E-Book, Deutsch, 352 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
French Seit ich dich gefunden habe
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95649-560-1
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Liebesroman
E-Book, Deutsch, 352 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95649-560-1
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Frühstücksspeck verbrannt und ein Feuermelder, der einen Höllenlärm veranstaltet. Wenn das kein gelungenes Katerfrühstück ist. Honey ist genervt und dann mischt sich auch noch ihr unausstehlicher Nachbar Hal ein und beschimpft sie. Er könnte ja zumindest anbieten ihr zu helfen. Stattdessen lässt er sie einfach stehen und verschwindet wieder in seiner Wohnung. Trotzdem, irgendwie hat Honey das Gefühl, dass sich mehr hinter seiner abweisenden Art verbirgt und beschließt nicht einfach aufzugeben und sich mit ihm anzufreunden. Schließlich ist er Koch, da kann er ihr bestimmt einiges beibringen. Doch dann erkennt Honey: Hal ist Blind. Ist es vielleicht eigentlich er, der ihre Hilfe braucht?
Ein erfrischend lustiges und wahrhaft herzerwärmend romantisches Lesevergnügen
Miranda Dickinson
Kat French ist mitten im Black Country geboren und aufgewachsen. Diese Region hat sie nie losgelassen und so lebt sie auch heute noch gemeinsam mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in den englischen Midlands. Kat ist süchtig nach Romantik. Liebt es davon zu lesen, sie zu sehen und natürlich vor allem darüber zu schreiben.
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1. KAPITEL
Irgendwie traurig, sich selbst so etwas zum Valentinstag zu schenken, findest du nicht?“ Honey griff nach einem Vibrator-Modell in grellem Pink und beäugte es angewidert.
„Warum?“ Tash lachte. „Mein letzter war der beste Freund, den ich je hatte. Als er den Geist aufgab, hab ich ihn hinten im Garten beerdigt und ihm zu Ehren einen phallischen Kaktus auf das Grab gepflanzt.“
„Wie hast du’s überhaupt geschafft, dass er kaputtging?“ Stirnrunzelnd betrachtete Honey das dicke neonfarbene Plastikteil in ihrer Hand, das ziemlich robust aussah.
„Er hat wahrscheinlich überdurchschnittlich viel zu tun bekommen“, meldete sich Nell zu Wort. Mit den großen braunen Rehaugen und dem formvollendeten Haarknoten wirkte sie neben den beiden Freundinnen wie die Verkörperung reinster Perfektion.
„Wir können ja nicht alle unser Leben mit Plätzchenausstechen verbringen, Nelly“, tadelte Tash.
„Bisher habt ihr euch noch nie beklagt, wenn meine Plätzchen in eurem Küchenschrank gelandet sind“, gab Nell schnippisch zurück.
„Stimmt“, lenkte Tash ein. „Aber du solltest nicht gerade hier nach neuen Ausstechförmchen suchen. Obwohl … warum eigentlich nicht? Ich würde zu gern sehen, wie deine Schwiegermutter einen Kekspenis in ihren Tee tunkt.“
Nell bedachte die Freundin mit einem ironischen Schmunzeln, doch insgeheim traf Tashs gutmütige Neckerei sie trotzdem ein wenig. War ihr Leben wirklich zu durchschnittlich geworden? Beim Anblick all dieser fremdartigen Gestände in den Regalen um sie herum lag der Verdacht durchaus nahe. Nachdenklich starrte sie vor sich hin. Sie hatte genügend Zeitschriften und Bücher gelesen, um zu wissen, dass es von einer schal gewordenen Ehe bis zur endgültigen Katastrophe nur noch ein kleiner Schritt sein würde.
Was Aussehen und Lebensführung betraf, konnten Tash und Nell gegensätzlicher nicht sein, während Honey sich selbst irgendwo zwischen den beiden einordnete. Bemühte man das Bild einer Ampel, hätte Tash wohl das Grün verkörpert – blitzende smaragdgrüne Augen und ein kokettes Lächeln, bei dem ihr die Männer in Scharen zu Füßen lagen. Nell wäre das Rot – stopp, nicht einfach nach vorn streben, wäre ihre direkte, klare Ansage. Für Honey blieb die Farbe Gelb. Warm, nie ganz eindeutig. Ihr durfte Mann sich nur mit Vorsicht nähern. Nun, angesichts des Nichtvorhandenseins anständiger Männer in ihrem Leben vielleicht sogar am besten gar nicht.
„Er ist rostig geworden.“ Tash, der widerspenstige rote Locken bis über die Schultern fielen, ließ den kundigen Blick über die Regale schweifen. „Fragt mich lieber nicht. Ah, Gott sei Dank, ein wasserfester.“ Sie griff nach einem leuchtend türkisfarbenen Vibrator und drückte einen Kuss auf die Verpackung. „Hallöchen, mein Hübscher, genau dich brauche ich.“ Grinsend ließ sie ihn in den Korb fallen. „Was ist mit dir, Honeysuckle? Irgendwas Nettes für das Wochenende?“ Mit ausladender Geste deutete sie auf die Armee von Vibratoren, die wie ein Trupp einsatzbereiter Soldaten aufgereiht vor ihnen standen.
„Kein Bedarf.“ Honey stellte das pinkfarbene Modell wieder zurück.
„Komm schon, du musst ja nicht gleich die Nase rümpfen“, meinte Tash. „Immerhin ist ja schon eine ganze Weile vergangen seit deinem letzten … äh …“
„So lange nun auch wieder nicht“, gab Honey aufgebracht zurück. Vor mehr als zwölf Monaten hatte sie sich von ihrem letzten Freund getrennt – nicht, dass Mark diese Bezeichnung wirklich verdient gehabt hätte. Sie schien ein Talent dafür zu haben, immer die falschen Männer anzuziehen; Männer, die sich mehr für Fußball und Bier als für Blumen und Romantik interessierten. Oder für den nächsten Orgasmus – natürlich nur den eigenen.
Ihre einzige längere Beziehung hatte sie zu Unizeiten geführt, mit einem Biologiestudenten namens Sean, für den ihr Körper die Erweiterung seiner Fachbücher gewesen war, etwas, an dem man das Ursache- und Wirkungsprinzip studieren konnte. Kein Wunder, dass sich ihr Körper unter einer solch akribischen Begutachtung geweigert hatte zu funktionieren.
„Honey?“ Nell holte sie aus ihren Gedanken, und Honey merkte, dass die beiden Freundinnen gespannt auf eine Antwort warteten.
„Ich weiß nicht. Ein Jahr vielleicht?“ Sie zuckte die Schultern und wandte den Blick ab, als die beiden Frauen sie ungläubig ansahen.
„Verdammt! Ein ganzes Jahr ohne Sex?“ Tash warf einen weiteren Vibrator in den Korb. „Den kauf ich dir. Als Geschenk. Du hast ein bisschen Spaß nötiger als ich.“
„Haha.“ Honey stellte ihn wieder ins Regal. „Vielen Dank, aber verschwende dein Geld nicht. So etwas funktioniert bei mir nicht.“
„Das funktioniert bei jedem, Honey.“
„Nicht bei mir.“
„Hast du’s denn schon mal versucht?“
„Das brauche ich nicht, okay?“ Honey kehrte ihr den Rücken zu, es war ihr unangenehm, welche Wendung das Gespräch genommen hatte. „Ich kann einfach nicht … na ja, ihr wisst schon.“
Zeitgleich drehten die beiden sie wieder zu sich herum.
„Was kannst du nicht?“ Nell runzelte die Stirn.
„Zum Orgasmus kommen?“, flüsterte Tash.
„Starrt mich nicht an, als wäre das ein Verbrechen“, murmelte Honey. Ein Sexshop war kaum der richtige Ort, um darüber zu diskutieren. Sie fühlte sich wie eine Atheistin in der St. Paul’s Cathedral. „Ich bin nicht prüde, ich mag Sex. Ich hab nur nie einen Orgasmus dabei. Nicht weiter wichtig.“
Tash starrte Honey an, als hätte diese plötzlich zwei Köpfe. „Nicht weiter wichtig? Es ist sogar verdammt wichtig! Ich würde sterben, wenn ich nicht wenigstens einmal am Tag komme!“
„Gilt das auch, wenn du mit echten Männern zusammen bist?“, fragte Nell. Ihr mit Brillanten besetzter Ehering funkelte, als sie am oberen Knopf ihrer gepunkteten Seidenbluse zu spielen begann.
Tash tippte mit dem Finger auf die Schachtel in ihrem Korb. „Hiermit stelle ich euch meinen echt tollen neuen Freund vor.“
Honey wandte den Blick ab. Glitzernde rote Herzen hingen überall von der Decke, aber in Reizwäsche gekleidete Puppen, die überall herumstanden, ließen den Laden eher wie eine Lasterhöhle denn wie ein romantisches Liebesnest wirken.
„Was ist das bloß alles für ein Zeug?“, murmelte Nell und machte große Augen, als sie durch den Spalt eines schweren Samtvorhangs traten. Schon schlang sie sich eine dunkle Perlenschnur ums Handgelenk. „Ich wusste gar nicht, dass es hier auch Schmuck gibt.“ Bewundernd betrachtete sie das Armband. „Das würde perfekt zu meinem neuen violetten Kleid passen.“
Tash lachte. „Wie umsichtig von den Herstellern, dass man ihre Analketten so vielseitig verwenden kann.“
Nell nahm die Schnur hastig ab und lief dunkelrot an. „Das ist ja widerlich!“
„Kein vorschnelles Urteil, solange du es nicht selbst probiert hast, mein Liebe.“ Wissend zog Tash die Augenbrauen hoch.
Nell setzte sich hin und schlug züchtig wie eine Schulmeisterin die Beine übereinander. „Ich glaube, ich warte hier auf euch, bis ihr fertig seid.“
„Tu das. Aber nur zu deiner Information, du sitzt auf einer Sexcouch.“ Tash zwinkerte ihr zu.
„Du liebe Güte!“ Nell sprang auf und strich sich den dunkelblauen Bleistiftrock glatt. „Ist denn hier gar nichts normal?“
„Das ist normal, Nell. Simon wäre wahrscheinlich entzückt, dich in einem Ouvert-Slip zu sehen.“
„Ganz sicher nicht. Er würde mich auffordern, das Ding umzutauschen, weil daran etwas fehlt.“
Seufzend schüttelte Tash den Kopf. „Weißt du, damit hast du wahrscheinlich sogar recht.“
Honey streifte die Handschellen ab, die sie anprobiert hatte, und schmunzelte. Simon und Nell waren das perfekte Paar. Eine Sandkastenliebe. Mr. und Mrs. Blümchensex. Er würde vermutlich einen Herzinfarkt bekommen, wenn Nell etwas Gewagteres als ein weißes Höschen anzog. „Komm, Nell, wir gehen. Tash, wir treffen uns in fünf Minuten nebenan.“
„Also, Honey, was die Sache mit den Orgasmen angeht …“, begann Tash, als sie sich zehn Minuten später in der gut besuchten Bar zu den anderen an den Tisch setzte.
Honey seufzte. „Um Himmels willen, fang bloß nicht damit an. Ich muss wirklich nicht darüber reden.“
„Also gut, wie du willst“, beschwichtigte Nell. „Aber … als du sagtest, du könntest nicht … hast du doch nicht gemeint, du hättest noch nie … oder?“
Honey griff resigniert nach ihrem Weinglas. „Es macht mir wirklich nichts aus.“
„Oha, das sollte es aber. Unter anderem ist es nicht gut für die Gesundheit.“
„Nein, Tash. Es wäre wohl eher nicht gut für deine Gesundheit. Ich kann doch nichts vermissen, was ich nie gehabt habe.“
„Bist du hundertprozentig sicher, dass du noch nie …?“, wollte Nell wissen.
„Liebe Güte, Nell, wenn sie einen gehabt hätte, ohne es zu bemerken, dann würde mit ihr in der Tat etwas nicht stimmen!“
Honey räusperte sich. „Falls ihr es vergessen habt: Ich bin noch da, ja?“
„Ich verstehe nur einfach nicht, warum es nicht einmal im Eifer des Gefechts klappt, wenn ich ehrlich sein soll.“ Tash sah aufrichtig verblüfft aus. „Du musst mit den falschen Männern geschlafen haben.“
„Es gibt keinen Grund“, erwiderte Honey gleichgültig.
„Möglicherweise bist du einfach zu verkrampft, um dich richtig zu entspannen.“ Nell sah sie nachdenklich an.
Honey schüttelte den Kopf. „Könntet ihr bitte damit aufhören? Ich bin nicht verkrampft, sondern absolut entspannt. Ich rechne nicht...