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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 288 Seiten

Reihe: Ein Andrea Schnidt Roman

Fröhlich Aufgebügelt

Roman
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-10-402717-3
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 6, 288 Seiten

Reihe: Ein Andrea Schnidt Roman

ISBN: 978-3-10-402717-3
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



ZURÜCK AUF LOS! Single sein ist gar nicht so toll. Also los, denkt sich Andrea, die sich nach über 16 Ehejahren von Christoph getrennt hat. Vielleicht muss doch ein neuer Mann her. Und ein paar Kandidaten gibt es ja auch schon! Aber Andrea ist ganz aus der Übung - wie ging das noch mal mit dem Daten? Mit viel Humor, Witz und Fingerspitzengefühl begleitet Susanne Fröhlich Andrea Schnidt in die Welt des Flirtens und stellt dabei fest: Meistens kommt es doch ganz anders als man denkt!

Susanne Fröhlich ist erfolgreiche Moderatorin, Journalistin und Bestsellerautorin. Sie lebt in der Nähe von Frankfurt am Main. Sowohl ihre Sachbücher als auch ihre Romane - »Familienpackung«, »Treuepunkte«, »Lieblingsstücke«, »Lackschaden«, »Aufgebügelt«, »Wundertüte«, »Feuerprobe« und zuletzt »Verzogen« - wurden alle zu riesigen Erfolgen.
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2


Am nächsten Morgen geht es meinem Sohn besser. Scheint wohl doch kein ganz so schlimmer Virus zu sein. Er hat die Nacht überlebt, der Eimer neben seinem Bett ist leer. Aber er will lieber zu Hause bleiben. »Sicher ist sicher, Mama! Mir ist noch nicht so gut!«

Ich bestehe darauf, dass er in die Schule geht.

»Ich glaube, ich habe noch Fieber!«, zieht er seine persönliche Schul-Fernbleib-Trumpfkarte.

»Du siehst nicht so aus, und du fühlst dich auch nicht so an, aber wir können gerne messen«, sage ich nur.

»Ist ja gut, ich geh ja«, grummelt er.

Immerhin weiß er, wann er verloren hat, und schwingt schon mal ein Bein aus dem Bett. Ein haariges Bein. Wann sind ihm bloß diese Haare gewachsen? Das ist wirklich kein Kinderbein mehr. Mein Sohn wird zum Mann.

»Willst du frühstücken?«, frage ich den angehenden Kerl.

»Klar«, brummt er. Auch die Stimme ist richtig tief.

»Okay, beeil dich und komm runter, ich mach dir was. Und denk dran, heute Mittag reden wir! Dein Vater kommt!«

Die Antwort ist eine Art unwilliges Grunzen. Danke fürs Gespräch.

Claudia ist nicht da. Sie hat bei ihrer Wahlfamilie übernachtet, mir aber immerhin eine SMS geschickt.

Kein Kuss, keine Entschuldigung, nur diese schlichte Information. Abgeschickt gestern um 00.15 Uhr. Eigentlich geht das nicht. Vor allem nicht, wenn man schon zum Abendessen hätte zu Hause sein müssen. Die schnappe ich mir, wenn wir das Kiffgespräch mit Mark hinter uns haben. Einer nach dem anderen.

Heute Abend bin ich auch noch bei unseren Nachbarn eingeladen. Bei Sackgassen-Kati und ihrem Mann Siegmar. Bis vor gut einem Jahr hatte ich wenig mit den beiden zu tun, aber seit der Trennung sind sie sehr um mich bemüht. Eine Ausnahme. Für viele Paare stehe ich seitdem auf einer Art roten Liste. Ich werde selten eingeladen. Nach einer Trennung steigt man auf in die Liga der potentiell gefährlichen Frauen. Als würde man sich, kaum dass der eigene Mann weg ist, wie ein ausgehungertes, wildes Tier auf den Rest der Männer stürzen – das erste Stück Fleisch nach jahrelangem Kräuterverzehr.

Ist man per se ungefährlicher, wenn man einen Partner an seiner Seite hat? Denken die wirklich, dass ich nach all den Jahren, die wir uns jetzt kennen, plötzlich, nur weil ich allein bin, in rasender Liebe zu einem ihrer Männer entbrennen würde? Es kränkt mich, nicht mehr automatisch dazuzugehören. Es kränkt mich, wenn Frauen sich demonstrativ an die Seite ihres Gatten stellen, ihren Arm um ihn legen, kaum dass ich ein Wort mit ihm spreche. Was wollen sie mir damit sagen? Etwa: »Finger weg, der gehört mir!«

Anita, meine Nachbarin, habe ich darauf auch angesprochen.

»Na ja, das sind halt alles Paare. Da ist das doch irgendwie blöd – auch für dich, oder?«, hat sie, ein wenig verlegen, geantwortet.

»Wenn es für mich blöd ist, sag ich es schon. Ich finde es viel blöder, auf einmal nicht mehr eingeladen zu werden«, habe ich gekontert. Das war überraschend mutig von mir. Normalerweise meide ich jede Form von Konfrontation.

Darauf hatte Anita keine gute Antwort: »Ach so, na ja, dann weiß ich ja Bescheid«, hat sie nur gesagt.

Jetzt weiß sie also Bescheid. Und da sie alles rumtratscht, weiß garantiert auch der Rest der Siedlung Bescheid. Geändert hat sich trotzdem nichts. Es gibt einfach Vorbehalte gegen Singlefrauen. Als würde man sich ab einem bestimmten Alter einfach verzweifelt alles krallen, was noch atmet und einen Hauch von Testosteron versprüht. Kein Mann aus meiner Nachbarschaft käme für mich in Frage. So allein kann ich mich gar nicht fühlen, und so viel kann ich gar nicht trinken, dass ich das überhaupt in Betracht ziehen würde – genau das hätte ich am liebsten zu Anita gesagt. Habe es aber runtergeschluckt, weil ich nicht unhöflich sein wollte. Schließlich ist einer der Männer, die ich nicht haben will, ihrer: Friedhelm. Allein der Gedanke!

Kati und Siegmar sind die Einzigen hier, die mich seither eingeladen haben. Abends, zusammen mit anderen. Ich rede natürlich nicht von irgendwelchen Kaffeeklatschnachmittagen oder Frauenfrühstücken. Da bin ich sehr willkommen. Immerhin habe ich eine Trennung hinter mir, und Christoph hat eine neue Freundin. Mit anderen Worten: Ich biete ausreichend Gesprächsstoff. Ich habe etwas gewagt, was die meisten nicht mal in Betracht ziehen. Und ich bin oft ein wenig geknickt, was die anderen darin bestärkt, auszuharren, mit weniger zufrieden zu sein. Ich bin die, die auf die andere Seite gewechselt ist und nun merkt, dass das Gras dort wirklich nicht immer grüner ist. Ich bin ihre personifizierte Warnung. So also sieht die Alternative aus, denken sie und halten das fest, was sie zu haben glauben. Nach dem Motto: Alles ist besser, als allein zu sein.

Ich denke, dass mindestens zwei Drittel meiner Freundinnen und Bekannten nicht glücklich in ihren Beziehungen sind. Und das ist freundlich geschätzt. Aber die Angst vor dem, was sie erwartet, ist anscheinend größer als das Unglück, das sie ertragen. Man kann das feige finden. Oder vernünftig. Je nach Perspektive. Vielleicht auch beides. Je nach eigener Tagesform kann mein Plädoyer da sehr unterschiedlich ausfallen.

Man muss als Frauen aber auch einfach wissen, dass es sein kann, dass da nichts mehr nachkommt, dass man allein bleibt. Unfreiwillig allein. Und das ist für viele das Schlimmste, was sie sich vorstellen können. Eigentlich verwunderlich. Ist es wirklich schlimmer, keinen Mann zu haben, als einen lieblosen, unfreundlichen Mann? Brauchen wir den Mann an unsrer Seite, um uns komplett zu fühlen? Kann das Leben ohne Mann nicht auch wunderbar sein? Oder ist das reine Propaganda? Kann man mit sich selbst glücklich werden, oder ist das sogar die Voraussetzung, um überhaupt glücklich zu sein – auch zu zweit? Tja, dann sollte ich mit dem Glücklichwerden schnellstmöglich anfangen.

Wenn man sich tatsächlich auf die Suche begibt oder auch nur die Augen offen hält, merkt man: Der Markt ist begrenzt, die Auswahl an guten Männern eher mau. Männer haben es in dieser Hinsicht wesentlich leichter. Selbst reichlich ramponierte Exemplare, mit ganz offensichtlichen Macken, gehen gut weg. Sie haben eben nicht viel Konkurrenz. Das sieht bei Frauen anders aus. Da draußen tummeln sich massenhaft gepflegte, gebildete, gutaussehende und unabhängige Frauen im mittleren Alter. Das führt zu einem gewissen Ungleichgewicht. Dazu kommt, dass Frauen sich gerne zumindest auf Augenhöhe liieren. Der Chefarzt und die Krankenschwester – kein Thema. Die Managerin und der Sekretär – eher selten. Noch immer gibt es viele Frauen, die, laut eigener Aussage, gern zu einem Mann aufschauen möchten. Warum eigentlich? Was genau bedeutet das? Muss er mehr Geld, mehr Macht, mehr Intelligenz oder mehr Status haben? Oder bitte gleich alles? Macht das eine Partnerschaft per se stabiler?

Und wieso eigentlich muss ein Mann immer alles besser wissen? Ich suche ja keinen Lehrer. Ich will allerdings auch keine Lehrerin sein. Ein gewisses Maß an Allgemeinbildung ist unverzichtbar. Lieber einer mit Wampe als einer, der nicht in der Lage ist, Deutschlands Bundesländer aufzuzählen. Bildungslücken, so groß wie Freibäder, sind schwer auszuhalten. Zumal, wenn einer glaubt, die nicht schließen zu müssen, aber dennoch denkt, fürs Lenken und Bestimmen geboren zu sein. Schnelles Denken und eine gewisse Allgemeinbildung sind ja außerdem die Grundvoraussetzung für Humor – und all das zusammen hat eine Menge Sexappeal.

Ich denke, das sehen Männer oft etwas anders. Doppel-D-Körbchen kompensieren für die meisten von ihnen einiges. Männer haben es offenbar lieber, wenn Frauen von allem eher ein bisschen weniger als sie selbst haben – ausgenommen im Dekolleté. Eine Frau darf ruhig schlau sein, aber eben nicht ganz so schlau wie er. Das tut seinem Selbstwertgefühl gut. Er will kein angekratztes Ego.

Partnerschaften, in denen sie wesentlich mehr Geld verdient als er, sind laut Statistik gefährdet und anfällig. Das können Männer nur schwer ertragen. Umgekehrt habe ich noch selten Beschwerden gehört. »Ach, der ist mir einfach zu reich!«, wird selten erwähnt.

Immerhin ist das bei mir kein Problem. Ich bin keine Frau, die wahnsinnig viel verdient. Mehr Macht, mehr Geld und mehr Status als ich haben viele. Sehr viele. Macht, Geld und Status sind mir nicht irre wichtig. Natürlich ist es schick, mit einem Aston Martin abgeholt zu werden, mit einem Privatjet ins Sommerhaus nach Südfrankreich zu fliegen (eine wunderbare Vorstellung, obwohl mir Italien oder Spanien lieber wären), aber mein Po sitzt auch in einem VW Sharan gut, und ich kann mich auch im Pauschalurlaub amüsieren. Ich muss mit einem Mann nicht angeben können, aber er muss mir gefallen, und das ist schwer genug. Ich will lachen können – am liebsten mit ihm zusammen, er soll kein Dummkopf sein, ich will tollen Sex haben, genügend Zärtlichkeit und mich nicht langweilen. Er muss nett zu den Kindern sein, er muss mich optisch ansprechen und mir guttun. Ich muss ihn lecker finden. An sich kein wahnsinnig anspruchsvolles Profil. Solche Männer muss es doch geben!

Aber wollen solche Männer mich? Was erwarten die? Sind Frauen heute immer noch Trophäen, die hauptsächlich dafür sorgen sollen, dass andere Männer beeindruckt sind? Schöne Geschöpfe, die als Zierrat dienen? Oder ist das nur in ganz bestimmten Kreisen so?

Wollen normale Männer nicht auch genau das, was ich will? Es schön haben. Sich wohl fühlen. Sich auf dem Sofa an jemanden ankuscheln. Jemanden gerne...


Fröhlich, Susanne
Susanne Fröhlich ist erfolgreiche Moderatorin, Journalistin und Bestsellerautorin. Sie lebt in der Nähe von Frankfurt am Main. Sowohl ihre Sachbücher als auch ihre Romane – 'Familienpackung', 'Treuepunkte', 'Lieblingsstücke', 'Lackschaden', 'Aufgebügelt', 'Wundertüte', 'Feuerprobe' und zuletzt 'Verzogen' – wurden alle zu riesigen Erfolgen.

Susanne FröhlichSusanne Fröhlich ist erfolgreiche Moderatorin, Journalistin und Bestsellerautorin. Sie lebt in der Nähe von Frankfurt am Main. Sowohl ihre Sachbücher als auch ihre Romane – 'Familienpackung', 'Treuepunkte', 'Lieblingsstücke', 'Lackschaden', 'Aufgebügelt', 'Wundertüte', 'Feuerprobe' und zuletzt 'Verzogen' – wurden alle zu riesigen Erfolgen.



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