Freund | Langeooger Zwielicht. Ostfrieslandkrimi | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 200 Seiten

Reihe: Die Inselkommissare

Freund Langeooger Zwielicht. Ostfrieslandkrimi


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96586-339-2
Verlag: Klarant
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 3, 200 Seiten

Reihe: Die Inselkommissare

ISBN: 978-3-96586-339-2
Verlag: Klarant
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Morgengrauen brennt ein Haus auf der Ostfriesischen Insel Langeoog. Als die Rettungskräfte eintreffen, liegt Jenna Rachnow tot in den Flammen. Doch das Feuer war nicht die Todesursache, die beliebte Insulanerin wurde erschossen! War der Brand ein Versuch, belastende Beweise zu vernichten und die Tat zu vertuschen? Wer hatte ein Motiv, die sympathische Klavierlehrerin zu ermorden? Die Inselkommissare Gerret Kolbe und Rieke Voss suchen unter Jennas Klavierschülern nach Hinweisen. Zugleich müssen die Ermittler den Ehemann der Toten, Dr. Jan Rachnow, im Auge behalten. Der Chirurg, der zur Tatzeit nicht auf der Insel weilte, scheint versessen darauf, den Mörder seiner Frau auf eigene Faust zu stellen. Dabei trifft den Mediziner eine schier unfassbare Erkenntnis...

Marc Freund wuchs in Osterholz auf, direkt an der Ostseesteilküste gelegen, die schon von Kindesbeinen an eine große Faszination auf ihn ausübte. Und so spielen viele seiner Geschichten am Meer, dem er sich sehr verbunden fühlt. Regelmäßig zieht es den Krimiautor auch auf die andere Seite der Küste - an die Nordsee. Derzeit vor allem auf die bezaubernden Inseln Langeoog und Spiekeroog, wo seine Ostfrieslandkrimis spielen.Seit 2010 ist Marc Freund für verschiedene Verlage tätig. Daneben wurde er auch als Hörspielautor bekannt. Weit über 300 Veröffentlichungen für die unterschiedlichsten Reihen und Serien gehen bisher auf sein Konto.

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Kapitel 1
  Grauer Morgen. Die Nordsee spülte breite Wellen an, deren von Gischt gekrönten Ausläufer über den Strand der Insel leckten. Es wehte ein herber Wind von der See her, der den Strandhafer und die Beifuß-Gewächse nach hinten bog und versuchte, sie mit aller Macht auf den Dünensand zu drücken. In jeder kurzen Atempause standen sie wie ein angezählter Boxer wieder auf, bis sich das Spiel von Neuem wiederholte. Als das Feuer ausbrach, schlief die Insel noch. Gerret Kolbe wurde durch ein klirrendes Geräusch geweckt, das sich als das Splittern von Glas herausstellte. Als er die Augen aufschlug, nahm er durch den winzigen Spalt seiner Vorhänge im Schlafzimmer einen orangeroten Schein wahr. Sofort war der Kommissar hellwach. Er schlug die dünne Steppdecke zurück und schwang seine Beine aus dem Bett. Mit wenigen Schritten war er beim Fenster und zog die Vorhänge mit einem scharfen Ritsch zurück. Dem hellen Schein nach zu urteilen, stand der halbe Polderweg in Flammen. Kolbe presste sein Gesicht gegen die Fensterscheibe, um nach links sehen zu können, zur Mitte der Straße hin. Er verengte seine noch müden Augen zu Schlitzen. Entgegen seiner ersten Vermutung schien es sich um ein einzelnes Haus zu handeln. Die Flammen schlugen aus den geborstenen Fensterhöhlen, während gleichzeitig tiefschwar­zer Rauch in den grauen Himmel aufstieg, als wolle er die erste leise Vorahnung eines Sonnenaufgangs noch im Keim ersticken. Gerret Kolbe wirbelte auf der Stelle herum und schlüpfte in seine Sachen, die er auf dem Stuhl neben seinem Bett bereitgelegt hatte. Als er sich auf der Treppe nach unten befand, hörte er bereits die Sirenen der Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr von Langeoog. Sie gehörten zu den wenigen Ausnahmen, die auf der ansonsten autofreien Insel mit Verbrennungsmotoren unterwegs waren. Im Laufen riss Kolbe seine dünne Sommerjacke von der Garderobe neben der Tür und stürmte kurz darauf ins Freie. Er war noch nicht ganz auf der Straße, als er bereits die Rufe der Einsatzkräfte der Feuerwehr hörte, die sich über das allgemeine Gemurmel der bereits zusammengelaufenen Schaulustigen legten. Unter ihnen machte Kolbe seinen Zimmernachbarn Otto Ladengast aus, der einen seiner ausgebeulten Tweed-Anzüge trug. Darunter ein blütenweißes Hemd mit einer braunroten Fliege, so als hätte er heute früh bereits bei einer Hochzeitsfeier die Brautrede gehalten. »Was ist hier los?«, fragte Kolbe und kam sich im selben Moment reichlich albern vor. Was hier gerade ablief, war offensichtlich, aber diese Worte waren ihm nun mal als Erstes über die Lippen gekommen. Ladengast, der sich im Schutz einer Linde ein wenig abseits von den anderen hielt, deutete mit seiner glatt rasierten Kinnspitze auf das brennende Einfamilienhaus, das mittler­weile von den Fahrzeugen der Feuerwehr zu Teilen verdeckt worden war. Ein schneeweißer Neubau mit dunkel glasierten Dachziegeln. Die Flammen aus dem zerbrochenen Fenster leckten daran in die Höhe. Kolbe spürte bis hierhin die enorme Hitze, die von dem brennenden Gebäude ausging. Die Männer der Feuerwehr brüllten Befehle durcheinander. Nahezu im selben Augenblick schoss ein armdicker Wasser­strahl in die lodernde Fensterhöhle. »Das ist das Haus der Rachnows«, brüllte Ladengast gegen den Lärm an, und das, obwohl Kolbe direkt neben ihm stand. Der Blick des Professors fing den des Kommissars auf. »Jan und Jenna«, fügte der Alte hinzu. »Er ist Arzt am Klinikum Oldenburg. Chefchirurg.« Ladengast nickte bedeutungsvoll. »Weiß man, ob sich noch jemand im Haus befindet?«, wollte Kolbe wissen. Auch er brüllte, während irgendwo am Haus weitere Scheiben zu Bruch gingen. Ladengast zuckte mit den Schultern. »Ich bin erst seit ein paar Minuten hier. Ich habe das Feuer aus meinem Dachfenster bemerkt und gleich den Notruf abgesetzt.« »Ach, Sie waren das.« Ladengast nickte knapp. Sein Blick wanderte wieder zu dem lodernden Inferno hinüber, das sich unmittelbar vor ihren Augen abspielte. Kolbe klopfte seinem Zimmernachbarn auf die Schulter. »Gut gemacht.« Dann setzte er sich in Bewegung. Der Professor rief ihm noch etwas hinterher, was er bereits nicht mehr verstand. Der Kommissar hastete an dem Leiterwagen der Feuerwehr vorbei, in Richtung des kleinen Unterstands, der Schutz für die Abfalltonnen und zwei Fahrräder bot. Von dort aus gelangte man über eine kleine Pforte in den Garten und somit zur Rückseite des Hauses. Kolbe hastete über den Plattenweg aus geschliffenen Natursteinen. Der Rasen mit seinen angrenzen­den Blumenbeeten und dem dahinter halbhoch aufragenden Steinwall lag noch im Halbdunkel, im Dämmerschlaf. Das Gras war noch feucht vom Morgentau. Ein Schatten stürmte auf Kolbe zu, gefolgt von einem weiteren. Erst auf den zweiten Blick erkannte der Kommissar, dass es sich um Männer mit Gasmasken handelte. Für einen kurzen Augenblick trafen sich ihre Blicke. Dann zerbrach das Glas der hinteren Verandatür. Kolbe eilte näher, während die Männer in den hellen grauen Rauch eintauchten, der in seichten, zerfaserten Schwaden aus dem Innern des Hauses drang. Auf dieser Seite schienen die Flammen noch nicht in dem Maße zu wüten, wie es an anderer Stelle der Fall war. Der Kommissar sah die beiden Männer durch den nunmehr leeren Türrahmen verschwinden, als hätte der Rauch sie geschluckt. Kolbe trat näher. Vereinzelte Glassplitter knirschten unter seinen Absätzen. Sein Blick versuchte, die Schlieren zu durchdringen. Das gelang ihm nur halbwegs. Schemenhaft erkannte er die Männer der Feuerwehr, wie sie sich von einem geräumigen Wohnbereich weiter in die offene Küche bewegten. Kolbe konnte ein Husten nicht länger unterdrücken. Der Rauch brannte in seinen Augen. Unwillkürlich trat er ein paar Schritte zurück und holte tief Luft. Ein kräftiger Fußtritt von innen ließ die Verandatür nach außen auffliegen. Ein mächtiger Schatten tauchte in der Öffnung auf. Er quoll zusammen mit einem Schwall Rauch auf den Rasen hinaus. Der Uniformierte mit der Gasmaske trug eine leblose Gestalt in seinen Armen, während der zweite Feuerwehrmann hinauseilte und hastig etwas in sein Funkgerät sprach. Kolbe hörte es rauschen und knistern. Sein Blick jedoch galt der Frau, die der Uniformierte in diesem Augenblick sanft und in sicherer Entfernung zum brennenden Haus auf die Rasenfläche legte. Sofort war Kolbe bei ihm. »Sind Sie Arzt?«, fragte der zweite Uniformierte. Kolbe schüttelte den Kopf. »Polizei.« Der andere antwortete nicht. Die beiden Männer beugten sich über die Frau in dem hellen Sommerkleid und tauschten hilfesuchend einen kurzen, verzweifelten Blick miteinander. Der Kommissar starrte auf den großen, dunkelroten Fleck, der sich auf dem Kleid abzeichnete. Auf die weit aufgerissenen Augen, die ziellos in den Himmel starrten. Kolbe ging hastig in die Knie und ignorierte dabei die Proteste der beiden Männer. Er betrachtete den Brustkorb der dunkelhaarigen Frau, das blutgetränkte Kleid. Die Augen, immer wieder ihre Augen. Er nahm ihr linkes Handgelenk und spürte keinen Puls mehr, obschon ihr Körper noch warm war. Es gab keinen Zweifel darüber: Sie war tot. Zwei weitere Männer stürmten um die Hausecke, hinaus auf den Rasen, zu der Stelle, an der Kolbe im nassen Gras kniete. Der ältere der beiden war Doktor Jochen Leutner, der auf Langeoog eine Praxis betrieb und neben seinem jüngeren Kollegen Doktor Rückers auch zu Notfällen gerufen wurde. Kolbe erhob sich. Er kannte Leutner flüchtig vom Sehen. Der Arzt nahm ihn ebenso flüchtig wahr, nickte ihm kurz zu und kniete schließlich unter einem leisen Ächzen neben der Frau nieder. Er führte nur wenige routinemäßige Untersuchungen durch. Dabei schien er seine Bewegungen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Für mehrere Sekunden sprach niemand von ihnen ein Wort, während auf der anderen Seite des Hauses betriebsame Hektik herrschte, die sich noch immer zu steigern schien. Kein Vergleich zu der Grabesstille im Garten. Kolbe nahm die Geräusche von drüben kaum wahr. Wie durch einen Filter hindurch drangen sie an sein Ohr und wurden nahezu im selben Augenblick wieder ausgeblendet. Der Kommissar hatte nur Augen für den Arzt, der soeben seine Bemühungen eingestellt hatte und wieder auf die Beine kam. Kolbe reichte ihm dabei seinen Arm und half ihm auf. »Nichts mehr zu machen«, stellte Leutner mit ruhiger Stimme fest. Kolbe registrierte, dass der pausbäckige Sechzigjährige ein zerknülltes Leinentaschentuch aus seiner Hose zog, um damit beiläufig Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand zu säubern. An beiden klebte Blut. Der Arzt gab den zwei Männern von der Feuerwehr ein Zeichen, dass sie sich abwenden konnten, um sich anderswo nützlich zu machen. Beide waren noch jung, beide wirkten trotz ihres erkennbaren Schocks sichtlich erleichtert, diesen grausigen Ort verlassen zu können. Dennoch wandte sich der eine von ihnen an Kolbe und Doktor Leutner: »Es...



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