E-Book, Deutsch, Band 9, 640 Seiten
Reihe: Kinderärztin Dr. Martens
Frey E-Book 81-90
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7409-9489-1
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kinderärztin Dr. Martens Staffel 9 - Arztroman
E-Book, Deutsch, Band 9, 640 Seiten
Reihe: Kinderärztin Dr. Martens
ISBN: 978-3-7409-9489-1
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sie ist eine bemerkenswerte, eine wirklich erstaunliche Frau, und sie steht mit beiden Beinen mitten im Leben. Die Kinderärztin Dr. Martens ist eine großartige Ärztin aus Berufung, sie hat ein Herz für ihre kleinen Patienten, und mit ihrem besonderen psychologischen Feingefühl geht sie auf deren Sorgen und Wünsche ein. Alle Kinder, die sie kennen, lieben sie und vertrauen ihr. Denn Dr. Hanna Martens ist die beste Freundin ihrer kleinen Patienten. Der Kinderklinik, die sie leitet, hat sie zu einem ausgezeichneten Ansehen verholfen. Es gibt immer eine Menge Arbeit für sie, denn die lieben Kleinen mit ihrem oft großen Kummer wollen versorgt und umsorgt sein. Für diese Aufgabe gibt es keine bessere Ärztin als Dr. Hanna Martens! Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter - und sie verfügt über einen extrem liebenswerten Charme. Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert! E-Book 1: Glück in Kinderaugen E-Book 2: Jimmie-Schatz E-Book 3: Wenn ein Kind sich schuldig fühlt E-Book 4: Zwei, die einander helfen E-Book 5: Familie im Glück E-Book 6: Ein Lied brachte sie zusammen E-Book 7: Eine Schwester zum Liebhaben E-Book 8: Sabrinas Christkind E-Book 9: Anna ahnt nichts von der Gefahr E-Book 10: Ein Haus voller Liebe
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Hanna Martens erschrak heftig, als sie ins Schwesternzimmer der chirurgischen Station kam, wo sie mit Oberschwester Elli eine Tasse ihres schon berühmten Kaffees trinken wollte. Da saß Oberschwester Elli doch tatsächlich am Tisch und weinte! Das war für die junge Ärztin ein so ungewohnter und alarmierender Anblick, daß sie zuerst gar nichts tun konnte. Sie blieb stehen, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Endlich tat sie einen tiefen Atemzug und ging näher auf Elli zu, die das Gesicht hinter den Händen verborgen und anscheinend noch nicht bemerkt hatte, daß da jemand war. Erst, als Hanna behutsam eine Hand auf ihre zuckende Schulter legte, schrak Elli zusammen und sah auf. Ihr Gesicht drückte alles mögliche aus: Schuldbewußtsein, daß sie sich so hatte gehen lassen, Verlegenheit, weil sie jemand in dieser Situation entdeckt hatte und schließlich auch Hilflosigkeit. Diese Hilflosigkeit war so stark in ihr, daß sie, ob sie wollte oder nicht, wieder in Tränen ausbrach. Diesmal bewußt und sehr, sehr verzweifelt. Es mußte schon schlimm sein, wenn Oberschwester Elli so die Beherrschung verlor, dachte Hanna Martens bei sich und zog sich einen zweiten Stuhl heran. Sie ließ Elli weinen, denn sie hatte die Erfahrung gemacht, daß Tränen einen Menschen zwar traurig machen, aber ihn auch unendlich erleichtern konnten. Endlich gelang es der Oberschwester, sich zu beruhigen. Sie zog das Taschentuch und tupfte sich die letzten Tränen ab. Dann sah sie Hanna an. »Tut mir leid, Chefin – aber das mußte sein.« »Möchten Sie mir nicht sagen, was eigentlich geschehen ist? Ich habe Sie noch nie so – so – elend gesehen, Oberschwester.« »Das ist genau der richtige Ausdruck, Chefin. Elend! Ich fühle mich hundsmiserabel elend.« Hannas Blick wurde prüfender. Und dann griff sie nach Ellis Handgelenk, fühlte ihre Stirn und sagte befehlend: »Sie gehören ins Bett. Und zwar sofort.« »Unmöglich, Chefin. Ich habe keine Vertretung und…« »… und die Klinik wird nicht zusammenbrechen, wenn Oberschwester Elli mal an sich denkt, indem sie sich augenblicklich auf der inneren Station in ein Einzelzimmer legt und sich behandeln läßt. Je schneller Sie das tun, Elli, desto schneller sind Sie auch wieder gesund. Was nützen Sie denn den Patienten, wenn Sie krank umherschleichen und alle möglichen anderen auch noch anstecken? So sind Sie in ein paar Tagen wieder okay.« »So, wie ich mich augenblicklich fühle, kann ich mir das gar nicht vorstellen!« Man hörte der Oberschwester an, daß ihre Abwehr schwächer wurde. Sie mußte sich wirklich hundeelend fühlen, wenn sie überhaupt zugab, daß ihr etwas fehlte! Hanna sorgte dafür, daß Oberschwester Elli augenblicklich ein Einzelzimmer, das sie für besondere Fälle immer freihielten, bekam. Schließlich war Oberschwester Ellis Grippe so ein Sonderfall. Hanna wußte, daß sie ausgezeichnet gepflegt würde. Immerhin war sie Oberschwester, und alle hatten großen Respekt vor ihr. Es gab sogar einige, die sie heimlich als Drachen bezeichneten. Aber das war übertrieben. Oberschwester Elli sah nur zu, daß alles seinen rechten Gang lief, daß das Wohl der kleinen Patienten immer im Vordergrund stand – und daß nirgendwo geschlampt wurde. Schlamperei war etwas, das Oberschwester Elli niemals duldete und auch so schnell nicht verzieh! Hanna war der Ansicht, daß die Oberschwester damit genau recht hatte. »Wie lange wollen Sie mich denn hier liegen lassen, Chefin?« wollte Elli wissen. Jetzt, da sie im Bett lag, fühlte sie sich schon sehr viel besser. Es tat gut, sich zu dehnen und andere für sich arbeiten zu lassen. Es tat ihr aber wahrscheinlich auch nur so lange gut, wie sie sich so elend fühlte wie jetzt. »Das eine sage ich Ihnen, Chefin – sobald ich mich einigermaßen fühle, stehe ich wieder auf und versehe meinen Dienst«, sagte Elli und machte ein entschlossenes Gesicht. Hanna lachte und fuhr ihr über die glühende Wange. »Jetzt wollen wir erst einmal Ihrem Fieber und damit der Grippe zu Leibe rücken. Und dann reden wir weiter.« Hannas Pieper, den sie ständig bei sich trug, meldete sich. Eilig erhob sie sich und sagte, indem sie schon die Türklinke niederdrückte, um zu gehen: »Sobald ich kann, bin ich wieder hier. Sie sollen sich nicht verlassen fühlen, Elli. Und jetzt versuchen Sie einmal, ein wenig zu schlafen. Schlaf ist ein gutes Heilmittel.« Elli schloß ergeben die Augen. An ihr sollte es jedenfalls nicht liegen, wenn sie nicht so schnell wie möglich wieder fit war. Als Hanna Martens sie nach etwa einer Stunde aufsuchte, schlief Oberschwester Elli sanft und selig. Hanna lächelte vor sich hin und schlich sich wieder aus dem Zimmer. Sollte sie erst einmal schlafen, danach konnte man weitersehen. Am Abend sprach sie mit ihrer Mutter und der Füchsin über Oberschwester Elli. Die Füchsin nickte nachdenklich und sagte dann mitfühlend: »Auf so was habe ich schon lange gewartet. Elli verausgabt sich bei der Arbeit, ganz gleich, was sie gerade tut. Wenn sie dann mal was aufgeschnappt hat, ist’s bei ihr doppelt so schlimm, weil sie nie mit ihren Kräften haushält. Aber wie oft habe ich ihr das schon gesagt – und sie hört einfach nicht auf mich. Bei Elli Gaus ist jedes Wort zuviel.« »Recht hat sie, die Füchsin«, sagte Bea Martens und warf ihrer Tochter einen vorwurfsvollen Blick zu. »Du und Kay, ihr seid beide ausgezeichnete Ärzte. Das sagt jeder, auch ich. Und ich bin, als eure Mutter, sehr stolz auf euch beide. Aber bei Elli habt ihr versagt. Eine Grippe kriegt man nicht von einer Minute auf die andere. Die schleppt man längere Zeit mit sich herum. Und wer hat das gemerkt? Kein Mensch, obwohl die arme Elli tagtäglich von allen möglichen Ärzten umgeben ist. Also, bei ihr habt ihr euch wirklich nicht mit Ruhm bekleckert – weder du noch Kay.« Kay trat ein. Er hatte die letzten Worte seiner immer noch schönen Mutter gehört und wußte nicht, um was es sich handelte. Er kam gerade aus dem OP, wo er bei einem Jungen, der mit seinem Fahrrad verunglückt war, einen Trümmerbruch am Schienbein genagelt hatte. »Von wem oder was wird hier gesprochen?« erkundigte er sich und stiebitzte sich ein Stück Kuchen, den die Füchsin gebacken hatte, weil sie wußte, daß Hanna gern etwas Süßes aß. »Von dir, mein Sohn, und von Hanna und von allen anderen Ärzten der Klinik.« Bea Martens bewies wieder einmal, daß sie kein Blatt vor den Mund nahm. Sie sah zu, wie Kay sich in einen Sessel setzte und die Beine von sich streckte. Und schon wurde sie milder. Sie, als Arztfrau, wußte genau, wie schwer der Beruf war und wie sehr er die Kräfte eines Menschen beanspruchen konnte. »Ist irgend etwas mit der Klinik, was man mir bisher noch nicht gesagt hat?« Kay sah sich aufmerksam in der Runde um und beruhigte sich sofort, als er das Lächeln in Hannas Augen erkannte. »Es ist Elli«, erklärte sie. »Ich habe sie heulend im Schwesternzimmer gefunden und festgestellt, daß sie Fieber hat. Wahrscheinlich hat sie sich eine handfeste Grippe eingehandelt. Du kannst dir vorstellen, welches Unglück das für sie bedeutet. Und Mutter macht mir Vorwürfe, daß wir das nicht gleich erkannt haben. Wenn du mich fragst – sie hat recht. Wir hätten wissen müssen, daß mit Elli etwas nicht in Ordnung war. Aber wir haben eben nicht an eine solche Möglichkeit gedacht – und so war Elli einfach nicht krank, wenn du verstehst, was ich damit ausdrücken will.« Kay verstand sofort. Er sah Hanna besorgt an. »Hat es sie schlimm erwischt?« wollte er wissen. Hanna gab seinen Blick beruhigend zurück. »Ach, was heißt schon schlimm?« fragte sie dann zurück. »Sagen wir, es hat sie mittelprächtig erwischt. Jedenfalls langte es, um sie sofort ins Bett zu stecken. Ich habe sie an den Dauertropf gehängt, aber das hat sie nur halb mitbekommen, weil sie so erschöpft war, daß sie beinahe weiterschlief.« »Ich werde sie morgen sofort besuchen.« »Tu das.« Hanna wirkte sehr zufrieden. »Elli wird sich ganz sicher darüber freuen.« Sie sahen sich noch gemeinsam einen Krimi im Fernsehen an. Kay behauptete immer, daß er sich dabei herrlich entspannen könne. Nach dem Krimi trennten sie sich, um sich schlafen zu legen. Morgen begann ein neuer Tag, angefüllt mit Arbeit und Sorge um ihre zahlreichen kleinen Patienten. * Acht Tage lang fühlte sich Oberschwester Elli hundeelend, obwohl alles getan wurde, um die Grippe so schnell wie möglich zu überwinden. Aber man mußte wieder einmal einsehen, daß es Krankheiten gab, die ihre Zeit brauchten, ehe sie wieder abklangen. »Hoffentlich lassen Sie sich im nächsten Herbst impfen, Elli«, sagte Hanna heute, als sie mit Elli, die ihre ersten Gehversuche machte, über den Flur ging. »Ganz bestimmt!« erwiderte Elli gehorsam. Sie hatte, obwohl sie als Krankenschwester genau wußte, was notwendig war und was nicht, eine geradezu panische Angst vor Spritzen jeder Art. Sie konnte nicht zählen, wieviele Spritzen sie tagtäglich verabfolgte. Aber schon der Gedanke, daß sie selbst eine bekommen könnte, jagte ihr Angstschauer über den Rücken. Bisher hatte sie es vor jedermann verbergen können – aber irgendwann würde man es wissen und lauthals über sie lachen. Oberschwester Elli und Angst! Das gab’s doch überhaupt nicht. Und dann noch vor einer Injektion? Unmöglich!!! Aber es war tatsächlich so, und Elli wünschte sich, diese dumme Angst zu überwinden. Aber sie geriet immer wieder nur bei der Vorstellung, eine Spritze über sich ergehen lassen zu müssen, geradezu in Panik. Nur gut, daß es niemand wußte – noch nicht… »Wann erlauben Sie mir endlich, meine...