Fröhlich / Corvo | Dorian Hunter 61 - Ahrimans Brut | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 61, 272 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

Fröhlich / Corvo Dorian Hunter 61 - Ahrimans Brut


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95572-061-2
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 61, 272 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

ISBN: 978-3-95572-061-2
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Dorian Hunter erkennt schockiert, wer der sechste Höllenplagen-Dämon ist. Doch die viel größere Überraschung wartet noch auf den Dämonenkiller - und stellt alles infrage, was Hunter bisher über seine vergangenen Leben zu wissen glaubte ... Der 61. Band der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter. - 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 241: 'Bazuzu' 242: 'Ahrimans Brut' 243: 'Schwesterherz'

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1. Kapitel


Gegenwart

Er war. Er ist. Er wird sein.

Manchmal war er zu mehreren, ein anderes Mal noch nicht einmal er selbst.

Sein Name war Phillip, Phillip Hayward. Er war das, was die Leute einen Hermaphroditen nennen. Sie spielten damit auf eine bestimme Eigenschaft seines Körpers an. Er war ein Zwitter, besaß männliche und zugleich weibliche sekundäre ebenso wie primäre Geschlechtsteile.

Er war ein besonderer Zwitter.

Und im Moment war er nur ein Beobachter.

»Ich habe nachgedacht«, sagte die Frau, die am anderen Ende des Tisches saß. Die dünnen krallenartigen Hände umfassten eine Tasse mit pechschwarzem Kaffee. Mehr gönnte sie sich nicht zum Frühstück. Ein Rollkragen bedeckte den faltigen Hals. Die Augen der Frau blitzten fast wütend, die Mundwinkel waren nach unten gezogen. »Ich habe nachgedacht«, wiederholte sie, »aber ich habe das Gefühl, dass Sie mir noch nicht einmal zuhören, wenn ich Ihnen etwas Wichtiges zu sagen habe!«

Lucinda Kranichs seltsamer Gast schaute noch nicht einmal auf. Der/Die junge Mann/Frau schaute in eine imaginäre Ferne. Tee, den er sich zuvor eingeflößt hatte, rann seine Mundwinkel hinab. Im nächsten Moment hatte er/sie sich wieder in seiner/ihrer Gewalt. Sein/Ihr Blick wurde von einer Sekunde zur anderen glasklar. Mit einer Serviette wischte er/sie sich über den Mund.

Der Rückfall in sein früheres Selbst hatte nur Sekunden gedauert. Jetzt war er wieder nur der Beobachter.

Asmodi war tot. Seitdem war nichts mehr wie zuvor. Und sogar Phillip schien nicht unbeeinflusst von dem Ding, das unten im Keller einmal mehr erstarkt war. Als der Hermaphrodit plötzlich vor ihrer Tür erschienen war, hatte er auf Lucinda wie ein normaler junger Mann gewirkt. Doch seitdem die Kreatur sich ein Körperteil des Deutschen einverleibt hatte, schien auch Phillip plötzlich wieder in alte Verhaltensweisen zurückzufallen. Zumindest für wenige Augenblicke.

»Entschuldigen Sie«, antwortete der Hermaphrodit und lächelte sie an. In diesem Augenblick erschien er wie ein gefallener Engel, sein Körper wirkte trotz der Länge grazil und zerbrechlich. Die blasse Haut erinnerte an ein Geisterwesen. Fast glaubte Lucinda, durch ihn hindurchblicken zu können, aber das war nur eine Täuschung. Keine Täuschung waren die golden schimmernden Augen, die vielleicht das Ungewöhnlichste an diesem Wesen waren – trotz aller anderen ungewöhnlichen Charakteristika.

Lucinda Kranich senkte den Kopf, wenn diese Augen auf sie gerichtet waren. Sie konnte deren Blicke nicht lange ertragen.

»Wer sagt mir, dass Sie wirklich der sind, als der Sie sich ausgeben!«, sagte sie nun. Sie entschloss sich, ein forscheres Verhalten an den Tag zu legen als bisher – und den Respekt, ja, die Angst zu überspielen, die sie vor Phillip Hayward empfand. »Sie tauchen hier auf und nisten sich hier ein. Ich hätte Sie gleich wieder rauswerfen sollen. Stattdessen war ich so gutmütig und habe Sie sogar die Nacht über untergebracht. Aber wenn Sie mir nicht endlich mehr zu sagen haben als bisher, dann scheren Sie sich fort!« Noch immer wagte sie nicht, ihre scharfen Worte mit den zugehörigen kalten Blicken zu unterstreichen. Dabei war gerade dies eigentlich ihre Stärke.

Statt zu antworten, nahm sich ihr Gast ein weiteres der winzigen Scones, beschmierte es andächtig mit Orangenkonfitüre und Clotted Cream und biss ein Stück davon ab.

Lucinda Kranich wusste selbst nicht zu sagen, warum sie die Anwesenheit dieses Wesens derart verunsicherte. Sogar ein üppiges Frühstück hatte sie ihm zubereitet. Sie selbst begnügte sich mit einer Scheibe trockenen Brotes.

Als Antwort auf ihre Frage erschien ein verspätetes Lächeln auf seinen schmalen Lippen. Mehr als alles andere verriet es Lucinda, dass ihr Gegenüber alles andere als verunsichert war. Im Gegenteil, dieser Hermaphrodit schien von einem Wissen erfüllt, das ihm schier grenzenlose Macht verlieh.

Macht über sie, ob ihr das gefiel oder nicht.

»Ich war. Ich bin. Ich werde sein«, sprach er nun mit einer klaren Stimme, die viel kräftiger wirkte, als man sie seinem ausgemergelten Körper zugetraut hätte.

Offensichtlich war er aus seinem Traum, seiner Vision oder was auch immer ihn für Sekunden aus der Wirklichkeit katapultierte, wieder erwacht und bei klarem Verstand.

»Was wird sein?«, stach Lucinda wie eine Krähe nach.

»Es wird seinen Lauf nehmen«, antwortete der Hermaphrodit. »Alles muss seinen Lauf nehmen. Darüber wache ich, denn ich bin der Beobachter. Nun fragen Sie nicht länger Dinge, auf die ich Ihnen keine Antwort geben kann.«

»Alles wird seinen Lauf nehmen«, äffte Lucinda ihn nach. »Ja, aber was? Was wird seinen Lauf nehmen? Und welche Rolle spielen Sie dabei?«

Und immer wieder diese Augen, diese golden schimmernden Augen, deren Blick ihr so viele Schmerzen bereiteten. Er schwieg jedoch.

»Asmodis Tod wird weitere Instabilität innerhalb der Schwarzen Familie zur Folge haben – vielleicht wird das Gefüge sogar ganz zerbrechen …« Misstrauisch sah sie ihn an.

»Das wird nicht geschehen. Es darf nicht geschehen!«, sagte er mit unerwartet kräftiger Stimme. »Darüber habe ich zu wachen – auf die eine oder andere Weise.«

Lucinda gab ein trockenes, höhnisch wirkendes Lachen von sich. »Niemand kann garantieren, dass keine Anarchie ausbricht, wenn sich Asmodis Tod herumgesprochen hat, Mr. Hayward. In Zeiten wie diesen ist sich jeder Dämon der Nächste. Nicht nur Schranken werden bersten, ganze Dämme werden brechen.« Natürlich war es ganz und gar nicht in ihrem Sinne, Asmodis Tod zu verkünden – aber musste sie das offen zugeben? Sie stellte sich vor, was geschehen könnte, sah es geradezu bildlich vor sich und spürte, wie sich die Härchen an ihren Armen aufrichten. »Es wird Anarchie geben«, fuhr sie fort. »Niemand wird sie mehr aufhalten können. Sie wissen, was das bedeutet …«

Der Hermaphrodit nickte. »Ich sehe Blut, viel Blut, die Straßen sind rot vor Blut. Ich sehe schreiende Menschen. Zerfetzte Glieder. Aber auch die Dämonen sind nicht unverwundbar. Ich sehe, wie die Menschheit sich auf altes Wissen besinnt, Holzpflöcke werden gespitzt, Silberkugeln gegossen …«

»Stimmt exakt. Die geheime, getarnte Existenz, die wir uns inmitten der harmlosen Menschheit eingerichtet haben, wird der Vergangenheit angehören.«

»Gerade das darf nicht geschehen«, wiederholte der Hermaphrodit.

»Sie kennen die Antwort«, sagte Lucinda. Sie erhob sich abrupt. Der Appetit war ihr endgültig vergangen. Ohne ein weiteres Wort begab sie sich in den Keller, in dem die Wiege stand. Die Kreatur darin war hungrig. Lucinda wusste es, sie spürte es. So lange würde der Hunger der Bestie nicht gestillt sein, bis sie kräftig genug war, ihre Mission zu erfüllen. Und Lucinda wusste auch genau, wonach die Kreatur hungerte.

»Wenn Ihr Plan gelingt, wird dieser Dämon mächtig sein. Genauer gesagt unbesiegbar. Ein ewiger Dämon.« Phillip war ihr gefolgt. Unhörbar.

Selbst mit ihren angeborenen dämonischen Sinnen hatte sie seine Schritte nicht vernommen. Einmal mehr wurde ihr bewusst, über welche Fähigkeiten ihr Besucher verfügte. Aus seinen Worten glaubte sie große Sorge herauszuhören. Vielleicht sogar die Warnung, die er ihr zukommen lassen wollte. Wer weiß, vielleicht konnte Phillip ja wirklich in die Zukunft blicken. Offensichtlich wusste er ja viel mehr als sie alle. Wenn sie nur ein Stückchen den Vorhang hätte lüften können, mit der er sein Wissen verbarg …

Doch diesmal lachte sie nur. Sie dachte nicht daran, sich ins Bockshorn jagen zu lassen. »Sie wissen, dass mein Plan der einzig richtige ist. Er ist von langer Hand vorbereitet. Die Schwarze Familie muss endlich wieder von einem starken Fürsten der Finsternis regiert werden – nur so wird keine Anarchie ausbrechen. Wir brauchen eine dauerhafte Stabilität. Zu viele Möchtegern-Dämonen haben in der Vergangenheit versucht, den Schwarzen Thron zu besteigen.«

Er seufzte tief, und sie deutete es als Zustimmung. Auch er wusste, musste wissen, dass sie recht hatte.

»Nur ein starker Fürst garantiert uns auf Dauer, dass wir auch weiterhin unsere Macht im Verborgenen ausbauen können. Wir Dämonen unterwandern die Menschheit seit Anbeginn der Schwarzen Familie. Allein dieses Vorgehen hat uns bis heute überleben lassen. Uns – und euch genauso. Soll das etwa mit Asmodis Tod enden?« Die letzten Worte hatte sie laut herausgeschrien, ganz im Gegensatz zu ihrer sonstigen Art. Sie spürte, wie sie dieses Wesen namens Phillip Hayward immer nervöser machte. Dieses Wesen, das mehr schwieg als redete, das einfach nur beobachtete.

Auch jetzt schwieg der junge Mann. Wieder lag in seinen goldenen Augen ein eigenartiger Glanz, als wäre er mit seinen Gedanken weit fort und würde gleichzeitig so viel mehr Erfahrung haben als sie selbst.

»Sie wissen, wer in der Wiege liegt, nicht wahr?«, fuhr sie fort. »Aber wissen Sie auch, warum ich zunächst alles daran gesetzt habe, Asmodi I wiederzuerwecken?« Das bleischwere Schweigen des Hermaphroditen senkte sich auf ihre Gedanken wie eine schwere Glocke. Für einen kurzen Moment schwankte sie. Sie warf ihm einen letzten Köder zu: »Sie bluffen doch nur«, keifte sie ihn an. »Na, was glauben Sie, warum ich Asmodi I wiedererweckt habe?«

Schweigen.

»Glauben Sie, es war eine Farce? Habe ich vielleicht nun einen Besseren gefunden?«

Schweigen.

Sie gab es auf. Er ließ sich nicht aus der...



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