückte mit beiden Händen in meine Seiten, in der Hoffnung, dass sie dadurch verschwanden. Plötzlich tanzte eine einzelne Schneeflocke vor mir her, als wollte sie mich zurück nach Hause scheuchen, auf die andere Seite von Graal-Müritz, wo Nils und ich ein echtes Traumhäuschen unweit der Küste bewohnten. Ich hielt sie erst für ein Glühwürmchen, bis sie auf meinem Handschuh landete und schmolz.
Noch wollte ich nicht umkehren. Ich spürte weiter die Lust am Laufen in den Beinen, wollte noch ein bisschen die Freiheit hier draußen genießen. Ich joggte noch ein Stück weiter, mit kleinen Gehpausen dazwischen. Dann blickte ich jedoch rüber zu dem prachtvollen Haus zwischen kniehohen Gräsern und Sanddornsträuchern. Meine Laune sank im selben Augenblick. Es war der erste Punkt auf meiner »Es läuft nicht rund«-Liste, an der ich derzeit zu knabbern hatte. So viel also zum Thema abschalten und Kopf frei kriegen.
Das Spitzdach mit Schiefern war wohl das Einzige, was unverändert geblieben war. Die ehemals weiß gestrichene Holzfassade ließ an das bekannte Haus am Strand von Ahrenshoop denken, nun leuchtete sie rot. Vor dem Gebäude erstreckte sich eine großflächige Terrasse, auf der noch vor kurzem viele runde Tische gestanden, Leute gesessen und gelacht und sich an kulinarischen Highlights verköstigt hatten. Jetzt war sie leer, ein paar Absperrbänder verhinderten unmotiviert, dass man sie betrat.
Die Lettern über dem Eingang, die Ristorante Emilios geformt hatten, waren abgenommen worden, das konnte ich trotz der Lichtverhältnisse erkennen. Zurück blieb an der Stelle ein heller Schatten. Langsam näherte ich mich dem Haus, knetete meine behandschuhten Hände, weil sie kalt waren und mir schwer ums Herz wurde, als ich hinter dem Absperrband das Schild mit der Aufschrift Hier entsteht eine Cocktailbar entdeckte. Es kam also kein neues Restaurant hier rein, wie schade!
Das Ristorante hatte als Institution in Graal-Müritz gegolten und bis über die Grenzen des Seebads hinaus. Ein wunderbares Familienrestaurant mit exquisiter Küche – und ich war Teil des Küchenteams gewesen. Stolz war ich jeden Tag, auch beim schlimmsten Unwetter, mit dem Rad zur Arbeit gefahren und abends zufrieden heimgekehrt, in dem Wissen, dazu beigetragen zu haben, dass das Emilios seinen Ruf verdiente.
Vor meinem geistigen Auge sah ich noch mal alles vor mir, und das leere Haus erwachte zum Leben, die Lichter gingen an, die Tür schwang auf, und Gäste traten ein. Überall dampfende Kochtöpfe, herumwirbelnde Köche, filetierte Fische und Jakobsmuscheln auf Risotto. Wie ich es geliebt hatte, Muscheln zu öffnen und anzubraten, ihren Duft nach Meer aufzusaugen, Fischfilets zu panieren oder Meerschaumcreme anzurichten. Essbare Kunst zu erschaffen. Mittendrin unser Chef Emilio, der uns wie einen Teil seiner Familie behandelt hatte. Mein erster Job nach dem Wegzug aus Rostock. Ich war so herzlich aufgenommen worden, dass es mir das Einleben in meine neue Umgebung erleichtert hatte.
Aber nun war all das vorbei, die Türen verschlossen, die Fenster dunkel. Emilio d'Alessio war in den Ruhestand gegangen. Zunächst hatte zwar sein Neffe versucht, das Emilios weiterzuführen, und immerhin hatte er den Laden zwei Monate halten können, letztlich war das Restaurant aber verkauft worden. So hatten fünf wundervolle Jahre bei Emilios für mich geendet, und ich war nun auf Jobsuche, denn keiner von uns wurde vom neuen Besitzer übernommen.
Es kribbelte mir in den Fingern, endlich wieder in der Küche zu stehen, Marinaden zuzubereiten, Fisch und Fleisch einzulegen. Ich vermisste das Gewusel und die vielen verschiedenen Gerüche wirklich sehr. Insbesondere Fisch und seine variantenreichen Zubereitungsarten hatten es mir angetan, ob mit salziger oder säuerlicher Note, nichts schmeckte mehr nach der Ostsee oder kitzelte den Gaumen intensiver.
»Du hast doch bald ein Probekochen im Von Bergen, darauf solltest du dich vorbereiten«, hatte Nils vor kurzem gesagt, bevor er zu seiner wichtigen Geschäftsreise aufgebrochen war. Und er hatte ja recht, ich sollte nach vorne blicken. Beim Von Bergen handelte es sich um ein echtes Nobelrestaurant hier im Seebad, wo eine Stelle als Poissonnier frei geworden war. Nils kannte den Besitzer und hatte sich für mich eingesetzt. Einfach so kam man heutzutage nicht an eine solche Chance, man brauchte Vitamin B, und Nils hatte es und glaubte zudem an meine Kochkünste. Da war es wieder, das Power Couple.
»Der nächste Schritt auf der Karriereleiter«, hatte Nils noch hinzugefügt. »Wenn das klappt, verbesserst du dich sogar noch! Das ist eine einmalige Gelegenheit, die darfst du nicht verstreichen lassen.«
Ich wandte den Blick vom ehemaligen Emilios ab. Ich sollte mich wirklich auf das Künftige konzentrieren, nicht auf das Vergangene.
Außerdem wurde mir allmählich immer kälter, Zeit für einen heißen Zimttee. Ich drehte mich um und joggte nach Hause zurück, den kühlen Ostseewind nun im Rücken.
Atemlos betrat ich eine halbe Stunde später unser Häuschen am Ortsrand, für das Nils, dank seines üppigen Gehalts in der Chefetage einer Bank, den Kredit in Rekordzeit abbezahlt hatte. Es war wunderschön, mit einem Sandweg, einem hübschen Vorgarten und einem Panoramafenster mit Blick auf das Meer. Laut seinem Plan würden hier eines Tages ein Junge und ein Mädchen zwischen den Erdbeer- und Petunienbeeten herumtollen, aber zuvor galt es, so weit wie möglich nach oben zu kommen auf der Karriereleiter. Das sah ich genauso. Eines Tages wollte ich Familie haben, aber erst in ferner Zukunft. Jetzt wollte ich mich auf die berufliche Laufbahn konzentrieren.
Ich schaltete mit einer kurzen Handbewegung das Licht im Flur ein.
Angenehme Wärme stieg mir entgegen, dann schlüpfte ich aus den Schuhen, legte Schal und Mütze ab und nahm erst mal eine heiße Dusche im ersten Stock, ehe ich meinen kuscheligen Bademantel überstreifte. Ich entschied dann, mir meinen leckeren Zimttee in der Küche zu machen. Im Winter gab es schließlich nichts Besseres als Tee oder Zimt, und wenn man beides in einem haben konnte, umso besser.
Der Wasserkocher kam mir ausgesprochen laut vor,...