Fromme / Sesink | Pädagogische Medientheorie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 165 Seiten, eBook

Reihe: Medienbildung und Gesellschaft

Fromme / Sesink Pädagogische Medientheorie

E-Book, Deutsch, 165 Seiten, eBook

Reihe: Medienbildung und Gesellschaft

ISBN: 978-3-531-90971-4
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Die Medienpädagogik hat sich in den vergangenen Jahren als wissenschaftliche (Teil-) Disziplin zunehmend ausdifferenziert und dabei auch einen eigenen 'Theoriediskurs' begonnen. Dieser Band bündelt relevante Beiträge mit dem Ziel der Reflexion theoretischer Grundlagen der Medienpädagogik. Die Autoren greifen dazu zentrale Theorien und Diskurse aus den Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften auf und gehen der Frage nach, inwieweit sie helfen können, pädagogisch und bildungstheoretisch relevante Phänomene der sich wandelnden Medienwelt besser zu verstehen.

Johannes Fromme ist Professor für Erziehungswissenschaftliche Medienforschung an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.
Prof. Dr. Werner Sesink vertritt das Fachgebiet Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Bildung und Technik an der TU Darmstadt.
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1;Inhaltsverzeichnis;6
2;Einleitung;7
3;Bildungstheorie und Medienpädagogik. Versuch eines Brückenschlags;12
3.1;1 Bildungstheorie und Medienpädagogik;12
3.2;2 Medialer Raum: das Medium der Medien;13
3.3;3 Vermittlungskollisionen;15
3.4;4 Die Nacht der Welt;18
3.5;5 Das Prinzip der Kritik;24
3.6;6 Verantwortung;27
3.7;Literatur;32
4;Die Luhmannsche Systemtheorie und der Medienbegriff;35
4.1;Luhmanns Begriff der Gesellschaft;35
4.2;Der Schematismus von Medium und Form;36
4.3;Neue Medien;38
4.4;Leiblichkeit als Medium;39
4.5;Sprache;39
4.6;Form, Kultur und Welt;40
4.7;Zwischenstand der Überlegungen;42
4.8;Bildungsmedien;42
4.9;Neue Medien als Massenmedien;44
4.10;Neue Medien als Reflexion auf Medialität;45
4.11;Neues Medium als lose Kopplung reiner Formen;45
4.12;Das Neue Medium als Menge aller virtuellen Welten;46
4.13;Literatur;47
5;Wissen, Artikulation und Biographie: theoretische Aspekte einer Strukturalen Medienbildung;49
5.1;1 Wissen und Bildung in der Wissensgesellschaft;50
5.2;2 Strukturale Medienbildung;58
5.3;3 Zusammenfassung;65
5.4;Literatur;65
6;Zwischen Kanal und Lebens-Mittel: pädagogisches Medium und mediologisches Milieu;69
6.1;1 Einleitung;69
6.2;2 Medium und Milieu;73
6.3;3 Mediologie;78
6.4;4 Transmissionen;88
6.5;Literatur;91
7;Digitale Medien als kulturelle Medien: Medien zum Be- Greifen wesentlicher Konzepte der Gegenwart;93
7.1;1 Einleitung;93
7.2;2 Maschinisierung von Kopfarbeit und Ende der Arbeitsteilung;94
7.3;3 Technisierung des Lernens und/oder Abwerfen des technischen Charakters des Lernens?;97
7.4;4 Computer als Digitales Medium;100
7.5;5 Konkretes Lernen mit Digitalen Medien;103
7.6;6 Das Bildungsmedium;105
7.7;7 Zum Schluss;108
7.8;Literatur;109
8;Die Politik der Aufführung. Interpretative Ethnographie und kritische Pädagogik im 21. Jahrhundert;112
8.1;1 Die Aktualität der kritischen Pädagogik;112
8.2;2 Dwight Conquergoods Manifest „Rethinking Ethnography“;115
8.3;3 Plädoyer für eine aufführungsorientierte Pädagogik – die Intervention von Norman K. Denzin;120
8.4;4 Schluss;122
8.5;Literatur;123
9;Spielräume des Geschlechtlichen – Sex und Gender im Internet;126
9.1;1 Geschlecht zwischen Diskurs, Körper und Medien;127
9.2;2 Pro-Ana: Mediale Debatten um die Normalität weiblicher Körperbilder;130
9.3;3 Das 2. Leben;137
9.4;4 Fazit;143
9.5;Literatur;144
10;Marshall McLuhans Medientheorie aus bildwissenschaftlicher Sicht;147
10.1;1 Einleitung;147
10.2;2 Marshall McLuhans Medientheorie;147
10.3;3 Bildwissenschaftliche Perspektiven;155
10.4;4 Fazit;162
10.5;5 Literatur;162
11;Autorinnen und Autoren des Bandes;164

Bildungstheorie und Medienpädagogik. Versuch eines Brückenschlags.- Die Luhmannsche Systemtheorie und der Medienbegriff.- Wissen, Artikulation und Biographie: theoretische Aspekte einer Strukturalen Medienbildung.- Zwischen Kanal und Lebens-Mittel: pädagogisches Medium und mediologisches Milieu.- Digitale Medien als kulturelle Medien: Medien zum Be-Greifen wesentlicher Konzepte der Gegenwart.- Die Politik der Aufführung. Interpretative Ethnographie und kritische Pädagogik im 21. Jahrhundert.- Spielräume des Geschlechtlichen — Sex und Gender im Internet.- Marshall McLuhans Medientheorie aus bildwissenschaftlicher Sicht.


Die Politik der Aufführung. Interpretative Ethnographie und kritische Pädagogik im 21. Jahrhundert (S. 115-116)

Die Politik der Aufführung

Rainer Winter

1 Die Aktualität der kritischen Pädagogik

In der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts wird deutlich, welch wichtige Bedeutung und Relevanz einer (Medien-)Pädagogik zukommt, die kritisch orientiert ist (vgl. Winter 2006). Eine ihrer wesentlichen Aufgaben ist es, das Ideal einer demokratischen und freien Gesellschaft zu bewahren und zu verteidigen. Eine kritische Pädagogik analysiert Herrschafts- und Machtverhältnisse, Formen des beschädigten Lebens, der Ausgrenzung, der Diskriminierung, des Rassismus und der Benachteiligung. Sie möchte den diesen Strukturen unterworfenen Menschen helfen, ihre Lebensverhältnisse (besser) zu verstehen sowie Möglichkeiten der Gestaltung und Veränderung zu erkennen und zu ergreifen.

Da die kritische Pädagogik die Handlungsmächtigkeit („agency") der von kritischen Lebensereignissen und einschränkenden Lebensbedingungen Betroffenen entfalten und steigern möchte, folgt sie einem emanzipatorischen Erkenntnisinteresse. Zudem orientiert sie sich am kosmopolitischen Ideal einer transnationalen Zivilgesellschaft, die eine weltweite Demokratisierung der Lebensverhältnisse anstrebt. Kritische Pädagogik ist eine Version kritischer Theorie, die selbst nicht ein einheitliches Konzept ist, sondern in der Gegenwart viele unterschiedliche Formen angenommen hat (vgl. Kincheloe/McLaren 2005, Winter 2007, Winter/ Zima 2007).

Kritische Theorien sind in konkreten Lebenserfahrungen und in Kämpfen um soziale Gerechtigkeit verankert, sie verändern sich je nach Fragestellung, individueller und gesellschaftlicher Problemlage sowie den jeweiligen sozialen und kulturellen Konstellationen. Wichtige Traditionslinien kritischer Theorie sind die Frankfurter Schule, die genealogischen Arbeiten von Michel Foucault, die Dekonstruktion objektiver Wahrheit in den Analysen von Jacques Derrida, die Schizoanalyse von Gilles Deleuze und Félix Guattari oder die Tradition der Cultural Studies, die im Umkreis von Stuart Hall in Birmingham entstanden ist.

Gemeinsam ist diesen Ansätzen, dass sie sowohl positivistische und postpositivistische Konzeptionen von Wissenschaft ablehnen als auch die negativen Folgen instrumenteller Rationalität kritisieren und nach Alternativen su chen. Adornos negative Dialektik (Adorno 1966), die Einblick in die negativen Zustände im Spätkapitalismus gewährt, und seine Konzeption des Nichtidentischen, die das Denken für das Andere öffnen soll, sind hierfür ein gutes Beispiel (vgl. Zima 2007). Kritische Forschung analysiert und kritisiert gesellschaftliche Machtverhältnisse und Formen sozialer Ungerechtigkeit mit dem Ziel zum „empowerment" von Personen und Gruppen beizutragen, so dass diese ihre eigenen Lebensbedingungen besser verstehen, kontrollieren und gestalten können (vgl. Fiske 1993, Winter/Mikos 2001). So ist auch die kritische Pädagogik eine demokratische Praxis, die die subordinierten Personen und Gruppen in die gemeinsame Gestaltung von Lebensverhältnissen einbinden möchte.

Deshalb sind die Analysen, Forschungen und Praktiken der kritischen Pädagogik auf Transformation und Intervention hin angelegt. Die Forschung ist oft nur ein erster Schritt im Kampf für eine bessere Welt, wie die Arbeiten von Paulo Freire (1998) zeigen. Während der logische Empirismus und der Kritische Rationalismus das Interesse verfolgen, Politik aus der Wissenschaft auszuschließen, geht es kritischen Theorien gerade darum, den politischen Charakter jeder Form von Repräsentation, Wissensproduktion und von Praxis aufzuzeigen (vgl. Conquergood 2006: 351).

So sind pädagogische Praktiken immer auch moralisch und politisch orientiert. Die kritische Pädagogik enthüllt hegemoniale Macht-Wissen-Strukturen, legt offen, wie sie demokratische Erfahrungen verhindern bzw. wie sie auf solche hin geöffnet werden können (Giroux/Giroux 2006: 21). Ein hegemonialer Konsens ist nie vollständig erreicht, nie unumstritten und stets vorläufig, da es immer verschiedene Gruppen mit anderen Interessen gibt, die ihn in Frage stellen, negieren und bekämpfen (vgl. McLaren 1995).


Johannes Fromme ist Professor für Erziehungswissenschaftliche Medienforschung an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Prof. Dr. Werner Sesink vertritt das Fachgebiet Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Bildung und Technik an der TU Darmstadt.


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