Frey / Orth | Auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 452 Seiten

Reihe: edition pace extra

Frey / Orth Auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens

Texte aus drei Jahrzehnten

E-Book, Deutsch, Band 1, 452 Seiten

Reihe: edition pace extra

ISBN: 978-3-7562-6068-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ulrich Frey, langjähriger Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), ist ein zentraler Akteur der Friedens- und Freiwilligenarbeit im Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) wie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). So hat er u.a. die große Demonstration und Kundgebung der Friedensbewegung am 10. Oktober 1981 im Bonner Hofgarten gemeinsam mit Volkmar Deile von der ebenfalls verantwortlich beteiligten Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste federführend vorbereitet und organisiert. Gestützt auf eigene Erfahrungen aus aktiver Mitarbeit im internationalen und deutschen Freiwilligen- und Friedensdienst seit seinem 15. Lebensjahr, breite Kenntnisse der Friedensforschung wie der Theologie reflektieren seine Texte Erfahrungen aus mehreren Etappen der Friedensarbeit in Deutschland und Europa sowie der Friedensbewegung. Sie sind Ausdruck von Hoffnungen auf Frieden und Gerechtigkeit - weit über die Kirchen hinaus in Gesellschaft und Politik. Die Aufsätze dieses Bandes aus den vergangenen drei Jahrzehnten sind auch ein Beitrag zur deutschen und europäischen Zeitgeschichte. Die Re-Lektüre zeigt heute, wie schwerhörig jene Kräfte, die jetzt eine rasante Militarisierung und Aufrüstung fordern, schon seit langem gegenüber den christlichen Friedensvoten gewesen sein müssen. Der letzte Text plädiert - hochaktuell - für eine dringend nötige "neue Entspannungspolitik". Ein Band der editon pace

Ulrich Frey (geb. 1937), Assessor iur., 1972-2000 Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden. Maßgeblich beteiligt an der Etablierung des Konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung seit 1983 im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland und seit 1991 in der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Frey / Orth Auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1.
„Friedenskirche werden – ankommen im
postkonstantinischen Zeitalter“5
1. Zum Verständnis der Begriffe: Das postkonstantinische Zeitalter begann, als der römische Kaiser Konstantin (um 285 bis 337) anfing, die bislang gültige heidnische römische Staatsreligion durch das Christentum zu ersetzen. Er erließ im Jahre 313 Toleranzedikte zugunsten der blutig verfolgten Minderheit der Christen, die bis dahin dem römischen Staat nicht als Beamte oder Offiziere im Heer dienen durften, weil sie den Kaiser- und Götterkult ablehnten. Die frühen Christen lebten dem himmlischen Frieden in Erwartung des baldigen Endes der Welt und der Wiederkehr Christi mit aktivem Handeln, nicht durch passives Hinnehmen aus einer Haltung der „patientia“ (deutsch: Geduld) entgegen, was dem heutigen Verständnis der grundsätzlichen Gewaltfreiheit entspricht.6 Je mehr die Christen anerkannt und zum Staatsdienst zugelassen wurden, desto intensiver mussten sie sich zwangsläufig mit ethischen Fragen im Spannungsfeld zwischen ihrem Glauben und dem Wesen des Staates, insbesondere seiner Gewaltanwendung, auseinandersetzen. Die präkonstantinische Kirche war nach heutigen Begriffen also eine grundsätzlich pazifistisch ausgerichtete Kirche. Die Selbstbezeichnung „Friedenskirchen“ führen die Mennoniten, die Brüderkirche (Church of the Brethren) und die Gesellschaft der Freunde (Quäker) erst seit einer Zusammenkunft 1935 in Newton/Kansas (USA). Historisch hatten diese Glaubensgemeinschaften seit ihren Ursprüngen die Beteiligung der Christen am Soldaten- und Kriegsdienst verweigert. Nach den Erfahrungen des ersten Weltkrieges wollten sie die damit zusammenhängenden Probleme gemeinsam wieder aufgreifen und daran arbeiten.7 Die Mennoniten gehen von einem Gegensatz zwischen Welt und Gemeinde auf der Grundlage eines umfassenden Verständnisses von Gemeinde aus. Die Nachfolge Christi ist nur in der Gemeinde und in ihrem Leben in Verbindlichkeit und Einsatzfreude möglich.8 Zum Leib Christi gehört nur, wer seinen Glauben als Mitglied der Gemeinde lebt. Die Volkskirche entwickelte sich nach lutherischem Verständnis aus dem mittelalterlichen corpus christianum. Es besagt, dass die weltliche Gesellschaft und die kirchliche Gemeinschaft der Christen deckungsgleich sind. Daraus folgt, dass zunächst jeder in diese Kirche hineingeboren ist, weil das Heil in Christus für jedermann gegeben ist. Die Kirche kann niemanden von vorneherein ausschließen.9 2. Die Confessio Augustana (CA) ist ein geschichtlich zu interpretierendes Dokument: Als die CA beim Reichstag des Jahres 1530 in Augsburg Kaiser Karl V. vorgelegt wurde, war dies der im Ergebnis vergebliche Versuch zur Wiederherstellung der Einheit in der heftigen Auseinandersetzung zwischen den protestantischen Reichsständen und der damaligen römisch-katholischen Kirche in zentralen Fragen und bedeutete zugleich die Abgrenzung gegenüber dem „linken Flügel“ der Reformation, also gegenüber „Wiedertäufern“, „Schwärmern“ und anderen Gruppen. CA 16 zählt auf, was Christen im weltlichgesellschaftlichen Bereich „erlaubt“ ist. Die Verwerfungssätze grenzen den verfehlten Konsens gegen „Wiedertäufer“ und „Schwärmer“ ab. Bei der heutigen Interpretation der CA 16 sind die zeitgeschichtlich gebundenen politischen Interessen und Wertungen sowie die geschichtliche Entwicklung seither zu beachten. Der Protestantismus ist in seinen verfassten kirchlichen Strukturen nicht mehr von Landesfürsten abhängig, sondern verfassungsrechtlich als Körperschaft des öffentlichen Rechts unabhängig gestellt. Die Position der Kirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Verhältnis zu Staat und Gesellschaft wird in der Denkschrift der EKD „Der Staat des Grundgesetzes als Angebot und Aufgabe“10 (1985) beschrieben. Die Lehre vom gerechten Krieg, die 1530 galt, ist heute in den evangelischen Kirchen überwunden. 3. Gegenseitige Verdammungen und Lehrverurteilungen als Folge der CA sind inzwischen durch bilaterale Dialoge weitgehend aufgehoben. Allfällige Schuldbekenntnisse sind gesprochen worden Die Aufarbeitung des z.B. den Täufern zugefügten Leides und Unrechts hat begonnen. Bilaterale Gespräche zwischen Mennoniten und Lutheranern (USA 2001 - 2004, Frankreich 1981 - 1984, Deutschland 1989 - 1992)11 haben Übereinstimmungen und Differenzen herausgearbeitet und vor allem solche Themen aufgezeigt, die fruchtbare Gespräche über künftige Kooperationen trotz bestehender Lehrdifferenzen eröffnen könnten. 4. Das Werden von Friedenskirche ist voranzutreiben in der Perspektive der Einheit von Kirche, nicht mehr der Trennung von Kirchen. Die Einheit und damit die Überwindung der Kirchenspaltungen des 16. Jahrhunderts ist Gabe und Verpflichtung aller christlichen Kirchen. „ut unum sint“ („…auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, du habest mich gesandt“, Joh 17,21, Luther-Übersetzung) ist die biblisch-ökumenische Basis dafür. Die Versuche zur Überwindung der Kirchenspaltung sind zahlreich: die Herstellung von Kirchenunionen, durch zwischenkirchliche Entscheidungen im Konsens und durch Kirchengemeinschaften, letztere unter „gegenseitiger Anerkennung“ und sichtbar gemacht in Kanzel- und Sakramentsgemeinschaft sowie im Zusammenwirken auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens, einschließlich der Möglichkeit zum Austausch von Amtsträgern.12 Weiter noch gehen gemeinsame Erklärungen von Kirchen, wie z.B. die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ (GER) von Lutheranern und Katholiken (1997). Gegenwärtig wird mit der Methodik des „differenzierten Konsenses“ daran gearbeitet, die Rechtfertigungslehre als ein zentrales Element christlicher Theologie in einem multilateralen ökumenischen Dialog, also über die lutherisch-katholischen Grenzen hinaus, gemeinsam verstehen zu lernen.13 5. Die Forderung an die Kirchen, die Gestalt von Friedenskirchen anzunehmen, richtet sich an alle Kirchen der Ökumene, wobei die Merkmale und Kriterien einer „Friedenskirche“ im Einzelnen unterschiedlich ausgeprägt sein werden. Dies ist eine generelle ekklesiologische Forderung, begründet durch das Evangelium, gelesen und gelebt vor dem Hintergrund der heutigen kulturell, gesellschaftlich und wirtschaftlich globalisierten Welt, der gesamten bewohnten Erde. Merkmale einer Friedensgemeinde14 sollten auch die einer Volkskirche als Friedenskirche sein. In diese Richtungen sind die theologischen und strukturellen Weichen der Kirchengestaltung zu stellen: a. Die Friedenskirche ist eine bekennende Kirche. b. Die Friedenskirche ist eine entscheidungsfähige Kirche. c. Die Friedenskirche ist eine miteinander teilende Kirche. d. Die Friedenskirche ist eine versöhnende Kirche. e. Die Friedenskirche ist eine gewaltfrei dienende Kirche. f. Die Friedenskirche ist eine charismatische Kirche in dem Sinne, dass jedem durch den Geist eine Geistesgabe oder ein bestimmter Dienst im Rahmen der Kirche gegeben ist. g. Die Friedenskirche nimmt Widerspruch und Leiden an. Das inhaltliche und ökumenisch akzeptierte Leitbild dafür ist das des „gerechten Friedens“, hervorgegangen aus dem gegenseitigen konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung, konkretisiert durch die Dekade zur Überwindung von Gewalt von 1989. 6. Die alte Polarisierung zwischen den so genannten historischen Friedenskirchen einerseits und den Volkskirchen andererseits führt im täglichen Leben der Kirchen und Gemeinden nicht weiter. Alle Kirchen in Deutschland einschließlich der so genannten historischen Friedenskirchen sind denselben schwierigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ausgesetzt, die sie nicht mehr alleine bewältigen können. Die Kirchen werden nicht mehr unkritisch akzeptiert. Sie müssen sich in unserer offenen demokratischen Gesellschaft als deren Teil immer wieder neu bewähren und die Bedeutung ihrer Botschaft unter Beweis stellen. Dazu gehört auch die Werbung um Mitglieder gegen den Trend, eine Minderheit zu werden. Verbindende Kooperation trotz unterschiedlicher Inhalte ist angesagt. 7. In das Zentrum der inhaltlichen Diskussion zum Werden von Friedenskirche gehört die Auseinandersetzung über den Pazifismus, über die Frage also, ob und wenn ja, unter welchen Bedingungen Regierungen von Staaten oder Bündnisse von Staaten mit Waffengewalt in Konflikte eingreifen und ihre Bürger zur Beteiligung daran verpflichten können. Die Bibel führt zur Tradition der Gewaltfreiheit. Der gerechte Friede kann theologisch nur vom biblischen Ethos der Gewaltfreiheit her entwickelt werden. Der Gewaltverzicht als christliche Haltung wird getragen vom Glauben an die Durchsetzungskraft des lebendigen Gottes, der uns Menschen vom Bösen erlöst. Gottes Schalom ist den Menschen verheißen. Aus seinem Geist können wir Zeichen setzen für einen Frieden in Gerechtigkeit. Damit versuchen wir, das Ausmaß von...


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.