G. Horváth | Avenea | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 748 Seiten

Reihe: 3

G. Horváth Avenea

Der Zorn der Wasser
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-347-19099-3
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Zorn der Wasser

E-Book, Deutsch, Band 1, 748 Seiten

Reihe: 3

ISBN: 978-3-347-19099-3
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der neugebaute Damm, der Avenea vor den alljährlichen Fluten bewahren soll, bricht. Gleichzeitig wird die Insel, von skrupellosen Besatzern heimgesucht. Großkönig Malakaj muss die verfeindeten Stämme, gegen die Eindringlinge vereinen. Doch seit dem Tod seines Bruders, besäuft er sich regelmäßig bis zur Bewusstlosigkeit. Erik ist plötzlich der Häuptling seines Stammes. Eine verbotene Liebe, düstere Rachegelüste und die Hoffnung den Grünen Fluss zu bändigen, treiben den jungen Mann voran. Ahnungslos, mit welchen Mächten er es wirklich zu tun hat. Der Novizin Kaylan widerstrebt es, eines Tages Hohepriesterin zu werden. Um gegen die übermächtigen Feinde Avenea`s, den Hauch einer Chance zu haben, durchlebt sie eine ebenso unfreiwillige, wie unglaubliche Metamorphose. Dennoch, weitaus größere Angst als jeder Bösewicht, bereitet ihr der Gedanke, ihrer Mutter und ihrer großen Liebe, in ihrer neuen Gestalt gegenüberzutreten. Begib dich auf eine atemberaubende Reise voller Magie, epischer Schlachten, Verrat und Liebe.

Geboren 1977 in Ungarn, wanderte Horváth als Achtjähriger, mit sei-ner Familie, in die Schweiz aus. Die Liebe zum Schreiben, packte ihn bereits in jungen Jahren, als er zum ersten Mal Wolfsblut von Jack London las. Seither hat er selber unzählige Geschichten, Kurzgeschichten und eine Handvoll, bis anhin unveröffentlichter, Romane geschrieben. Er schreibt in verschiedenen Genres und ist leidenschaftlicher Dichter. Sein Gedichtband, Poesie der Sehnsucht, ist in allen bekannten Online-Shops erhältlich. Robert G. Horváth lebt mit seiner Frau und ihren zwei Kindern im Kanton Aargau. Mehr zur Person und ihrer Arbeit erfahren Sie unter: www.robert-g-horvath.ch Kontakt: robertghorvath@gmx.ch Instagram: @federundherz
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KAPITEL 2

ZUM GÜLDENEN GOCKEL

***1*** „Sulian! Du kannst das Rehfilet anrichten!“, rief Meister Marek. Sulian zog sich der Magen zusammen. Hatte er das Rehfilet vergessen? Er ließ die Augen über den Herd schweifen, blickte in jede Pfanne. Glasierter Rosenkohl mit gehackten Zwiebeln, eine in Butter brutzelnde Ganskeule, Wirzstreifen die in einer cremigen, blasenwerfenden Rahmsauce vor sich hinköchelten. Nudeln, die förmlich danach schrien, abgegossen zu werden, Gemüsereis mit Lachswürfeln, bereit zum Anrichten. Aber kein Rehfilet.

„Hast du, das Rehfilet?“, rief der Junge Kochlehrling Sulian, zu Nolen hinüber, obwohl er ganz genau wusste, dass er es nicht hatte, weil Wildgerichte nicht zu Nolen`s, sondern zu seinen Aufgaben gehörten. Nolen warf noch ein Holzstück in den Herd und verschloss die kleine quietschende Türe, die ihm etwas über die Knie reichte, dabei hatte er ein Tuch um die Klinke gewickelt, um sich nicht zu verbrennen. Mit vor Hitze gerötetem Kopf, blickte er überrascht zu Sulian hinüber. Immer wieder erinnerte Nolen`s Anblick den Lehrling an einen Fisch. Der schmale Kopf, die runden, großen Augen und die spitzen Lippen, die ständig aussahen, als wären sie für einen Kuss geschürzt und sich auch noch kaum öffneten, wenn er sprach. All das trug dazu bei, dass Sulian mehrmals täglich das Gefühl hatte, mit einem Fisch auf zwei Beinen zusammenzuarbeiten. Auch jetzt dachte er, einen nach einer Fliege schnappenden, senkrecht aus dem Wasser getauchten Fisch vor sich zu haben, der jeden Moment wieder blubbernd abtauchen könnte.

„Nein!“, rief Nolen knapp. Sein Tonfall verriet jedoch, dass in diesem einzigen, kurzen Wort eine klare Ansage steckte, die besagen wollte; sag mal spinnst du? Natürlich nicht, das ist doch deine Aufgabe. Und außerdem siehst du irgendwo ein blödes Rehfilet?

„Und wird’s bald?“

„Tut mir leid Meister! Hab`s vergessen!“, rief Sulian, seinem Lehrmeister zu und versuchte nicht noch röter anzulaufen, als er es eh schon von der Hitze, die in der Küche herrschte, war.

„Dann komme ich in zwei Minuten den Lachs holen und mach vorwärts, mit dem verfluchten Reh!“ rief Meister Marek, mit überraschend ruhiger Stimme und verschwand mit einem Teller Eintopf, den ihm Nolen gereicht hatte, in die Gaststube.

Sulian nahm zwei Teller vom Herdrand, die bewusst dort platziert wurden, damit sie warm waren beim Anrichten und legte sie auf seinen Arbeitstisch. Vergessen! Im Gasthaus zum Güldenen Gockel, vergaß man kein Gericht. Denn dann, vergaß man den Gast. Und bei den Preisen, die im Gasthaus verlangt wurden, war das schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit.

Sulian griff nach dem Krug mit der Rote Beete Creme und verteilte die Sauce, mit einem Löffel, ringförmig auf den zwei Tellern. Dabei gab er penibel Acht, dass er ja keinen Klecks auf die Tellerränder machte. Rote Beete, vor allem das Konzentrat davon, ließ sich nur mühsam wieder wegputzen. Meister Marek ging jedes Mal an die Decke, wenn sie einen Teller mit einem Saucenspritzer, einem Reiskorn oder sonst etwas, was nicht auf den Tellerrand gehörte rausgaben. Und die Große Seele erbarmte sich demjenigen, der das Emblem des Gasthauses, das auf jedem Teller mit Blattgold aufgetragen war, besudelte. Wer den goldenen Hahn beschmutzte oder es gar wagte, so einen Teller zum Servieren hinzustellen. Der durfte erleben, was es hieß, wenn Meister Marek dem Donnerwetter Konkurrenz machte. Da konnte es schon vorkommen, dass der Teller, ohne Vorwarnung, zu dessen Schöpfer zurückkehrte, und zwar auf dem Luftweg. Nach der Arbeit hieß es dann für den Tellerrandbeschmutzter, die ganze Küche blitzblank putzen und den Kühlkeller aufräumen. Dass es nach der abendlichen Arbeit erledigt werden musste, verstand sich von selbst, dauern tat es mindestens die halbe Nacht durch. Der fette Abzug, den man von seinem Lohn kriegte, erschien daneben als das kleinere Übel. Im besten und berühmtesten Gasthaus Schwarzburgs, nein, im besten Gasthaus ganz Avenea`s, konnte man sich so etwas, wie einen verspritzen Tellerrand oder ein Gericht zu vergessen nicht leisten! Dafür waren die Gäste zu wohlhabend und der Ruf des Gasthauses zum Güldenen Gockel zu erlesen. Meister Marek hatte es vor fünfzehn Jahren eröffnet. Er selber hatte auch eine Lehre als Koch gemacht, schaute jetzt aber an der Front zum Rechten. Nur wenn er neue Gerichte kreierte oder seine Hilfe unabdingbar war, zog er den Kochkittel über. Nolen war ein fähiger junger Koch, dem er die Leitung der Küche mit gutem Gewissen überlassen konnte. Elf Jahre lang, war Marek als Koch in den Ländern Tangea`s unterwegs gewesen, hatte in den namhaftesten Gasthäusern und bei den besten Köchen gelernt. Für Könige und Fürsten hatte er gekocht, bevor er sich entschieden hatte, in seine Heimat zurückzukehren und mit dem Wissen, das er sich in aller Herren Länder angeeignet hatte, einen eigenen Betrieb zu eröffnen. Und so gab es denn auch kein zweites Gasthaus wie dieses in Avenea. Wo schon konnten die Gäste aus so vielen verschiedenen Gerichten, nach Lust und Laune auswählen? In den meisten Gasthäusern, Kneipen und Tavernen wurden ein bis drei Gerichte täglich gekocht. Wenn der Gast Glück hatte, so gab es noch etwas zu essen, wenn er gegen Abend eintraf, war er sogar ein Glückspilz, so konnte man das Essen ohne das Gesicht zu verziehen runterwürgen. Hier, konnte man etwa aus verschiedenen Süßspeisen auswählen, die, wie auch die Vorspeisen und Hauptgerichte, der Jahreszeit angepasst waren. Wo sonst wurde das Essen, damit es nicht auskühlte, bevor es den Gast erreichte, auf warmen Tellern serviert? Nirgends! Nur hier, im Gasthaus zum Güldenen Gockel! Es war ein Privileg, hier lernen zu dürfen. Meister Marek konnte sich aussuchen, wen er einstellte. Er hatte Sulian von zehn Lehranwärtern, mit denen der sich vorher im Kochen hatte messen müssen, ausgesucht. Ja das alte Nervenbündel hatte seine Fähigkeiten erkannt und ihn zu seinem Lehrling erkoren. Unter seinen Mitstreitern hatte es sogar solche aus wohlhabenden Familien, die auf den Lehrlingslohn verzichtet hätten, hätte ihnen Meister Marek nur die Chance gegeben, bei ihm in die Lehre gehen zu können. Doch Marek war es wichtiger, jemanden lehren zu können, der wie er selber, eine Gewisse Leidenschaft für das Kochen mitbrachte. Bei Meister Marek war es natürlich mehr als eine Leidenschaft, die sich bei anderen unter Umständen sehr wohl als vergänglich herausstellen konnte. Nein, für Meister Marek waren das Kochen und Wirten sein Leben. Etwas Schöneres gab es, in der Schöpfung der Großen Seele, für ihn nicht. Valmir von Daleth, seinerseits ein begnadeter Koch und Vetter des Häuptlings der Danabuth höchstpersönlich, kam zwei bis dreimal jährlich ins Gasthaus zum Güldenen Gockel, um mit Meister Marek zu kochen und von ihm zu lernen. Dass er dabei keinen Lohn verlangte, war selbstverständlich.

Sulian griff nach dem kleinen Anrichtelöffel und der Schale mit dem Meerrettich-Sauerrahm. Mit den ruhig fließenden Bewegungen eines Meistermalers, der seinem Kunstwerk, den letzten, fliegenschießgenauen Zierrat verpasst, setzte er je elf rosinengroße Häuflein davon in die Ringe aus der Rotebeete-Creme. Als er, nach kurzer Begutachtung, zufrieden mit seinem Werk war, wickelte er sein Arbeitstuch um den Griff einer Pfanne und nahm sie vom Herd. Mit dem großen Anrichtelöffel füllte er vom Gemüsereis mit den Lachswürfeln in zwei runde Tassen, um sie dann mittig auf die beiden Teller zu stürzen. Der wohlriechende Dampf, der von der Pfanne aufstieg, hüllte Sulian`s Kopf vollkommen ein.

„Zweimal Gemüsereis mit Lachs bitte!“

Aufgeschreckt blickte Sulian von den zwei Tellern auf und war auch schon im selben Moment erleichtert. Es war nicht Meister Marek gewesen, der nach den Tellern verlangte. Die Stimme gehörte Hermine, der hübschesten Kellnerin im Güldenen Gockel. Dem hübschesten Mädchen überhaupt, das Sulian kannte.

„Sofort!“, Sulian legte noch je einen Strang Taubnesseln als Dekoration auf den Reis, griff mit seinem Tuch nach den zwei Tellern und drehte sich lächelnd zu Hermine, „schon da! Schön aufpassen, die Teller sind heiß. Nicht, dass du dir die hübschen Fingerchen verbrennst!“

Hermine verzog die Lippen, um ihr aufkeimendes Lächeln zu unterdrücken und schüttelte den Kopf, wobei ihre funkelnden Augen ihre Freude trotzdem verrieten. Sulian konnte es gar nicht glauben, dass er das eben gesagt hatte. Dass er soeben mit Hermine geflirtet hatte. Wieso gelang es ihm immer nur während der Arbeit, aus sich herauszukommen und Späßchen mit ihr zu machen, die meistens auch noch gut ankamen? Einmal, hatte er den Mut aufgebracht, sie während einem hektischen Abend, auf ein Bier nach der Arbeit einzuladen. Wohlgemerkt, ohne den Rest ihrer Kollegen. Mit geröteten Wangen und zuckenden Mundwinkeln hatte sie ihm...



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