Fuchs | Heiliges Feuer | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 250 Seiten

Reihe: Niederrheinkrimi

Fuchs Heiliges Feuer

Andrea ermittelt
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7534-1452-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Andrea ermittelt

E-Book, Deutsch, Band 1, 250 Seiten

Reihe: Niederrheinkrimi

ISBN: 978-3-7534-1452-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als Andrea in dem kleinen, ländlichen Dorf Niederheid am Niederrhein eintrifft, stolpert sie zuallerst über eine Frauenleiche. Sie stellt Nachforschungen über die Tote an und erfährt, dass die ländliche Idylle sehr trügerisch ist. "Heiliges Feuer" brannte im Mittelalter die Sünden von den Seelen der Menschen. Nur wenige überlebten. Doch welche Sünden belasteten die Seele der Toten so sehr, dass sie sterben musste?

Ursula Fuchs wurde 1982 in Lusaka, Sambia geboren. Ihre frühe Kindheit verbrachte sie in Sambia und Simbabwe, bis sie mit 6 Jahren am deutschen Niederrhein eingeschult wurde. Nach 13 Jahren Schule und anschließender Gartenbaulehre ging sie zum Studium nach Osnabrück. "Fern der Heimat" begann sie diese Krimireihe, die am Niederrhein spielt. Mittlerweile sind 7 Krimis entstanden. Seit 2012 ist sie zurück am Niederrhein - und denkt nur selten darüber nach, nochmal woanders zu leben.

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Kapitel eins
Andrea seufzte, drehte den Autoschlüssel in der Zündung, wartete einen Moment und startete ihren alten, roten Opel. Aber außer einem Röcheln tat sich nichts. Sie fluchte, besann sich darauf, dass das Auto sie hören könnte und schmeichelte ihm. Es tat sich dennoch nichts. „Scheiße!“ schimpfte die junge Frau. „Komm schon! Es sind nur noch fünf Kilometer“, bettelte sie und drehte den Schlüssel erneut. Nichts. Und jetzt? Anrufen? Aber wen? Sie kannte hier niemanden. Ein neuer Job am Ende der Welt… ‚Nein’, dachte sie grimmig: ‚Hinterm Ende der Welt!’ Ein unzuverlässiger Wagen, Regen und Wind… und kein Handynetz… „Nein, das kann doch nicht sein!“ jammerte sie leise vor sich hin. Sie stieg trotz des Regens aus und lief über die Straße, das Handy vor sich in die Luft gestreckt: „Komm schon! Wenigstens ein ganz bisschen Netz!“ Aber ihre Bitten wurden nicht erhört. Sollte sie warten, bis jemand vorbeikam? Sie hatte seit einer halben Stunde niemanden mehr gesehen. Es war ein trüber Sonntagnachmittag: niemand würde heute mehr einen Fuß vor die Türe setzen. Sie setzte sich wieder ins Auto und versuchte erneut zu starten. Natürlich tat sich nichts. „Scheiß-Karre!“ Sie schlug wütend auf das Lenkrad. Ein halbe Stunde saß Andrea im Auto und diskutierte die Möglichkeiten, die sie hatte und ihre Vor- und Nachteile: aussteigen, laufen, nass werden? Nicht aussteigen, nicht laufen, nicht nass werden? Das klang besser. Im Auto schlafen? Nein, das wollte sie nicht. Also musste sie laufen. In der Pension im nächsten Ort gab es sicher ein schönes, warmes Bett, etwas Warmes zu essen, eine Dusche, vielleicht sogar eine Badewanne. Das überzeugte sie. Sie nahm ihre Handtasche, ihren kleinsten Trolly und stieg aus. Nach fünfzig Metern fluchte sie schon. Aber die Aussicht auf eine heiße Badewanne lockte sie vorwärts. Andrea war eine junge, schlanke Frau, die nur dann Sport betrieb, wenn es von ihr erwartet wurde. Wenn zum Beispiel ihre Freundinnen der Meinung waren, etwas für Körper und Gesundheit tun zu müssen und Andrea keine Ausrede fand. Oft überlegte Andrea, dass es eigentlich nicht schlecht wäre, ein paar Muskeln aufzubauen. Sie fand sich zu dünn. Aber immer wieder entschied sie sich für die angenehmere Variante des Dickerwerdens: mehr essen. Von Mamas Hackbraten, Omas Kalbsragout, Papis Hackfleischsauce über den Nudeln, dem Mandelpudding ihrer Schwester und – nicht zu toppen – dem Rinderfilet mit Champignon-Sahne-Sauce und Rotwein-Kartoffeln ihres Mannes… ‚Freundes’ verbesserte sie in Gedanken. Verheiratet waren sie nicht. Aber da sie sicher bald heiraten würden, sprach sie schon von ‚Mann’, wenn sie von Fabian sprach. Fabian… Er fehlte ihr. ‚Er war ein Idiot!’ verbesserte sie sich grimmig: ‚ein riesiger Idiot! Wie ihr Vater!’ Die beiden waren Schuld daran, dass sie auf dieser Straße im Nirgendwo, zwischen hohen Bäumen, im strömenden Regen und mit undichter Regenjacke umherlief. Es begann zu dämmern. Andreas blondes Haar klebte an ihrem Gesicht. Wassertropfen bahnten sich den Weg vom Kopf in ihre Augen oder den Nacken hinab auf den Rücken. Der Stoff ihrer Bluse klebte an der Haut, die Regenjacke hatte versagt. Andrea hielt Ausschau nach dem Dorf Niederheid, in dem sie ihre Praktikantenstelle antreten sollte. Sie erwartete schon längere Zeit das Ortseingangsschild zu entdecken. Langsam regten sich Zweifel ihn ihr: war sie auf der Straße, auf der sie dachte zu sein? Die Straßenkarte hatte sie natürlich im Auto gelassen. Aber bei diesem Regen hätte sie ihr sowieso nichts genutzt. ‚Tock tock tock tock’ hörte sie weit entfernt. Sie sah sich um, sah aber nur Bäume und Asphalt. ‚Tock tock tock’. Es kam näher. Aber was war es? Es war nicht schnell. Andrea ging weiter, drehte sich aber immer wieder nach dem Geräusch um. Es klang nach einer Maschine, einem Motor. Aber welcher Motor machte solche Geräusche? Sie blieb stehen und sah in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Langsam drang Licht, ein sehr schwaches Licht, um die letzte Biegung der Straße und das ‚Tock tock tock’ wurde lauter. Sie ging ihm entgegen. Jedes metallische Teil an dem Gefährt sah gusseisern aus und wahrscheinlich war es das auch. Andrea bekam Mitgefühl für den Motor, der dieses Gewicht vorwärts treiben musste. Der Mann hinter dem Lenkrad des schlepperähnlichen Gefährts schien der gleichen Zeit entsprungen zu sein wie sein Fahrzeug. Aber im Gegensatz zu dem tatenlustigen, geschäftigen ‚Tock tock tock’ der Maschine, machte der Mann ein griesgrämiges, missmutiges Gesicht. Andrea blieb stehen. ‚Lanz’ las sie die roten Buchstaben auf dem Kühler. Der missmutige Mann sah sie nicht an. Er sah stur vor sich auf die Straße und lenkte die langsame, laute Maschine. Nicht mit einem Hinweis ließ er Andrea merken, ob er sie gesehen hatte. Andrea würde ihn auf keinen Fall kommentarlos vorbeifahren lassen. Das Regenwasser lief ihr über das Gesicht und tropfte in die Augen. Sie war mittlerweile nass bis auf die Haut. Schimpfend, schnaufend und stöhnend machte das Gespann aus Arbeitsmaschine und missmutigem Fahrer neben ihr halt. Der Lärm war so laut, dass Andrea die Ohren schmerzten. Als sie ‚Bulldog’ seitlich auf dem Motor las, musste sie lächeln: genau so musste dieses Fahrzeug heißen. „Wo willse, Mätsche?“ brummte der Mann unfreundlich. „He is doch nix.“ Das große, runde und vom Wetter gezeichnete Gesicht des Mannes verriet keine Gefühle. ‚Freundlich sein’ entschied Andrea sich und erklärte: „Guten Abend. Ich heiße Andrea Jansen. Ich fange morgen bei Schlichter Ferdinand Hofmeister ein Praktikum an. Mein Auto ist leider kaputt und…“ „Red nich so viel! Komm he! Komms mit bei uns!“ Missmutig riss er Andrea am Arm hoch und verfrachtete sie mitsamt ihres roten Trollies auf die Radverkleidung. Nicht wissend wie ihr geschah, konnte Andrea sich nur noch schnell an Irgendetwas festkrallen, bevor der rüpelhafte Fahrer wieder Gas gab. Das ‚Tock tock tock’ der Maschine tat in den Ohren weh. Erst war ihr die Maschine sympathisch gewesen: sie kämpfte sich genauso wie sie gegen den Regen ab. Aber jetzt schien ihr dieses Fahrzeug doch sehr menschenfeindlich und so unfreundlich zu sein wie sein Fahrer. Der saß auf dem Metallsitz und starrte noch missmutiger und unfreundlicher als zuvor auf die Straße vor ihm. Die Farbe seines Gesichts sprach von Bluthochdruck und Alkohol. Der Schein der Funzeln, die als Scheinwerfer verkleidet waren, erhellten kaum die nächsten fünf Meter Straße. Um sie versank alles in Dunkelheit, kalte, nasse, unfreundliche Dunkelheit. Als Andrea sich an das rhythmische Klopfen des einen Zylinders gewöhnt hatte, begann ihr Gehirn zu arbeiten: ‚Konnte sie dem Mann trauen?’, ‚Wo fuhren sie hin?’, ‚Wer ist ‚os’?’, War sie wirklich so dumm gewesen, sich von einem unbekannten Mann auf einen Trecker hieven zu lassen und mit ihm in die stockfinstere Nacht zu fahren? Eine Hand im Straßengraben! Andrea schrie auf. Fahrer und Gefährt machten erschreckt einen Satz und Andrea hatte das Gefühl, beide sähen sie äußerst missbilligend an. „Eine Hand… Da war eine Hand… Im Graben…“ „Bis joa beklopp!“ tadelte der Fahrer sie und ignorierte sie wieder. Sie hatte eine Hand gesehen! Nur ganz kurz, aber sie war sich sicher. Ihre Fahrt wurde langsamer. Sie bogen in eine Hofeinfahrt ab. So nah bei der Hand im Graben? Was, wenn… „Jeh da rinn!“ befahl der Mann und riss Andrea vom Trecker auf den aufgeweichten Boden. Mit zitternden Gliedern, aber unfähig, sich dem Befehl zu widersetzen, stolperte Andrea den gepflasterten Weg entlang und öffnete die Türe eines alten Hauses. Das ‚Tock tock tock’ erstarb. Eine niederdrückende Stille legte sich über den Ort und machte ihr noch mehr Angst, als das ohrenbetäubende Geräusch, an das sie sich gewöhnt hatte. Sie tastete sich einen kalten, dunklen Flur entlang, der so roch, wie die alte Holzkiste ihrer Oma: Mottenkugeln, feuchter, alter Stoff und feuchtes, altes Holz. „Werner?“ rief eine sonore, weibliche Stimme. Die beiden ‚e’s im Namen wurden sehr gedehnt. „Werner!?“ rief die Frau ärgerlicher, weil sie keine Antwort bekam. Dann wurde eine Tür aufgerissen und warmes Licht fiel auf die tropfende Andrea. Die kleine hagere Frau, die nach ‚Werner’ gerufen hatte, erschrak, rief dann aber laut aus: „Kind! Owiije! Komm rinn, komm rinn! Bis joa klätschnaat! Na, komm, komm!“ Wie eine aufgeschreckte Glucke hüpfte die erst so unbewegliche Frau um Andrea herum, die kaum verstand, wie ihr geschah. Die Frau trieb sie durch den dunklen, kalten Flur in ein Badezimmer. Sie redete ununterbrochen, aber Andrea verstand sie kaum. Aufgeregt erklärte die Frau Andrea die Armaturen über der Badewanne, überhäufte sie mit Badetüchern und...



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