Freund | Der Nebel des Unheils | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 143 Seiten

Reihe: Sonderermittler der Krone

Freund Der Nebel des Unheils

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - 02
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7325-4473-8
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - 02

E-Book, Deutsch, Band 2, 143 Seiten

Reihe: Sonderermittler der Krone

ISBN: 978-3-7325-4473-8
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Auf hoher See tragen sich seltsame Dinge zu: Augenzeugen berichten, dass ein gewaltiges Ungeheuer Jagd auf englische Schiffe macht, die Angriffe werden immer von einem dichten Nebel begleitet. Handelt es sich dabei wirklich um ein sagenumwobenes Monster? Mycroft Holmes hat daran seine Zweifel und vermutet, dass der Zirkel der Sieben - eine Bande von Verschwörern - dahintersteckt. Oscar Wilde wird auf diesen Fall angesetzt und bekommt schon bald die Macht des Zirkels zu spüren ...

Oscar Wilde ermittelt im Auftrag der Krone - jetzt als eBook bei beTHRILLED.

Alle Bände der eBook Serie 'Oscar Wilde & Mycroft Holmes: Sonderermittler der Krone':

01. Zeitenwechsel

02. Der Nebel des Unheils

03. Der Todesrichter

04. Der Fall Homunculus

05. Hetzjagd in London

06. Sieben Gesichter des Todes

Zur Serie: London, 1895: Ein mysteriöser Geheimbund bedroht die Sicherheit des britischen Königreichs. Mycroft Holmes, der Bruder des berühmten Meisterdetektivs, sieht dafür nur eine Lösung: Oscar Wilde! Der Schriftsteller, der bisher eher für sein ausschweifendes Leben und seine verbale Schlagkräftigkeit bekannt war, wird zum Sonderermittler der Krone.

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Als Oscar Wilde sein Hotelzimmer betrat, spürte er bereits, dass etwas anders war. Dazu musste er gar nicht erst seine Wildlederstiefel begutachten, von denen der rechte um einen Deut zu weit abgespreizt von seinem linken Gegenstück stand. So hätte Wilde das Zimmer niemals verlassen, und zudem hatte er dem Zimmermädchen eingeschärft, die Finger von seinen persönlichen Sachen zu lassen. In diesem Punkt hatte er sich unmissverständlich ausgedrückt.

Das Ganze ließ nur den einen Schluss zu: Irgendwer hatte sich hier zu schaffen gemacht. Und möglicherweise war der ungebetene Gast noch immer hier.

Wilde glaubte, einen fremden Geruch im Zimmer wahrzunehmen: Zigarettenrauch und ein letzter Rest von Tabak.

Den Schlag, der plötzlich und wie aus dem Nichts heraus gegen ihn geführt wurde, fing Wilde aus einem Reflex heraus mit dem rechten Arm ab. Normalerweise hätte ihn sein Gegner voll erwischt, doch der Schriftsteller war vorbereitet gewesen. Er hatte die Falle geahnt, die man ihm gestellt hatte.

Er hörte ein überraschtes Keuchen, als er seinen Kontrahenten noch in der Abwehrbewegung am Handgelenk packte und ihm den Arm in einer blitzschnellen Bewegung auf den Rücken drehte.

Der andere ging zu Boden. Wilde war im Nu über ihm und hockte sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Brustkasten seines Angreifers.

Im nächsten Augenblick griff Wilde nach der Maske, die das Gesicht des Mannes verdeckte.

»Gratuliere, Wilde. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie bereits so viel gelernt haben.«

Der Dichter presste die Lippen aufeinander. »Henry Wheeler. Na, das hätte ich mir ja eigentlich denken können. Was haben Sie in meinem Hotelzimmer zu suchen und wie kommen Sie an meine Karnevalsmaske?«

»Die habe ich bei Ihren Sachen gefunden. Leider bin ich bei der Durchsuchung Ihres Schranks gegen Ihre seltsamen Stiefel gestoßen. Daran haben Sie mich erkannt, was? Na ja, und in diesem Hotel einen Zimmerkellner zu bestechen, war weiß Gott nicht schwer.«

»Was soll der ganze Unfug überhaupt?«, hakte Wilde nach.

»Erkläre ich Ihnen, wenn Sie endlich meinen Arm loslassen. Es ist doch ein wenig schmerzhaft.«

Wortlos stieg Wilde von seinem Fechttrainer herunter und begab sich zu einem der Fenster, um es zu öffnen. »Sie haben hier drinnen geraucht, Wheeler. Den Geruch bekomme ich nie wieder aus den Vorhängen.«

Der kräftige Mann richtete sich mit einer sportlichen Bewegung auf. »Verstehe ich nicht. Sie rauchen doch ebenfalls?«

»Aber nicht so eine billige Marke«, gab Wilde zurück. »Also?«

»Also was?«

»Muss ich Ihnen erst eines meiner Gedichte vorlesen, oder verraten Sie mir freiwillig, warum Sie hier sind?«

»Er will Sie sehen«, sagte Wheeler knapp.

Er war niemand anderes als Mycroft Holmes, der Bruder des großen Detektivs. Der Mann, der innerhalb des englischen Regierungsapparats eine undurchschaubare, aber bedeutende Rolle spielte und oftmals die Eigenschaft hatte, an Orten aufzutauchen, an denen niemand mit ihm gerechnet hatte. Niemand anderes als Holmes war es gewesen, der Oscar Wilde ins Spiel gebracht hatte, als es darum ging, einen Sonderermittler einzusetzen, der sich um die Belange des bedrohten Königreiches kümmerte. Die Bedrohung, obwohl spürbar vorhanden, war noch nicht wirklich greifbar. Eine Gruppe von Verschwörern hatte sich hervorgetan, die sich selbst als »Der Zirkel der Sieben« bezeichnete. Niemand wusste, wer diese Leute waren oder wer sich hinter dieser Bezeichnung verbarg. Dennoch war es dieser Vereinigung bereits gelungen, in schrecklicher Weise auf sich aufmerksam zu machen, indem sie angesehene Bürger des Landes heimtückisch mit hochgiftigen Pilzsporen infiziert und so ermordet hatte.

Oscar Wilde war es gelungen, dem bösen Treiben ein Ende zu setzen, allerdings war sowohl ihm als auch Mycroft Holmes schnell klar geworden, dass dieser Fall möglicherweise nur der Auftakt für einen perfiden Masterplan gewesen war.

Die Zeit sollte es sie lehren, und die Zeit war nun gekommen.

»Wann?«, fragte Wilde.

»Sofort. Es ist dringend.«

Es hätte dieses Nachsatzes nicht bedurft. Wilde wusste ebenfalls, dass es keinen Sinn machte, sich diesem Befehl zu widersetzen, denn die Alternative dazu wäre ein mehrjähriger Gefängnisaufenthalt gewesen, nachdem man ihn wegen Sodomie angeklagt hatte. Wenn er nicht spurte, würde es Holmes ein Leichtes sein, den alten Zustand wieder herbeizuführen, und Wilde würde sich schneller in einer dunklen Zelle wiederfinden, als ihm lieb war.

Er schlüpfte in seine Stiefel, pflückte sich seinen Mantel von der Garderobe in seinem Zimmer und warf ihn sich über.

»Wir können.«

Wheeler nickte anerkennend. Zusammen verließen sie das Hotel und bestiegen eine Droschke, die vor dem Eingang auf sie wartete.

Die Fahrt bis Kensington, wo Mycroft Holmes eine feudale Villa bewohnte, nahm kaum mehr als zehn Minuten in Anspruch. Holmes hatte Wilde auferlegt, jederzeit erreichbar zu sein und sich nicht ohne Erlaubnis weiter als wenige Meilen vom Einsatzhauptquartier zu entfernen.

Der Kutscher ließ die Droschke direkt vor dem unauffälligen Haupteingang ausrollen. Wheeler bezahlte ihn und stieg vor Wilde die drei Stufen zu der dunkelgrünen Tür hinauf. Er betätigte die Klingel.

Irgendwo im Haus schlug ein dumpfer Gong an. Nur wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet, und sie sahen in das Gesicht eines ehrwürdigen Butlers mit hoher Stirn und einem leicht angegrauten Haarkranz. »Ah, Mister Wheeler. Treten Sie bitte ein. Mister Holmes wartet bereits auf Sie.«

»Hallo Meadows, alter Knabe«, gab Wheeler zurück und trat in die großzügige und mit zahlreichen Ölgemälden ausstaffierte Halle.

Oscar Wilde folgte seinem Trainer auf dem Fuß und nickte dem Butler freundlich zu.

Meadows bedachte den Schriftsteller mit einem missbilligenden Blick auf dessen lederne Stiefel, bevor er sich abwandte, um die Tür zu schließen.

Wheeler und sein Begleiter wurden durch einen kurzen Korridor geführt, an dessen Ende sich das Reich des Mycroft Holmes befand, die Schaltzentrale, von der aus er alle strategischen Aktionen plante.

Holmes saß massig hinter seinem wuchtigen Schreibtisch und arbeitete an einem Brief. Seine Feder kratzte in schneller Geschwindigkeit über das teure Papier.

Die beiden Männer traten ein und blieben für fast zwei Minuten regungslos stehen.

Holmes setzte seinen Namen schwungvoll unter das Dokument, betrachtete sein Werk kritisch und blies mit spitzem Mund die Tinte trocken.

Dann legte er Brief und Feder beiseite und sah seine beiden Besucher an. Auf Oscar Wilde blieb sein Blick ruhen.

»Wilde.«

»Mister Holmes?«, gab der Angesprochene zurück und deutete mit einem leichten Grinsen im Gesicht eine Verbeugung an.

»Diesen Firlefanz können Sie sich sparen«, kommentierte der Mann hinter dem Schreibtisch und deutete auf den freien Stuhl davor. »Setzen Sie sich. Ich habe mit Ihnen zu reden.« Mycroft Holmes bedachte Henry Wheeler mit einem kurzen Kopfnicken.

Der ehemalige Elitesoldat zog sich daraufhin wortlos zurück.

Wilde leistete der Einladung des Hausherrn Folge und nahm auf einem knorrigen, alten Holzstuhl Platz, auf dem er sich sofort unbehaglich fühlte. Eine Taktik, vermutete der Schriftsteller. Dieser Stuhl war vermutlich sehr sorgsam und mit Bedacht ausgewählt worden. Auf ihm sollte und durfte der Gast sich nicht entspannen. Wilde begann langsam, einige der psychologischen Tricks zu verstehen, mit denen in dieser Villa gearbeitet wurde.

»Wir sind in Sorge«, begann Holmes das Gespräch, der sich nun voll und ganz und mit ernstem Blick auf seinen Besucher konzentrierte.

Wilde hob fragend eine Augenbraue hoch. »Verraten Sie mir, was Ihnen den Schlaf raubt, und ich gelobe, baldigst Abhilfe zu schaffen.«

Holmes atmete tief durch und schien eine ärgerliche Bemerkung herunterzuschlucken. Stattdessen sagte er: »Wir glauben, dass die Vereinigung, die sich Der Zirkel der Sieben nennt, ihre zerstörerische Arbeit wieder aufgenommen hat. Eine Arbeit wohlgemerkt, die sich gegen das britische Königreich richtet, und dies in höchst perfider und verabscheuungswürdiger Art und Weise.«

Wilde beugte sich auf seinem Stuhl nach vorne. »Was veranlasst Sie zu diesem Glauben? Existieren bereits konkrete Hinweise auf den Zirkel?«

»Nein«, erwiderte Holmes knapp. »Aber was momentan da draußen geschieht, passt genau in das Schema, das wir seit dem Fall der tödlichen Pilzsporen zumindest ansatzweise kennengelernt haben.«

Wilde blickte zum Fenster hinüber. »Da draußen?«

Holmes machte eine herrische Handbewegung. »Der Schauplatz ist dieses Mal die hohe See, Wilde. Vor fast genau einer Woche ist im Atlantik, keine hundert Seemeilen von hier, die HMS Celtic gesunken. Davor traf es die Sea Rose, ebenfalls ein englisches Handelsschiff, und wiederum drei Wochen vorher …«, Holmes blätterte in seinen Unterlagen, »… die HMS Cannon Star, ein Kriegsschiff der britischen Marine.«

Wilde breitete fragend seine gepflegten Hände aus. »Sollte die Kunst der englischen Schiffsbauer etwa zum Erliegen gekommen sein? Baut man hierzulande nur noch Schiffe mit offenen Schotten?«

Holmes’ rechte Faust krachte auf die Schreibtischplatte, sodass das Tintenfass abhob und beinahe umgestürzt wäre.

»Ein für alle Mal, Wilde: Ihr krankhaft veranlagter Humor ist an dieser Stelle vollkommen fehl am Platz. Denn hinter diesen drei Schiffskatastrophen verbirgt sich nicht nur der Verlust von englischem Eigentum und Waren im Wert von Millionen, sondern auch der Tod von nunmehr neunundfünfzig tüchtigen Seeleuten.«

Der Schriftsteller verneigte sich...



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