E-Book, Deutsch, Band 231, 64 Seiten
Reihe: Silvia-Gold
Fröhlich Silvia-Gold 231
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-7752-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Dem Himmel entgegen
E-Book, Deutsch, Band 231, 64 Seiten
Reihe: Silvia-Gold
ISBN: 978-3-7517-7752-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Jana Schober liebt die Freiheit und das berauschende Gefühl, im freien Fall dem Alltag zu entfliehen. Deswegen hat sich die Achtundzwanzigjährige auch ihren Traum erfüllt und eine eigene Fallschirmsprungschule gegründet. Doch als plötzlich Tilo Berger, der Schwarm ihrer Jugend, vor ihr steht und einen Tandemsprung mit ihr erleben möchte, wirbelt er ihre Gefühle gehörig durcheinander. Zwischen luftigen Höhen und dem Boden der Realität entwickelt sich eine Anziehungskraft, die Jana sich nicht eingestehen will. Sie versucht zu fliehen. Denn schon als Teenager hat sie sich geschworen, niemals ihre Gefühle für einen Mann über ihre Unabhängigkeit zu stellen. Doch was wäre, wenn Jana endlich wagt, sich nicht nur in die Lüfte, sondern auch in die Liebe zu stürzen? Würden dann ihre Narben aus der Vergangenheit heilen können?
Autoren/Hrsg.
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Dem Himmel entgegen
Ein Roman über die schwindelerregenden Höhenflüge der Liebe
Von Henriette Fröhlich
Jana Schober liebt die Freiheit und das berauschende Gefühl, im freien Fall dem Alltag zu entfliehen. Deswegen hat sich die Achtundzwanzigjährige auch ihren Traum erfüllt und eine eigene Fallschirmsprungschule gegründet. Doch als plötzlich Tilo Berger, der Schwarm ihrer Jugend, vor ihr steht und einen Tandemsprung mit ihr erleben möchte, wirbelt er ihre Gefühle gehörig durcheinander. Zwischen luftigen Höhen und dem Boden der Realität entwickelt sich eine Anziehungskraft, die Jana sich nicht eingestehen will. Sie versucht zu fliehen. Denn schon als Teenager hat sie sich geschworen, niemals ihre Gefühle für einen Mann über ihre Unabhängigkeit zu stellen. Doch was wäre, wenn Jana endlich wagt, sich nicht nur in die Lüfte, sondern auch in die Liebe zu stürzen? Würden dann ihre Narben aus der Vergangenheit heilen können?
Das erste Licht des Tages schien sanft und golden durch das Fenster herein, als Jana Schober aus dem Bett sprang. Ein schneller Blick nach draußen zeigte ihren geliebten Flugplatz. Die Sonne tauchte das Flughafengebäude, das Rollfeld und die umliegende Landschaft in ein tiefes Orange und versprach einen klaren Tag.
Ein perfekter Samstagmorgen für Fallschirmsprünge!
Jana duschte eilig, zog sich an, schnappte sich ihre Sportsachen, band im Gehen ihre schulterlangen, braunen Haare zu einem Zopf und zog ihre Sportjacke über.
Auf dem Weg zum Fallschirmsprungzentrum am Dorfrand begegnete sie niemandem. Die Familien genossen es, am Wochenende auszuschlafen, und diejenigen, die auch am Samstag arbeiten mussten, waren längst aufgebrochen.
Voller Vorfreude lief sie die gepflasterten Straßen, die von liebevoll gepflegten Fachwerkhäusern gesäumt waren, entlang.
Angekommen im Trainingszentrum, ging Jana sofort zum Ausrüstungsraum. Sie überprüfte jeden Fallschirm mit der schnellen Präzision, die sie sich in den Jahren angeeignet hatte. Jeder Gurt, jede Schnalle musste perfekt sitzen.
Ihr Blick wanderte über den Hangar. Die Flughalle war das Herzstück der Skydiving-Schule, die sie und Andreas, ihr guter Freund und Mitinhaber, mühevoll aufrechterhielten. Am Wochenende war hier am meisten los, wenn all die Hobbyspringer zum Training hierherkamen und Laien ihre ersten Tandemsprünge wagten.
Als sie gerade die letzte Überprüfung vornahm, hörte sie hinter sich eine dunkle Stimme:
»Hey Jana, du bist die Erste am Platz!«
Jana drehte sich überrascht um und musste einen Moment blinzeln.
Da stand doch Tilo Berger, ihr ehemaliger Mitschüler, der begehrteste Junge ihrer Schulzeit, vor ihr. Früher war er drei Klassen über ihr gewesen, und damals hätte er sie niemals so intensiv angesehen. Doch nun spielte der Altersunterschied von drei Jahren anscheinend keine große Rolle mehr.
Seine braunen Augen musterten sie neugierig, und das kantige Gesicht hatte nichts von seiner jugendlichen Attraktivität eingebüßt – im Gegenteil.
»Du bist also wirklich zurück in der Heimat«, stellte sie fest und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Hast du das Fallschirmspringen für dich entdeckt?«
Tilo zuckte mit den Schultern. »Noch nicht. Kommt drauf an, wie es heute wird. Ich springe zum ersten Mal. Allerdings bin ich etwas früh. Hoffentlich nicht zu früh.«
Er zwinkerte ihr zu. Flirtete er etwa mit ihr?
»Die anderen müssten auch bald kommen«, sagte Jana. »Ihr seid heute eine Gruppe von fünf Anfängern – ihr bekommt erst eine Einführung und dann springen mein Kollege Andreas und ich mit euch nacheinander.«
Er nickte. »Ich würde gerne mit dir den Tandemsprung machen!«
Sein Blick blieb an ihr hängen, und Jana stieg die Hitze in die Wangen.
»Kriegen wir hin«, sagte sie so beiläufig wie möglich.
Bald trafen auch die anderen Kunden ein. Es waren ebenfalls ehemalige Mitschüler, vier ehemalige Freunde von Jana, die nun alle bereits im Berufsleben standen. Mit dem gemeinsam geplanten Fallschirm-Tandemsprung wollten sie einen lang gehegten Traum verwirklichen.
Janas Augen leuchteten, als sie die Gruppe sah. Sie hatten früher viel Zeit zusammen verbracht, jetzt kannten sie sich kaum noch. Jana freute sich, die vier wiederzusehen.
Da war Lisa, heute erfolgreiche Architektin, und immer noch energisch und leidenschaftlich wie vor zehn Jahren. Neben ihr stand Paul, jetzt ein angesehener Anwalt, der als Schüler eher ein Außenseiter gewesen war und den Spitznamen »Lexikon« gehabt hatte. Daneben wartete Marie, die inzwischen als Krankenschwester arbeitete und immer noch den gleichen scharfen Humor besaß. Und schließlich war da Tim, der Nervöseste in der Runde. Unruhig trat der IT-Spezialist von einem Bein aufs andere und schaute sich hektisch um. Rote Flecken hatten sich auf seinem Gesicht gebildet.
»Guten Morgen, ihr alle! Seid ihr bereit für das Abenteuer eures Lebens?« Jana ging auf die Gruppe zu und begrüßte jeden einzelnen mit einer Umarmung. »Kennt ihr noch Tilo? Er war ein paar Klassen über uns. Er macht heute auch seinen ersten Fallschirmsprung!«
»Hi zusammen«, Tilo begrüßten die anderen mit einem lockeren Handschlag.
Lisa, Paul und Marie waren erfreut und plauderten direkt mit Tilo. Aber Tim wirkte völlig angespannt. Er schluckte so schwer, dass sich sein Adamsapfel hektisch auf und ab bewegte.
»Ich hoffe, ich überlebe das«, murmelte er.
Die vier anderen lachten aufmunternd.
Jana legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Du wirst es großartig machen, Tim. Wir haben alles im Griff. Vertraue mir. Gerade habe ich die Ausrüstung extra für dich noch einmal überprüft«, scherzte sie.
Jana mochte diese Mischung aus Aufregung und Nervosität, die in der Luft lag, mehr als alles andere. Das war ihre Leidenschaft! Und Menschen wie Tim waren ihre persönliche Herausforderung. Wenn auch Skeptiker wie er später begeistert waren, dann hatte sich ihre Arbeit gelohnt.
Während die fünf in der Gruppe konzentriert ihren Einweisungen lauschten, beobachtete Jana jede ihrer Bewegungen. Wichtig war es, schon im Vorfeld genau zu verstehen, wie jeder von ihnen tickte, das konnte bei einer eventuellen Gefahrensituation Leben retten, auch wenn sie nicht mit Unerwartetem rechnete. Doch die gute Vorbereitung war in ihrem Beruf alles.
Dann kam ihr Geschäftspartner Andreas hinzu. Er führte die Gruppe durch die ersten Sicherheitshinweise und erklärte den Ablauf des Sprungs. Andreas sprach ruhig und sachlich, wieder dachte Jana, was für ein tolles Team sie doch waren.
Aus dem Augenwinkel bemerkte Jana, dass Tim jedoch immer nervöser wurde. Er stand abseits der Gruppe, seine Hände zitterten, und er rieb sich unaufhörlich die Schläfen, als hätte er starke Kopfschmerzen.
Andreas schien es nicht zu bemerken, gut gelaunt fuhr er mit seinen Erklärungen und Anweisungen fort. Dass sich die Unruhe von Tim allmählich auf die anderen übertrug, merkte er auch nicht.
Jana seufzte. Das war nicht der perfekte Start, den sie sich vorgestellt hatte. Sie musste schnell handeln, um die wachsende Nervosität in den Griff zu bekommen.
Mit festen Schritten ging sie auf Tim zu.
»Hey Tim«, sagte sie sanft und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Komm, lass uns kurz sprechen.«
Tim nickte. Sie führte ihn auf eine Bank am Rand der Halle.
»Jana, ich ... ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich habe mir das alles ganz anders vorgestellt. Habe mir unzählige Videoclips im Internet angesehen. Da schien es so leicht. Und jetzt? Was, wenn etwas schiefgeht?«
Jana sah ihn direkt an. »Ich verstehe, dass du nervös bist. Das geht anfangs jedem so. Auch mir vor meinem allerersten Sprung. Aber glaub mir, wir haben das hier alles hundertfach ... ach was, tausendfach durchgespielt. Die Ausrüstung ist top, die Sicherheitsvorkehrungen sind auf dem neuesten Stand. Und ich bin immer bei dir. Komm, zusammen schaffen wir das.«
»Ich weiß nicht.«
Sie erklärte ihm geduldig noch einmal alle Sicherheitsmaßnahmen, sprach über ihre eigene Erfahrung und erzählte ihm von den vielen erfolgreichen Sprüngen, die sie schon absolviert hatte, und von ihrer Teilnahme und den Siegen bei den Deutschen Meisterschaften im Fallschirmspringen.
»Es ist ganz normal, Angst zu haben. Aber ich verspreche dir, es wird ein unvergessliches Erlebnis.«
Tims Atmung beruhigte sich langsam, obwohl noch Zweifel in seinen Augen lagen. »Okay. Ich vertraue dir. Versprich mir, dass du mit mir springst.«
»Versprochen. Komm. Lass uns zu den anderen gehen, sie warten schon.«
Als sie zurück zur Gruppe gingen, sah sie, dass Tilo sie beobachtet hatte. Als sie neben ihm stand, flüsterte Tilo ihr ins Ohr:
»Aber nicht vergessen. Auch ich will mir dir springen!«
Sie räusperte sich. »Geht klar.«, antwortete sie.
Aber ihr Herz schlug schneller bei dem Gedanken, später an ihm festgebunden zu sein und mit ihm seinen Premiere-Sprung...




