E-Book, Deutsch, Band 4, 452 Seiten
Furumiya Unnamed Memory (Deutsche Light Novel) Band 4: Noch einmal von Anfang
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98961-168-9
Verlag: JNC Nina
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 4, 452 Seiten
Reihe: Unnamed Memory (Deutsche Light Novel)
ISBN: 978-3-98961-168-9
Verlag: JNC Nina
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Auf der Suche nach jemandem, der den Fluch, der es ihm verwehrt, die Erbfolge zu sichern, brechen kann, begibt sich Prinz Oscar von Farsas in das Ko¨nigreich Tuldarr. Als Oscar vor den Ko¨nig Tuldarrs tritt, muss er erfahren, dass selbst dieser ma¨chtige Magier ihm nicht helfen kann. Der Ko¨nig schla¨gt ihm vor, eine geheime Kammer unterhalb des Palastes aufzusuchen, in der Oscar auf eine schlafende Schönheit trifft: Tinasha. Sie freut sich, ihn wiederzusehen, was unmo¨glich erscheint, schließlich liegen ihre beiden Geburten um mehr als 400 Jahre auseinander. Sie will ihn sogar heiraten, was den Prinzen ein wenig u¨berfordert. So nimmt er diese eigensinnige Frau mit sich in sein Heimatreich, in das Intrigen ihre Za¨hne geschlagen haben. Tinashas Versuch, Oscar nach all der Zeit erneut fu¨r sich zu gewinnen, stellt sich jedoch nicht nur ihre Ko¨nigswu¨rde in den Weg, denn ein totgeglaubter Widersacher versucht, nicht nur das Land, sondern auch ihr Leben ins Chaos zu stu¨rzen ...
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1. Lieder ohne Worte
Das Blut ergoss sich in eine so große Pfütze, dass sie sich fragte, wie ihr Körper überhaupt so viel Flüssigkeit hatte beherbergen können.
Ihr Körper fühlte sich nunmehr so taub an, dass sie nicht mehr einschätzen konnte, ob sie Schmerzen hatte oder nicht. Der Betäubungszauber, den sie gesprochen hatte, hatte sie jeglichen Schmerzempfindens beraubt, doch ob er noch wirkte oder schon längst verblasst war, konnte sie nicht sagen. Als vor ihren Augen alles zu verschwimmen begann, neigte sie den Kopf nach oben.
Mondlicht erhellte den Schlosshof und gab die Sicht auf eine grausige Szene preis. Die Bäume im Garten waren zerfetzt und der Boden von riesigen Löchern förmlich durchsiebt. Keine der steinernen Säulen im Hof war unversehrt geblieben. Eine von ihnen war halb zerschmettert, und Tinasha lehnte zusammengesackt an dem verbliebenen Teil.
Der Anblick war verheerend. Man wollte meinen, ein heftiger Sturm hätte hier gewütet. Im Hof jedoch herrschte Totenstille, denn aus dem Kampf war ein eindeutiger Sieger hervorgegangen. Nun musste Tinasha entscheiden, was sie mit ihren letzten Momenten anfangen wollte. Sie blickte auf ihre Flanke hinunter, die zur Hälfte herausgerissen worden war.
„Cal ... Mila ...“
Sie rief nach ihren mystischen Geistern, doch keiner von ihnen reagierte. Vorhin war es schon so gewesen. Ein einziger Mann hatte alle zwölf Geister zur Aufgabe gezwungen. Tinasha hoffte inständig, dass sie zumindest noch am Leben waren. Sie war ihre Meisterin, und mit ihrem Tod würde den zwölf Geistern die Freiheit gewährt werden. Vielleicht konnten sie sogar entkommen. Sie wünschte es ihnen von Herzen.
Tinasha schnappte nach Atem, doch in der Luft hing nur der Geruch ihres eigenen Blutes.
„Oscar ...“
Allein seinen Namen in den Mund zu nehmen, ließ ihr das Herz schwerwerden. Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie biss sich auf die Lippe.
Da verdunkelte ein Schatten vor ihr ihre Sicht.
„Nach wem hast du gerufen? Kommt noch jemand, um dich zu retten?“
Die Männerstimme schien sie zu verlachen. Es war jener Mann vor ihr, der Tinasha und ihre Geister mit seiner überwältigenden Kraft in die Knie gezwungen hatte.
Grundlos, emotionslos, einfach, weil er es konnte und es ihn erheiterte, hatte er sie niedergestreckt.
Tinasha bedachte den Mann, den personifizierten Tod, mit einem müden Lächeln.
„Niemand wird kommen, um mich zu retten ... Jene Person existiert in dieser Zeit noch nirgendwo.“
Der Mann, der sie gerettet hatte, als sie noch ein Kind gewesen war, war nirgends aufzufinden. Er war einfach verschwunden. Er hatte den Preis dafür bezahlt, sie zu retten. In den fünf Jahren seither hatte Tinasha ihr Land gewissenhaft regiert ... nur um jetzt dieses schreckliche Ende zu finden. Man sagte ihr nach, dass sie die stärkste Königin aller Zeiten sei, doch letztendlich gab es jemanden, der sie übertraf
Ihre Lippen verzogen sich zu einem selbstironischen Lächeln, weshalb der Mann sie mit einem misstrauischen Blick bedachte.
„Was soll das heißen? Er existiert in dieser Zeit nicht?“
„Was hättest du davon, das zu wissen? Ich habe nur in Erinnerungen geschwelgt ...“
Tinashas Atem war flach. Sie schloss die Augen. Ihr Anblick trieb dem Unmenschen ein freudiges Grinsen ins Gesicht.
„Erzähl mir von ihm. Schließlich habe ich mir die Mühe gemacht, zu dir zu kommen, um mich mit dir zu vergnügen. Also unterhalte mich auch, wenn ich schon mal da bin.“
Sie schlief ein.
Sie schlief weiter. Tief, so tief, dass ihr nicht einmal ein Traum gewährt war.
Sie hörte das Rauschen der Gräser, auch das Plätschern eines kleinen Baches.
Wie viele Tage und Monate auch verstreichen mochten, in diesem kleinen Miniaturgarten in einem Kästchen würde sich daran nichts ändern. Wie in einem verborgenen Paradies würden sie ewig weiterexistieren.
Nein, das hier war kein Paradies, es glich wohl eher dem Fragment eines Traumes.
Ein Kästchen, um tief zu schlummern, fest verschlossen und für niemanden zugänglich.
Für den Augenblick widmete sie sich daher einem leeren Schlaf ...
Bis der Tag käme, an dem sich der Vorhang ein zweites Mal öffnen würde.
Nur auf eine einzige Person wartete sie.
?
Es war sein erster Besuch in diesem Land, das ihm mit einer Eleganz entgegentrat, die er noch nie zuvor erblickt hatte.
Die weiß-gekalkten Wände der Häuser und Geschäfte auf den Straßen gaben an und für sich kein außergewöhnliches Bild ab, doch bei näherer Betrachtung zeigte sich, dass hier und da magische Muster in die Fassaden, Türschilder und Aushänger eingraviert waren. Die zur Straße hingewandten Schaufenster der Läden waren nicht mit Glas, sondern mit hauchdünnem Wasser verkleidet. Aus Neugier streckte er seinen Zeigefinger aus, um einen der Wasserfilme zu berühren, und staunte nicht schlecht, als sein Finger einfach hindurchglitt.
„Es ist wirklich Wasser. Faszinierend.“
„In diesem Land ist es günstiger, durch Magie einen Wasserfilm zu erzeugen, als durchsichtiges Glas zu benutzen.“
Der junge Mann schüttelte seinen nassen Finger trocken, woraufhin der Magier, der ihn begleitete, gezwungen lächelte.
Der junge Mann sah sich ausgiebig um.
„Das ist also Tuldarr, das Land der Magie ...“
Die Menschen, die auf der Hauptverkehrsstraße unterwegs waren, trugen Kleidung, die man in jedem Nachbarland hätte finden können. Auf zehn Bürger kam jedoch einer, der eines der für dieses Land so charakteristischen Magiergewänder trug. Wenn alle, die solche Gewänder trugen, wirklich Magier waren, mussten sich in Tuldarr weit mehr Magier tummeln als in jeder anderen Nation.
Dem vor Neugierde fast platzenden jungen Mann trottete sein Diener, ein Freund aus Kindertagen, schweren Herzens hinterher und ließ dabei den Kopf hängen.
„Ich habe kein gutes Gefühl dabei, Eure Hoheit ...“
„Was ist los? Ich mag es ehrlich gesagt nicht, so genannt zu werden.“
„Das gehört jetzt wirklich nicht hierher“, brummte sein Begleiter erschöpft.
Der junge Mann drehte sich um und warf seinem Begleiter einen verärgerten Blick zu.
Er war der Kronprinz der Großmacht Farsas und wurde dieses Jahr einundzwanzig Jahre alt. Seine wohlproportionierte, große Statur und seine feinen Gesichtszüge zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Die Leute, die auf der Straße an ihnen vorbeigingen, sahen sich immer wieder verstohlen nach ihm um.
Der Prinz antwortete seinem Kindheitsfreund gelassen:
„Wir sind doch nur hierhergekommen, weil du die Hexe nicht aufsuchen wolltest. Wie wäre es, wenn du dem Ganzen wenigstens etwas positiver entgegensehen würdest?“
„Ja, das habe ich gesagt! Aber warum habt Ihr Akashia mitgenommen? Was, wenn jemand dies als Zeichen der Feindseligkeit interpretiert?“
„Ich habe es halt einfach mitgenommen. Nur um auf Nummer sicher zu gehen“, antwortete der Kronprinz, ohne groß nachzudenken.
Sein Diener gab einen Stoßseufzer von sich, und ein Magier klopfte ihm auf die Schulter.
„Gib auf, Lazar. Nun sind wir schon hier.“
„Ich weiß nicht, wie das passiert ist ...“
Lazar, der Kindheitsfreund des Kronprinzen, blickte auf. Vor seinen Augen war ein königlicher Palast aus Alabasterstein.
Sie befanden sich in Tuldarr, dem Land, das als magisches Reich bekannt war und sich damit rühmte, über auserlesene Fähigkeiten und Kräfte zu verfügen.
Um seine wahre Identität zu verschleiern, war der Prinz in schlichte Gewänder gekleidet. Er klopfte sich sacht auf die Brust.
„Alles in Ordnung. Ich habe Vater für alle Fälle um ein Empfehlungsschreiben gebeten.“
„Das hättet Ihr früher sagen sollen! Ich dachte, wir würden völlig unangemeldet hereinplatzen!“, rief Lazar.
„In gewisser Weise tun wir das ja auch. Ich habe mich ja erst gestern dazu entschlossen, hierherzukommen.“
„Wir hätten zumindest einen Termin vereinbaren sollen!“
Der Magier, der mit ihnen reiste, ignorierte die beiden Freunde, die in ihrem üblichen Hin und Her gefangen waren, und ging auf das Schlosstor zu, wo er einen Wachmann ansprach. Nach einer Weile schienen sie eine Einigung erzielt zu haben, und er kehrte zurück.
„Eure Hoheit, wir haben die Erlaubnis erhalten. Gehen wir hinein.“
„Danke, Doan.“
„Ich konnte meinen Einfluss ein wenig geltend machen ...“
Doan hatte sich vor geraumer Zeit zu Studienzwecken zwei Jahre lang im königlichen Palast aufgehalten, um Magie zu lernen. Auch jetzt war er mit einigen der Palastbewohner noch gut bekannt, weshalb der Kronprinz ihn dazu erwählt hatte, ihn zu begleiten. Nachdem er sich vor seinem Herrn verbeugt hatte, reihte Doan sich hinter diesem ein. Er sah auf den Rücken des Kronprinzen und murmelte leise:
„Hoffentlich haben wir hier Erfolg ...“
Doan erinnerte sich an die Geschichte über den Fluch, der auf dem Prinzen lastete, die er auf der Reise hierher gehört hatte. Sicher wäre ein jeder, der der königlichen Familie von Farsas diente, fassungslos gewesen, wenn er von jenem Fluch erführe, mit dem eine Hexe den Prinzen belegt hatte.
...