E-Book, Deutsch, 303 Seiten
Reihe: Hypnose und Hypnotherapie
Fruth Imaginäre Körperreisen
2. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8497-8264-1
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Neue Wege zum individuellen Heilungsprozess
E-Book, Deutsch, 303 Seiten
Reihe: Hypnose und Hypnotherapie
ISBN: 978-3-8497-8264-1
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Erkenntnis, dass es sinnvoll sein kann, in eine Therapie auch den Körper als Medium einzubeziehen, setzt sich zunehmend durch. Imaginäre Körperreisen führen Klientinnen und Klienten über Tranceinduktionen in den eigenen Körper. Die dabei entstehenden Bilder sind höchst individuell, passen einzigartig zur jeweiligen Situation und vor allem: Sie helfen zur Genesung.
Imaginäre Körperreisen können schulmedizinische Therapien wirkungsvoll unterstützen oder Nebenwirkungen deutlich reduzieren, etwa bei Entzündungen, chronischen Schmerzen oder psychosomatischen Beschwerden. Auch in die Behandlung von Angststörungen und Depressionen lassen sie sich gut integrieren. Die Arbeit mit Gruppen ist genauso möglich wie die mit Kindern und Jugendlichen – sie lassen sich besonders unvoreingenommen auf Imaginäre Körperreisen ein und finden oft spielerisch Lösungen für ihre körperlichen oder psychischen Symptome.
Die Ärztin und Hypnotherapeutin Sabine Fruth vermittelt die Methode in diesem Buch mit allen Grundlagen und vor allem viel Praxis. Vom Vorgespräch bis zur Tonaufnahme für zu Hause führt sie durch den gesamten Therapieprozess und spart auch typische Stolpersteine wie Widerstand, Zweifel oder Ungeduld von Klientinnen oder Klienten nicht aus.
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3 Die Induktion
In diesem Kapitel erfahren Sie, auf welchen Wegen Sie Ihren Klienten in seinen Körper führen können (s. Abb. 1). Bei Kindern, Jugendlichen und den meisten Erwachsenen bietet sich der Weg über die Spiegeltechnik an. Diese Induktion ist einfach und zeitsparend umzusetzen. Bei Klienten, die bezüglich der Trancearbeit noch sehr unsicher sind oder Schwierigkeiten mit dem eigenen Körper haben, stellt die Induktion über den äußeren sicheren Ort eine gute Alternative dar. Abb. 1: Die Induktion 3.1 Die Spiegeltechnik
Um die Trancearbeit zu starten, wird der Klient zunächst eingeladen, sich vor seinem inneren Auge eine Landschaft vorzustellen. Machen Sie ganz offene Angebote, wie diese Landschaft beschaffen sein könnte. Es gilt, im Dialog nachzufragen, was dort wahrgenommen wird. Der Klient steigt in sein Bild ein, und der Therapeut erfragt die Wahrnehmungen auf allen Ebenen (VAKOG): •»Wie sieht die beschriebene Wiese aus?« (visuell) •»Gibt es dort Geräusche?« (auditiv) •»Wie ist die Temperatur?« (kinästhetisch) •»Gibt es einen Geruch?« (olfaktorisch) •»Gibt es einen besonderen Geschmack?« (gustatorisch) Sobald der Klient in seiner Landschaft angekommen ist, erfolgt damit eine Dissoziation. Er sitzt gleichzeitig bei Ihnen im Sprechzimmer und bewegt sich parallel in seinen inneren Bildern. Entscheidend ist, dass Sie über die verschiedenen Wahrnehmungen dazu einladen, in das Bild einzusteigen. Auch wenn der Klient sein Spiegelbild von außen betrachtet, kann er gleichzeitig spüren, wie dort die Temperatur ist und was das kleine Ich sieht. Lassen Sie ihm genug Zeit für diesen wichtigen Prozess. Dabei ist es sehr wichtig, keine eigenen Vorstellungen einzustreuen, sodass die Beschreibungen tatsächlich die des Klienten bleiben. Es ist hilfreich, immer nur Einladungen auszusprechen, die dazu animieren, ganz individuelle Bilder entstehen zu lassen. Ich empfehle, die Beschreibungen der Landschaft wörtlich zu notieren, um Verfälschungen zu vermeiden. Eine »gehügelte Landschaft« ist etwas anderes als eine »hügelige Landschaft«. Die Wortwahl des Reisenden gilt es zu respektieren und diesen Respekt durch wortgetreues Paraphrasieren zu bestätigen. Die Wirkung dieses Wiederholens empfinden alle Klienten als enorm hilfreich. Sie fühlen sich verstanden. Das wortgetreue Wiederholen bestätigt, dass auch der Therapeut im Bild des Klienten ist und diesem folgt: »… und Sie sehen dort eine gehügelte Landschaft …« Durch die wörtlichen Notizen gelingt in den Folgesitzungen ein schneller Wiedereinstieg in eben diese Landschaft: »Ich lade Sie ein, wieder in Ihre gehügelte Landschaft zu gehen …« Somit spricht der Therapeut immer wieder Einladungen aus. Im nächsten Schritt in der Landschaft des Klienten laden Sie dazu ein, einen Spiegel oder eine spiegelnde Fläche zu finden. Es empfiehlt sich, das Wort »suchen« zu vermeiden, da Suchprozesse lange dauern können. Das Wort »finden« suggeriert gleichzeitig, dass es auch etwas zu finden gibt. Dabei können Sie aufmunternd anbieten, dass in einer Imagination alles möglich ist. »Auf einer Wiese darf ein barocker Spiegel stehen.« Solche Erklärungen sind jederzeit möglich und schmälern die Trancetiefe keineswegs. Wenn zwischendurch damit das Bewusstsein angesprochen wird, kann in den inneren Bildern das Unbewusste weiter den Spiegel finden. Durch dieses Rein- und Rausspringen, gerade in der Anfangsphase, wird die Trance eher vertieft. Lassen Sie sich den Spiegel und dann das Spiegelbild beschreiben. Das Spiegelbild muss nicht ganz klar zu erkennen sein und darf anders aussehen als der Klient heute. Bei Unsicherheiten entscheidet stets der Klient, ob für ihn die Arbeit mit diesem Spiegelbild weitergehen kann. Die Frage: »Ist das so für Sie stimmig?« kann schnell und einfach klären, ob die Reise weitergehen darf. Bei Unstimmigkeiten kann die Frage: »Ist es wichtig, dass wir uns jetzt damit beschäftigen?« jederzeit hilfreich sein. Die Antwort »Ja, es ist wichtig« kann die Reise überall unterbrechen. Ein Widerstand2 (s. Kap. 12) kann bereits in der Landschaft vor oder bei dem Spiegel auftreten. Unter Umständen zeigen sich hier entscheidende Hinweise, die sich aufgreifen lassen. Ich sehe das durchaus positiv, da jeder Widerstand zu einem therapeutischen Schritt führt. Und um genau diese Schritte geht es in der Therapie. Sollte hier ein Widerstand erscheinen, lassen Sie den Klienten damit wie in Kapitel 12 beschrieben in Kontakt treten. Alles, was kommt, wird genauso angenommen, wie es erscheint. Eine (Ab-) Wertung ist zu vermeiden, da sich der Klient sonst unter Druck sieht. Ich freue mich inzwischen über jeden Widerstand! Die Auflösung der Widerstände ist ein wesentlicher Therapieschritt, auf dem wir weiter aufbauen können. Am Spiegel angekommen laden Sie den Klienten dazu ein, mit einer Fernbedienung das Spiegelbild zu verkleinern. Der Spiegel darf bleiben, wie er ist. Das Verkleinern kann auch ohne Fernbedienung mit Zauberkraft »einfach so« erfolgen oder durch Zoomen mit zwei Fingern. Ziel ist es, dass das Spiegelbild aus dem Spiegel heraus in die Hand des Klienten springt. Sobald das Spiegelbild unterwegs ist, ist eine weitere Dissoziation erfolgt. Die Mehrfachdissoziationen tragen dazu bei, dass die imaginären Körperreisen oftmals als spielerisch und »leicht« empfunden werden. Trotzdem lassen sich »schwere« Themen bearbeiten. Für Sie als Therapeuten bietet es sich an, während der Körperreise mit dem Spiegelbild oder dem reisenden Teil direkt zu reden. Nach vorheriger Absprache kann das Spiegelbild direkt mit »Du« angesprochen werden. Sie laden es nun ein, so klein zu werden, dass es auf die Reise in den Körper der großen Person gehen kann. Als Eintrittspforte hatten sich zunächst Mund, Nase und Ohren angeboten. Einige Klienten kamen durch die offenen Einladungen auf die Idee, direkt durch eine Pore in der Hand zu verschwinden. Auch der Bauchnabel wird gerne als Eintrittspforte gewählt. Der Weg hinein muss nicht physiologisch sein – in der Imagination ist alles erlaubt. Auch durch die Vagina sind schon Klientinnen gereist, und ein Junge startete mit einer »Arschbombe in den Popo hinein«. Die Aussage »Alles ist möglich!« oder nach einer Aufzählung von Optionen die Ergänzung »… oder ganz anders« erlaubt dem Klienten, immer wieder neue Wege zu gehen. Lassen Sie ihm Zeit, sich auf seine Art hineinzufinden. Praxis Die Induktion erfolgt über die Einladung, sich eine Landschaft vorzustellen. THERAPEUT Ich lade Sie nun ein, vor Ihrem inneren Auge einmal in eine Landschaft zu gehen … die Augen können dabei geöffnet sein oder sich schon schließen … die Landschaft kann eine Wiese oder ein Weg sein … ein Strand, ein Feld … ein Wald oder Berge … eine Wüste … oder etwas ganz anderes … Wenn Sie eine Landschaft wahrnehmen, dann würde mich interessieren, wie Ihre Landschaft aussieht … was nehmen Sie wahr? Gerade in den ersten Sitzungen ist es wichtig, dem Klienten genug Zeit zu geben. Warten Sie geduldig, bis er Ihnen rückmeldet, was er gerade wahrnimmt. Sie sollten im Dialog bleiben und erst neue Angebote machen, wenn Ihnen der Klient folgen konnte. Er bestimmt das Tempo! Damit Ihr Gegenüber ganz im Bild ankommt, fragen Sie die Wahrnehmungen (VAKOG, s. o.) ab. Nach jeder Frage warten Sie auf eine Antwort, die Sie wörtlich notieren. THERAPEUT Was sehen Sie dort? Können Sie etwas hören … oder ist es ganz still? Gibt es auch einen Geruch? Wie fühlt sich der Boden unter Ihren Füßen an? Wie ist die Temperatur? Nach einem Geschmack frage ich, wenn die Landschaft dazu einlädt. Am Meer ist zum Beispiel oft eine salzige Luft zu schmecken. Zur Bestätigung wiederholen Sie wörtlich die Wahrnehmungen des Klienten. Gerade am Anfang sind Geduld und ein langsames Vorgehen wichtig. THERAPEUT Nun gehen Sie bitte voran und finden einen großen Spiegel oder eine spiegelnde Fläche … manchmal steht ein großer Spiegel mitten in der Landschaft … das kann auch ein Wasser sein … eine Glasscheibe … oder etwas ganz anderes … Schritt für Schritt in Ihrem Tempo … wenn Sie etwas gefunden haben,...