Frost / Precht | Mein Körper ist ein Hotel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 152 Seiten

Frost / Precht Mein Körper ist ein Hotel


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86034-507-8
Verlag: Edition diá Bln
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 152 Seiten

ISBN: 978-3-86034-507-8
Verlag: Edition diá Bln
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Cora Frost, Performancekünstlerin, Sängerin und Herrendarstellerin, bewegt sich zwischen Nightclubs und Nationaltheater. Ihre Liederabende führen sie bundesweit auf Tournee und weltweit auf Gastspielreisen, u. a. mit Chico César nach São Paulo, ins Opernhaus von Manaus, nach Paris und Amsterdam, mit Tim Fischer durch Syrien, Ägypten und Sudan, als Tänzerin durch Florida, nach Chicago und New York. In ihrem Buch erzählt Cora Frost vom Unterwegssein, von den Versprengten der Nacht, den Wünschen einer Animierdame und dem verbrennenden Feuer der Einsamkeit. Die Reise durch ihr Leben wird flankiert von ihren Liedern und Gedichten, von Zeichnungen und Fotos.

"Cora Frost ist eine Expertin des Bizarren." (FAZ Magazin)

Die Reihe "Es geht auch anders" in der Edition diá:

Gad Beck
Und Gad ging zu David. Die Erinnerungen des Gad Beck
ISBN 9783860345016

Georgette Dee
Gib mir Liebeslied. Chansons Geschichten Aphorismen
ISBN 9783860345061

Cora Frost
Mein Körper ist ein Hotel
ISBN 9783860345078

Ulrich Michael Heissig
Irmgard, Knef und ich. Mein Leben, meine Lieder
ISBN 9783860345085

Lotti Huber
Diese Zitrone hat noch viel Saft. Ein Leben
ISBN 9783860345023

Lotti Huber
Jede Zeit ist meine Zeit. Gespräche
ISBN 9783860345030

Charlotte von Mahlsdorf
Ich bin meine eigene Frau. Ein Leben
ISBN 9783860345047

Napoleon Seyfarth
Schweine müssen nackt sein. Ein Leben mit dem Tod
ISBN 9783860345054

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Weitere Infos & Material


Werden
Wie schöne Frauen schmecken
Intermezzo
Richtige Männer, richtige Frauen
Trink und stirb

Berufen
Striptease, Gebete und all das
Nur eine tote Chansonette ist eine gute Chansonette
Nachtsalon
Ich geh mit meinem Pianör

Begegnen
It's often zu spät
Marie

Bleiben
München
Jahreszeiten
Berlin
Jahreszeiten

Gehen
Unterwegs
New York, New York
Italien
Brasilien
Hawaii
Syrien, Ägypten, Sudan

Schließen


Damals interessierte ich mich nicht für Jungs. Vor unserem Haus wuchsen ein paar Büsche, in die mich ein kleiner Junge mit den Worten lockte, er müsse mir was Tolles zeigen. Ganz stolz führte er mir seinen Schniedel vor. Ich schaute einmal hin, dachte, nein, das interessiert mich nicht, und ging weg. Das war schwer für ihn. Ich kochte eben lieber mit meinen Freundinnen. Das heißt, wir kochten uns gegenseitig. Nur einmal war mir peinlich, dass ein Mädchen von ihrer Mutter Salz und Pfeffer holte, um mich zu würzen. Ich überlege manchmal, ob die Geschichten und Märchen meiner Kindheit nicht etwas auslösten, was mit dem verwandt ist, das diesen Japaner in Frankreich dazu trieb, seine Kommilitonin zu erschießen und zu essen. Vielleicht wollte er wissen, wie schöne Frauen schmecken? Vielleicht würde ich heute auch wissen wollen, wie schöne Mädchen schmecken, und nur mein Singen und Reisen haben Schlimmeres verhindert. Man weiß so wenig, weiß im Grunde gar nichts über sich. Noch jetzt male ich mir aus, wie ich verschiedene Freunde zubereiten würde: Alfred Biolek nur mit frischen Zutaten, frischem Rosmarin und Petersilie, mit ein bisschen Knoblauch und Weißwein; Tim Fischer als arabisches Täubchen, ganz zart gebraten; Georgette Dee als deftiges Biergulasch oder als Apfelküchlein; Susanne Betancor in einer Erbsensuppe, mit ein bisschen Speck, damit sie würzig schmeckt. Aus Gert Thumser kann man ganz viele Tintenfischringe machen, dazu eine Knoblauchsauce; und aus mir Forelle blau -- mit Butter.
Im Kindergarten biss ich die Kinder, bis Blut spritzte. Mag sein, dass ich auch bei ihnen wissen wollte, wie sie schmeckten. Oder weil ich dachte, ich wäre kein richtiges Kind und die anderen wären richtige Kinder, die ich aus dem Weg beißen müsste. Als ein Team vom "Feuerroten Spielmobil" in den Kindergarten kam und uns beim Spielen filmen wollte, dachte ich, das kann ich nicht, setzte mich auf die Seite und schaute zu. Aber ich sollte mit einem Jungen gefilmt werden, als Mutter und Vater. Der Kameramann sagte: "So, jetzt mach mal, was deine Mutti zu Hause immer macht." Ich stand zwanzig Zentimeter von der Kamera entfernt, guckte entsetzt in die Linse und wusste nicht, was ich tun sollte. Meine Arme hingen herunter, leicht abgespreizt. Ich stand unter Schock. Sie führten mich ab -- wie einen Kriminellen. Ich hatte mein Trauma weg fürs Leben. Noch heute brauche ich auf Auditions zwei Anläufe, weil ich denke, ich stehe im Kindergarten zwanzig Zentimeter von der Kamera entfernt, mit steifen, abgespreizten Ärmchen.
Die Eltern der anderen Kinder wollten mich anbinden, bevor ich alle beiße. Ich sei gefährlich. Aber es ist doch einfach nicht gerecht, wenn man zusammen "Flipper" spielt, und nur ein Mädchen, das blödeste, darf Flipper sein! Oder umgekehrt: Mit einem Jungen spielte ich in einem Heuschober in den österreichischen Bergen "Raumschiff Enterprise". Ich saß vor einem Heuballen und war Lieutenant Uhura. Er war alles andere! Ich saß die ganze Zeit vor diesem Heuballen, das war nicht schön. Außerdem drehte er meinen Arm um, um sich zu amüsieren. Was außer Beißen soll man in einer solchen Situation denn machen?


1963 in München geboren, tritt Cora Frost seit 1981 als Sängerin mit eigenen Liedern und Texten auf, später mit eigenwillig-schrägen Shows. 1996 Deutscher Kleinkunstpreis. Sie lebt in Berlin und arbeitet als Autorin, Performerin, Schauspielerin und Regisseurin.



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