Fuhlbrügge | Muna | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 339 Seiten

Fuhlbrügge Muna

Ein Münster / Altheim Krimi
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7541-9388-4
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Münster / Altheim Krimi

E-Book, Deutsch, 339 Seiten

ISBN: 978-3-7541-9388-4
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Neu im Coortext-Verlag: Die Muna bei Münster ist ein geschichtsträchtiger Ort. Zuerst produzierten die Nazis Bomben und Granaten. Noch heute ranken sich Gerüchte, um riesige, unterirdische Anlagen. Eine Sprengung der Bunker in den letzten Kriegstagen hinterließ ein munitionsverseuchtes Gelände. Anschließend bauten die Amerikaner den Stützpunkt aus. Lagerten dort Atomwaffen. Bis sie 1995 plötzlich abzogen. Seither ist das eingezäunte Gelände ein `lost place´, ein `weißer Fleck´ auf der Landkarte. Geheimnisumwittert und gefährlich. Und es zieht dunkle Gestalten an. Ein Jahr später ereignet sich dort eine Explosion. Die Polizei denkt zunächst an einen Blindgänger. Doch als Kommissar Rüssmann und sein Team anrücken, entdecken sie die zerfetzte Leiche eines jungen Mannes. Unfall oder Mord? Bei den Ermittlungen stoßen die Kommissare bald auf Widerstände von ungewohnter Seite. Denn die Muna birgt ein tödliches Geheimnis.

Thomas Fuhlbrügge (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Katholische Religion, Politik & Wirtschaft, Ethik und Philosophie an der Bachgauschule in Babenhausen. Der Autor, Musiker und Liedermacher lebt mit seiner Frau und seinem Sohn im südhessischen Altheim
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Prolog


Für Jessica und Jannik.

Meine Lieblingsmenschen.

»Mit Jusos kann man keine Bullen schrecken,

ihr Schlachtfeld ist doch nur der Infostand!«

Zitat der Rodgau-Monotones aus

`Die 7 starken Männer von außerhalb´

»Die Revolution sagt: ich war, ich bin, ich werde sein!«

Zitat von Rosa Luxemburg, aber auch Ende der

`Auflösungserklärung´ der RAF vom 20. April 1998

Thomas Fuhlbrügge

Muna

Ein Münster/Altheim-Krimi

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

2. Unveränderte Auflage 2022

© 2022 -Verlag, Altheim

Umschlag: Germancreative

Lektorin: Silke Walz

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Samstag, 27.3.1993 – 0.27 Uhr

»Es kann nur einen geben!« Der tragbare Sanyo-Fernseher war alt. Es zuckte auf der Mattscheibe. Erneut wurde ein Schwert in den Himmel gereckt. Der RTL-Schriftzug baute sich dazu auf. Er deutete das Ende des Films und eine weitere Werbepause an. Die letzte war gefühlt keine zehn Minuten her.

Herbert Schmidt rutschte von einer Pobacke auf die andere. Er reckte sich, um die Fernbedienung zu erreichen. Wo blieben bloß die modernen Bürostühle? Sollten die nicht längst da sein? Er hatte keinen Dunst, was schiefgelaufen war. Jedenfalls quoll schon der Schaumstoff aus den Nähten der alten.

Sein Kollege Walter Hömke reichte Schmidt die abgewetzte Fernbedienung. Das Batteriefach war offen und die beiden Mignonzellen hielten nur durch mehrere Schichten Tesa. Doch er war froh, dass es diese Kiste überhaupt gab. Nach dem Einschalten zeigte sie zunächst ein grünliches Bild, das sich manchmal erst nach Stunden und leichtem Klopfen auf die Seitenwand normalisierte. Ohne dieses Gerät wäre die Nachtschicht in der Pforte der Justizvollzugsanstalt unerträglich. Er entblößte die Raucherzähne, um herzhaft zu gähnen.

Herbert Schmidt trug die grüne Uniform des `Allgemeinen Justizvollzugsdienstes´. Hömke hatte dagegen eine schwarze Hose und ein weißes Hemd mit dem Firmenlogo der `Nefarius-Security´ an. Ein privater Sicherheitsdienst. Er beugte sich vor, führte die Hand geschickt an der Licher-Flasche vorbei, um nach der Chipstüte zu greifen.

Sie hatten auf SAT1 die Freitagsspiele der Bundesliga gesehen. Bochum gewann gegen Nürnberg und Uerdingen verlor zuhause gegen Bremen. Seine Eintracht würde erst am Nachmittag gegen Mönchengladbach spielen. Hoffentlich war Edgar Schmitt wieder in Form.

Im hinteren Bereich döste das Küken der Wachhabenden auf einem Feldbett. Der Azubi Zdenko Kucera beteiligte sich mit seinem gebrochenen Deutsch ohnehin nicht an den Gesprächen über Fußball. Auch spielte er miserabel Skat. Daher hatte er sich vor Mitternacht hingelegt. Um 2.00 Uhr würde er die `Hundswache´ übernehmen, die keiner wollte und Hömke konnte endlich schlafen.

Der Wachmann gähnte erneut. Gleichzeitig griff er nach der Zigarettenschachtel und dem schweren Schlüsselbund. »Ich mach die Runde«, murmelte er. Der Kollege Schmidt würde bei RTL die Wiederholung von `Schreinemakers live´ schauen. Mit dem viel über das Niveau sagenden Titel: `Und sowas wie ihr hat Kinder?´. Hömke grinste. Für ihn war diese Art Sendung nichts.

Am 1. April würden die Gefangenen aus Preungesheim überführt. Die dortige Haftanstalt war in die Jahre gekommen. Weiterstadt sollte hingegen die modernste und schönste in ganz Europa sein. 300 Millionen Mark für 495 Gefangene. Manche hielten die Kosten für zu hoch und die Bauweise für übertrieben. Eine architektonisch gestaltete Zaunanlage in Stahl und die mit profilierten und eingelegten Fliesen versehenen Fertigstützteile vom Typ `Schlossgartenbegrenzung´ für immerhin 1,8 Millionen Mark. Dazu kam eine Untergrundbewässerung der bis zu 20 Meter hohen Bäume, die mit 1,85 Millionen in den Büchern stand. Innenhöfe mit künstlerisch gestalteten Naturensembles aus den Elementen Fels, Wasser und Pflanzen. Kosten allein für die dekorativen Natursteinquader: 470.000 Mark. Nicht zu vergessen die Schwimm- und Sporthalle, die mit 19,5 Millionen Mark berechnet wurde und der Brunnen aus Taubertaler Muschelkalk. Die hessische Justizministerin legte bei der Bauplanung den dritten Paragrafen des deutschen Vollzugsgesetzes auf sehr gediegene Weise aus. Das Gesetz besagte, dass `das Leben im Vollzug den allgemeinen Lebensverhältnissen soweit als möglich angeglichen werden soll´. Das war vortrefflich gelungen, fand der Wachmann, der seinen Urlaub in der Türkei oftmals in schlechteren Unterkünften verbringen musste. Es war die in Architektur gegossene `Unschuldsvermutung´ eines Untersuchungsgefangenen.

Alles lag in einem seligen Dornröschenschlaf. Die mehrstöckigen Zellentrakte, die Werkstätten, Sportanlagen und der Verwaltungsbereich. Die Kirche gefiel ihm besonders gut. Bunte Glasfenster spendeten ein angenehmes Licht. Sogar eine Schwerhörigenschleife komplettierte die Technik. Sollte einmal ein besonders alter Gefangener mit Hypakusis einsitzen.

Der Hessische Rundfunk hatte sich angesagt, die Justizministerin und die Pressemeute. Ein Eröffnungsfest war geplant. Mit allem Drum und Dran. Er und seine Kollegen vom privaten Wachdienst wurden dann nicht mehr benötigt.

Die schweren Panzerglastüren der Schleuse standen offen. Sie waren mit je einem Keil festgestellt. Er brauchte die Außentür nur aufzustoßen. Im Normalbetrieb waren sie elektronisch gesichert. Zu öffnen ausschließlich mit einem Summer von der gepanzerten Zentrale aus.

Immerhin war der Köter zu Hause geblieben. Sonst hätte er für seine Runde nicht diesen gemütlichen Gang einlegen können. Der Schäferhund zerrte ihn immer in alle Richtungen. Er war sich sicher, dass so ein Tier spürte, dass er diese Vierbeiner nicht sonderlich mochte. Seine Frau und er hielten sich einen Kater. Es gab eben Hunde- und Katzenmenschen. Außerdem schaute ihn das Vieh immer so misstrauisch an, als wollte er sagen: »Das letzte Mal, als ich einem Menschen vertraut habe, bin ich aufgewacht und meine Eier waren weg!«

Der Wächter ging an der inneren Mauer entlang und blies einen Rauchkringel in die Nacht. Tagsüber überprüfte er die Bauarbeiter. Trotzdem verschwand ständig Material. Auf dieser Großbaustelle gab es Dutzende Baufirmen, Subunternehmen, Zeitarbeiter. Alle zu kontrollieren war unmöglich. Es gab Hilfsarbeiter aus Osteuropa, die plötzlich kein Wort Deutsch verstanden, aber bei allen Vorfahren schworen, dass sie die Hilti bei Arbeitsbeginn selbst mitgebracht hatten.

Er kannte diese öden Nächte. Es passierte nie etwas. Man wurde höchstens einmal von einem tieffliegenden Raben erschreckt. Einsame Stunden, in denen man sich die Beine in den Bauch stand und die Blase alle paar Minuten drückte.

»Keinen Mucks, wir sind die RAF.« Eine weibliche Stimme. Jung. Energisch. Und der harte Lauf einer Waffe in seinem Rücken. Drei weitere, vermummte Gestalten schälten sich aus der Dunkelheit. Einer griff nach seinem Funkgerät. Zwei rissen ihn zu Boden. Handschellen klickten hinter Hömkes Rücken.

»Steht die Tür zur Schleuse offen?« Wieder die weibliche Stimme. Sie sprach gebieterisch, was nicht zu ihrer sanften Stimme passte. Dabei wirkte die Terroristin auf den Wachmann fast nett. Wäre nicht die Maschinenpistole gewesen, die sie auf ihn richtete. Wie die anderen trug sie eine Strumpfmaske. Lange Haare quollen an den Seiten heraus. Alle waren schwarz gekleidet.

Walter Hömke nickte. »Ja, wir...«

»Schnauze«, fuhr ihn einer der Terroristen an. Neben seiner Waffe in der einen, hielt er eine Sprühflasche zum Pumpen in der anderen Hand. Hömkes Frau benutzte so ein Ding zu Hause zum Gießen ihrer Orchideen. Ein Hauch von Ammoniak lag in der Luft. Außerdem lugte ein Maulkorb griffbereit aus dem Rucksack. »Wie viele sind in der Schleuse und wo ist der Köter?«

»Der Hund ist nicht da«, japste der Wachmann. Die Männer besaßen Pistolen mit Schalldämpfern. »Und drinnen sind zwei Mann.« Er fragte sich, woher die Gangster etwas von einem Wachhund wussten?

»Sind die Kameras an?«

»Nein, das Überwachungssystem…« Weiter kam er nicht. Er wurde auf die Beine gezerrt. Zwei packten seine Arme. In schnellen Schritten ging es zurück zur Schleuse. Die Frau voran. Einer mit erhobener Waffe hinter ihm. Immer dicht an der Mauer. Durch das Panzerglas sah...



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