Gabel | Inspiriert und inspirierend - die Bibel | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Gabel Inspiriert und inspirierend - die Bibel


1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-429-04556-2
Verlag: Echter
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

ISBN: 978-3-429-04556-2
Verlag: Echter
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Wie kann man heute von der Inspiration der Schrift sprechen - in Verantwortung vor der Überlieferung der Kirche und zugleich so, dass ein kritischer Mensch mitgehen kann?
In seinem Gang durch die Theologiegeschichte zeigt Helmut Gabel auf: Es geht nicht primär um Wahrheit von Sätzen.

Diese Engführung der letzten Jahrhunderte ist mit dem spirituell-pastoralen Verständnis der Inspiration, wie es für die frühchristliche und mittelalterliche Kirche prägend ist, zu überwinden.
Die Bibel will helfen, ein lebendiger Mensch zu werden. Durch uns soll etwas von Gottes Klarheit und Liebe in dieser Welt spürbar werden. Wo das geschieht, ist Gottes inspirierender Geist am Werk, entfaltet das Wort der Schrift seine inspirierende Wirkung.

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2.
Wie heutige Theologie
über die Inspiration der Schrift denkt –
ein „Rundflug“ über die Theologie
der letzten Jahrzehnte
Das Zweite Vatikanum hat die neuscholastische Inspirationslehre nicht „abgeschafft“ oder verurteilt. Aber es hat ihr ihre Monopolstellung genommen und sie auf den Platz verwiesen, der ihr zukommt: Sie ist ein beeindruckender, aber zeitbedingter und mit vielen Grenzen behafteter Versuch, die göttliche Herkunft der Schrift denkerisch zu durchdringen. Das Konzil hat Neukonzeptionen Raum gegeben und die Tür geöffnet, dass diese sich entfalten konnten. Überblickt man die vielen Aufsätze und Bücher, die seit dem Zweiten Vatikanum über die Schriftinspiration geschrieben worden sind, so fällt auf, dass sie oftmals auf Neuansätzen aufbauen, die bereits in der Konzilszeit oder schon vor dem Konzil entwickelt worden sind. Das ist nicht verwunderlich. Konzilsentscheidungen fallen ja nicht vom Himmel. Sie sind vorbereitet durch theologische Denkbemühungen. Auch die Neuorientierung der Inspirationstheologie im Zweiten Vatikanum wäre nicht möglich gewesen ohne die Neukonzeptionen, die bereits vor dem Konzil entstanden sind. Das Konzil hat diejenigen ermutigt, die diese Neukonzeptionen entwickelt haben – und zunächst oftmals einen schweren Stand hatten angesichts von Diffamierungen seitens neuscholastischer Schultheologie und angesichts von Restriktionen römischer Behörden. Und es hat die Tür geöffnet zu weiteren Denkbemühungen, die oftmals auf den bereits vor dem Konzil entwickelten Neukonzeptionen aufbauen. Daher wird im folgenden Kapitel nicht getrennt zwischen denjenigen Neuentwürfen, die bereits vor dem Konzil entstanden sind, die Entwicklung der Diskussion auf dem Konzil beeinflusst haben und durch das Konzil eine gewisse Legitimation erfahren haben, und denjenigen Neukonzeptionen, die aus späteren Jahrzehnten stammen. Der Schwerpunkt der folgenden Übersicht liegt bei katholischen Autoren; denn die Frage wird hier häufiger thematisiert als im protestantischen Bereich, in dem seit der liberalen Bibelkritik der Aufklärung der Inspirationsgedanke in den Hintergrund getreten war und er heute oftmals nur sehr vorsichtig zur Sprache gebracht wird. Das bedeutet keine Abwertung gegenwärtigen protestantischen Inspirationsdenkens. Oftmals konvergieren protestantische und katholische Auffassungen, und mancher katholische Autor verdankt Theologen aus dem protestantischen Raum wertvolle Impulse. Nicht berücksichtigt wird allerdings die Diskussion im evangelikal-fundamentalistischen Raum, in dem die Fragen der Inspiration und Wahrheit der Schrift ein viel diskutiertes Reizthema sind; die Literatur ist uferlos und erforderte eine eigene Darstellung. Grob vereinfacht lassen sich drei Ansätze in der gegenwärtigen theologischen Bemühung um die Schriftinspiration unterscheiden: Eine Gruppe von Autoren fragt: Lässt sich Gottes Einwirken auf die Entstehung der Schrift besser verstehen, wenn man den Prozess der Entstehung einer Glaubensgemeinschaft (Volk Israel/Kirche) insgesamt in den Blick nimmt? Sie setzen also bei der Konstituierung der Glaubensgemeinschaft an; man könnte von einem „sozial-ekklesialen“ Ansatz sprechen. Eine zweite Gruppe fragt: Lässt sich das Geheimnis der Inspiration der Schrift besser verstehen, wenn man davon ausgeht, dass die Bibel Literatur ist, und man deshalb Erkenntnisse der Sprach- und Literaturwissenschaft einbezieht? Man könnte diesen Zugang als einen „literaturwissenschaftlichen“ oder „literaturtheoretischen“ Ansatz bezeichnen. Eine dritte Gruppe schließlich fragt: Welches Licht wirft es auf die Inspiration der Bibel, wenn man davon ausgeht, dass jeder Glaubensakt und jedes Glaubenszeugnis in einem weiten Sinn „inspiriert“, also geistgewirkt und geistgetragen, ist? Hier wird bei der Inspiration des glaubenden Menschen angesetzt; man könnte von einem „pneumatologischen“ Ansatz (Pneumatologie = Lehre vom Heiligen Geist) sprechen. 1. Der Ansatz bei der Konstituierung der Glaubensgemeinschaft
Die Vertreter dieses Ansatzes arbeiten heraus: Im Prozess des Aufbaus einer Glaubensgemeinschaft (Israel/Kirche) spielen Schriften eine wichtige Rolle: Sie halten die Überlieferungen und Überzeugungen fest, die die Glaubensgemeinschaft begründen und sich in ihr weiterentwickeln. Dadurch tragen sie zur Profilierung ihrer Identität bei. Der Aufbau der Glaubensgemeinschaft ist letztlich Gottes Werk, und so ist Gott auch der Urheber der grundlegenden und maßgebenden Texte, die in ihr entstehen. Seine klassische, oft zitierte Formulierung hat dieser Ansatz bei Karl Rahner gefunden. Lange vor dem Zweiten Vatikanum, in seiner erstmals 1957 erschienenen Abhandlung „Über die Schriftinspiration“, beschreibt er die Schriftinspiration als ein Moment der Kirchenurheberschaft Gottes.22 Er geht davon aus: Die Kirche ist von Gott ausdrücklich und nachdrücklich gewollt. Gott ruft sie ins Leben als eine geschichtliche Größe. Und sie hat endgültigen Charakter: Sie bezeugt das Kommen Jesu Christi – ein Ereignis, hinter das Gott nicht mehr zurückgeht und über das hinaus es nichts Größeres mehr geben kann. Deshalb bleibt die Kirche immer auf ihren geschichtlichen Anfangspunkt verwiesen. Und daher hat die Gründungszeit der Kirche eine besondere Bedeutung: Die Urkirche ist Norm der Kirche aller Zeiten. Zu den grundlegenden Elementen der Urkirche gehört die Schrift. Die neutestamentlichen Texte sind Niederschlag dessen, was in ihr überliefert und gepredigt wurde. Damit hat die Schrift von vornherein die Funktion, die die Urkirche als ganze gegenüber der nachfolgenden Kirche hat: Sie ist Norm der Kirche aller Zeiten. Dieser ganze Prozess der Entstehung der Kirche ist von Gott gewirkt, und deshalb ist auch die Schrift von Gott gewollt und geschaffen. Wie Gott der Urheber der Kirche ist und den ganzen Prozess der Entstehung der Kirche ins Werk setzt und lenkt, so ist er auch der Urheber der Schrift; die Schrift ist sein Werk, von ihm inspiriert.23 Wenn Rahner von der „Schrift“ spricht, hat er zunächst das Neue Testament im Blick. Wie steht es in seiner Konzeption mit der Inspiration des Alten Testaments? Für ihn kann die Inspiration des Alten Testaments im christlichen Sinn erst von der Urkirche und vom Neuen Testament her erkannt werden: Die Schriften des Alten Gottesvolkes haben eine fundamentale Bedeutung für die Kirche. Und deshalb müssen auch sie von Gott in letzter Absicht bewirkt sein – in ihrer Hinordnung auf das Künftige, auf das neue Gottesvolk.24 Rahners Neukonzeption ist ein genialer Entwurf. Er kommt zwar ganz in der Sprache der klassischen Neuscholastik daher; Rahner geht nicht vom biblischen Befund aus, sondern stellt spekulativ-abstrakte Überlegungen an. Aber es sind Überlegungen, die – im Gegensatz zur neuscholastischen Inspirationslehre – weiten Raum für die exegetische Forschung eröffnen: Wenn Schriftinspiration Moment des Prozesses der gottgewirkten Entstehung von Kirche ist, dann kann die komplizierte und menschliche, oft allzu-menschliche Entstehungsgeschichte der Bibel ernst genommen werden, und dieses Ernstnehmen bedeutet keinen Widerspruch zum Glauben an die göttliche Inspiration. – Dann muss der biblische Schriftsteller sich nicht unbedingt seiner Inspiriertheit bewusst sein; es genügt, dass er sich mit seinem Tun in den Entstehungsprozess der Kirche eingebettet weiß. – Ein Weiteres: Es braucht auch nicht mehr gefragt zu werden: Wie hat Gott der späteren Kirche den Umfang des Schriftkanons geoffenbart? Wie hat er ihr mitgeteilt, welche Schriften inspiriert sind und welche nicht und welche demzufolge zum Kanon gehören? Schriften entstehen vielmehr als Niederschlag des Glaubens der Kirche und werden von ihr rezipiert, und dadurch ist ihre Kanonizität implizit (einschlussweise, indirekt) geoffenbart. – Außerdem: Wenn die Urkirche Norm der Kirche aller Zeiten ist, dann braucht es nicht zu erschrecken, dass wir in den Evangelien nicht historische Rekonstruktionen des Lebens Jesu finden, sondern einen bereits ins urkirchliche Leben hinein „übersetzten“ Jesus. Und es braucht nicht zu befremden, dass Schriften in den Kanon aufgenommen wurden, die lange Zeit nach Jesu irdischem Leben entstanden sind und die Art und Weise widerspiegeln, wie die urchristlichen Gemeinden im Sinne Jesu mit ihren konkreten Problemen umzugehen versuchten. – Und schließlich: Wenn Schriftinspiration Moment der Kirchenurheberschaft Gottes ist, dann gehören Schrift und Kirche von Anfang an zusammen. Schrift und Tradition sind engstens miteinander verflochten; denn „Tradition“ ist nichts anderes als der lebendige fortdauernde Prozess der Auslegung der Bibel im Raum der Glaubensgemeinschaft Kirche. Aber auch eine so geniale und überzeugende Konzeption hat ihre Problempunkte. Drei Punkte wurden vor allem immer wieder kritisiert; und an diesen Punkten wurde Rahners These von anderen modifiziert bzw. weitergedacht und ergänzt: 1. Für Rahner ist die Urkirche die Norm der Kirche aller Zeiten,...


Helmut Gabel, Dr. theol., Domkapitular, von 1983 bis 1990 Subregens, dann Spiritual im Priesterseminar Würzburg.
Ist seit 1998 Leiter der Hauptabteilung Außerschulische Bildung im Bischöflichen Ordinariat Würzburg, seit 2000 auch Mitverantwortung für die Katholische Akademie Domschule mit "Theologie im Fernkurs".



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