French | Eine bittere Wahrheit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 528 Seiten

French Eine bittere Wahrheit

Thriller - Der mörderisch spannende SPIEGEL-Bestseller des englischen Autorenduos
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-641-24117-9
Verlag: C.Bertelsmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller - Der mörderisch spannende SPIEGEL-Bestseller des englischen Autorenduos

E-Book, Deutsch, 528 Seiten

ISBN: 978-3-641-24117-9
Verlag: C.Bertelsmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Sie ist keine Mörderin. Oder doch? Der packende Thriller des Bestsellerduos Nicci French: intelligent konstruiert und absolut süchtigmachend!
Erst seit Kurzem lebt Tabitha wieder im Ort ihrer Kindheit, einem idyllischen Dorf an der englischen Küste. Doch der Wunsch, dort Ruhe zu finden, verwandelt sich in einen Alptraum, als sie des Mordes an ihrem Nachbarn beschuldigt wird. Alle Indizien sprechen gegen sie. Und sie kann sich nicht erinnern, was an jenem 21. Dezember geschehen ist, als im Schuppen hinter ihrem Haus die schlimm zugerichtete Leiche gefunden wurde. Nun sitzt sie in Untersuchungshaft und wartet auf ihren Prozess. Ihre Anwältin rät ihr, sich schuldig zu bekennen. Doch Tabitha spürt, dass sie nicht die Mörderin ist. Und nur sie selbst kann das beweisen.

Ausgezeichnet mit dem Prädikat 'Besonders empfehlenswert' vom Gold Dagger Award der britischen Crime Writers' Association, auf der Shortlist für den besten englischsprachigen Krimi des Jahres!

Hinter dem Namen Nicci French verbirgt sich das Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French. Seit langem sorgen sie mit ihren höchst erfolgreichen Psychothrillern international für Furore. Sie leben im Süden Englands.

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2


Hier lang.« Die kräftig gebaute Aufseherin trug eine gelangweilte Miene zur Schau. Ihr Gang wirkte plump und hart.

»Was?«

»Ihr Beistand wartet.«

»Mein Beistand?«

»Ihre Anwältin. Das hat man Ihnen doch schon gestern gesagt.«

Tabitha konnte sich nicht erinnern. Allerdings konnte sie sich an den Vortag ohnehin kaum erinnern, geschweige denn an die Tage davor. In ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander: Gesichter, starrende Blicke, Fragen, die sie nicht beantworten konnte, Worte, die für sie keinen Sinn ergaben, Menschen, die immer wieder ihren Namen nannten – ihren Namen, ihre Adresse und ihr Geburtsdatum –, Formulare, die man ihr hinschob, Rekorder, die klickend ansprangen, um aufzunehmen, was sie von sich gab, lange Gänge, Neonröhren, Türen, Schlüssel und Gitterstäbe.

»Im Besucherraum«, erklärte die Frau. An ihrer Taille klirrten Schlüssel. »Heute ist kein Besuchstag.«

Der große, rechteckige Raum war grell beleuchtet und mit Reihen kleiner Tische ausgestattet, an denen sich je zwei Stühle gegenüberstanden. An der Wand hingen zwei Getränkeautomaten. Abgesehen von einer Frau mittleren Alters, die an einem der Tische saß und auf den Bildschirm eines Laptops starrte, war der Raum leer. Die Frau nahm die Brille ab, rieb sich das runde Gesicht und setzte sie dann wieder auf, um stirnrunzelnd weiterzulesen. Als Tabitha näher kam, blickte sie auf, erhob sich mit einem kleinen Lächeln und streckte ihr die Hand entgegen. Ihr Händedruck fühlte sich kräftig und warm an. Sie hatte grau meliertes Haar und einen ruhigen Blick. Tabitha empfand einen Anflug von Hoffnung. Diese Frau würde alles regeln.

»Ich bin Mora Piozzi«, stellte sie sich vor. »Man hat mich gebeten, Sie zu vertreten.«

»Was ist mit dem anderen passiert?«, fragte Tabitha. Er war jung und munter gewesen, allerdings auf eine hektische, wenig vertrauenerweckende Art.

»Das war Ihr Pflichtverteidiger. Er hat Ihren Fall auf mich übertragen.«

Sie setzten sich einander gegenüber, wobei ihre Stühle laut über den Linoleumboden streiften.

»Wie geht es Ihnen?«

»Wie es mir geht?« Tabitha widerstand dem Drang, sie anzuschreien. Was war denn das für eine Frage? »Ich bin im Gefängnis eingesperrt und habe keinen blassen Schimmer, was eigentlich gerade abläuft.«

»Es ist meine Aufgabe, Klarheit in die Sache zu bringen und Ihnen zu helfen.«

»Ja.«

»Fangen wir mit den grundlegenden Dingen an. Als Erstes müssen Sie mir sagen, ob Sie damit einverstanden sind, dass ich Sie vertrete.«

»Ja.«

»Gut. Ich habe hier Ihre Gefangenennummer, für den Fall, dass man sie Ihnen noch nicht gegeben hat.«

»Gefangenennummer? Aber ich bin hier doch bald wieder raus. Wieso brauche ich eine Nummer?«

»Hier, bitte.«

Sie schob ihr ein Kärtchen hin, von dem Tabitha laut ablas: »AO3573.« Sie blickte hoch. »Dann bin ich jetzt also eine Nummer.«

»Das ist bloß Bürokratie. Sie brauchen sie für Ihre Besucher.«

»Besucher?«

»Da Sie in Untersuchungshaft sind, haben Sie ein Recht auf drei Besucher pro Woche. Hat Ihnen das noch niemand erklärt?«

»In meinem Kopf schwirrt alles ein bisschen durcheinander.«

Mora Piozzi nickte. »Am Anfang ist es schwer.«

»Ich möchte einfach nur so schnell wie möglich hier raus.«

»Natürlich. Deswegen bin ich ja da. Aber Ihnen ist schon klar, wie die Anklage lautet, Tabitha?«

»Ich weiß, was ich angeblich getan haben soll.«

»Gut. Unser Plan für heute sieht folgendermaßen aus: Ich werde erst einmal für Sie zusammenfassen, was man Ihnen zur Last legt. Anschließend erzählen Sie mir in eigenen Worten, was am einundzwanzigsten Dezember passiert ist.«

»Kann ich Sie vorher noch was fragen?«

»Natürlich.«

»Was für einen Tag haben wir heute?«

»Mittwoch, den neunten Januar.«

»Verstehe.«

Weihnachten und Silvester waren ins Land gezogen, sodass sie sich nun in einem neuen Jahr befand – und in einer neuen Welt.

»Also«, begann Mora Piozzi mit einem Blick auf ihren Laptop. »Hier die Kurzversion: Ihnen wird zur Last gelegt, am Freitag, dem einundzwanzigsten Dezember zwischen halb elf Uhr vormittags und halb vier Uhr nachmittags Stuart Robert Rees ermordet zu haben.«

»Warum?«

»Wie bitte?«

»Warum in diesem Zeitraum?«

Piozzi überflog ihre Notizen.

»Es gibt eine Überwachungskamera. Sie ist am Dorfladen angebracht. Sein Wagen ist dort vorbeigefahren.« Sie blickte erneut auf den Laptop. »Um zehn Uhr vierunddreißig. Und wie Sie wissen, wurde seine Leiche um halb fünf entdeckt.«

»Ja«, antwortete Tabitha mit schwacher Stimme. Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Aber dann bleibt doch eine Stunde übrig, zwischen halb vier und halb fünf.«

»Wenn ich das richtig verstanden habe, geht der Gerichtsmediziner davon aus, dass Rees mindestens schon eine Stunde tot war, als seine Leiche entdeckt wurde.«

Piozzi sprach in leisem, ruhigem Ton weiter, als wäre das alles reine Routine. »Seine Leiche wurde von Andrew Kane in einem Schuppen nahe Ihrer Hintertür aufgefunden, eingehüllt in Plastikfolie. Sie selbst befanden sich zu dem Zeitpunkt im Haus. Stuart Rees’ Wagen stand hinter Ihrem Haus, außer Sichtweite von der Straße. Seine Leiche wies etliche Messerstiche auf, doch die eigentliche Todesursache war die Durchtrennung der Arteria carotis«. Sie blickte hoch. »Das ist die Halsschlagader. Sie waren von oben bis unten voll Blut, seinem Blut, und auch das Sofa, auf dem Sie saßen, hat eine Menge davon abbekommen.«

»Aber das ist doch erst passiert, nachdem er schon tot war«, wandte Tabitha ein.

Piozzi tippte auf die Tastatur des Laptops. »Die Polizei hat alle im Dorf befragt und …«

»Moment mal.«

»Ja?«

»Da muss doch viel Betrieb gewesen sein, ein Kommen und Gehen. Die Polizei kann unmöglich alle befragt haben.«

»An dem Tag war das anders.«

»Wie meinen Sie das?«

»Erinnern Sie sich denn nicht? Es war ein sehr stürmischer Tag, und eine riesige, von Braunfäule befallene Kastanie wurde vom Sturm entwurzelt und fiel quer über die Straße. Niemand kam ins Dorf rein oder raus. Allem Anschein nach dauerte es einen Großteil des Tages, bis die Durchfahrt wieder frei war.«

»Das wusste ich nicht.«

»Aber Sie waren doch dort, Tabitha, und zwar den ganzen Tag. Sie müssen es gewusst haben.«

»Ich wusste es «, wiederholte Tabitha. Es kam ihr vor, als würden ihr die letzten Bruchstücke von Erinnerung wie Wasser durch die Finger rinnen. »Besser gesagt, ich weiß nicht mehr, ob ich es wusste.«

»Die Polizei hat eine Liste von allen, die sich am einundzwanzigsten Dezember in Okeham aufhielten. Es liegt auch Ihre Aussage vor, der zufolge Sie die meiste Zeit des Tages in Ihrem Haus verbracht haben. Darüber hinaus liegen der Polizei etliche Zeugenaussagen vor, die ich bisher allerdings noch nicht einsehen konnte. Vorerst haben wir nur einen zusammenfassenden Polizeibericht. Den Rest bekomme ich später, rechtzeitig vor dem ersten Gerichtstermin.«

»Der Verhandlung, meinen Sie?«

»Nein. Am siebten Februar findet erst einmal die offizielle Anklageerhebung statt. Da müssen Sie dann sagen, worauf Sie plädieren. Sie wissen schon, schuldig oder nicht schuldig.«

»Besteht denn nicht die Chance, dass sich das Ganze bis dahin als Irrtum entpuppt und man mich gehen lässt?«

Mora Piozzi zog eine Grimasse, die wenig Ähnlichkeit mit einem Lächeln hatte. »Wir sollten nicht zu weit vorausgreifen. Jetzt erzählen Sie mir doch bitte mal, woran Sie sich in Bezug auf den einundzwanzigsten Dezember erinnern. Lassen Sie sich Zeit.«

Tabitha nickte. Sie schloss die Augen, öffnete sie jedoch gleich wieder. Woran erinnerte sie sich? Es war, als versuchte sie in ein nächtliches Schneetreiben zu blicken, ein schwindelerregendes Zwielicht, in dem alles auf den Kopf gestellt war und der Boden unter ihren Füßen wankte.

»Ich bin früh aufgewacht«, begann sie. »Aber ich glaube nicht, dass ich gleich aufgestanden bin. Es war kalt draußen, ein scheußlicher Tag. Ich erinnere mich an Schneeregen, richtiges Matschwetter, mit heftigem Wind. Als ich mir dann Frühstück machen wollte, merkte ich, dass ich keine Milch mehr hatte, deswegen zog ich einfach eine Jacke über meinen Schlafanzug und ging zum Dorfladen. Ich glaube, ich habe mir auch eine Zeitung gekauft.«

»Um welche Zeit war das?«

»Keine Ahnung, ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Danach bin ich wieder nach Hause gegangen.«

»Sind Sie später noch mal raus?«

»Ich war schwimmen. Ich gehe immer schwimmen.«

»In welchem Bad?«

»Was meinen Sie?«

»Wo ist das nächste Schwimmbad, und wie sind Sie da hingekommen? Vergessen Sie nicht, die Straße war nach zehn nicht mehr passierbar, also müssen Sie vorher hin- und zurückgekommen sein.« Sie sprach mit einem warnenden Unterton.

»Im Meer.«

Piozzis Augenbrauen schossen hoch. »Sie waren mitten im Winter im Meer schwimmen, an einem Tag, den Sie gerade als scheußlich beschrieben haben?«

»Das mache ich jeden Tag«, antwortete Tabitha. »Ohne Ausnahme. Das ist eine Regel, die ich für mich selbst aufgestellt habe. Ich brauche das.«

»Darum beneide ich Sie aber nicht. Auch wenn Sie bestimmt einen Neoprenanzug tragen.«

»Ich...


French, Nicci
Hinter dem Namen Nicci French verbirgt sich das Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French. Seit langem sorgen sie mit ihren höchst erfolgreichen Psychothrillern international für Furore. Sie leben im Süden Englands.



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